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Veröffentlicht am 03.07.2017

Geheimnisvoll, gruselig und undurchsichtig

The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.
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Nachdem die sechsundzwanzigjährige Emma zum Opfer eines nächtlichen Wohnungseinbruches geworden ist, zieht sie mit ihrem Freund Simon in ein technisch ausgefeiltes Haus, in dem sie sich endlich sicher ...

Nachdem die sechsundzwanzigjährige Emma zum Opfer eines nächtlichen Wohnungseinbruches geworden ist, zieht sie mit ihrem Freund Simon in ein technisch ausgefeiltes Haus, in dem sie sich endlich sicher fühlt. Nicht einmal die merkwürdigen Regeln, die der Hauseigentümer für seine Mieter erlassen hat, halten sie von ihrem Wohnungswechsel ab. Doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen meint es das Schicksal es nicht gut mit ihr. Nach der Trennung von ihrem Freund und einer unglücklichen Liaison mit dem Hauseigentümer stürzt Emma von einer ungesicherten Treppe in den Tod. Ein Unfall, der genauso seltsam ist, wie das von ihr gemietete Haus. Ein guter Grund für ihre Nachmieterin Jane einige Nachforschungen anzustellen. Und tatsächlich stößt sie bei ihren Befragungen auf einige Ungereimtheiten und auf die erschreckende Tatsache, dass sie Emma zum Verwechseln ähnlich sieht.

„The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot“ ist ein fesselnder Psychothriller, der lange Zeit offen lässt, wohin seine Reise geht. So braucht der Leser einige Zeit, um sich in dem wechselhaften Geschehen zurechtzufinden und zu erkennen, wie subtil und spannungsgeladen die Handlung wirklich ist. Bis dahin aber wird er mit immer wieder neu auftauchenden und nicht zu erklärenden Ereignissen belohnt, die es verstehen, eine unheimliche Atmosphäre zu entfachen. Hinzu kommen einige Figuren, deren Handlungsweisen seltsam und undurchsichtig sind und nicht erkennen lassen, worin der Zweck ihrer Bemühungen besteht. Und während der Leser regelmäßig neue Vermutungen anstellt und Begebenheiten ins rechte Licht zu rücken versucht, wird er unweigerlich in den Sog des Geschehens gezogen und muss erkennen, dass letztendlich alles ganz anders ist, als zunächst gedacht.

Der Londoner Werbeprofi, der unter dem Pseudonym JP Delaney schreibt, hat mit seiner Geschichte über zwei völlig unterschiedliche Frauen und ihrem Wunsch nach einem erfüllten Leben einen spannenden Thriller geschrieben. Basierend auf einer cleveren Idee sorgt er für ein perfides Leseerlebnis, das gleichermaßen geheimnisvoll, gruselig und undurchsichtig ist. In ihm werden die verhängnisvollen Begebenheiten abwechselnd von Emma und Jane erzählt, die den Leser tief in ihr Leben und ihre Gefühlswelt blicken lassen und in ihre Fehler, die sie begehen. Wie ein Voyeur schaut er dabei zu, wie ihre Bekommenheit wächst und ganz allmählich in Angst umschlägt. Zwar führt die Doppelung mancher Ereignisse die erst Emma und dann Jane erlebt dazu, dass eine gewisse Vorhersehbarkeit entsteht, was aber der Spannung keinen Abbruch tut.

Fazit:
„The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot“ ist eine gute Empfehlung für Fans von subtilen Spannungsromanen und für Thrillerleser, die auf blutige Szenen verzichten können.

Veröffentlicht am 01.07.2017

Eine fesselnde Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart

Sizilianisches Blut
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An einem heißen Augusttag erfährt der Journalist Luca Santangelo, dass seine einstige Freundin Laura Di Fiore ermordet worden ist. Ein Schock, den er nur schwer verwinden kann. Denn noch immer hegt Luca ...

