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Veröffentlicht am 09.05.2019

Schafe zählen - eine gute Einschlafhilfe

Schafe hüten
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Zu diesem Buch habe ich mich eindeutig durch das schöne Cover verführen lassen. Wer könnte dem Blick des kleinen Lämmchens auch widerstehen! Im Untertitel steht „Tagebuch eines Schäfers“. Die Kurzbeschreibung ...

Zu diesem Buch habe ich mich eindeutig durch das schöne Cover verführen lassen. Wer könnte dem Blick des kleinen Lämmchens auch widerstehen! Im Untertitel steht „Tagebuch eines Schäfers“. Die Kurzbeschreibung hat mich angesprochen, weil da von Entschleunigung die Rede ist. Axel Lindén sei ein Meister der Verdichtung, so liest man im Klappentext. Ich kann eigentlich gar nicht konkret sagen, was ich erwartet habe, aber irgendwie war dieses Buch völlig anders als gedacht.
Der Autor ist aus dem Großstadtleben ausgestiegen und lebt nun auf einem Bauernhof – für die Schafe und mit ihnen. Sein Bericht ist in Tagebuchform aufgebaut. Das Buch hat ja nur 160 Seiten, und auf vielen davon findet man gerade mal das Datum des betreffenden Tages und einen winzigen Abschnitt, manchmal auch nur einen einzigen Satz oder ein Wort.
Ich zitiere, am 15. September schreibt der Autor beispielsweise: „Ich bin krank. Wären die Schafe heute durch den Zaun geschlüpft, hätten sie das Weite suchen können. Habe das Wasser kontrolliert.“ Oder noch kürzer schreibt er am 17. Januar: „Noch ein paar Mutterschafe abgetastet. Sie waren schön fett, genau richtig.“ Aller guten Dinge sind drei, darum hier ein drittes Zitat, der Eintrag vom 22. November: „Sehe nach den Schafen, nass, kalt, windig.“ Dazu möchte ich nur sagen, es geht sogar noch kürzer als beim dritten Beispiel! Gerade im November fand ich auf vielen Seiten nur zwei oder drei Wörter.
Dazwischen kommen dann auch wieder viele interessante Gedankengänge des Autors. Er grübelt über vieles nach, was in seinem Leben geschieht. Einerseits wollte er aus der Tretmühle unserer Gesellschaft, in der es nur um Erfolg und Profit geht, entfliehen, aber letztendlich tut er mit seinen Schafen auch nichts anderes. Je sicherer er in dem wird, was er tut, umso mehr baut er die Herde aus, letztendlich auch, um damit ertragreich zu wirtschaften.
Da es ein Tagebuch ist, wird alles sehr realistisch beschrieben, was mir schon gefallen hat. Da wird nichts verklärt, sondern alles wird so geschildert, wie es ist. Da geht es auch um Krankheit und Tod, und Axel Lindén muss sich auch damit befassen, Schafe zu schlachten. Da ist es sicher besser, gar keine emotionale Bindung zu den Tieren einzugehen. Entsprechend distanziert sind auch die Berichte. Ab und zu wird eine amüsante Anekdote eingefügt, aber dann kommt auch die knallharte Realität zur Sprache, beispielsweise wenn sich ein Lamm so schwer verletzt hat, dass es erschossen werden muss. Der Autor legt selbst Hand an, und seine Kinder sehen zu. Diese Situation bleibt so stehen; auf emotionale Reaktionen (auch der Kinder) wartet man vergebens. Da habe ich mich schon gefragt, ob die Kinder, die dabei waren, das einfach so hingenommen haben, dass ein süßes kleines Lamm, kaum geboren, schon wieder abtreten muss? Dies ist nur ein Beispiel von mehreren. Vieles wird einfach mal in den Raum gestellt und so stehen lassen.
Anfangs, im Vorwort, als der Autor noch etwas gesprächiger war, fand ich, das Buch hätte etwas Meditatives. Mit der Zeit hat mich das Abgehackte dann doch ziemlich genervt. Wenn man davon ausgeht, dass man bei den kurzen Abschnitten sehr häufig umblättern muss, kommt mir eine Ähnlichkeit mit dem „Schafe zählen“ in den Sinn, hier abgewandelt zu „Seiten zählen“. So gesehen ist das Buch eine gute Einschlafhilfe. Es gibt einige gute, tiefsinnige Gedanken und interessante Ansätze im Buch, aber mir waren es eindeutig zu wenig. Mit ähnlichen Tagebüchern und Erfahrungsberichten ist es mir schon ebenso ergangen. Ich sehe wenig Sinn dahinter, dass heutzutage jeder Aussteiger gleich ein ganzes Buch aus seinem persönlichen Aufzeichnungen machen muss.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Wütende Wölfe

