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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schicksalhafte Familiengeschichte

Das Mädchen, das unsere Herzen brach
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Das Mädchen, das unsere Herzen brach

Julian Leatherdale


Robbie Fox feiert im Sommer 1914 seinen dreizehnten Geburtstag. Seinen Eltern gehört das legendäre Hotel "The Palace", das majestätisch auf Klippen ...

Das Mädchen, das unsere Herzen brach

Julian Leatherdale


Robbie Fox feiert im Sommer 1914 seinen dreizehnten Geburtstag. Seinen Eltern gehört das legendäre Hotel "The Palace", das majestätisch auf Klippen im australischen Busch steht. Zu seinem Geburtstag erwartet Robbie ein große Anzahl an Gästen. Nur Angie, seine elfjährige Freundin, hat keine Einladung erhalten. Sie ist darüber schrecklich wütend, denn sie schwärmt sehr für das Hotel und ihren Freund Robbie. An diesem Tag geschieht etwas so Schreckliches, dass sich das legendäre Palace Hotel in einen Palast der Tränen verwandelt.

Einhundert Jahre später droht die erfolgreiche Schriftstellerin Monika alles zu vergessen. Ihre Alzheimer-Erkrankung schreitet mit riesigen Schritten voran. Sie scheint sich allerdings noch immer zu fragen, was vor Jahren mit Angie geschah. Das Schicksal dieser Frau scheint ihr immens wichtig zu sein und deshalb beginnt ihre Tochter Lisa nachzuforschen was damals geschah. Dabei stößt sie auf ein bewegendes Familienschicksal...

Die australische Familiengeschichte wird aus wechselnden Perspektiven und in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Es gibt einen aktuellen Handlungsstrang, in dem man Lisa dabei beobachtet, wie sie die Puzzleteile ihrer Familiengeschichte zusammensucht und dadurch langsam dem Geheimnis, was aus Angie geworden ist, auf die Spur kommt. Außerdem gibt es viele Rückblicke in die Vergangenheit, sodass man nach und nach einen guten Eindruck vom Leben im Palace und all seinen Bewohnern bekommt.

Da man am Anfang der Kapitel durch eine Überschrift erfährt, welche Figur im Mittelpunkt der folgenden Handlung steht und Auskunft über den Handlungsort und die jeweilige Jahreszahl erhält, fällt es relativ leicht, die Übersicht über die verschiedenen Handlungsstränge zu behalten. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar, sodass man sich problemlos auf die Erzählung einlassen kann. Julian Leatherdale beschreibt die Handlungsorte und Protagonisten außerdem so lebendig, dass man sie beim Lesen sofort vor Augen hat. Damit ist der Grundstein für ein paar wunderschöne Lesestunden bereits früh gelegt. Die Geschichte ist durchgehend interessant. Historische Begebenheiten, wie z.B. der Hass, dem australische Bewohner mit deutschen Wurzeln während der Kriegszeiten ausgesetzt waren, sorgen außerdem dafür, dass man das Leben im damaligen Australien mit ganz anderen Augen betrachtet. Doch auch sonst hat das Palace-Hotel einige Geschichten zu bieten, die das Buch zu einem echten Pageturner machen. Das Ende kann übrigens mit einer ganz besonders überraschenden Wendung punkten.

Ich habe mich beim Lesen dieser australischen Familiengeschichte sehr gut unterhalten und mochte das Buch nur ungern aus der Hand legen. Denn die Erzählung hat mich durchgehend gefesselt. Allerdings muss ich zugeben, dass mich die ähnlichen Namen, von denen es in der Geschichte einige gibt, manchmal ein wenig ins Schwitzen gebracht haben, sodass ich dann kurz überlegen musste, wer das nun eigentlich ist und in welchem Verhältnis die Person zu den anderen Akteuren steht. Namen, die nicht ganz so ähnlich klingen, bzw. ein Personenregister, wären da sicher ein wenig hilfreicher gewesen. Dennoch hat mir der australische Schmöker sehr gut gefallen und wird mir lange im Gedächtnis bleiben.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Remember Mia
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Remember Mia

Alexandra Burt


Estelle kommt schwerverletzt in einem Krankenhaus zu sich. Man hat sie nach einem Autounfall vom Grunde einer Schlucht geborgen. Obwohl auch eine Schusswunde unter ihren ...