An einem heißen Augusttag erfährt der Journalist Luca Santangelo, dass seine einstige Freundin Laura Di Fiore ermordet worden ist. Ein Schock, den er nur schwer verwinden kann. Denn noch immer hegt Luca tiefer gehende Gefühle für sie, obwohl Laura kurz nach ihrer Trennung die heimliche Geliebte des Baron von Motevago geworden ist. Grund genug für ihn die Vermutung anzustellen, dass der einflussreiche Frauenheld hinter dem perfiden Verbrechen steckt. Doch anstatt ihn an den Pranger zu stellen, wird ein junger Tunesier des Mordes angeklagt und Luca Santangelo hat alle Hände voll zu tun, um den wahren Täter zu finden.

„Sizilianisches Blut“ ist der erste Fall für den sizilianischen Journalisten Luca Santangelo, der ihm nicht nur emotional schwer zu schaffen macht, sondern der auch gleichzeitig dafür sorgt, dass Luca wegen eines Artikels über den angeblichen Mörder seiner Freundin Laura gefeuert wird. Doch mit scheinheiligem Getue und korrupter Vetternwirtschaft konnte er noch nie umgehen und deshalb ist Luca sogar ein wenig froh, der Zensur seines Chefs für immer entkommen zu sein. Eine Figur, die mitten aus dem Leben entsprungen ist und die Sympathie des Lesers schnell erringen kann.

Neben den Ermittlungen zu einem feige verübten Mord werden in einem zweiten Handlungsstrang die Ereignisse im Mai 1929 auf einem adeligen Gut in der sizilianischen Provinz Agrigent erzählt. Hier wird eine junge Frau zum Spielball familiärer Intrigen und kämpft verzweifelt um ein wenig Glück. Dass ihr Lebensweg Auswirkungen bis in die Gegenwart hat, kann sich der Leser zwar denken, doch wie ihr Schicksal mit dem einer jungen Balletttänzerin in Palermo zusammenhängt, stellt sich erst sehr spät heraus. Bis dahin aber gelingt es Ann Baiano mit ihrer bildlichen Sprache eine Atmosphäre aufzubauen, die wunderbar authentisch ist und einen passenden Rahmen für einen von familiären Rivalitäten geprägten Kriminalfall bietet.

Fazit:
„Sizilianisches Blut“ ist ein ruhiger Kriminalroman, der mit einer fesselnden Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart Spannung aufbaut und mit einer vielschichtigen Handlung, lebendigen Figuren und einer unnachahmlichen Atmosphäre überzeugt.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Ein gleichermaßen amüsanter und spannender Kriminalroman

Schwarzwasser
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Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner zieht das Pech magisch an. Erst brennt seine illegale Schnapsbrennerei und beschädigt das Wohnhaus und dann wird ihm durch einen hundsgemeinen Einsatz seines Kollegen ...

Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner zieht das Pech magisch an. Erst brennt seine illegale Schnapsbrennerei und beschädigt das Wohnhaus und dann wird ihm durch einen hundsgemeinen Einsatz seines Kollegen Greiner auch noch der Führerschein entzogen. Grund genug, um auf Rache zu sinnen. Doch bevor sich dafür eine passende Gelegenheit ergibt, macht er auf einer Faschingsfeier eine fesche Friseuse klar, mit der er eine lauschige Nacht verbringen will. Kurzerhand bugsiert er sie in ein leer stehendes Haus, wo er prompt auf eine Leiche stößt und auf eine verwirrte Frau, die ihn gnadenlos mit der Waffe attackiert..

„Schwarzwasser“ ist der siebte Fall des ungleichen Teams der Miesbacher Polizei, das auch diesmal wieder in eine turbulente Ermittlung gerät. Denn ausgerechnet Kommissar Wallners Großvater Manfred ist mit dabei, als Kreuthner einen Toten findet und fast selbst erschossen wird. Ein Umstand, der umgehend geklärt werden muss, wie auch der perfide verübte Mord und die Identität des Toten, den es laut Personenregister nicht gibt. Dazu steigt der Leser in zwei zeitlich unabhängige Handlungsstränge ein und begibt sich zum einen in das Jahr 1996, in dem ein junger Anwalt in Berlin zu unlauteren Handlungen gezwungen wird und zum anderen in das Jahr 2016, um Kommissar Wallner und seinem Team bei den Ermittlungen zu folgen. Dass beide Handlungsstränge zusammenführen, ist dem Leser von Beginn an klar, doch wie und warum, das stellt sich erst im Verlaufe des Buches heraus.

