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Veröffentlicht am 15.09.2016

Der absurdeste Fall in Paul Kalkbrenners Karriere

Märchenwald
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Der Glaube von Kindern ist unerschütterlich. Gerade erst von ihrem gewalttätigen Vater befreit, geraten der neunjährige Max und die vierjährige Ellie erneut in eine prekäre Situation und hoffen, dass alles ...

Der Glaube von Kindern ist unerschütterlich. Gerade erst von ihrem gewalttätigen Vater befreit, geraten der neunjährige Max und die vierjährige Ellie erneut in eine prekäre Situation und hoffen, dass alles gut wird. Dabei haben Unbekannte ihre Mutter gewaltsam aus der gemeinsamen Wohnung entführt und das Einzige, was diese für ihre Kinder noch tun konnte, war, sie in einem Wandschrank zu verstecken. Nun hocken Max und Ellie da, träumen vom Märchenwald und davon, dass alles ein gutes Ende nimmt. Aber nicht nur sie sind einer unbekannten Gefahr ausgesetzt. Auch eine junge Frau, die mit massiven Verletzungen und ohne Gedächtnis in einer Gasse am Alexanderplatz aufwacht oder ein Mann, der bei einem ungewöhnlichen Job in die Fänge eines Mörders gerät, müssen sich dem Grauen stellen. Der absurdeste Fall in Paul Kalkbrenners Karriere und das zu einer Zeit, in der er selbst schwerwiegende Probleme hat.

„Märchenwald“ ist der fünfte Fall für den Berliner Hauptkommissar Paul Kalkbrenner und wartet mit einer Ermittlung auf, die an die Nieren geht. Denn der liebe Nachbar von nebenan, der nette Großvater zweier Enkelkinder hat es faustdick hinter den Ohren oder besser gesagt im Magen. Doch bevor der Leser merkt, in was für ein makabres Handlungsgeflecht er geraten ist, lernt er zunächst die beiden Kinder Max und Ellie kennen, die er auf ihrem Weg quer durch Berlin begleitet und eine junge Frau, die verzweifelt mit ihrem Gedächtnis kämpft. Figuren, deren aussichtslos scheinenden Versuche einfühlsam geschildert sind und die kaum eine Chance haben, ihrem entsetzlichen Schicksal zu entkommen.

Mehrere Handlungsstränge, kurze Kapitel und geschickt gesetzte Cliffhanger sorgen für ein spannendes Leseerlebnis, das durch die Dramatik der Handlung noch verstärkt wird. Rasant erzählt, mit grausamen Szenen und wendungsreichen Ereignissen durchsetzt, gibt es kaum eine Pause. Weder für den Leser, der mit Gänsehaut und angehaltenem Atem durch das Geschehen hetzt, noch für die Hauptfiguren, die Grausames durchleben müssen und schon gar nicht für die Ermittler, die Ordnung in das Chaos bringen müssen. Ein rasanter Thriller, der mit den Ängsten seiner Leser spielt und mit dessen Nerven.

Fazit:
„Märchenwald“ ist ein packender Thriller, der ein ungewöhnlich grausames Thema berührt und auf gar keinen Fall für zartbesaitete Leser geeignet ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ungeschönter Einblick in gesellschaftliche Defizite

Tod auf dem Kreuzbergl
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Gerade erst aus der Haft entlassen, wird der Kindsmörder Peter Groner erneut verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden eines Mädchens zu tun zu haben. Denn die dreizehnjährige Juila, die am späten Abend ...

Gerade erst aus der Haft entlassen, wird der Kindsmörder Peter Groner erneut verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden eines Mädchens zu tun zu haben. Denn die dreizehnjährige Juila, die am späten Abend allein auf den Kreuzbergl unterwegs gewesen war, wird seit dem von ihren Eltern vermisst. Eine sofort eingeleitete Suche bleibt ohne Erfolg, wie auch die Befragung von Anwohnern und Mitschülern, die keine Hinweise zum Verbleib der Schülerin geben können. Deshalb stützen sich die Ermittlungen auf den Fakt, dass Peter Groner kein Alibi hat und obwohl er seine Unschuld beteuert, wird er in Haft genommen, als ein weiteres Mädchen verschwindet.

