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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2018

Horror der etwas anderen Art

Hex
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Meinung

Ohne die Handlung vorweg zu nehmen ein kleiner Hinweis direkt zu Beginn. Hex ist, auch wenn der Klappentext etwas anderes suggerieren mag, kein typischer Splatterhorror. Das hier angezielte Grauen ...

Meinung



Ohne die Handlung vorweg zu nehmen ein kleiner Hinweis direkt zu Beginn. Hex ist, auch wenn der Klappentext etwas anderes suggerieren mag, kein typischer Splatterhorror. Das hier angezielte Grauen kommt aus einer ganz anderen Ecke, worauf ich im Verlauf noch weiter eingehen werde. Ich finde es wichtig dies zu erwähnen, um eventuellen Enttäuschungen entgegen zu wirken. Ich selbst hatte eine ganz andere Art von Geschichte erwartet, alleine schon aufgrund der vielen positiven Leserstimmen. Dass es dann ganz anders kam, ließ ich erst einmal außer Acht und um mich auf das mir Dargebotenen einzulassen.

Ein, den Leser verwirrender, Beginn kann nicht darüber hinweg täuschen, was Olde Heuvelt tatsächlich mit seinem Werk beabsichtigt hat. Denn der wahre Horror geht in diesem Roman nicht von der "einer dunklen Bedrohung" aus, ja nicht einmal von der, das Dorf "heimsuchenden", Hexe. Hexe Kathrine dient lediglich als Aufhänger, für den Schrecken sorgen die Bewohner Black Springs selbst. So entführt der Autor seine Leser tief in das Wesen der menschlichen Abgründe und zeigt damit, dass wir nicht weit in der Fantasy suchen müssen, um wahres Entsetzen zu finden. Genau dieser Aspekt hat mich nach den ersten Kapiteln versöhnt und ich wurde regelrecht in die Geschichte hineingezogen. Und das wohlgemerkt bei einem sehr leichtem Tempo und mit nur zunehmend aufbauender Spannung. Es ist nicht das, von sich selbst entstehende Bedürfnis, weiterlesen, sondern die eigene Ungeduld, nun endlich das Ende erfahren zu wollen. Generell keine wirklich schlechte Eigenschaft, einen hochkarätigen Spannungsroman bildet sich durch diese Eigenschaft jedoch nicht heraus.

Von der zuvor genannten, durch die Menschen selbst erzeugte, düsteren Stimmung profitieren allerdings die Figuren in einem fast schon übertriebenem Maße. In Hex ergeben sich nicht nur die Fragen, zu was ein Mensch fähig ist und wie weit er dabei bereit ist zu gehen. Es sind vor allem die Gefühle, auf die Heuvelt setzt und dabei breit gestreut die unterschiedlichsten Charaktere aufeinanderprallen lässt.

So spitzt sich die Stimmung bis zu einem gewissen Grad zu, um sich dann im zweiten Abschnitt mit einem nicht sehr schönen Cliffhanger zu verabschieden. Was zunächst nach einem perfekten Grund klingen mag, um weiter zu blättern, ließ mich dann auf den nächsten Seiten - wie bereits zu Beginn - erneut verwirrt pausieren. Denn mit einem Mal war ich im dritten Teil angekommen und wusste zunächst nicht so recht, wie ich die neuen Informationen verarbeiten sollte. Diese prasselten nur so auf mich herab und ich hatte wirklich das Gefühl, einiges verpasst zu haben. Heuvelt halt sicherlich hat ein Händchen dafür, seine Leser mit Emotionen zu überschütten, treibt es in diesem letzten Abschnitt für meinen persönlichen Geschmack allerdings zu weit.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diejenigen, die den Roman genossen haben, diesen gerne verfilmt sehen würden. Generell wäre ich dem nicht abgeneigt, allerdings nur, wenn es sich dabei um eine Serie und nicht um einen weichgespülten Hollywoodstreifen nach Schema F handelt.