Wütende Wölfe
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Im zehnten Band der Regionalkrimi-Reihe von Nicola Förg ist alles ein wenig anders als in den vorherigen Büchern. Irmi Mangold hat sich eine Auszeit genommen, die sie als Almhirtin verbringen möchte. Zusammen ...

Im zehnten Band der Regionalkrimi-Reihe von Nicola Förg ist alles ein wenig anders als in den vorherigen Büchern. Irmi Mangold hat sich eine Auszeit genommen, die sie als Almhirtin verbringen möchte. Zusammen mit der ehemaligen Landrätin Luise Manner und dem Doktoranden der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, Tobias Altendorf, möchte sie den Sommer über fünfzig Kühe beaufsichtigen und Käse herstellen, alles im Dienste der Wissenschaft. Ihr Ausstieg aus dem Beruf auf Zeit, der ihr Abstand von der belastenden Realität ihrer Arbeit als Kommissarin bieten sollte, ist nicht von langer Dauer, denn schon kurz nach ihrer Ankunft auf der Alm bricht nachts Panik unter den Tieren aus, und die beiden Sennerinnen finden Pfotenspuren, die von einem Wolf herrühren könnten. Wenig später findet Irmi einen Toten, der in einem Schlageisen gefangen ist. Bei einer Leiche bleibt es nicht, und die Umstände sind mehr als mysteriös. Ehe sie sich versieht, steckt Irmi schon wieder voll in den Ermittlungen.
Da wird es nichts mit ihrer Auszeit, worüber ihre Kollegen gar nicht böse sind. Besonders ihre forsche Partnerin Kathi, die gerne mal vorprescht und sich kein Blatt vor den Mund nimmt, die „Meisterin der Zusammenfassung“, wie Irmi sie gerne insgeheim nennt, ist froh, wieder mit Irmi zusammen zu arbeiten, die beiden ergänzen sich aber auch prächtig und sind ein unschlagbares Team.
Nicola Förgs Charakterisierungen der diversen Beteiligten sind wieder sehr interessant, und es gibt auch durchaus humorvolle Passagen, gerade wenn es um das Verhältnis der Kollegen untereinander geht. Im Team der polizeilichen Mitarbeiter, die ja größtenteils von Anfang an dabei und daher schon „alte Bekannte“ sind, gibt es auch einige Entwicklungen, die ich mit Interesse und manchmal auch mit einem leisen Schmunzeln verfolgt habe.
Aber auch die neuen Personen, die erstmals in diesem Band auftauchen, sind facettenreich dargestellt, und ganz besonders Luise fand ich sehr sympathisch. Sie und Irmi sind ein tolles Team auf der Alm, zwei Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und hier, auf dem Berg, den Kopf frei bekommen und ihren Weg in die Zukunft neu ausrichten wollen.