Ein gut konstruierter Kriminalfall, detailreich gezeichnete Figuren und verhängnisvolle Schatten aus der Vergangenheit werden, wie bei Andres Föhr bereits gewohnt, mit amüsanten Szenen und humorvollen Dialogen kombiniert. Eine Mischung, die es wunderbar versteht, durchgängig gut zu unterhalten. Allerdings sollte der Leser die Kapriolen des Polizeiobermeisters Leonhardt Kreuthner nicht auf die Waagschale legen. Denn dann müsste der stets an der Grenze zur Legalität agierende Beamte längst unehrenhaft aus dem Polizeidienst entlassen worden sein. Demgegenüber stellt sich Kommissar Wallner als bilderbuchmäßiger Ermittler heraus, der zwar stets ordentlich friert, dafür aber ein Ausbund an Mustergültigkeit ist. Nur bei Kreuthner drückt er viel zu oft ein Auge zu, sodass man fast meinen könnte, dass er auf dessen freizügigen Charakter ein wenig neidisch ist.

Trotz jeder Menge amüsanter Szenen bleibt die Spannung nicht auf der Strecke und auch die ernsthaft aufgearbeitete Vergangenheit regt zum Nachdenken an. Hinzu kommt, dass diesmal einige Fakten aus Wallners Familiengeschichte ans Tageslicht treten und er nach einigem Hin und Her seinen sonst nie erwähnten Vater zu Gesicht bekommt. Das alles wird mit einem fesselnden Schreibstil und unter Zuhilfenahme einiger überraschender Wendungen erzählt, wobei der Leser in seinem Wissensstand den Ermittlern stets überlegen ist.

Fazit:
„Schwarzwasser“ ist ein gleichermaßen amüsanter und spannender Kriminalroman, der seine Leser mit einem wendungsreichen Fall und schrägen Figuren hervorragend zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Ein glaubwürdiger und spannender Kriminalroman

Tiefe Schuld
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Anstatt einen Geocache zu heben, stoßen zwei Jungen im Aubinger Lohe auf die Leiche einer Frau, die wie Müll entsorgt worden ist. Mit eingeschlagenem Schädel und Hämatomen am ganzen Körper bietet sie einen ...

Anstatt einen Geocache zu heben, stoßen zwei Jungen im Aubinger Lohe auf die Leiche einer Frau, die wie Müll entsorgt worden ist. Mit eingeschlagenem Schädel und Hämatomen am ganzen Körper bietet sie einen Anblick, der die Münchener Kommissarin Toni Stieglitz mehr als nur schockt. Denn die von ihrem Exfreund misshandelte Polizistin weiß genau, wie es sich anfühlt, von einem nahestehenden Menschen geschlagen zu werden und nicht in der Lage zu sein, sich Hilfe zu suchen. Deshalb steht für Toni von Beginn an fest, dass vor allem der Ehemann als Täter infrage kommt. Doch der Fall stellt sich als viel komplizierter heraus und Toni muss erkennen, wie wichtig es ist, bei einer Ermittlung die eigenen Gefühle hintenanzustellen.

„Tiefe Schuld“ ist nach „Verletzung“ der zweite Fall für die Münchener Kommissarin Toni Stieglitz, die bereits einem Serienmörder das Handwerk legen konnte. Nun ermittelt sie in einem Verbrechen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit im familiären Bereich stattgefunden hat. Eine Herausforderung für die emotional angeschlagene Kommissarin, die noch lange nicht über ihre eigene Vergangenheit hinweggekommen ist. Kein Wunder, denn ihr Exfreund Mike lässt keine Gelegenheit verstreichen, um sie noch immer zu bedrohen. Doch die toughe Ermittlerin, die angenehm sympathisch und wunderbar lebensecht in Erscheinung tritt, lässt sich nicht unterkriegen und kämpft darum, wieder ein normales Leben zu führen.

