Cover-Bild Dark Memories - Nichts ist je vergessen
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER Scherz
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 23.06.2016
  • ISBN: 9783651025424
Wendy Walker

Dark Memories - Nichts ist je vergessen

Verena Kilchling (Übersetzer)

Eine Klasse für sich: Wendy Walkers ›Dark Memories – Nichts ist je vergessen‹ ist hoch manipulative Psycho-Spannung auf internationalem Bestseller-Niveau.

Du musst dich erinnern, Jenny. Du musst dich erinnern, was in jener Nacht im Wald geschehen ist.

Fairview, eine beschauliche Kleinstadt in Connecticut. Die 16-jährige Jenny Kramer wird Opfer einer brutalen Attacke und kommt schwer traumatisiert ins Krankenhaus. Dort wird ihr auf Wunsch ihrer Eltern ein Medikament verabreicht, das ihr helfen soll. Ein Medikament, das jegliche Erinnerung an den schrecklichen Vorfall auslöscht.

Danach hat Jenny keine Bilder mehr für das, was passiert ist. Da ist nur noch Schwärze. Sie bemüht sich weiterzuleben wie zuvor, beinahe so, als ob nichts geschehen wäre, während ihre Mutter Charlotte krampfhaft versucht, so etwas wie Normalität wiederherzustellen, und ihr Vater Tom wie besessen ist von dem Gedanken, den Täter, der seiner Tochter das angetan hat, zu überführen.

Doch das Nicht-Erinnern-Können wird für Jenny mehr und mehr zu einem Albtraum. Denn ihr Körper weiß noch immer, was ihm angetan wurde. Gemeinsam mit dem Psychiater Alan Forrester, der auf Fälle wie Jenny spezialisiert ist, versucht sie, Stück für Stück Licht in das Dunkel jener Nacht zu bringen, die Chronologie der Ereignisse wiederherzustellen. Aber kann sie denen, die sie dabei unterstützen wollen, vertrauen? Wie manipulierbar ist Erinnerung? Und helfen die Erinnerungen, die langsam zu ihr zurückkommen, wirklich, den Schuldigen zu finden?

'Dieses Buch dürfen Sie auf keinen Fall verpassen!' Karin Slaughter

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Empfehlung! Achtung, KEIN Thriller oder Krimi, eher …so etwas wie ein dramatisches Psychogramm?!

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Das soll heißen: Leseempfehlung. Aber: bitte nicht den Klappentext lesen. Bitte nicht den Aufkleber/Einleger „Der Thriller des Jahres“ lesen. Die werden dem Buch nicht gerecht: Wer Thriller mag, wird speziell ...

Das soll heißen: Leseempfehlung. Aber: bitte nicht den Klappentext lesen. Bitte nicht den Aufkleber/Einleger „Der Thriller des Jahres“ lesen. Die werden dem Buch nicht gerecht: Wer Thriller mag, wird speziell den Beginn zwingend zu langsam, zu langatmig, zu wenig vorantreibend empfinden. Wer keine Thriller mag, wird leider leider das Buch verpassen. Aber leider leider war wieder einmal jemand bei einem Verlag der Ansicht, die Schublade „Thriller“ sei doch ganz nett – damit könne man das Buch gut verkaufen.

Laut Wikipedia gilt: „Charakteristisch für Thriller ist das Erzeugen eines Thrills, einer Spannung, die nicht nur in kurzen Passagen, sondern während des gesamten Handlungsverlaufs präsent ist, ein beständiges Spiel zwischen Anspannung und Erleichterung.“ Nein, dieses Buch fängt sehr gemächlich an. Ja, zugrunde liegt ein Verbrechen, ein wirklich brutales, abscheuliches Verbrechen – die Vergewaltigung an der sechzehnjährigen Jenny. Jetzt würden viele das Buch meiden, weil Gewalt nicht ihr Thema ist, vielleicht speziell auch sexuelle Gewalt. Der Leser bekommt hier jedoch das Thema zuerst mit einer gewissen Distanz vermittelt, das Verbrechen ist „bereits vorher“ passiert, wir sehen "nur" medizinische und polizeiliche Berichte (ja, das ist explizit – aber „Zusehen/-hören/-lesen“ ist etwas ganz anderes, zumindest für meine „Mit-Ertragens-Schwelle“).

