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Veröffentlicht am 14.12.2023

Lesenswert!

Mohawk
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Klappentext:

„Mohawk, eine Kleinstadt in Upstate New York, verdankte ihren Aufstieg einst der Lederindustrie und hat später teuer dafür bezahlt: Die Krebsrate ist hier um ein Vielfaches höher als im Rest ...

Klappentext:

„Mohawk, eine Kleinstadt in Upstate New York, verdankte ihren Aufstieg einst der Lederindustrie und hat später teuer dafür bezahlt: Die Krebsrate ist hier um ein Vielfaches höher als im Rest Amerikas, das Leder nicht mehr gefragt, die Stadt vergessen. Es sind die späten Sechziger, doch die wenigsten Menschen haben teil an den großen Veränderungen dieser Zeit. Wer hier lebt, hat keine extravaganten Träume, sondern will einfach nur das Beste für die Familie und eine anständige Arbeit. Anne Grouse geht es ähnlich. Und auch wenn sie mal andere Pläne hatte – mittlerweile sieht sie sich an die Stadt gefesselt. Nicht nur befindet sie sich in einem aussichtslosen Kampf mit ihrer Mutter um die Pflege ihres kranken Vaters, sie muss sich auch um ihren Sohn Randall kümmern, der Schwierigkeiten in der Schule hat. Zu allem Überfluss droht außerdem die Fehde zwischen ihrer Familie und den mächtigen Gaffneys wieder aufzuleben. Von ihrem Ex-Mann, einem leidenschaftlichen Zocker, kann sie keine besondere Unterstützung erwarten. Heimlich träumt sie vom Mann ihrer Cousine, aber Träume kann man sich in Mohawk kaum leisten.“



Vermutlich werden die meisten Menschen bei dem Buchtitel eher an einen Indianerstamm in den USA denken aber hier ist es nunmal ein Ort. Er ist der Schauplatz des Geschehens unserer Story. Mohawk ist ein kleiner Ort mit wahrlich viel Geschichte. Autor Richard Russo hat mit „Mohawk“ sein Debüt auf dem Buchmarkt präsentiert und damit ein wirklich besonderes und eindringliches Werk geschaffen. In unserem Ort geht es wirtschaftlich komplett bergab. Und auch die Menschen die mit der Industrie und von ihr lebten ebenfalls. Russo beschreibt mit feiner Beobachtungsgabe was und wie er die Menschen hier sieht, mit wirklich viel Feingefühl, aber auch hier und da mit kleinen und großen Prisen Humor. Er ist in seinen Beschreibungen sehr gesellschaftskritisch und legt den Finger oft in die Wunden. Wir erlesen hier die Geschichte von Anne und ihrem Umfeld. Ihr Exmann, ihre kranke Mutter, ihr Sohn…Sie trägt schwer damit und die Stadt scheint wie eine Fussfessel an ihr zu hängen. Ein Fortgang ist zwar ihr größter Wunsch aber der wird sich wohl nie erfüllen. Wir lernen recht viel über all die Personen kennen und somit erleben wir sie auch in den verschiedensten Situationen. Für meine Begriffe war es hier und da etwas weniger nachvollziehbar aber schlussendlich fügen sich diese Geschichten wie geflochtene Stränge zum Schluss zu einander. Es macht den Anschein, man müsste Mitleid mit Anne haben und all den verkappten Seelen aber schlussendlich ist jeder für sein Glücks selbst verantwortlich. Russo hat jedenfalls eine wirklich lesenswerte und auch nachdenklich Geschichte hier verfasst, der ich gerne gefolgt bin. 4 Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 11.12.2023

Lesenswert!

Anders aufgewachsen
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Klappentext:

„Die ersten Jahre prägen uns. Aber wie? Elf Menschen, geboren zwischen 1944 und 1998, erzählen von ihrer Kindheit und wie sie wurden, wer sie sind. Zum Beispiel Peter, der mit zwei Müttern ...

Klappentext:

„Die ersten Jahre prägen uns. Aber wie? Elf Menschen, geboren zwischen 1944 und 1998, erzählen von ihrer Kindheit und wie sie wurden, wer sie sind. Zum Beispiel Peter, der mit zwei Müttern aufgewachsen ist. Oder Lilian aus El Salvador, die ihre Eltern im Guerilla-Krieg verlor und mit acht in die Schweiz kam. Katharina, deren Vater Priester ist. Samira, die ihre Mutter bis zu deren Tod pflegte. Cornelia, die an einer seltenen Erbkrankheit leidet. Mit der Auswahl der Lebensgeschichten knüpfen die Journalistinnen Seraina Sattler und Anna Six an aktuelle gesellschaftliche Debatten an – wie jene über Young Carers, fürsorgerische Zwangsmassnahmen oder inklusive Schule. Aspekte des Erzählten werden in einen grösseren Zusammenhang gestellt und zeigen auf, wie sich gesellschaftliche, politische und gesetzliche Rahmenbedingungen für Kinder verändert haben. Über die individuellen Erfahrungen hinaus wird deutlich: Aufwachsen ist nicht einfach Privatsache.“