Fazit



Sicher ist Hex nicht die erste Wahl, erwartet man einen klassischen Splatterhorror. Doch allen, die es nicht gerne all zu blutig haben und die das Abtauchen in die Abgründe unsere Gesellschaft vorziehen, lege ich diesen Roman eingeschränkt ans Herz. Mit erschreckenden Parallelen zu dem Leben um uns herum sowie der sich langsam anbahnenden Anspannung war HEX für mich zu weiten Teilen ein Pageturner, wäre der Einbruch im letzten Abschnitt nicht gewesen. Für Unentschlossene lohnt sich ein Blick auf weitere Besprechungen, zwei habe ich euch als Anhaltspunkte angefügt.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Abbruchrezension

Winterglanz
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Ich verrate euch heute einmal, was mich in der Buchbranche wirklich sauer macht. Werbung wie etwa diese hier

„DAS Winterbuch des Jahres.“

„Nantucket im Winter: Eine kleine Pension, große Gefühle und ...

Ich verrate euch heute einmal, was mich in der Buchbranche wirklich sauer macht. Werbung wie etwa diese hier

„DAS Winterbuch des Jahres.“

„Nantucket im Winter: Eine kleine Pension, große Gefühle und über allem der Zauber von Weihnachten.“

„Herzerwärmend und herzzerreißend zugleich! Ein Hochgenuss fürs ganze Jahr.“

die komplett am Inhalt vorbei geht. Da hilft auch die tolle Gestaltung von Umschlag und Klappeninnenseiten nicht mehr, im Gegenteil. Bei dieser Art von Marketing mit dem Inhalt, der mich dann tatsächlich erwartet hat, komme ich mir jedes Mal wirklich sehr veralbert vor. Denn diese Gefühle, die mir so sehr angepriesen worden sind, habe ich vergeblich gesucht. Nach den ersten Seiten wollte ich es schon weglegen und mir dann doch einen Ruck gegeben, es weiter zu versuchen. Um es dann wieder nach wenigen Seiten genervt zurück auf den Stapel zu legen. Es mag sein, dass sich der Stil im weiteren Verlauf der Handlung noch ändern könnte, die bisher zurück gelegten Seiten haben jedoch nicht diesen Kampfgeist in mir ausgelöst, um bis zum Ende am Ball zu bleiben.

Die verwendeten Sätze sind kurz, teilweise wirklich sehr kurz. Dazu kommt der im Präsens gehaltene Schreibstil, der mir ohnehin schon in den meisten Romanen sauer aufstößt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies im Original gut funktionieren kann. In der deutschen Übersetzung allerdings führt dies zu einer abgehakten und gefühlskalten Erzählung. Und dann macht sie dies. Und dann macht er das. Gefühle werden in (kurzen) Nebensätzen angedeutet. So stelle ich mir „Das Winterbuch des Jahres“ ehrlich gesagt nicht vor.

Ich war wirklich dazu bereit, über diesen Schreibstil bzw. diese Übersetzung (?) hinweg zu sehen, wäre nicht diese furchtbare Erklärung gewesen, warum einer der Söhne der Familie keinen anderen Ausweg sah, als zu den Marines zu gehen. Spoiler: Er wurde als Kind Zuhause nicht geschlagen. Und durch dieses ungeheuerliche Verhätscheln konnte er als Jugendlicher nur auf die schiefe Bahn geraten. Natürlich, alles andere wäre realitätsfern und unlogisch. Bis zu diesem Punkt wollte ich den Roman wirklich hinter mich bringen, um einen netten kleinen Rant verfassen zu können aber nun gut, Winterglanz und ich – es sollte einfach nicht sein.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Eingeschränkte Leseempfehlung

Immer diese Herzscheiße
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Meinung

Immer diese Herzscheiße ist mein erstes Buch der Autorin, wobei mir erst nach Übersenden des Romans aufgefallen war, dass ich ein weiteres Buch von ihr – Wir waren hier – auf dem Stapel ungelesener ...

Meinung



Immer diese Herzscheiße ist mein erstes Buch der Autorin, wobei mir erst nach Übersenden des Romans aufgefallen war, dass ich ein weiteres Buch von ihr – Wir waren hier – auf dem Stapel ungelesener Bücher liegen habe.

Bei richtig guten Büchern werden meine Bewertungen recht kurz. Richtig schlechte Geschichten führen zu überlangen Rezensionen. Und dann sind da noch diese Bücher, die ich nicht so recht einzuschätzen weiß und deren Beurteilung zu einer größeren Herausforderung wird. Zu eben jeden Büchern gehört auch Immer diese Herzscheiße.