Weiter mit Wikipedia: „In Thrillern muss sich der Held meist gegen moralische, seelische oder physische Gewalteinwirkung durch seinen Gegenspieler behaupten, während dies in Kriminalgeschichten weniger der Fall ist. Auch ist im Kriminalroman meist die Aufklärung des Verbrechens der Höhepunkt, während im Thriller erst der darauf folgende, oft sehr knappe, aber endgültige Sieg über den Widersacher den Höhepunkt darstellt, mit dem der Held sich selbst und womöglich auch andere rettet….Normalerweise wird in Thrillern viel Wert auf die Beschreibung der Handlung gelegt. Werden hingegen die Figuren und deren Psyche ebenso stark oder gar stärker betont, spricht man von einem Psychothriller. Meist ist hier ein emotionaler Konflikt zwischen mehreren Personen oder auch ein Konflikt innerhalb einer Person Thema, beispielsweise aufgrund früherer Erlebnisse. Typische Merkmale von Psychothrillern sind der Einsatz der Bewusstseinsstromtechnik, ein Erzähler oder die ausgedehnte Thematisierung einer Vorgeschichte.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Thriller Ja, meinetwegen gibt es so einen Hauch Psychothriller („so richtig“ Psychothriller wäre eher der von mir im Original gelesene und bewertete „und morgen dein Tod“ = „Hunted“ = „What does not kill her“). Und: Nein. Auch ein Krimi ist das hier nicht, vielleicht eher etwas neues, eigenes, wie bei „Fusion-Küche“. Wir sehen zu, was ein Ereignis mit Menschen macht: wie zum Beispiel Jennys Eltern mit der Tat umgehen, mit ihr, miteinander. Dabei merken wir peu à peu, dass da schon vorher bestimmte Tendenzen vorherrschten.

Aber Jenny ist eher nicht die Hauptperson. Und eigentlich geht es auch nicht um die Vergewaltigung, es geht – zuerst - darum, was die danach zuerst angestrebte Therapie an ihr auslöst – die Therapie, nach der sie alles vergessen soll. Das klappt zwar, aber andererseits doch nicht, denn sie fühlt sich nicht gut – kann das aber keiner Erinnerung als Auslöser zuordnen. Die Idee finde ich genial: Darf man das, sollte man das? Was ist wichtiger, den Täter zur Verantwortung ziehen zu können (eventuell, wenn man ihn findet, wenn er verurteilt würde) – oder dem Opfer keine Erinnerung an das Schreckliche zu lassen? Das allein hätte schon reichlich Stoff geboten, Autorin Wendy Walker belässt es aber nicht dabei; wie gesagt, Jenny ist meiner Meinung nach nicht die Hauptperson. Der Roman wird aus der Sicht des sie behandelnden studierten Mediziners, ihres Psycholgen, als Ich-Erzähler aufgespannt als ein komplexes Psychogramm: da gibt es noch Jennys Eltern, die Arbeit des Psychologen in einer Strafanstalt, seine Vor-Meinungen (gegen die „Vergessens-Pille“, für bestimmte andere Vorgehensweisen, beeinflusst durch weitere Erfahrungen).

Nein, ich möchte hier nicht weiter schreiben. Ich habe viel markiert während der Lektüre, doch jeder Ausschnitt könnte zu viel verraten, es wird so einiges in den Raum geworfen; der Psychologe schreibt eindeutig im Rückblick aus einer Perspektive, in der schon mehr klar ist, und greift dadurch häufig vor – oft, vielleicht sogar immer merkt man das – aber: die Autorin beherrscht es tatsächlich, dass NICHTS davon den Leser bis zum Ende der Geschichte wirklich weiterführt: Dieses Buch hat mich durch ein Wechselbad der Gefühle gejagt. Nie wusste ich, woran ich war. Insofern war es ein Pageturner und ich musste nach und neben der Lektüre noch viel über das Buch nachdenken. Wie manipulierbar ist die Erinnerung? Wie real sind überhaupt unsere Beziehungen, unsere Selbstbild, unsere Werte? Was richten unsere besten Absichten an? Welche Konsequenzen hat jedes Handeln, jedes Unterlassen? Was verursachen unsere Erwartungen?