Manuela Obermeier versteht es wunderbar, Bilder im Kopf ihrer Leser zu entfachen und mit einem wendungsreichen Fall Spannung aufzubauen. So fiebert der Leser von Beginn an mit und hofft, dass es bald gelingt, das brutale Verbrechen zu klären. Doch bis endlich so weit ist und der Täter gestellt werden kann, lernt er eine Vielzahl an Figuren kennen, die angenehm vielfältig in Erscheinung treten und vor allem, wie zum Beispiel der in Verdacht geratene Ehemann, nur schwer zu durchschauen sind. Dafür aber kommt schnell eine Vermutung auf, wer den Mord begangen hat, was den Lesegenuss allerdings nicht stört. Ein Schreibstil, der sich wunderbar flüssig liest, rundet den realitätsnah erdachten Fall gekonnt ab und sorgt dafür, dass das Buch in einem Zug verschlungen werden kann.

Fazit:
„Tiefe Schuld“ ist ein glaubwürdiger und spannender Kriminalroman, der durchgängig gut zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Ein krimineller Lesespaß der etwas anderen Art

Gray
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Ordnung muss sein ist einer der wichtigsten Grundsätze von Dr. August Huff, der an der berühmten Universität von Cambridge lehrt. Der Anthropologe, der weder dubiose Vieren noch bedrohliche Achten mag ...

Ordnung muss sein ist einer der wichtigsten Grundsätze von Dr. August Huff, der an der berühmten Universität von Cambridge lehrt. Der Anthropologe, der weder dubiose Vieren noch bedrohliche Achten mag oder mit dem mit dem rechten Fuß voran durchs Leben schreitet, fühlt sich immens gestört, als einer seiner Student beim Klettern vom Dach der Kapelle stürzt. Denn dafür gibt es wahrlich keinen Grund. Gemeinsam mit dem Graupapagei des Studenten nimmt er die Ermittlungen auf und stößt dabei auf ein Gefecht aus Lügen und Verrat, das dem zu Tode gestürzten zukünftigen Lord unweigerlich zum Verhängnis wurde.

Leonie Swan hat sich nach ihrem kriminellen Ausflug in die Welt der Schafe nun in das Reich der Vögel gewagt und lässt einen sprachbegabten Graupapageien gemeinsam mit einem verschrobenen Dozenten ermitteln. Ein wahrhaft ungleiches Paar, das zunächst einmal nur die widrigen Umstände zusammenschweißt, was sich im Laufe der recht amüsant vonstattengehenden Handlung allmählich ändert. Bis dahin aber stellen sich der Zwangsneurotiker und der vorlaute Papagei irgendwie aufeinander ein, übernachten zusammen im Bad und gehen am Tag auf Beutetour. Nur, dass es hierbei nicht um die Suche nach Nahrung geht, sondern darum, einen perfiden Mörder zu stellen.

Der humorvolle Krimi wird aus der Sicht des schrulligen Augustus Huff erzählt, der ohne eigenes Zutun in die Situation geraten ist, einen Papageien auf seiner Schulter herumzutragen. Denn nicht etwa er hat Gray zu sich genommen, sondern dieser hat sich ihn gewählt. Eine Konstellation, die Leonie Gray dazu nutzt, mit einer bildhaften Sprache und unter Zuhilfenahme von gleichermaßen komischen und anrührenden Szenen eine Mordermittlung zu schildern, die sehr unterhaltsam verläuft und wunderbar anders ist. Dabei sind es vor allem die peinlichen Kommentare des Papageien, die der verstaubte Akademiker nicht beeinflussen kann und die es regelmäßig schaffen, dem Leser ein Schmunzeln zu entlocken.

Fazit:
„Gray“ ist ein humorvoller, nicht immer ernst zu nehmender und von verbrecherischen Machenschaften durchsetzter Kriminalroman, der von den skurrilen Gepflogenheiten in einer altehrwürdigen Universität erzählt und von einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die etwas ganz Besonderes ist. Ein krimineller Lesespaß der etwas anderen Art.