Nicola Förgs Alpenkrimis sind außergewöhnlich. Sie haben nichts mit manchen lustigen, eher gemütlichen Heimatkrimis gemein, denn sie haben alle einen ernsten Hintergrund. Das Engagement für den Tierschutz und die Liebe zur Natur spürt man in den Romanen der Autorin stets sehr deutlich. In jedem Band steht ein Naturschutz-Thema im Vordergrund, diesmal sind es die Wölfe, die lange Zeit in Europa verfolgt und fast ausgerottet wurden, sich in letzter Zeit aber wieder in einigen Gebieten, auch in Deutschland, angesiedelt haben. Das Thema polarisiert, sowohl im richtigen Leben als auch in diesem Roman.
Die Autorin kombiniert in ihren Krimis diese brisanten Themen stets mit einem packenden Kriminalfall, so auch diesmal wieder, und gerade die Kombination aus Spannung und sachlicher Information finde ich so reizvoll. Die Art, wie die Opfer ums Leben kommen bzw. vorgefunden werden, hat mir mehrfach eine Gänsehaut beschert, denn die Todesfälle haben gerade hier, in der wunderbaren Landschaft und der Stille der Berge, in der Nähe der sonst so friedlichen Alm etwas sehr Makabres.
Auch Irmis zehnter Fall hat mich wieder mitgerissen und letztendlich überzeugt, und das etwas undurchsichtige Ende lässt reichlich Platz für eigene Spekulationen.

Veröffentlicht am 28.04.2019

Der Lavendel tut einfach gut - und dieses Buch auch!

Lavendel
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Lavendel begleitet mich schon so lange ich denken kann. Schon als Kind war ich von dem frischen Duft begeistert und habe alljährlich die Blüten im Garten meiner Eltern geerntet und Duftsäckchen damit befüllt ...

Lavendel begleitet mich schon so lange ich denken kann. Schon als Kind war ich von dem frischen Duft begeistert und habe alljährlich die Blüten im Garten meiner Eltern geerntet und Duftsäckchen damit befüllt oder kleine Sträuße daraus gebunden. Leider habe ich keinen Garten mehr, aber auch auf meinem Balkon fühlt sich der Lavendel wohl, erfreut im Sommer die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und sät sich alljährlich selbst aus. Ein Fläschchen ätherisches Lavendelöl gehört fest zum Inhalt meiner Hausapotheke, weil es so vielseitig anwendbar und hilfreich ist. Auch liebe ich das Aroma des Lavendels sowohl im kulinarischen Bereich in Form von Tee, Lavendelhonig oder Sirup und auch in Kosmetik, denn hier rühre ich mir selbst gerne Cremes, Lotionen, Seifen etc. nach meinen Vorstellungen. Das erst kürzlich erschienene Buch von Henrike März hat mich daher gleich interessiert.
Schon die Gestaltung des Buches ist sehr schön und liebevoll gemacht, angefangen vom farblich passenden und mit Lavendelblüten bedruckten Vorsatzpapier bis hin zu den vielen brillanten und stimmungsvollen Fotografien, die man im ganzen Buch findet.
Der Untertitel „Die Heilpflanze für alle Sinne“ kommt nicht von ungefähr, sondern darf gerne wörtlich genommen werden.
Obwohl ich mich schon immer mit Lavendel befasst und auch schon einiges ausprobiert habe, gab es in diesem Buch noch viele neue Informationen und Erkenntnisse für mich. Bisher hatte ich mich mehr mit der Anwendung für den Körper befasst, innerlich und auch äußerlich, kulinarisch, kosmetisch und als Heilpflanze. Die Autorin informiert aber auch über die Wirkung des Lavendels auf Geist und Seele, sie stellt Atem- und Entspannungsübungen sowie Lavendel-Meditationen vor. Auch viele neue Anwendungsmöglichkeiten und Rezepte konnte ich in diesem wertvollen Büchlein entdecken. Bei den zahlreichen Empfehlungen für Teemischungen, Badesalze oder auch den Einsatz in der Küche hat es mir gleich in den Fingern gejuckt, und ich werde nach und nach viele Anregungen ausprobieren. Schon die Bezeichnungen der vorgestellten Rezepte lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, beispielsweise werde ich demnächst Avocado mit Lavendelhonig und Zimt zubereiten, das klingt sehr verführerisch. Den Mandel-Lavendel-Schlummertrunk habe ich mir kürzlich gemacht und fand ihn köstlich. Auch Pasta mit Lavendelsahne oder Heidelbeerparfait mit Lavendel stehen ganz oben auf meiner To-do-Liste, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wer sich nicht sofort mit dem Geschmack des Lavendels anfreunden kann, sollte es vielleicht erst einmal äußerlich, mit einem Badesalz, einer Gesichtsmaske, einem Peeling oder einem Massageöl versuchen. Auch hier kann der Lavendel Großes leisten; seine Wirkung ist in vielen Bereichen geradezu grandios.
Alles in allem kann man bei Durchsicht dieses Büchleins aus einer Fülle von Vorschlägen und Rezepten wählen und sich mit selbst gemachten Lavendel-Produkten verwöhnen. Für mich ist dies kein Buch, das ich einmal durchlese und dann zur Seite lege, sondern es ist ein wertvoller Begleiter, den ich immer wieder gerne zur Hand nehme und ständig Neues darin für mich entdecke.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Eine Lüge? Viele Lügen!