Warum gestaltet sich das Verfassen der Rezension aber nun so schwierig für mich und warum hätte ich es, wäre es nicht eben ein Rezensionsexemplar gewesen, nach dem ersten Abschnitt am liebsten abgebrochen? Es liegt am von Rademacher gewählten Stil. Dieser ist gleichzeitig Höhepunkt und Todesurteil.

Ich habe es selten erlebt, dass sich eine Autorin so gut in in die Denkweise und das Gefühlsleben einer ‚problematischen‘ Fünfzehnjährigen hineinversetzen kann, wie in diesem Roman. Protagonistin Sarah wirkt dadurch wahnsinnig authentisch und ich sehe da viel, was mir selbst bzw. besonders meiner Schwester in dem Alter durch den Kopf gegangen ist. Romane dieser Art (Schwierige Jugendliche, problematisches Umfeld, keine Perspektiven) werden oft aus einer harten, jedoch gefühlsfernen Sicht geschildert. Man hat den Einblick in die Gedanken der umliegenden Personen und nimmt deren Sichtweisen an. Man findet es falsch, dass dieser Jugendliche so sehr abdriftet und dass man weiß, ‚aus dem wird nichts‘.

In dem Fall von Immer diese Herzscheiße erzählt Sarah die Geschichte aus ihrer Sicht und sieht natürlich nichts Verwerfliches darin, die Schule abzubrechen und eine ‚Hartz IV Karriere‘ zu starten. Wieso sollte es auch anders sein? Zerrüttete Familienverhältnisse, Freunde mit Vorstrafen und ein Umfeld, welches fast nur aus Arbeitslosen besteht. Sarah kennt es nicht anders und da kann in ihren Augen auch ein überengagierter Deutschlehrer erst einmal nichts daran ändern. Im weiteren Verlauf schildert der Roman mögliche Perspektiven, auf die ich natürlich hier nicht weiter eingehen werde.

„[…] jeder kann ja eigentlich alles sein. Nur bei uns im Viertel eben nicht.“ – Seite 89

Interessant ist die Geschichte allemal und wie bereits geschildert ist der Autorin das Erschaffen ihrer Protagonistin wahrlich gelungen. Allerdings stößt es mir immer noch auf, dass sich Sarahs Art zu sprechen im kompletten Text wiederfindet. Durch die Erzählweise in der 1. Person muss man sich als Leser durch 320 Seiten Umgangssprache durcharbeiten und dabei versuchen, nicht daran zu verzweifeln. Um das Authentische noch zu unterstreichen, dürfen Rechtschreibfehler nicht fehlen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass dieses Buch eine ganz andere Zielgruppe als mich anspricht und gerade meine Texte sind, trotz mehrmaligem Durchlesen, sicher nie gänzlich fehlerfrei. Jedoch kann – und sollte – ich von einem Jugendbuch das Zwölf- bis Fünfzehnjährige anspricht einen Text erwarten können, der sich eben nicht einem ‚Schreiben nach Gehör‘ beugt.

„Ach, das ist ja wie in der Toskana mit den Züpressen!“ – Seite 37

Ein Roman der Autorin für ‚ältere Leser‘ würde mich sehr reizen, denn zwischen all den jugendlichen Ergüssen stecken hier und da wundervolle kleine Zeilen, die fast schon poetisch anmuten. Und auch hier bin ich mir sicher, wäre der Roman in einer etwas anderen Art verfasst worden, hätte er mir sicher sehr gut gefallen können.

„Es kommt eben nicht auf die Menge der Zeit an, sondern auf die Art, wie wir zusammen sind.“ – Seite 233

Ich weiß, eine Grenze zu ziehen ist wirklich schwierig. Ein Buch wie dieses steht jenen gegenüber, die Jugendliche aufweisen, die wie Fünfunddreißigjähre klingen und auch sonst deren Hobbys und Musikgeschmäcker aufweisen. Den Punkt genau in der Mitte zu treffen, damit ich zu 100 % begeistert bin, ist aber nicht die Aufgabe der Autoren. Ein Buch, dass Jugendliche abholt und sie zum Lesen animiert, kann nie verkehrt sein. Da hilft auch mein Einwand während der Leserunde ‚Auch als ich in Sarahs Alter war, habe ich Bücher in so einem Stil schon nicht leiden können‘ nichts. Ich könnte wirklich damit Leben, hätte man auf die absichtlichen Fehler verzichtet.

