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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2019

Netter Zeitvertreib für zwischendurch

Der Geizige
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"Der Geizige" von Molière, ein Lustspiel - heute würde man es Komödie nennen - in fünf Aufzügen. Die Sprache ist leicht verständlich, sodass man das Stück in einem Rutsch durchlesen kann. Ich habe mich ...

"Der Geizige" von Molière, ein Lustspiel - heute würde man es Komödie nennen - in fünf Aufzügen. Die Sprache ist leicht verständlich, sodass man das Stück in einem Rutsch durchlesen kann. Ich habe mich mehrmals köstlich amüsiert und kann es daher als netten Zeitvertreib durchaus empfehlen.

Tiefschürfende Einsichten, wie Goethe sie zu erkennen glaubte, gewann ich allerdings nicht: "Molière züchtigte die Menschen, indem er sie in ihrer Wahrheit zeichnete".
Walter Widmer schreibt in seinem Nachwort: "'Ein moralischer Gesetzgeber' und zugleich ein Spaßmacher, roh und derb und gleichzeitig sensitiv und mimosenhaft scheu." Demnach wäre Molière der Terry Pratchett des europäischen Barock gewesen. Dafür finde ich den Plot nun wieder zu flach, was Widmer aber dem damaligen hedonistischen  Publikum anlastet, "das jedem Exzeß abhold war".
[Alle Zitate stammen aus dem Nachwort des Stücks.]


Fazit: Eine lustige, leicht zu lesende barocke Komödie.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Ein zeitloser Klassiker

Maria Magdalene
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Was Theodor Fontane seine "Effi Briest", das war Friedrich Hebbel seine Protagonistin Klara in "Maria Magdalene"; zur damaligen Zeit (Mitte der 1840er) das erste Trauerspiel des Bürgertums. Lange Zeit ...

Was Theodor Fontane seine "Effi Briest", das war Friedrich Hebbel seine Protagonistin Klara in "Maria Magdalene"; zur damaligen Zeit (Mitte der 1840er) das erste Trauerspiel des Bürgertums. Lange Zeit weigerten sich Theater das Stück aufzuführen, aus Angst die Gesellschaft könne sich dadurch "auflösen".

Hebbel musste ausführlichst schriftlich erklären und versichern, dass sein Stück zum Wohle der Gesellschaft und nicht zu dessen Untergang geschrieben wurde. Sein Pamphlet befindet sich als Vorwort im Buch.

Zur ersten beachteten Aufführung des Stücks kam es dann im Oktober 1846 und nun, im Jahre 2019, hatte schließlich ich das Vergnügen die Maria Magdalene zu lesen:
Tragödie wird hier als die eingeschränkte Wahlmöglichkeit zwischen Alternativen definiert, die die Gesellschaft mehr oder minder billigen würde, die aber moralisch alle falsch sind. Sicherlich ein Thema, das heute wie damals die Gemüter erhitzt und tiefer Reflexion Bedarf. Somit lohnt es sich auch im 3. Jahrtausend für's intrapsychische Vorankommen, dieses Stück zu lesen und/oder es sich mal im Theater anzuschauen.

Weitere Pluspunkte:
Die Texte lesen sich erstaunlich flüssig. Keine ellenlangen, hochgestochene Schachtelsätze. Auch die Themen, die die Charaktere umtreiben, scheinen heute so aktuell wie damals: Mode wiederholt sich stets, Angst der Tochter, dass die Mutter ihrer Krankheit erliegt, ein Vater der sich schwer tut Gefühle zu zeigen, ein Bruder, der der Spielsucht anheim fällt... Letzteres hat ja leider durch Online-Wetten wieder stark an Bedeutung gewonnen.


Fazit: Durchgängiger Spannungsbogen von der ersten Seite an, angenehm flüssig zu lesen und thematisch überraschend zeitlos. Hier passt wunderbar der Spruch vom Kinderlesezeichen meiner Jüngsten: Lesen macht aus halben Portionen ganze Persönlichkeiten.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Betrachten, lauschen, lachen

Wer pupst denn da?
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Zum Inhalt: Der Bär Don Arne hat zum Chili Essen geladen. Und da gibt bekanntlich jedes Böhnchen ein Tönchen...

Eindruck: Auf jeder Seite steht angenehm wenig Text, der sich reimt. Perfekt für Kleinkinder. ...

Zum Inhalt: Der Bär Don Arne hat zum Chili Essen geladen. Und da gibt bekanntlich jedes Böhnchen ein Tönchen...

Eindruck: Auf jeder Seite steht angenehm wenig Text, der sich reimt. Perfekt für Kleinkinder. Das ganze - passend zum Pupsthema - schön humorvoll.

Die kleinen "Pups-Felder" mit dem Finger zu drücken, damit ein Pups ertönt, ist gar nicht so einfach. Hier erscheint die Altersempfehlung von 24 Monaten durchaus sinnvoll. (Meine 15 Monate alte Tochter erwischt das Pups-Feld nicht oft, was sie schnell das Interesse verlieren lässt.)

Leider ertönen die Pupsgeräusche recht leise, so dass man bemüht still sein muss, um etwas zu hören. Das finde ich doch recht unpraktisch für quirlige Kleinkinder.

Der Zeichenstil des Illustrators Günther Jakobs' ist ja schon aus vielen Büchern bekannt. Meinen Geschmack trifft er nicht. Die Mischung aus Simplizität, Kindermalerei und Comic-Style sagt mir einfach nicht zu.
Hier möge bitte jeder selbst urteilen.