Remember Mia

Alexandra Burt


Estelle kommt schwerverletzt in einem Krankenhaus zu sich. Man hat sie nach einem Autounfall vom Grunde einer Schlucht geborgen. Obwohl auch eine Schusswunde unter ihren zahlreichen Verletzungen ist, kann Estelle sich nicht erinnern was geschehen ist. Vor dem Unfall verschwand ihre sieben Monate alte Tochter spurlos aus der gut gesicherten Wohnung. Niemand weiß wo Mia ist und was mit ihr geschehen ist. Hat Estelle selbst etwas mit dem Verschwinden zu tun?


Der Einstieg in Alexandra Burts Thriller gelingt mühelos, da man, ohne langatmiges Vorgeplänkel, gleich mitten ins Geschehen geworfen wird. Man beobachtet, wie die Hauptprotagonistin nach einem Autounfall zu sich kommt und offensichtlich erstaunt ist, das alles überlebt zu haben. Was genau geschehen ist erfährt man allerdings nicht, denn Estelle kann sich nicht erinnern. Durch den dramatischen Einstieg ist das Interesse an der Handlung sofort geweckt.

Das Geschehen wird in der Ich-Form, aus der Sicht der Hauptprotagonistin Estelle, erzählt. Dadurch betrachtet man den Handlungsverlauf ziemlich einseitig und kann nicht richtig einordnen, ob das, was Estelle berichtet, sich wirklich so zugetragen hat oder ob das alles nur ihrer Fantasie entspringt. Man ist also hin- und hergerissen und weiß nicht so recht, was man eigentlich glauben soll. Dadurch baut sich bereits früh eine unterschwellige Spannung auf, die dazu führt, dass man den Anfang geradezu verschlingt.

Leider fällt es nicht ganz leicht, Estelles Handlungen nachzuvollziehen, denn sie agiert zuweilen so, wie man das selbst wahrscheinlich nicht getan hätte und setzt sich dadurch in ein schlechtes Licht. Es ist also nicht ganz einfach Estelles Handlungen nachzuvollziehen und dadurch wirkt die Erzählung stellenweise stark konstruiert. Im weiteren Verlauf der Handlung lässt die Spannung leider etwas nach, da es Gespräche gibt, die das Geschehen zäh und langatmig wirken lassen. Das Ende kann dann allerdings wieder durch überraschende Wendungen punkten.

Ich habe mich beim Lesen recht gut unterhalten. Wobei ich zugeben muss, dass mein Interesse an der Handlung im Mittelteil etwas nachgelassen hat. Der Schluss hat mir dann allerdings, durch die überraschenden Wendungen, wieder sehr gut gefallen. Da ich Estelles Verhalten nicht immer nachvollziehen konnte und dadurch alles arg konstruiert und übertrieben fand, vergebe ich "nur" drei von fünf Bewertungssternchen.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend und brandaktuell

Die Strömung
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Die Strömung



Als die Großmutter nur ganz kurz ans Telefon eilt, wird ihre Enkelin beim Spielen im Sandkasten ermordet. Auf der Suche nach Täter und Motiv tappt das Ermittlerteam, dem auch Olivia Rönning ...

Die Strömung



Als die Großmutter nur ganz kurz ans Telefon eilt, wird ihre Enkelin beim Spielen im Sandkasten ermordet. Auf der Suche nach Täter und Motiv tappt das Ermittlerteam, dem auch Olivia Rönning zugeteilt ist, zunächst im Dunkeln. Denn wer könnte ein Interesse daran haben, ein dreijähriges Mädchen zu töten? Doch wenige Tage später wird in der Nähe von Stockholm ein weiteres Kind auf die gleiche Art und Weise getötet. Beide Kinder hatten ausländische Wurzeln. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass ihre Eltern von einer rassistischen Gruppierung bedroht wurden. Liegt dort das Motiv?