Fazit



Wem ein authentischer jugendlicher Schreibstil nicht abschreckt, sollte mit Sicherheit das Experiment Immer diese Herzscheiße wagen. Inhaltlich bringt der Roman sein behandelndes Thema treffend auf den Punkt. Aus alten Mustern auszubrechen, sich gegen vermeintliche Freunde stellen und neue Wege einzuschlagen kann beängstigend sein und es gibt sicher genug, die sich hier wiedererkennen werden. Auch wenn ich mich die Art, wie der Roman verfasst wurde, im weiteren Verlauf weniger störte wie noch zu Beginn, empfand ich das Lesen dadurch trotzdem sehr anstrengend. Von daher gibt es heute nur eine Leseempfehlung Auf eigene Gefahr.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Die Phantasie der Schildkröte

Die Phantasie der Schildkröte
1

Inhalt:


Was passiert, wenn ein Kind das Leben einer Erwachsenen in die Hand nimmt? Edith ist Mitte vierzig und wohnt allein in einer kleinen Wohnung in Köln. Ihr Leben verläuft in sehr engen Bahnen. ...

Inhalt:




Was passiert, wenn ein Kind das Leben einer Erwachsenen in die Hand nimmt? Edith ist Mitte vierzig und wohnt allein in einer kleinen Wohnung in Köln. Ihr Leben verläuft in sehr engen Bahnen. Tagsüber arbeitet sie bei einer Versicherung, abends schaut sie Fernsehen. Außer zu ihrer Mutter, mit der sie sich pflichtschuldig einmal im Monat trifft, um sich von ihr kritisieren zu lassen, hat sie kaum Kontakte. Das ändert sich, als sie mit einer Zehnjährigen im Aufzug stecken bleibt. Die Kleine beginnt ein raffiniertes Spiel mit ihr, der Beginn einer sehr ungewöhnlichen Freundschaft. Jeden Tag muss Edith eine neue Aufgabe erledigen, und ihr Leben verändert sich dabei mehr als sie es je für möglich gehalten hätte. (Fischer)

Meinung:




Edith ist eine Protagonistin, wie sie einem derzeit nur wenig über den Weg läuft. Strenge, selbstauferlegte, Tagesabläufe und feste Handlungsweisen bestimmen ihren Alltag und ihr Leben. So zurückgezogen ist es allein der Weg zur Arbeit und zurück, der sie mit der Außenwelt verbindet. Warum sie so geworden ist lässt schnell nachvollziehen, lernt man den ihr übrig gebliebenen Teil ihrer Familie erst einmal kennen. Diese Kombination war auch dafür verantwortlich, dass ich Edith von Anfang an ins Herz schließen konnte. Vieles an ihr erinnerte an mich selbst und im späteren Verlauf gab es dadurch sogar den ein oder anderen Triggermoment.

In diesem Roman treffen Gegensätze zwar gekonnt, im Nachhinein betrachtet jedoch in einer hohen Häufigkeit, aufeinander. Die unterschiedlichen Charaktere besitzen ausgereifte Persönlichkeiten und wirken zwar leicht überzogen, jedoch wundervoll im Umgang miteinander. Der Anfang ist märchenhaft gehalten. Dieser Zauber des Aufbruchs, der neue Freundschaften und einen Lebenswandel verspricht, wechselt sich gleichermaßen mit ruhigen Momenten ab, die zum Nachdenken anregen. „Die Phantasie der Schildkröte“ lebt sehr von Gefühlen und Emotionen. Leider flachen diese im letzten Drittel in der Art ab, dass die Realität weit in die Ferne rückt. Auch wenn die Erzählungen absichtlich überspitzt dargestellt werden, gerieten sie gegen Ende hin zu sehr in die Richtung der unmöglichen Zufälle. Dieser leicht magische Charme, der mich von Beginn an abholen konnte, verwandelte sich dadurch in eine Geschichte, die schnell zu Ende erzählt werden wollte. Was sehr schade ist, denn das Buch ist voll mit kleinen wunderschönen Momenten.