Veröffentlicht am 15.09.2016

Großartiges Romandebüt!

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Obwohl ich eigentlich kein Werbungsopfer bin, muss ich zugeben, dass mich die breit angelegte Werbekampagne des Verlags auf Dark Memories. Nichts ist je vergessen sehr neugierig machte. Gegen Werbeslogans ...

Obwohl ich eigentlich kein Werbungsopfer bin, muss ich zugeben, dass mich die breit angelegte Werbekampagne des Verlags auf Dark Memories. Nichts ist je vergessen sehr neugierig machte. Gegen Werbeslogans wie „Thriller des Jahres“ bin auch ich nicht immun, sodass ich es kaum erwarten konnte, Wendy Walkers Debütroman endlich in Händen zu halten und lesen zu dürfen. Wenn man allerdings die Rezensionen liest, könnte man doch ein wenig skeptisch werden, denn das Buch wird häufig recht heftig kritisiert. Von negativen Rezensionen lasse ich mich jedoch nicht beirren, denn ich bilde mir lieber meine eigene Meinung. Inzwischen kann ich mir die kritischen Stimmen auch erklären, denn besagter Werbeslogan schürt eine gewisse Erwartungshaltung, die dieses Buch eben nicht erfüllt. Auch ich hatte etwas gänzlich anderes erwartet, war allerdings nicht enttäuscht, sondern vielmehr überaus positiv überrascht. Dark Memories ist gewiss nicht der „Thriller des Jahres“, aber zweifellos trotzdem eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Auf dem Cover wird dieses Buch als „Roman“ bezeichnet, und ein Roman ist es eben auch – ein ganz grandioser sogar. Thriller-Elemente konnte ich hingegen nahezu keine entdecken, habe sie allerdings auch nicht vermisst, denn Dark Memories hat alles, was ein guter Roman braucht – gut ausgearbeitete und vielschichtige Charaktere, einen außergewöhnlichen Erzählstil und eine äußerst interessante Thematik, über die es sich nachzudenken lohnt und zu der die Autorin offensichtlich sehr akribisch recherchiert hat.

Viele Menschen, die Opfer von Gewalt wurden, die Schrecken eines Krieges erfahren haben, schwere Unfälle erlitten oder andere schmerzvolle Erfahrungen machen mussten, leiden an posttraumatischen Belastungsstörungen, die sie häufig ein ganzes Leben lang begleiten. Erinnerungen an diese Erlebnisse sind belastend, verursachen Albträume, Depressionen, führen zu Beziehungsproblemen und können zur lebenslangen Qual werden. Man wünscht sich, das Erlebte wäre nie passiert oder man könnte es wenigstens vergessen, um unbeschwert weiterleben zu können. Die Gedächtnisforschung arbeitet seit geraumer Zeit an medikamentösen Verfahren bei der Traumabewältigung, und die im Roman von Wendy Walker beschriebenen Behandlungsmethoden, mithilfe eines Medikaments gezielt eine retrograde Amnesie hervorzurufen, entspringen nicht etwa der blühenden Phantasie der Autorin, sondern sind durchaus möglich, auch wenn sie bislang nicht in vollem Umfang zur Anwendung kommen und äußerst umstritten sind. Ursprüngliches Ziel solcher medikamentösen Therapien ist es, die emotionalen Spätfolgen und traumatisierenden Erinnerungen von Soldaten nach dem Kriegseinsatz abzuschwächen. Die Frage ist allerdings, ob es ethisch überhaupt vertretbar ist, das Gedächtnis gezielt zu manipulieren und faktische sowie emotionale Erinnerungen zu verändern oder gar auszulöschen.
Erinnerungen, so schmerzhaft sie auch sein mögen, erfüllen nämlich durchaus ihren Zweck. Jede Erfahrung, die wir machen, macht uns zu dem, was wir sind, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Persönlichkeit und verleiht uns unsere eigene Identität und Individualität. Würde unser Gedächtnis diese Erfahrungen nicht speichern, hätten wir keine Geschichte und könnten uns nicht bewusstwerden, wer wir eigentlich sind. Außerdem sind Erinnerungen wichtig für Lernprozesse, dienen der Abschreckung und sind notwendig, um ähnlichen Situationen und Gefahren künftig aus dem Weg gehen zu können. Hätten wir keine schmerzhaften Erinnerungen an bestimmte Erlebnisse, würden wir dieselben Fehler immer wieder machen, uns z. Bsp. immer wieder an einer heißen Herdplatte verbrennen oder uns an scharfen Klingen schneiden, um nur harmlose Beispiele zu nennen. Erinnerungen sind aber nicht nur für jedes Individuum selbst, sondern auch für die gesamte Gesellschaft von großer Bedeutung. Könnten sich Opfer oder Zeugen eines Gewaltverbrechens an nichts mehr erinnern, könnten die Täter nie gefasst und weitere Gewalttaten somit auch nicht verhindert werden. Das Bewahren und vor allem das Weitergeben von Erinnerungen an die nächsten Generationen erfüllen auch sehr wichtige gesellschaftliche Aufgaben, damit sich Greueltaten wie der Holocaust nicht wiederholen und Kriegserlebnisse nicht in Vergessenheit geraten, denn nur was nicht vergessen wird, kann auch verhindert werden. Nicht auszudenken wären außerdem die Folgen, wenn solche Medikamente in die falschen Hände geraten. Fraglich ist auch nach wie vor, wie gezielt diese Medikamente eingesetzt werden können und ob nicht auch positive Erinnerungen verloren gehen. Sinnvoller und zielführender sind sicherlich Therapiemethoden, bei denen traumatisierte Patienten sich ihren Erfahrungen stellen und ihre Erinnerungen verarbeiten.