Der Verlag hatte bereits ein ähnliches Buchformat mit einem ebenso wichtigem Thema auf den Markt gebracht: „Ausleben“ mit Titel. Zwar nicht miteinander verbunden aber dennoch irgendwie, für meine Begriffe, passend darf der Leser sich nun auf dieses besondere Werk freuen. In „Anders aufgewachsen“ werden uns 11 Porträts kurz aber dennoch kraftvoll und emotional erzählt, die nachhallen. Die 11 Personen haben ihre Kindheit mehr als unterschiedlich verbracht und jeder hat dabei seinen Seelenrucksack zu tragen. Entweder war die Religion prägend, Gewalt oder die Hautfarbe oder gar erst gar keine Eltern zu haben uvm.. Wie gesagt hat jeder Mensch hier sine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Alle sind von unterschiedlichem Alter und dennoch tragen sie eine Erinnerung an ihre Kindheit mit sich herum, die ihr Leben positiv wie negativ verändert hat. Der Schreibstil ist recht regional aber dadurch bekommt man eine festere Bindung zu den Personen. Die Geschichten sind intensiv und ein Einblick in die Seelen der Menschen. Die beiden Autorinnen haben hier ein feines Gespür bewiesen besonnen vorzugehen. Zudem gibt es hier und da Fotografien die das Gelesene verstärken.

Alles in allem ein wirklich besonderes und lesenswertes Buch! 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 10.12.2023

Ein spannender erster Teil!

Höllenkalt
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Klappentext:

„Áróra Jónsdóttir lebt in London und ist Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität – sie spürt Geld auf, das illegal in Steuerparadiesen und auf Offshore-Konten versteckt ist, und sie ...

Klappentext:

„Áróra Jónsdóttir lebt in London und ist Ermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität – sie spürt Geld auf, das illegal in Steuerparadiesen und auf Offshore-Konten versteckt ist, und sie ist sehr gut in ihrem Job. Privat ist Áróra eher eigenbrötlerisch. Zu ihrer Familie hat sie wenig Kontakt, und als ihre Mutter sie bittet, nach Island zu fahren, um nach ihrer älteren Schwester Ísafold zu schauen, die sich nicht mehr meldet, ist sie genervt. Dennoch macht sie sich auf nach Reykjavík und muss bald erkennen, dass Ísafold tatsächlich spurlos verschwunden ist. Áróra stellt Björn, den brutalen, mit Drogen dealenden Freund ihrer Schwester zur Rede und befragt die Nachbarn, die genau wie Björn ausweichend reagieren. Wurde Ísafold Opfer eines Verbrechens? Verzweifelt bittet sie den Polizisten Daníel um Hilfe, doch auch ihm erscheint die Situation mehr als rätselhaft. Auf ihrer atemlosen Suche wird Áróra nicht nur mit der Entfremdung von ihrer eigenen Schwester konfrontiert, sondern auch mit ungeahnten menschlichen Abgründen ...“



Diese neue Krimireihe mit Drehort Island beginnt mit diesem Band 1 namens „Höllenkalt“. Unsere Ermittlerin Áróra Jónsdóttir hat ihren eigenen Kopf und ich muss gestehen, nach beenden des Buches, ich empfand das recht sympathisch. Sie ist wie sie ist aber alles hat auch einen Ursprung. Der Schauplatz Island hat ein besonderes Flair welches mir sehr vertraut ist und den Leser wirklich sofort einnimmt. Durch die verschiedenen Blickwinkel, die beleuchtet werden, und hier und da auch sehr gut positionierte Rückblenden, erkennen wir Leser einfach mehr und alles wird deutlicher. Die Schwesternbindung zwischen Áróra und Ísafold wird ebenfalls immer deutlicher und der Leser springt schnell auf den Spannungsbogen auf und darf sich gekonnt treiben lassen. Die Geschichte ist recht kurzweilig aber verliert keine Spannung. Als Áróra Jónsdóttir Hilfe annehmen muss bezüglich der Suche ihrer Schwester , nimmt das Rätsel seinen großen Lauf und somit steigt die Spannung auf die Folgebände! Fazit: Spannend, tolle Location, kurzweilig und eine Ermittlerin, die ihren eigenen Kopf hat. 4 sehr gute Sterne hierfür!

Veröffentlicht am 06.12.2023

Sehr gutes Buch!

Kraft und Magie der Heilpflanzen
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Klappentext:

„Maibaum, Barbarazweige und Hexen in der Walpurgisnacht – das sind altbekannte Bräuche. Aber was genau hat es damit auf sich? Woher stammen solche Rituale und welche magischen Pflanzen sind ...