Nach "Die Springflut" und "Die dritte Stimme" liegt mit "Die Strömung" nun der dritte Band um die Polizistin Olivia Rönning und den ehemaligen Kriminalkommissar Tom Stilton vor. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, können sie durchaus unabhängig voneinander gelesen werden. Den aktuellen Ermittlungen kann man auch ohne Vorkenntnisse aus den vorherigen Bänden folgen. Allerdings haben die Protagonisten im Lauf der Reihe bereits einige Weiterentwicklungen durchgemacht, die man einfach besser nachvollziehen und genießen kann, wenn man die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest.

Es gelingt dem Autorenpaar mühelos, das Interesse an dem aktuellen Fall bereits früh zu wecken. Man verfolgt gebannt die Ermittlungen und die Spannung steigt dabei kontinuierlich an. Es kommt zu einigen überraschenden Wendungen, die Unglaubliches ans Tageslicht bringen. Dadurch gerät man förmlich in den Sog der Handlung und mag sich nur schwer davon lösen. Die Charaktere wirken authentisch und lebendig, sodass nicht nur die eigentlichen Ermittlungen, sondern auch die privaten Nebenhandlungen ein durchgehend spannendes Lesevergnügen garantieren. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen lebhaft vorstellen und sich deshalb ganz auf die spannende Handlung einlassen.

Ich habe mich beim Lesen dieses Kriminalromans durchgehend spannend unterhalten. Die Handlung hat mich bereits früh in ihren Bann gezogen, sodass ich das Buch erst aus der Hand legen mochte, als ich am Ende angekommen war. Manchmal ist mir die Stimmung in skandinavischen Krimis zu düster und schwermütig, das war bei diesem Exemplar allerdings keinen Moment der Fall. Ich habe mit den Charakteren mitgefiebert und jede Seite genossen. Deshalb vergebe ich auch fünf begeistere Bewertungssterne und freue mich bereits jetzt auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Weniger wäre hier sicher deutlich mehr gewesen

Kein Sommer ohne Liebe
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Kein Sommer ohne Liebe

Mary Kay Andrews


Greer ist Location-Scout und soll für einen Film den perfekten Drehort finden. Der kleine Küstenort Cypress Key scheint alle Kriterien zu erfüllen, die der Regisseur ...

Kein Sommer ohne Liebe

Mary Kay Andrews


Greer ist Location-Scout und soll für einen Film den perfekten Drehort finden. Der kleine Küstenort Cypress Key scheint alle Kriterien zu erfüllen, die der Regisseur Greer bei ihrer Suche mit auf den Weg gegeben hat. Allerdings ist der Bürgermeister Eb nicht ganz so angetan von der Tatsache, dass eine Filmcrew das Leben in dem sonst eher verschlafenen Ort gehörig durcheinanderwirbelt. Greer geht ganz in ihrem Job auf und versucht den Bürgermeister auf ihre Seite zu ziehen. Da der aber mit einer Szene, in der das alte Kasino des Örtchens in die Luft gesprengt werden soll, gewaltige Probleme hat, geraten die beiden aneinander....


Der Einstieg in Mary Kay Andrews Sommer-Roman gelingt mühelos. Durch den lockeren und leichten Schreibstil lässt sich die Geschichte wirklich gut lesen. Man kann sich die beschriebenen Szenen ohne Schwierigkeiten vorstellen. Da Covergestaltung, Buchtitel und Inhaltsangabe auf ein sommerliches Leseabenteuer hoffen lassen, in dem Herzklopfen und Romantik eine große Rolle spielen, lehnt man sich entspannt zurück, um die zu erwartenden Liebesverwicklungen zu genießen.

Leider stellt man schnell fest, dass man die handelnden Personen eher distanziert betrachtet und nicht richtig mit ihnen mitfühlt. Romantik und Liebe sucht man auch vergeblich, denn das Knistern zwischen den beiden Hauptakteuren wird so gut wir gar nicht vermittelt. Man hat nicht das Gefühl, dass die beiden irgendwas füreinander empfinden, da alles recht gefühlsarm beschrieben wird. In Liebesromanen ist es ja normal, dass es neben dem Handlungsstrang um die beiden Hauptakteure auch noch einige Nebenhandlungen gibt. Mary Kay Andrews hat es in diesem Roman damit allerdings etwas zu gut gemeint, denn es gibt etliche Nebenstränge, die in die Handlung geworfen werden, ohne dabei irgendetwas zu vertiefen. Dadurch wirkt die Gesamthandlung zu gewollt und konstruiert. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen!