Und genau hier setzt Wendy Walkers Roman an, denn Jenny wurde ein Medikament verabreicht, das ihre faktischen Erinnerungen an die grausame Vergewaltigung ausgelöscht hat. Dennoch leben die Schrecken an dieses traumatische Erlebnis in ihrem Körper und auch ihrer Seele weiter und lassen sie nicht zur Ruhe kommen, weil sie keine Bilder dafür hat. Sie beschließt, die Erinnerungen in ihr Gedächtnis zurückzuholen und sie zu verarbeiten, denn sie ist sicher, dass sie nur so endlich Ruhe finden kann. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Psychiater Alan Forrester, der die medikamentösen Methoden aufs Schärfste kritisiert, sich auf Traumapatienten, die auf diese Weise behandelt wurden, spezialisiert hat und ihnen ihre Erinnerungen zurückgeben möchte. Er plädiert für eine Traumatherapie ohne Pillen, bei der die Erinnerungen an schmerzhafte Erlebnisse immer wieder reaktiviert, aber dabei gewissermaßen neu im Gedächtnis gespeichert werden und somit nicht mehr mit negativen Gefühlen einhergehen. Dieser Vorgang nennt sich Rekonsolidierung. Erinnerungen werden dabei immer wieder abgerufen und so manipuliert und verändert, dass sie weniger schmerzhaft sind. Diese Behandlungsmethode möchte Alan Forrester nun auch bei Jenny zum Einsatz bringen und ihr helfen, das Erlebte endlich zu verarbeiten.
Anders als der Klappentext vermuten lässt, ist nicht Jenny, sondern vielmehr ihr Psychiater der Hauptprotagonist von Dark Memories. Das ganze Buch wird ausschließlich aus seiner Perspektive erzählt. Alle anderen Protagonisten lernt man nur aus Alans Sicht kennen, in dessen Erzählung jedoch immer wieder kursiv gedruckte Passagen aus den Therapiegesprächen mit Jenny, ihren Eltern und anderen Traumapatienten eingefügt sind. Ich fand diesen außergewöhnlichen Erzählstil und die gewählte Perspektive äußerst interessant. Der Leser erhält somit nämlich sehr tiefe Einblicke in die Arbeit eines Psychiaters und in die Behandlungsmethoden bei der Traumatherapie. Bisweilen gleichen manche Textpassagen zwar nüchternen wissenschaftlichen Abhandlungen, aber sie sind dennoch überaus spannend, wenn man sich für diese Thematik interessiert. Ich war jedenfalls sehr beeindruckt, wie gründlich sich Wendy Walker in ihrem Roman mit Gedächtnisforschung und den verschiedenen Therapiemethoden bei posttraumatischen Belastungsstörungen auseinandersetzt und wie sorgfältig sie offenbar recherchiert hat.
Außerdem hat sie mit Alan Forrester einen sehr vielschichtigen, ambivalenten und außergewöhnlichen Protagonisten geschaffen. Man lernt ihn nicht nur als Psychiater, sondern auch als Ehemann und Familienvater kennen. Ich kann nicht behaupten, dass ich diesen Mann besonders mochte und war ständig hin- und hergerissen zwischen Sympathie und Abscheu. Ich war einerseits beeindruckt von seiner Kompetenz und seinem Fachwissen, hin und wieder angetan, weil er doch recht verständnisvoll erscheint, andererseits aber auch häufig angewidert von seiner Arroganz und Eitelkeit. Dieser Mann ist vollkommen undurchschaubar, aber gerade das macht ihn zu einem äußerst interessanten Charakter und trägt auch enorm zur Spannung dieses Romans bei. Im Verlauf der Erzählung zeigt sich, dass auch der stets souverän wirkende Psychiater seine Schwächen und Ängste hat und während Jennys Therapie in einen inneren Konflikt gerät, der verheerende Konsequenzen hat.