„Tod auf dem Kreuzbergl“ ist ein Krimi, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Einmal angefangen, lässt er einen nicht mehr los. Vor allem, weil es in ihm nicht nur um die Ermittlungen zu verschwundenen Mädchen geht, sondern vor allem um nicht erwiesene Schuldzuweisungen und um das Unvermögen Einzelner, mit ihrem Leben zurechtzukommen. Jede Menge Probleme, viele offenen Fragen und Verbrechen, die gesühnt werden müssen, beschäftigen den Leser die gesamte Handlung lang und offenbaren schonungslos die Schwächen, die auch in unserer Gesellschaft an der Tagesordnung sind. Da gibt es einen Mann, der seine Frau gnadenlos schlägt und eine Frau, die ihn trotzdem nicht verlässt. Oder ein Kind, das sterben muss, weil es nicht an sein Asthmaspray kommt. Situationen, in denen die Opfer kaum eine Chance haben, mit dem Leben davon zu kommen oder sofortige Hilfe zu erfahren.

Erzählt werden die tragischen Ereignisse, in kurzen Kapiteln, die von regelmäßigen Szenenwechseln gezeichnet sind und von einer unverblümten Schreibweise, die an die Nieren geht. Dabei lernt der Leser zu Beginn des Buches eine Reihe von Personen kennen, die immer wieder auftauchen und deren Schicksale sich regelmäßig kreuzen und ganz allmählich zu einem geschickt zusammengefügten Ganzen werden.

Fazit:
„Tod auf dem Kreuzbergl“ ist mehr als nur ein Kriminalroman mit einem spannenden Fall. Er ist ein kritischer Roman, der einen ungeschönten Einblick in gesellschaftliche Defizite gewährt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Viel Psycho, wenig Thrill

Dark Memories - Nichts ist je vergessen
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Die sechszehnjährige Jenny Kramer wird nach einem Partybesuch von einem Unbekannten brutal vergewaltigt und schwer verletzt. Um den grausamen Überfall nicht immer wieder durchleben zu müssen, entscheiden ...

Die sechszehnjährige Jenny Kramer wird nach einem Partybesuch von einem Unbekannten brutal vergewaltigt und schwer verletzt. Um den grausamen Überfall nicht immer wieder durchleben zu müssen, entscheiden sich ihre Eltern für ein Medikament, das ihre Erinnerung löschen soll. Doch anstatt eine Linderung zu erfahren, beginnt für Jenny ein Martyrium, das sie bis zum Äußersten treibt. Denn die Folgen der Tat sind unauslöschlich in ihrem Körper gespeichert, während sie selbst nicht mehr weiß, was geschehen ist. Nach einem Selbstmordversuch beginnt sie eine Therapie, die ihr helfen soll, die vergessen geglaubten Erinnerungen wiederherzustellen. Doch kann das wirklich gelingen oder verfolgt ihr Therapeut ein ganz anders Ziel?

„Dark Memories - Nichts ist je vergessen“ ist ein Psychothriller, dessen Erzählweise ungewöhnlich ist. Ein dritter, zunächst unbeteiligt wirkender und letztendlich doch Beteiligter, schildert die Geschehnisse in der amerikanischen Kleinstadt Fairview aus seiner Sicht. Angefangen von dem brutalen Überfall auf die Schülerin, über die Probleme ihrer Eltern, bis hin zu den Ermittlungen spart er keinen der Personen aus, die sich mit dem Verbrechen an Jenny und dessen Folgen beschäftigen. Dabei fügt er immer wieder Gesprächsnotizen mit ihnen ein, sodass der Leser bald weiß, wer der Icherzähler ist. Aber nicht nur Jennys Qualen und die Suche nach ihrem Peiniger spielen eine Rolle in dem verhängnisvollen Geschehen. Auch das Verhältnis ihrer Eltern zueinander, die Therapie eines verletzten Soldaten und die immer wieder wechselnden Verdächtigen tragen dazu bei, dass die Ereignisse lange Zeit undurchschaubar bleiben. Doch trotz dieses geschickt aufgebauten Plots und der ihm zugrunde liegenden interessanten Idee kommt wenig Spannung auf. Denn der Icherzähler schweift zum einen sehr von der Thematik ab, über die er gerade berichtet, zum anderen verliert er sich viel zu sehr in fachliche Details und darüber hinaus weicht er auch noch ohne Kennzeichnung von der zeitlichen Reihenfolge ab. Dadurch ist der Handlungsverlauf teilweise zäh, obwohl die Vorkommnisse selbst dramatisch sind.

Fazit:
„Dark Memories - Nichts ist je vergessen“ ist ein Buch für Leser, die sich neben einer undurchsichtigen Handlung sehr für psychologische Zusammenhänge und Traumatherapien interessieren. Alle anderen, denen der Thrill wichtig ist, sollten sich aber nach einem anderen Buch umsehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Psychothriller voller Geheimnisse und arglistiger Täuschungen

Dein letzter Tag
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Von einer Vorlesung über Opferkunde regelrecht elektrisiert, beeilt sich die Psychologiestudentin Morgan so schnell wie möglich, zurück an ihren Schreibtisch zu kommen. Doch anstatt mit neuem Elan an ihrer ...