„Na und? Hört man als Erwachsener plötzlich auf, sich über schöne Dinge zu freuen?“ – Seite 268

Genauso phantasievoll wie Ediths Gefühlswelt, wurde auch das Köln dieses Roman gestaltet. In der Regel habe ich kein Problem damit, wenn real existierende Städte auf fiktive Ausarbeitungen von Autoren treffen. Dieser Roman romantisiert meine Blume aus Beton allerdings in einer Weise, die man überlesen, die mir jedoch negativ aufgefallen ist. Dieser Kritikpunkt ist jedoch eine rein persönliche Feststellung meinerseits. Meine wirklichen Kritikpunkte sind unter anderem der bereits erwähnte Schluss, der zu schnell abgehandelt wirkt. Hier und da habe ich noch Ähnlichkeiten zu anderen Romanen feststellen können. Alles in allem sind diese Punkte jedoch nicht zu greifend, dass sie mir den Spaß am Roman nehmen konnten. Dafür spricht auch, dass ich ihn kaum aus der Hand legen mochte. Durch den besonderen Humor könnte ich mir „Die Phantasie der Schildkröte“ auch wunderbar in einer filmischen Adaption vorstellen.

Der Titel ist in vielerlei Hinsicht passend zum Roman gewählt. Es sind nicht nur diese wundervollen Tiere, die bei Gefahr den Kopf einziehen. Die Welt um uns herum ist voll mit einsamen Seelen, die auf ihre passenden Gegenstücke warten. Es bedarf nur ein Blick hinter den Panzer um den wahren Kern ausfindig zu machen.

Fazit




„Die Phantasie der Schildkröte“ startet stark, um dann mit einem zu rasch erzählten Ende abgeschlossen zu werden. Auch wenn die Entwicklung der Protagonistin im Großen und Ganzen passend für die Länge des Romans war, wirkte sie auf den letzten Seiten doch sehr herunter gebrochen. Alles in allem ist „Die Phantasie der Schildkröte“ jedoch ein toller Herbstroman der mit eigenwilligen und liebenswürdigen Charakteren sowie einer leicht überdrehten Handlung punktet.

Eine Leseempfehlung für Freunde von Entwicklungsgeschichten und Romanen über ungewöhnliche Freundschaften.

Veröffentlicht am 29.05.2017

Rezension zu Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
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Titel: Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
Autor: Kristina Günak
Verlag: Lyx (Bastei Lübbe)
Seiten: 288
Genre: Liebesroman / ChicLit
Preis: TB 10,00 € / ebook 8,99 €
Erscheinungsdatum: 24.04.2017
Isbn: ...


Titel: Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
Autor: Kristina Günak
Verlag: Lyx (Bastei Lübbe)
Seiten: 288
Genre: Liebesroman / ChicLit
Preis: TB 10,00 € / ebook 8,99 €
Erscheinungsdatum: 24.04.2017
Isbn: 978-3736304659

Ich habe das Buch als Leseexemplar für eine Leserunde auf Lesejury erhalten. Vielen Dank an Lyx, Bastei und Lesejury für die Übersendung und meine Teilnahme an der Leserunde.

Klappentext:

Bea Weidemann kann es nicht fassen: Schlimm genug, dass ihr kleiner Verlag in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Aber dass sie nun als Tim Bergmanns persönliche Anstandsdame abgestellt wird und mit ihm den Verlag retten soll, ist einfach zu viel für die junge PR-Referentin. Denn der schwierige Bestseller-Autor lässt sich von nichts und niemandem etwas vorschreiben - und ist genau die Sorte Mann, um die Bea sonst einen weiten Bogen macht. Herzklopfen hin oder her. Doch während sie versucht, das Chaos von Tim - und sich - abzuwenden, merkt sie bald, dass auch die Liebe absolut nichts von ihren Plänen hält.

Meinung:

Um sich auf Lesejury für Leserunden bewerben zu können, muss man zunächst einen Blick in die Leseprobe werfen und im Anschluss daran, einen Eindruck dazu verfassen. In diesem Fall musste ich mich mit dem auf „Bewerben“ Drücken begnügen, denn ich hätte am liebsten direkt weitergelesen (was leider nicht ging, da das Buch zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen war). Dies lag in diesem Anfangsstadium vor allem am Schreibstil der Autorin, der auch im weiteren Verlauf seine Qualität halten konnte. Günak schreibt, umgangssprachlich gesagt, „frei von der Leber weg“. Dies schafft sie, ohne dass sich Unterhaltungen oder auch die Gedankengänge der Protagonistin, gekünstelt wirken. Den Roman über begleitet eine Atmosphäre, die zu gleichen teilen komisch bis sarkastisch, aber auch bedrückend mit einem gewissen Hauch an Gefühl daher kommt.