Alle anderen Protagonisten lernt man aus Alans Perspektive kennen, bzw. kommen sie in den kursiv gedruckten Therapiegesprächen zu Wort, die in wörtlicher Rede widergegeben werden. Jenny Kramers Schicksal und ihr Umgang mit der brutalen Vergewaltigung war sehr berührend und erschütternd, steht aber, anders als der Klappentext vermuten lässt, nicht im Zentrum der Handlung. Es geht vielmehr um die Abgründe die sich hinter der Fassade der scheinbar intakten Familienidylle der Kramers auftun. Die Ehe von Jennys Eltern droht aufgrund der Belastung und dem unterschiedlichen Umgang mit dem traumatischen Erlebnis ihrer Tochter zu zerbrechen. Jennys Vater will unbedingt, dass sich seine Tochter wieder an die Details der Vergewaltigung erinnert, damit der Täter gefasst werden kann. Ihm geht es dabei in erster Linie um Rache und Gerechtigkeit, während ihre Mutter Bedenken hat, dass die reaktivierten Erinnerungen, Jenny nur noch mehr schaden könnten. Sie wünscht sich nur, dass ihre Tochter endlich wieder ein normales Leben führen kann. Während den Einzelsitzungen mit Jennys Eltern stellt Allan jedoch fest, dass die Wurzeln ihrer Eheprobleme weit in der Vergangenheit liegen und das vermeintliche Familienglück von dunklen Geheimnissen überschattet wird. Der Leser erhält sehr tiefe Einblicke in die Psyche von Jenny, den Menschen in ihrem Umfeld und auch dem behandelnden Psychiater. Dabei tritt die Tätersuche, die die eigentliche Thrillerhandlung ausmacht, immer mehr in den Hintergrund. Mich hat dies nicht gestört, denn die Blicke in die Abgründe menschlicher Seelen und die Therapiemethoden des Psychiaters fand ich überaus spannend. Erst gegen Ende des Romans gewinnt die Suche nach dem Täter wieder an Bedeutung. Hierbei kommt es zu einigen überraschenden Wendungen und die Auflösung des Falls war schockierend und für mich vollkommen unvorhersehbar.
Mich konnte Dark Memories. Nichts ist je vergessen in jeder Hinsicht überzeugen, und obwohl es meiner Meinung nach kein Thriller ist, hat mich dieses Buch von der ersten Seite an gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Besonders fasziniert hat mich, wie gekonnt die Autorin fachliches Wissen in eine spannende Handlung einbettet und wie fundiert und gleichzeitig eindrücklich sie sich mit einer Thematik beschäftigt, über die es sich nachzudenken lohnt und die bereits heftig diskutiert wird. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der Interesse an der Psyche des Menschen hat. Ein großartiges Debüt einer Autorin, von der man hoffentlich bald noch mehr lesen darf!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Abgründe der menschlichen Seele