Fazit: Kleinkindgerechte Zeichnungen und humorvolle, gereimte, kurze Texte. Pupsgeräusche leider recht leise. Pups-Felder zum drücken sind klein, sodass ein Alter von 24 Monaten und dementsprechende feinmotorische Fähigkeiten durchaus sinnvoll erscheinen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Ein Must-have für den perversen Bücherschrank

Wer ist denn hier pervers?
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Nanu, was hab ich denn hier geschenkt bekommen?
Ein buntes Hardcover-Buch, mit einer gemalten Waldlandschaft und süßen Tieren im Kindchenschema… Etwa ein Märchenbuch für Kinder? Mal genauer hinschauen: ...

Nanu, was hab ich denn hier geschenkt bekommen?
Ein buntes Hardcover-Buch, mit einer gemalten Waldlandschaft und süßen Tieren im Kindchenschema… Etwa ein Märchenbuch für Kinder? Mal genauer hinschauen: Titel „Wer ist denn hier pervers?“. Oha.
Herausgeberin ist Annabelle Rex. Das ist doch das Maskottchen vom Salax-Verlag, berühmt-berüchtigt für ihren lockeren Umgang mit so ziemlich jeder Art einvernehmlicher Sexualität. Hat sie etwa ein Kinderbuch … ? Nein, definitiv nein, denn wenn man jetzt mal ganz genau hinschaut, so hat das süße rosa Einhorn kein Horn, sondern einen erigierten Penis auf der Schnauze, und der Fuchs hat zwar einen immens großen Schwanz, aber buschig ist der nicht, ebenso wenig wie der von der kleinen Maus daneben und der von … heidewitzka!

Jetzt will ich aber wissen, was drinsteht. Vierzehn verschiedene Autor_innen, von Alexander Wohnhaas über Carmen Rivera, Luci van Org bis zu Woschofius haben sich in diesem Buch die Ehre mit ihren Kurzgeschichten gegeben. Entstanden ist ein vielfältiger Blick auf die (möglicherweise) perversen Seiten des Lebens. Von abstrus über geil, lustig und romantisch, ja manchmal sogar nachdenklich stimmend, ist alles dabei. Leider schwankt auch die Qualität deutlich.

Heiteres Goody: Ein Horoskop für BDSM-Sternzeichen.

Fazit: Allein schon wegen des lustigen, bunten Hardcovers, bei dem man mehr als einmal hinschauen und schmunzeln muss, ein Must-have für den gut sortierten, perversen Bücherschrank. Ich freue mich sehr auf die ungläubigen Reaktionen derer, die ich damit beschenken werde.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Abwechslungsreich, kreativ, spannend

Touch of Feathers
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Ein neuer Linda Mignani Roman aus dem Hause plaisir d’amour. Zugleich ist es das Crossover der beiden BDSM-Serien „Insel“ und „Federzirkel“ der selben Autorin. Als jemand, der beide Serien gar nicht kannte, ...

Ein neuer Linda Mignani Roman aus dem Hause plaisir d’amour. Zugleich ist es das Crossover der beiden BDSM-Serien „Insel“ und „Federzirkel“ der selben Autorin. Als jemand, der beide Serien gar nicht kannte, versichere ich euch: Muss man auch nicht. Ich habe „Touch of Feathers“ in vollen Zügen genossen und konnte dem Handlungsstrang dieses in sich geschlossenen Romans problemlos folgen.

Die Erzählung beginnt mit der gerade 18 gewordenen Moira, die ihre bestandene Abschlussprüfung mit der besten Freundin begießt. Doch der Abend endet schrecklich und die Handlung springt direkt 15 Jahre in die Zukunft: Moiras wahres Selbst liegt seit der furchtbaren Nacht auf Eis. Sie gestattet sich keine starken Gefühle mehr, weder seelisch noch körperlich.
Durch die Finte einer guten Freundin wird sie schließlich auf „die Insel“ gelockt, ein scheinbares Urlaubsresort nahe Los Angeles. Moira glaubt im Rahmen einer Vernissage, ausschließlich zum arbeiten dorthin zu reisen. Doch vor Ort erwartet man sie bereits für mehr, als nur Arbeit.

Auf eine wunderbar kreative und einfühlsame Art, wird Moiras wahre Persönlichkeit ans Tageslicht gezwungen. Dafür schenkt Moira ihrem „Betreuer“ im Resort großes Vertrauen. Das erotische Knistern zwischen den beiden wird zu einem Feuer der Leidenschaft, welches beide Seiten begierig schüren. Sie als devoter Part und er als ihr Master. Seelische Heilung aber auch innere Zerrissenheit werden Moiras Begleiter auf der „Insel“. Und ihr Master hat noch so manch Erstaunliches für sie in petto …


Linda Mignani versteht es, parallel mehrere Spannungsbögen und Geheimnisse in ihr Buch einzubetten. Mit dem Lesen will man gar nicht mehr aufhören.
Die Blickwinkel werden zwischen den beiden Protagonisten oft gewechselt, was das Ganze äußerst interessant gestaltet. Vor allem während der intensiven BDSM-Szenen.

Im Mittelpunkt des Romans steht die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere. Insbesondere Moiras Geschichte über Sexualität, Liebe, Freundschaft und ihr Kampf gegen innere Dämonen fesseln den Leser. Die wunderbar detailreichen Sexszenen fesseln nicht minder.

 

Fazit: Ein abwechslungsreicher D/s Roman, mit viel Kreativität und spannendem Handlungsverlauf. Für Neueinsteiger, wie für eingefleischte Linda Mignani Fans wärmstens zu empfehlen.