Die Lüge
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Im Roman lernen wir eine ganz normale Familie kennen, deren Leben von einem Moment auf den anderen völlig aus der Bahn geworfen wird. Adam ist Pfarrer. Er liebt seine Familie, Harmonie, gutes Essen und ...

Im Roman lernen wir eine ganz normale Familie kennen, deren Leben von einem Moment auf den anderen völlig aus der Bahn geworfen wird. Adam ist Pfarrer. Er liebt seine Familie, Harmonie, gutes Essen und Italien. Ulrika, seine Frau, ist Anwältin. Sie haben eine Tochter: Stella. Zu Beginn der Handlung feiert sie ihren 19. Geburtstag und trifft sich mit den Eltern in einem Restaurant. Auch wenn dort bei der Reservierung etwas schief gelaufen ist und obwohl sie sich über das Geschenk der Eltern anscheinend nicht so freuen kann wie erwartet, so verläuft der Abend doch insgesamt recht normal und harmonisch. Ungefähr eine Woche später wird Stella unter Mordverdacht verhaftet. Die Eltern sind schockiert, und alles kommt ihnen vor wie ein schlechter Traum. Es stellen sich viele Fragen: Ist der Verdacht gegen Stella berechtigt? Wie gut kennen die Eltern Stella und können sie ihr vertrauen? Wie weit gehen Eltern, um ihr Kind zu schützen?