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Meine Meinung:
Ich bin mit wenig Erwartung an diese Geschichte heran gegangen, da ich vorher eher schlechte bzw. mittelmäßige Rezensionen zu diesem Buch gelesen habe. Jetzt im Nachhinein kann ich diese ...

Meine Meinung:


Ich bin mit wenig Erwartung an diese Geschichte heran gegangen, da ich vorher eher schlechte bzw. mittelmäßige Rezensionen zu diesem Buch gelesen habe. Jetzt im Nachhinein kann ich diese überhaupt nicht verstehen. Ich glaube die meisten Leute kritisieren, dass das Buch eben kein Thriller ist. Einige Bücher haben wohl einen Sticker mit "Der beste Thriller des Jahres" - mein Buch hat das nicht und vorne steht auch nur "Roman" drauf. Daher kann ich diesbezüglich die Kritik nicht teilen. Für mich ist dieses Buch zwar auch kein Thriller, aber die Geschichte ist so gut, dass ich - auch wenn auf meinem Buch Thriller gestanden hätte - dafür niemals Sterne abgezogen hätte.

Die Geschichte um Jenny, die während einer Party brutal vergewaltigt wird, ist meiner Meinung nach absolut spannend. Alles wird aus Sicht des Therapeuten beschrieben. Dadurch erleben wir eine Mischung aus Patientenakte, Polizeibericht und Tagebuch. Das ist der Autorin absolut großartig gelungen. Man könnte meinen, dass einem durch diesen Stil die Charaktere fremd bleiben, aber da eben der Therapeut schreibt und er mit seinen Patienten auch ihr Gefühlsleben bespricht, werden die Charaktere für den Leser sehr deutlich. Das führt eben auch dazu, dass man ihre intimsten Geheimnisse, Gedanken und Wünsche kennen lernt - und das kriegt man wirklich nicht oft in Romane geliefert.

Man kann in einer Rezension zu dieser Geschichte ganz schnell viel zu viel verraten, daher muss ich meine Worte genau auswählen. Ich möchte nämlich, dass ihr genau so überrascht werdet wie ich, weil mich hat hier sehr sehr viel überrascht. Wenn man die Geschichte genau betrachtet, geht es insbesondere um die Abgründe der menschlichen Seele. Was tust du, um deine Familie zu beschützen? Dabei werden verschiedene Thematiken angesprochen: Manipulation, Liebe, es geht aber auch um Empathie, um psychische Störungen. Ganz besonders toll fand ich, dass die Psychologie des Menschen hier so eine wichtige Rolle spielt. Am Ende hat mich dann eine Sache noch besonders begeistert: Wenn man nämlich die Auflösung erfährt, stellt man sich sofort eine wichtige Frage - aber wenn man dann weiter liest, wird genau diese Frage gestellt und beantwortet. Die Antwort kann man gut, die kann man schlecht, die kann man nachvollziehbar oder eben nicht nachvollziehbar und die kann man auch total irre finden, aber gerade diese Gefühle, die die Antwort in einem auslöst, ist meiner Meinung nach der Kern der Geschichte, da jeder Mensch für sich selbst vielleicht einen anderen Weg, aber vielleicht auch den gleichen Weg gewählt hätte.

Für mich ist das hier wirklich ein psychologisches Meisterwerk und ich bin sehr geflasht von der Geschichte :) Ich kann das Buch nur weiter empfehlen.


Fazit:


Die teils negativen Rezensionen zu diesem Buch kann ich leider gar nicht verstehen. Für mich hat Wendy Walker hier ein psychologisches Meisterwerk kreiert, welches sich insbesondere mit den Abgründen der menschlichen Seele beschäftigt. Was würdest du tun, um deine Familie zu beschützen? Für mich hat bei diesem Buch einfach alles gestimmt und daher lande ich bei 5 Sternen :)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannung garantiert

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Meine Meinung:

Ein wirklich guter Thriller. Ich fand ihn von der ersten Seite an unglaublich spannend. Man folgt der Handlung wie in einem Sog. Das Buch hat mehrere sehr unerwartete Wendungen und eine ...

Meine Meinung:

Ein wirklich guter Thriller. Ich fand ihn von der ersten Seite an unglaublich spannend. Man folgt der Handlung wie in einem Sog. Das Buch hat mehrere sehr unerwartete Wendungen und eine enorm krasse und zugleich spannende Auflösung, mit der man so nicht rechnet.

