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Krissi

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ali Hazelwood at her best

Love, theoretically
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Ich liebe Ali Hazelwoods Bücher - und auch "Love, Theoretically" hat mich wieder komplett abgeholt. Das Grundmotiv ist hier wie immer bei der Autorin eine Protagonistin, die sich in akademischen Naturwissenschaften ...

Ich liebe Ali Hazelwoods Bücher - und auch "Love, Theoretically" hat mich wieder komplett abgeholt. Das Grundmotiv ist hier wie immer bei der Autorin eine Protagonistin, die sich in akademischen Naturwissenschaften vor allem mit alten weißen Männern rumschlagen muss - so auch Elsie, theoretische Physikerin, die neben der schlechten Bezahlung ihrer Lehrstelle, dem allgemeinen Herabwürdigen ihrer Disziplin durch Experimentalphysiker und einer sehr fordernden Mutter gelernt hat, sich anzupassen und ihrem Gegenüber immer die Elsie zu präsentieren, die er oder sie gerne hätte. Als eine neue (bessere) Stelle in greifbare Nähe rückt, trifft sie dort nicht nur auf ihren Physik-Erzrivalen, sondern auch den Bruder ihres Fake-Boyfriends...
Ali Hazelwood versteht es einfach unvergleichlich, klug und humorvoll zu schreiben und Charaktere zu erschaffen, die mich als Leserin gleichzeitig zur Weißglut treiben und trotzdem eine Identifikationsfigur sein können. Klischees und altbekannte Tropes werden dabei irgendwie liebenswürdig mit eingewoben, und wenn der spice losgeht, dann geht er auch wirklich richtig los. Konflikte sind meiner Meinung nach realistisch und die Rekflexion der Charaktere wirkt irgendwie nahbar und nachhaltig. Einzig, dass der love interest manchmal ein bisschen zu aufopferungsvoll und die Protagonistin auf ein Podest hebend handelt, hat mich in manchen Passagen etwas gestört. Das hat dem Lesespaß aber keinen Abbruch getan!

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Veröffentlicht am 04.06.2024

So wichtig, so spannend, so aktuell!

Stumme Stimmen
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Dieses Buch ist dank eines Uni-Seminars zu Gebärdensprachen auf meinem SuB gelandet - ein Thema, das ich sowohl aus sprachwissenschaftlicher als auch logopädischer Perspektive super spannend finde. Der ...

Dieses Buch ist dank eines Uni-Seminars zu Gebärdensprachen auf meinem SuB gelandet - ein Thema, das ich sowohl aus sprachwissenschaftlicher als auch logopädischer Perspektive super spannend finde. Der Oliver Sacks ist Neuropsychologe und hat einige Texte zu unterschiedlichen Phänomenen veröffentlicht, beispielsweise zu Demenz oder Migräne. Nach "Seeing Voices" sind ein paar davon auf jeden Fall auf meiner Wunschliste gelandet!
Das Buch fasst drei Essays zusammen, die Gebärdensprachen (vornehmlich ASL, also American Sign Language) aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten: die Entwicklung und Geschichte der Sprache(n) an sich, neurolinguistische Hintergründe (beispielsweise, inwiefern Gebärdensprachen im Gehirn repräsentiert und verarbeitet werden) und die sozio-kulturelle Situation der Hörgeschädigten-Community. Auch, wenn das Buch schon mehrere Jahrzehnte alt ist, fand ich es dabei durchweg spannend und vieles ist (leider - bspw. Inklusion) immer noch sehr aktuell.
Wie wichtig es ist, auch bei diesem Thema zu lernen, zeigt meiner Meinung nach der deutsche Titel des Buches: In "Stumme Stimmen" ist das Wort "stumm" integriert, eine Beschreibung, die impliziert, dass Menschen mit Hörschädigungen keine Stimme haben (auch im übertragenen Sinne) und deshalb diskriminierend ist.
Als Einsteigerlektüre ganz ohne (linguistisches/ neurologisches) Hintergrundwissen würde ich das Buch zwar nicht wählen, sich generell mit Gebärdensprachen auseinanderzusetzen, ist meiner Meinung nach eine Riesenempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Ich bin zwiegespalten

Babel
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Dieses Buch war letztes Jahr eines der gehyptesten im Fantasybereich, weshalb ich sehr gespannt darauf war; jetzt eine Rezension dazu zu schreiben, fällt mir echt nicht leicht, weil ich sehr zwiegespalten ...