Das Buch ist in drei große Abschnitte gegliedert. Zuerst kommt Adam zu Wort. Der zweite Teil ist aus Stellas Sicht erzählt, und im Finale erleben wir Ulrika.
Nach und nach erfährt der Leser mehr über die Familie und deren Freundeskreis. In Adams Bericht wird jedoch schnell offensichtlich, dass nicht alles immer so harmonisch war wie anfangs gedacht. Beim Blick in die Vergangenheit wird er oft wehmütig, wenn er an Stella als kleines Mädchen denkt. Im Lauf seiner Erzählung wird klar, dass Stella kein angepasstes Kind war und dass es auch in ihrer Pubertät so manchen Konflikt gab. Man erfährt auch von Stellas bester Freundin Amina, die von Adam und Ulrika fast wie eine zweite Tochter behandelt wurde. Sie ist eher der besonnene Typ, nicht so impulsiv wie Stella, und die Eltern hatten vermutlich die Hoffnung, Amina hätte einen guten Einfluss auf Stella.
Im zweiten Teil, der aus Stellas Sicht erzählt wird, ändert sich der Schreibstil, und man merkt sofort, dass nun ein ganz anderer Charakter zu Wort kommt. Man lernt Stella als junge Frau mit großen Hoffnungen und Träumen kennen, impulsiv und gerechtigkeitsliebend. Was sie vom Alltag in Untersuchungshaft erzählt, ist deprimierend. Nachdem man inzwischen auch einiges über ihre Vorgeschichte weiß, kann man sich nur allzu gut vorstellen, wie sie unter der Situation leidet. Was es mit der Wahrheit über den Mord auf sich hat, da sieht man auch nach Stellungnahme der Angeklagten noch nicht klarer.
Den letzten Abschnitt nimmt Ulrikas Sicht ein. Bei ihr hatte ich bis dahin den Eindruck, sie spiele nur eine Nebenrolle im Roman. Im Gegensatz zu Adam und Stella hatte man sie bis zuletzt kaum kennen gelernt. Das ändert sich nun schlagartig, und schnell wird dem Leser bewusst, wie groß ihre Rolle in der ganzen Geschichte ist und welche Tragweite ihre Handlungen haben. Ich möchte sie fast in die Kategorie „Stilles Wasser“ einordnen, und ihre Rolle hat einen stärkeren Einfluss auf den Verlauf der Geschichte als man anfangs meint.

Ich fand den Roman sehr lesenswert. Er lässt sich schwer in eine Schublade stecken, denn es ist weder eindeutig ein Thriller noch ein Krimi, sondern eher ein Spannungsroman mit psychologischen Betrachtungen und interessanten Charakterstudien. Auf jeden Fall liest sich das Buch weitgehend kurzweilig, wenn ich auch manche Passagen fast etwas zu ausführlich empfand. Es gibt auch ein paar Dinge, die im Lauf der Handlung angerissen wurden, die ich aber bis zuletzt nicht wirklich verstehen konnte,da gab es für mich beispielsweise einige Ungereimtheiten in der Freundschaft zwischen Amina und Stella. Auf jeden Fall ist es ein Roman der Überraschungen und Aha-Effekte, bis zur letzten Seite dramatisch und fesselnd.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Dieses Buch gehört in jeden Haushalt!

Plastiksparbuch
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Smarticular.net, das Ideenportal für ein einfaches und nachhaltiges Leben, ist mir schon länger ein Begriff. Ich habe den Newsletter abonniert und besuche die Website regelmäßig, denn es gibt dort so viele ...