Klappentext:

„Maibaum, Barbarazweige und Hexen in der Walpurgisnacht – das sind altbekannte Bräuche. Aber was genau hat es damit auf sich? Woher stammen solche Rituale und welche magischen Pflanzen sind beteiligt? Lassen Sie sich in die geheimnisvolle Welt unserer Heilpflanzen entführen. Das Wissen um Pflanzenmagie und Kräuterbrauchtum ist uralt – und existiert noch heute. Alte Pflanzenrituale und Aberglaube werden von Heilpflanzen-Experte Rudi Beiser spannend erklärt, gedeutet und eingeordnet – und durch neun ausgewählte magische Pflanzenporträts mit Leben gefüllt. Zahlreiche Ideen und Rezepte überführen altes Brauchtum und Rituale in die heutige Zeit.“



Autor Rudi Beiser nimmt uns hier mit in eine alte Tradition: die Heilkräfte der Kräuter und Co.. Zu Beginn gibt es eine Einführung in die Geschichte der Kräuterheilkunst und ihrer magischen Kräfte. Seit wann wird sie ausgeübt? Wer, warum und weshalb werden beleuchtet. Im Kapitel magische Ernte- und Sammelrituale geht es dann ins Detail. Was hat der Mond damit zu tun? Was die Sonne? Nach ausführlicher Betrachtung geht es weiter rund um die Kräuter die man das ganze Jahr über sinnvoll einsetzen kann. Neben Beschreibungen und Rezepten gibt es auch kleine und große Geschichten dazu und selbstredend eine Menge Informationen des Autors dazu. All das ist mit Bildern und Zeichnungen untermalt. Die Optik soll an eine Art altes Zauberbuch erinnern welches bereits durch viele Generationen weiter gegeben wurde. Keine schlechte Idee aber hier und da ist Wahl der Schriftart etwas schwer zu identifizieren.

Alles in allem ein interessantes Buch mit viel Wissen! 4 von 5 Sterne hierfür.

Veröffentlicht am 06.12.2023

Eine besondere Geschichte!

Unsereins
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Klappentext:

„Eine Lübecker Familie, protestantisch, konservativ, kaisertreu: die Lindhorsts. 1890 kommt Marthe in dem weitläufigen Patrizierhaus in der Königstraße zur Welt. Um sie eine Schar älterer ...

Klappentext:

„Eine Lübecker Familie, protestantisch, konservativ, kaisertreu: die Lindhorsts. 1890 kommt Marthe in dem weitläufigen Patrizierhaus in der Königstraße zur Welt. Um sie eine Schar älterer Brüder, deren Freiheiten nicht ihre sein werden. Und doch ist es ein Leben mit glänzenden Aussichten. Bis ein Bestsellerroman, verfasst vom Sohn eines verstorbenen Bekannten, den respektablen Lindhorsts klarmacht, dass sie für ihr Umfeld auch nach zwei Generationen noch immer «die Jüdischen» sind.“



Inger-Maria Mahlke hat ihrem aktuellen Roman den Titel „Unsereins“ gegeben - ein Titel der eigentlich bereits alles sagt! Gehört man dazu oder ist man doch ausgegrenzt? Alles Ansichtssache! Drehort der Geschichte Lindhorst ist die wunderschöne Stadt Lübeck. Wir erlesen die Familiengeschichte mit all ihren positiven und negativen Lichtern. Aber wir erlesen auch die Menschen die um diese Familie herum sind und die die Stadt ausmachen. Die vielen tiefgründigen Beschreibungen über die all die vielen Menschen überfordert hier und da den Leser, ja, aber es ergibt sich dadurch ein äußerst stimmiges Gesamtbild, welches sich wunderbar analysieren lässt! Jeder trägt seine Geschichte mit sich herum, jeder hat seine Meinung nur sind wir alle dadurch eine Art Gemeinschaft? Auch die Lindhorst‘s erleben dies am eigenen Leib und genau da will Mahlke mit uns Lesern hin: Wo kommen wir her? Wo gehören wir hin? Wer sind wir auf Grund einer bestimmten Religion?

Mahlkes Schreibstil ist trotz der Vielzahl an Personen verständlich und sehr eindringlich. Ihre Wortwahl ist bewusst gewählt und fängt den Leser immer und immer wieder ein und dieser darf dann selbst seine Gedanken zu dem erlesenen walten lassen. Hier geht es explizit um Vorurteile und wie damit umgehen. Die Autorin wählt immer wieder zur Situation den passenden Ausdruck und dadurch bleibt die Geschichte lebendig und als Leser bleibt man aufmerksam am Ball. Einerseits erleben wir Leser die Stadt Lübeck zu einer besonderen Zeit aber auch ein Sittenbild dieser. Vieles steckt auch hier wieder zwischen den Zeilen und es darf gern der Kern im Detail gesucht und gefunden werden - es lohnt sich definitiv! In vielen Dialogen oder auch nur einfachen Sätzen der Figuren ist es dann immer wieder zu entdecken - der Buchtitel zeigt seine Wirkung und es gibt dabei Situationen des Erschreckens, des Zuckens, des Fremdschämens. Ist das negativ für das Buch? Keineswegs! Im Gegenteil! Mahlke zeigt nur die damalige Zeit gekonnt auf bohrt in vielen kleinen und großen Wunden unserer Gesellschaft. Diese Geschichte hier wird oft mit denen der Buddenbrooks von Thomas Mann verglichen. Ist das korrekt? Einerseits ja aber es ist eine Geschichte von Inger-Maria Mahlke mit recht ähnlichen Parts aber dennoch einem anderen Stil.

4 sehr gute Sterne hierfür!