Besonders gelungen ist der Erzähler. Es ist aus der Sicht des Psychiaters geschrieben. Als Leser weißt man nie was man von all dem glauben darf und ob man nicht dauerhaft manipuliert wird. Seine Sicht ist richtig interessant. Der Einblick in seinen Kopf regt den Leser stark zum nachdenken an.

Der Schreibstil ist gelungen. Die Spannung reißt nicht ab und es lässt sich super flüssig lesen.

Insgesamt ist es ein sehr spannendes Buch, das ich wirklich weiterempfehlen kann. Die Geschichte wird mich noch einige Tage beschäftigen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Manipulationen

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Alan Forrester ist Psychiater mit dem Spezialgebiet, Erinnerungen wieder auszugraben. Und zwar Erinnerungen, die durch ein Medikament ausgelöscht worden sind. Seine Patientin Jenny wurde brutal vergewaltigt ...

Alan Forrester ist Psychiater mit dem Spezialgebiet, Erinnerungen wieder auszugraben. Und zwar Erinnerungen, die durch ein Medikament ausgelöscht worden sind. Seine Patientin Jenny wurde brutal vergewaltigt und malträtiert. Ihre Mutter wollte Jenny mit dem Vergessen helfen und sorgte dafür, dass sie diese Medikamente bekam. Doch Jennys Körper hat nicht vergessen und Jenny kämpft mit den Geistern in ihrem Inneren. Um weiterleben zu können, muss sie sich unbedingt erinnern. Alan Forrester will ihr helfen. Doch dann verändern sich die Umstände und Jenny weiß nicht mehr, ob das, woran sie sich erinnert, wirklich geschehen ist.

Wendy Walker wendet hier ein paar Kniffe an, die ich so noch nicht gesehen habe und die einen erstaunlichen Effekt erzielen. Genauer darauf eingehen möchte ich nicht, denn das soll jeder selbst entdecken und genießen! Nur so viel: was zunächst verwirrt, fesselt später. Zumindest war es bei mir so.

Die Protagonisten sind sehr klar gezeichnet, ohne sie allzu ausführlich zu beschreiben. Ob Patienten oder Angehörige, Unbeteiligte oder der Ich-Erzähler – man hat schnell das Gefühl, sie zu kennen (auch wenn man definitiv einige der Personen des Buches überhaupt niemals kennenlernen möchte). Durch geschickt eingestreute Zeit- und Perspektivwechsel (bzw. Wechsel der Personen, um die es gerade geht und die gefühlt überhaupt nichts mit Jennys Fall zu tun haben) stutzt man zwar immer mal wieder und muss sich neu sortieren (wer war das noch mal?), aber diese Taktik hat ihren Grund und deshalb auch Sinn. Ganz langsam ahnt man, auf was man zusteuern wird.

Ich fand das Buch durchgehend interessant. Es hat eine Form der Spannung, die „von hinten kommt“ und mich in ihren Bann zieht, auch wenn ich das dann irgendwann gar nicht mehr will, weil es sich anfühlt, als würde man bei einem Unfall gaffen.

Das Thema „Erinnerungsauslöschung durch Medikamente“ ist keine Erfindung, es wird tatsächlich daran gearbeitet, diese Möglichkeit, die es schon gibt, auszubauen und gezielt einzusetzen. Das allein ist schon erschreckend. Was daraus werden kann, noch erschreckender. Wendy Walker hat dieses Thema in meinen Augen sehr gut dargestellt und noch eine Extraportion Erschrecken (Thrill) dazu gepackt. Mag sein, dass dieser Thrill erst ganz am Ende klar wird – mir hat das Buch gefallen! Vor allem wird es ja als Roman gehandelt, nicht als ausgesprochener Thriller.

So oder so – ich wurde von der Autorin prima an der Nase herumgeführt und zudem hat sie es geschafft, meine Einstellung zu dem einen oder anderen Protagonisten quasi auf links zu drehen. Das hat bisher noch kein Autor geschafft!

Für mich hat dieses Buch alles, was ich erwarte und brauche, um gefesselt zu werden und mich sehr gut unterhalten zu fühlen. Deshalb gibt es von mir auch die vollen fünf Sterne!