Smarticular.net, das Ideenportal für ein einfaches und nachhaltiges Leben, ist mir schon länger ein Begriff. Ich habe den Newsletter abonniert und besuche die Website regelmäßig, denn es gibt dort so viele wertvolle Tipps zu vielen Lebensbereichen. Auch zwei Bücher von Smarticular habe ich schon länger und ziehe sie immer wieder gerne zu Rate.
Vor ungefähr vier Wochen ist das Plastik Sparbuch erschienen und bei mir eingezogen, und seitdem liegt es ständig griffbereit. Es ist kein Buch, das man von der ersten bis zur letzten Seite durchliest, sondern es ist ein hilfreicher Ratgeber und ein Arbeitsbuch. Die ersten vierzig Seiten informieren erst einmal grundlegend über das Problem mit dem Plastik(müll). Man erfährt einiges über die Geschichte der Kunststoffe, über die Arten und über mögliche Zusatzstoffe und Zusammensetzungen. Auch erste Tipps zur Vermeidung von Plastikmüll findet man schon hier am Anfang. Hinweise zur bestmöglichen Benutzung dieses Buches gibt es ebenso wie auch die Anleitung zum Führen eines Plastiktagebuchs. Bis hierher ist alles theoretisch, wenn auch höchst interessant und anschaulich dargestellt. Beispielsweise findet man hier auch einige Bilder von Strandfunden an der Nordsee. Es sind Relikte aus früheren Jahrzehnten, und wenn man die Sonnenmilch-Flasche aus den 70ern oder die Bonbontüte aus den 80ern betrachtet, erhält man einen kleinen Eindruck, wie lang sich solche weggeworfenen Plastikverpackungen in der Natur halten, denn sie verrotten nicht oder nur sehr, sehr langsam.
Ist man am Ende dieses theoretischen Teils angelangt, kann man es vermutlich gar nicht mehr erwarten, endlich etwas zu tun! Zumindest mir ging es so. Mir war das Problem schon vorher bewusst, und in vielen Bereichen habe ich mich schon seit Jahren nach besseren Alternativen umgesehen. Das Plastiksparbuch hat quasi bei mir offene Türen eingerannt. Aber nachdem ich mir die 285 Seiten zu Gemüte geführt hatte, war mir doch noch einiges klarer, und die Umsetzung mit Hilfe der enthaltenen Tipps fällt entschieden leichter. Auf manche Idee bin ich vorher einfach noch nicht gekommen, aber dazu gibt es ja dieses tolle Buch. Mit mehr als 300 nachhaltigen Ideen und Alternativen gegen die Plastikflut ist man quasi schon auf dem richtigen Weg. Vieles lässt sich so einfach umsetzen, dass es schon fast lächerlich ist, wieso man es nicht schon viel länger so gelöst hat. Alle Anregungen sind übersichtlich nach Themen geordnet. Das beginnt beim Wocheneinkauf, setzt sich in der Küche, bei der Ernährung und der Körperpflege, bei Wäsche und Haushalt fort und bietet auch Lösungen für unterwegs und für das Leben mit Kindern. Man findet jede Menge DIY-Tipps, beispielsweise wie man ganz einfach ein Einkaufsnetz häkelt oder Kosmetikpads selber herstellt (häkelt oder näht). Kosmetikrezepte sind im Buch reichlich enthalten, ebenso wie
Putz- und Waschmittel. Auch eine Fülle von Koch- und Backrezepten sowie Ratschläge für optimales Konservieren und Aufbewahren sind hier zusammengefasst.
Ich habe schon einiges aus dem Buch umgesetzt, beispielsweise kaufe und verwende ich keine Wattepads mehr, sondern habe aus alten Handtüchern und Shirts waschbare Pads genäht. Die Reinigungsmittel, beispielsweise das Zauberspray oder der Badreiniger, funktionieren besser als jeder gekaufte Reiniger, und ich kann sie guten Gewissens anwenden. Zwar habe ich keinen Unverpackt-Laden in meiner Nähe, aber vieles gibt es alternativ auch in einer Pappverpackung. Bei Getränken, Essig und Öl etc. kann man auf Glasflaschen umsteigen. Frischhaltefolie und Alufolie sind unnötig, denn man kann das Pausenbrot, Lebensmittelreste, Obst und vieles mehr auch in Wachstücher einwickeln bzw. damit abdecken. Diese Tücher lassen sich aus schönen Stoffresten so einfach herstellen, dass ich mir gleich mal einen kleinen Vorrat produziert habe.
Es gibt so vieles, was man selber machen kann und was schöner aussieht und auch besser ist als alles Gekaufte in Plastik, dass ich hier nur Andeutungen machen und Beispiele aufzeigen kann. Alles aufzuzählen wäre nicht möglich, denn der Inhalt des Buches ist sehr umfangreich und vielfältig. In jedem Kapitel findet man ergänzend auch zahlreiche Lesertipps sowie Links zu interessanten und hilfreichen Internetangeboten und Apps.
Für mich ist das Plastiksparbuch unverzichtbar, denn damit kann jeder sein Konsumverhalten in Sachen Plastik und Müll Schritt für Schritt zum Besseren ändern. Man muss nicht von jetzt auf gleich sein ganzes Leben radikal umkrempeln, denn auch kleine Veränderungen in die richtige Richtung können langfristig schon viel bewirken. Ich finde, das Buch gehört in jeden Haushalt.