Ich bin ja eigentlich gar kein Freund romantischer Liebesverwicklungen und glücklich aufseufzender Heldinnen, doch das, was in dieser Hinsicht in "Kein Sommer ohne Liebe" geboten wird, war selbst mir zu wenig. Ich hatte leider nicht einen Moment das Gefühl, dass Greer und Eb überhaupt irgendetwas füreinander empfinden und dass es zwischen ihnen knistert. Sie kamen mir eher vor wie flüchtige Bekannte, die nur zufällig miteinander zu tun haben. Die anderen Handlungsstränge konnten mich leider auch nicht begeistern, da für mich alles nur angeschnitten, nicht vertieft und dadurch zu konstruiert wirkte. Positiv aufgefallen ist mir allerdings der lockere und leichte Schreibstil. Da mir das allerdings deutlich zu wenig für einen Liebesroman ist, fällt meine Bewertung auch eher verhalten aus. Ich vergebe leider nur zwei von fünf Bewertungssternchen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine dramatische Geschichte, die tief berührt

Das Haus der verlorenen Kinder
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Das Haus der verlorenen Kinder

Linda Winterberg

Roman

In dem kleinen norwegischen Ort Loshavn leben Lisbet und Oda. Die beiden jungen Frauen verbindet seit Kindertagen eine tiefe und innige Freundschaft. ...

Das Haus der verlorenen Kinder

Linda Winterberg

Roman

In dem kleinen norwegischen Ort Loshavn leben Lisbet und Oda. Die beiden jungen Frauen verbindet seit Kindertagen eine tiefe und innige Freundschaft. 1941 kommen deutsche Soldaten in den Ort. Sie lenken das Schicksal der beiden Frauen in unvorhergesehene Bahnen. Denn Lisbet und Oda verlieben sich in zwei schmucke Soldaten. Diese Liebe verlangt den Freundinnen einiges ab, denn dadurch gelten sie in der norwegischen Gesellschaft als Verräterinnen. Als beide schwanger werden, nimmt das Schicksal seinen Lauf....

Der Einstieg in Linda Winterbergs fiktive Erzählung gelingt mühelos. Denn die Autorin weckt bereits auf den ersten Seiten das Interesse an der Handlung. Diese wird in verschiedenen Handlungssträngen erzählt. Es gibt Rückblicke in die Vergangenheit, in denen man nach und nach mehr über das Leben von Lisbet und Oda erfährt und einen aktuellen Handlungsstrang, der die Ereignisse im Jahr 2005 in Wiesbaden erzählt. Dort lernt die junge Deutsche Marie in einem Altersheim eine faszinierende alte Dame kennen, zu der sie sich spontan hingezogen fühlt. Ein altes Tagebuch sorgt dafür, dass Marie sich auf die Spuren ihrer eigenen Familiengeschichte macht und dabei Hinweise erhält, die sie schließlich nach Norwegen führen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und angenehm lesbar. Sie beschreibt die jeweiligen Szenen so lebendig, dass man ganz in die Geschichte eintauchen kann. Dabei gelingt es ihr hervorragend, die historischen Fakten so in ihre fiktive Geschichte einzubetten, dass man ganz nebenbei noch Hintergrundwissen zur damaligen Lage in Norwegen, dem Schicksal von Frauen, die sich mit deutschen Soldaten einließen, und den deutschen Lebensbornheimen erhält. Da ihre Protagonisten so lebendig wirken, fiebert man schon bald regelrecht mit ihnen mit und gerät dadurch unwillkürlich in den Bann der Handlung.

Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten und habe das Buch deshalb regelrecht verschlungen. Ich konnte mich kaum von der Handlung lösen. Besonders die Rückblicke in die Vergangenheit der beiden norwegischen Frauen hat mich sehr berührt. Ich vergebe deshalb alle fünf Bewertungssterne und eine begeisterte Leseempfehlung!