Von einer Vorlesung über Opferkunde regelrecht elektrisiert, beeilt sich die Psychologiestudentin Morgan so schnell wie möglich, zurück an ihren Schreibtisch zu kommen. Doch anstatt mit neuem Elan an ihrer Doktorarbeit zu feilen, stolpert sie in ihrer Bostoner Wohnung über die Leiche ihres Verlobten, der eindeutige Spuren einer Hundeattacke aufweist. Ein Desaster, das sich Morgan nicht erklären kann. Denn warum sollten ausgerechnet ihre geliebten Vierbeiner eine solche Tat begangen haben? Mit dem Ziel die Eltern ihres Verlobten zu informieren, macht sie sich auf die Suche nach ihnen, stolpert aber lediglich über einige weitere „Verlobte“, während die Eltern von Bennett nicht zu finden sind. Ein Albtraum, der sein Höhepunkt erreicht, als Morgan erfährt, dass eine Verlobte nach der anderen auf unnatürliche Weise ums Leben gekommen ist.

„Dein letzter Tag“ ist ein subtiler Psychothriller, der gleich von zwei Autoren erdacht worden ist. So verbergen hinter dem Pseudonym A.J. Rich die beiden erfolgreichen US-Autorinnen Amy Hempel und Jill Cement, die bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen für ihre Bücher erhalten haben. Dementsprechend sind die Erwartungen recht hoch, die der Leser an die Geschichte der Psychologiestudentin Morgan stellt. Und tatsächlich geht es nach einem wirklich blutigen Einstieg auch gleich los und die Icherzählerin Morgan erlebt ein wahres Martyrium. Allerdings auf eine ganz subtile Art und Weise. Denn nicht die Taten eines kranken Geistes stehen hier im Vordergrund, sondern die Bemühungen einer betrogenen Geliebten, hinter die Wahrheit zu kommen. Dass dieser Wunsch überaus gefährlich ist, macht den Reiz des Thrillers aus, der die Gefühle und Wahrnehmungen seiner Hauptprotagonistin und mit ihr die des Lesers ganz schön durcheinanderbringt. Allerdings braucht es dazu stellenweise etwas Geduld, da ausufernde fachliche Passagen die Handlung ab und an zum Stocken bringen.

Fazit:
Ein Psychothriller, der voller Geheimnisse steckt und bis zu seinem unerwarteten Finale spannend bleibt.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wunderbar atmosphärischer Regionalkrimi, der in Sachen Spannung wenig zu bieten hat

Der Nordseespuk
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Nach einer abendlichen Zechtour in der Schnapsbrennerei findet der Schreiber Peter Soet eine Männerleiche im Husumer Hafenbecken. Dabei hatte sich der Freund und Angestellte des jungen Anwalts Theodor ...

Nach einer abendlichen Zechtour in der Schnapsbrennerei findet der Schreiber Peter Soet eine Männerleiche im Husumer Hafenbecken. Dabei hatte sich der Freund und Angestellte des jungen Anwalts Theodor Storm zunächst von einem glänzenden Pokal anlocken lassen, der aber viel zu schnell im Schlick verschwunden ist. Ein merkwürdiger Fall. Denn schon bald verschwindet der Sohn des Toten, während im grünen Haus eine weitere Leiche auftaucht, die, genau wie der Ermordete im Hafenbecken, Kontakt zu einer Sekte pflegte. Vor über einhundert Jahren von der Jungfrau Antoinette gegründet, verspricht sie auf der Insel Nordstrand ein Paradies zu errichten, was aber bisher noch nicht gelungen ist.

„Der Nordseespuk“ ist der zweite Fall für den Husumer Anwalt Theodor Storm, der gemeinsam mit seinem Schreiber und Freund Peter Söt im Jahr 1843 auf die Jagd nach Verbrechern geht. Bereits schon einmal haben sie es geschafft, einen Mörder dingfest zu machen und auch dieses Mal scheinen sie auf der richtigen Fährte zu sein. Ein historisch gut recherchierter Krimi, der vor allem von den detaillierten Beschreibungen der nordfriesischen Stadt und seiner Bewohner lebt und die einst herrschende Atmosphäre im Kopf des Lesers aufleben lässt. Vom Schreiber Peter Söt er als Icherzähler geschildert, fehlt Theodor Storms unheimlichsten Fall aber leider eine durchgängige Spannung, um wirklich gut zu sein und auch die Aktivitäten des einst lebenden Anwalts sind diesmal viel zu rar.

Fazit:
Ein historischer Regionalkrimi, der mit einer wunderbaren Atmosphäre daherkommt und herrlich düster erscheint, in Sachen Spannung aber wenig zu bieten hat.