Wer meine Rezensionen verfolgt weiß, dass ich zum Genre „Liebesroman“ eine Art Hassliebe pflege. Instalove auf Seite 2 und Heirat sowie das ewige Glück 30 Seiten später ist eher etwas, was ich bei den Sims erwarte und nicht in einem Roman. Umso schöner, wenn sich zwischen dem ganzen Mainstreammüll solche Schätze finden lassen (Ohja, Tim und ich wären sicher gute Freunde). Durch das Thema „New Adult“ bin ich leider auch vorbelastet, was die altbekannte „dunkle Vergangenheit“ von mindestens einer der Figur betrifft. Es ist immer eine Frage, ob sie nur eingeführt wird, um das schwulstige Liebesgetolle spannender zu gestaltet oder eben, ob es dazu beiträgt, Charaktere und deren Verhaltensweisen zu begründen und zu beschreiben. Zum Glück ist bei „Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ das Letztere der Fall. Bea und Tim weisen erstaunlich viel Tiefgang auf, lernt man sie erst einmal richtig kennen. Für einen Roman, den ich persönlich unter „ChicLit“ einordnen würde, ist das nicht selbstverständlich. Bea ist eine Protagonistin, mit der sich viele identifizieren können. Immer ein bisschen zu viel engagiert und auch ein wenig verbohrt, was gewisse Themen angeht, startet sie ihre Selbstfindungsreise und offenbart wahrscheinlich zum ersten Male einem anderen Mensch, wie es wirklich in ihr drin aussieht. Diese leicht düsteren Einschläge werden gekonnt durch den Witz, den beiden Charaktere versprühen, aufgefangen. Eine Figur wie Bea zu schaffen, die man auf der einen Seite selbst oder eben auch eine gute Freundin sein könnte, ist mit Sicherheit nicht so einfach, wie man es sich vorstellen mag. In diesem Fall hat die Autorin alles richtig gemacht. Auch das Ende hat mir sehr gut gefallen, lässt es doch genug Raum für eigene Spekulationen. Sicher ist es für eingefleischte Romantiker womöglich nicht blumig genug, aber meinen Geschmack konnte es genau treffen.

Negatives findet sich sicherlich auch. Zum Beispiel, dass der Roman lediglich 288 Seiten lang ist, wo ich doch Bea und Tim gerne ein Stückchen länger begleitet hätte. Einige Stellen hätten demnach auch etwas ausführlicher ausfallen können. Wenn ein Buch gut ist, ist es einfach immer viel zu schnell ausgelesen.

Was ich wohl mittlerweile immer erwähnen muss: Ich freue mich, dass hier das „alte“ Format des Verlags, welches noch aus den Zeiten unter Egmont stammt, gewählt wurde. Die Toptitel werden seit der Übernahme durch Bastei als broschierte Ausgaben herausgegeben, was dazu führt, dass meine Lyxtitel nicht mehr alle in das selbe Regal passen. Generell mag ich broschierte Ausgaben nicht so sehr. Umso besser, dass es sich hierbei um ein Taschenbuch handelt.

Gut zu wissen:

Die Autorin schreibt sowohl unter dem Namen Kristina Günak (erschienen bei Lyx, Bastei Lübbe), als auch unter dem Pseudonym Kristina Steffen, welche im Diana Verlag (Random House) rausgebracht werden.

Fazit:

„Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ ist eine kurzweilige und romantische Geschichte, die mich Tiefgang und wundervollen Charakteren überrascht. Ohne die Leserunde wäre ich wahrscheinlich nie auf das Buch und die Autorin aufmerksam geworden (und hätte mir nicht sofort weitere Bücher von ihr bestellt). Das Marketing „Leserunde“ hat also prima bei mir funktioniert.

Die Story ist romantisch und dabei glücklicherweise komplett frei von Kitsch. Ich lege ich euch den Roman ans Herz, wenn ihr authentische Figuren und eine realistische und dennoch gefühlvolle Beziehungsenwicklung mögt.

Wenn ihr die Bücher von Kerstin Gier, Adriana Popescu oder Sarah Harvey liebt, werdet ihr auch hier eure Freude haben.

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