Dieses Buch war letztes Jahr eines der gehyptesten im Fantasybereich, weshalb ich sehr gespannt darauf war; jetzt eine Rezension dazu zu schreiben, fällt mir echt nicht leicht, weil ich sehr zwiegespalten bin. Die Grundidee hat mir richtig richtig gut gefallen; ein England im 19. Jahrhundert, das seine koloniale Weltmacht mit einer magischen Ressource etabliert hat: dem Einsetzen von beschrifteten Silberbarren, die durch eingeritzte Wörter in unterschiedlichen Sprachen auf die Realität wirken können. Das Grundprinzip, dass zwei Wörter des gleichen Ursprungs in unterschiedlichen Sprachen dennoch leicht abweichende Bedeutungen haben können und diese kleine Dissonanz die Magie bewirkt, fand ich wirklich genial; auch die darauf aufbauenden linguistischen Erläuterungen und Diskussionen haben mir gut gefallen. Dass die Autorin auch in ihren fiktionalen Werken Rassismus, Klassismus und Diskriminierung von Frauen sichtbar macht, wurde schon oft gesagt, man kann aber nicht genug hervorheben, wie präzise sie dabei sowohl Alltagserfahrungen als auch systematische Unterdrückung darstellt und auch die betroffenen Figuren gewisse Ideologien internalisiert haben lässt.
Womit ich leider irgendwie gar nicht klarkam, war tatsächlich alles andere: der Handlungsaufbau war anfangs für mich verwirrend und wurde dann schnell vorhersehbar, zu den Figuren habe ich kaum Zugang finden können, weil ich entweder ihre Handlungen nicht nachvollziehen konnte oder weil sie mir insgesamt zu flach und eindimensional vorkamen. Vor allem die ersten zwei Drittel des Buches haben sich hierdurch für mich extrem gezogen.
Ich könnte und würde gern noch viel mehr hierzu sagen; ob ich es uneingeschränkt empfehlen kann, weiß ich nicht so recht.

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Spannende Idee mit ein paar Schwächen

Magie aus Gift und Silber
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Eine Protagonistin, die wir als Statue kennenlernen, griechische Mythologie, Medusa, Perseus und eine uralte Fehde - das klang richtig richtig gut. Vor allem der Einstieg in die Geschichte hat mir richtig ...

Eine Protagonistin, die wir als Statue kennenlernen, griechische Mythologie, Medusa, Perseus und eine uralte Fehde - das klang richtig richtig gut. Vor allem der Einstieg in die Geschichte hat mir richtig gut gefallen: wie Rya als Statue ihre Umwelt erlebt, wie ihre Gedanken und Gefühle formuliert sind, war sehr besonders und catchend. Auch die Grundstory - wenn auch etwas "klassisch" im light-Fantasy-Genre - hat alles geboten, was eine spannende Story braucht: Geheimorganisationen, die gegeneinander agieren, magische Elemente, Flüche und vor allem das Verschwimmen von Gut und Böse. Vor allem letzteres war hier wirklich zentral; zu zeigen, dass jede Geschichte zwei Seiten hat, dass es für vermeintlich böse Taten auch nachvollziehbare Gründe haben kann, hat die Autorin geschafft.
Leider konnte mich "Magie aus Gift und Silber" aber nicht komplett überzeugen; zum einen durch meiner Meinung nach oft zu einfache Lösungen, zu schnelle und oberflächliche Entscheidungen und dem Stil, wie das alles dargebracht wurde. Ich konnte Ryas Gedanken nicht immer nachvollziehen, was ihre Entwicklung für mich etwas blass gemacht hat. Alles in allem aber ein Buch, das vor allem für Fans von Fantasy mit griechischer Mythologie etwas sein könnte.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Klassiker des Feminismus

Ein Zimmer für sich allein
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Dieses Buch hat schon echt lange auf meinem SuB darauf gewartet, gelesen zu werden, und ich muss sagen, ich bin froh, erst jetzt danach gegriffen zu haben; jetzt, nachdem ich schon mehrere aktuelle feministische ...

Dieses Buch hat schon echt lange auf meinem SuB darauf gewartet, gelesen zu werden, und ich muss sagen, ich bin froh, erst jetzt danach gegriffen zu haben; jetzt, nachdem ich schon mehrere aktuelle feministische Bücher gelesen habe und deshalb wahrscheinlich so viel mehr von dem verstehen und einordnen konnte, was Virginia Woolf zu sagen hat.
"Ein Zimmer für sich allein" ist die essayistische Ausführung eines Vortrags, den die Autorin in den 1920ern vor und für Frauen an zwei Universitäten gehalten hat. Rahmen ist hierbei die Überschrift "Frauen und Literatur", ein Thema, das Woolf anhand von bedeutenden Werken durch mehrere Jahrhunderte aufzieht. Dabei diskutiert sie nicht nur, wie Frauen in Lyrik und Prosa dargestellt werden, sondern auch, wie sie sich allmählich selbst einen Platz als Schriftstellerinnen erkämpft haben.
Nicht nur inhaltlich, sondern vor allem auch stilistisch ist dieser Essay so interessant zu lesen, weil er viele heute explizit benannte Konzepte des Patriarchats und des Feminismus schon sehr präzise beschreibt, während andere Passagen deutlich zeigen, was in den letzten 100 Jahren an Fortschritt passiert ist. Mir war Woolfs Stil hier viel besser zugänglich als in dem Roman, den ich von ihr gelesen habe, sodass ich wirklich durch die Seiten geflogen bin und nicht nur einmal grinsen musste.
Würde das Buch vor allem empfehlen, wenn man sich schon mit dem Thema beachäftigt hat, dann aber uneingeschränkt!

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