Tiefgründiger Roman
Die HummerfrauenDrei Frauen, drei Schicksalsschläge, alle verbunden durch einen kleinen, verschlafenen Ort an der Küste Maines. Drei Leben inmitten von Glanz, Einsamkeit, Geheimnissen und der Vergangenheit. Ann, Julie ...
Drei Frauen, drei Schicksalsschläge, alle verbunden durch einen kleinen, verschlafenen Ort an der Küste Maines. Drei Leben inmitten von Glanz, Einsamkeit, Geheimnissen und der Vergangenheit.
Ann, Julie und Mina verbindet ihr Leben in Stone Harbor, noch dazu sind alle drei in die Dorfgemeinschaft integriert, aber doch auch irgendwie abseits, aufgrund ihrer Ecken und Kanten und ihrer eigenen Geschichten. Geprägt werden ihre Leben durch die Hummerfischerei, der. Mr. Darcy die Krone aufsetzt.
„Die Hummerfrauen“ von Beatrix Gerstberger, gelesen von Tessa Mittelstaedt ist ein Roman/ Hörbuch über drei Frauen, die ihren eigenen Weg gehen und sich genau damit immer außerhalb der Richtlinien der Gesellschaft bewegen.
Diese drei Frauen sind äußerst gewöhnungsbedürftig. Alle hat das Schicksal in den kleinen Ort gebracht und alle drei sind Kämpferinnen, die nicht auf den Mund gefallen sind. Gerade diese Eigenschaft konnte m.E. Tessa Mittelstaedt wirklich gut vermitteln. Ich habe die Atmosphäre dieses Buches als sehr bedrückend empfunden. Aber Julies und Annes Verhalten mit ihrer großen Klappe haben das Ganze aufgeheitert. Insgeheim war es für mich auch eine gewisse Satire über gesellschaftliche Konventionen vor ernsten Hintergründen.
Hier wird eindrucksvoll beschrieben, wie die Oberfläche glänzt, aber alles in der Tiefe bröckelt und wie man über zig Jahre einen Schein aufrechterhalten kann, der aber doch eines Tages einmal sein Antlitz verliert.
Dieses Buch zeigt auf, was Familie bedeutet. Familie kann ein Ort sein, aber vor allem Freunde, die sich einem annehmen.
Spannung ist hier weniger vorhanden. Es gibt aber dennoch eine begleitende Frage, die sich ab der Mitte des Buches einstellt.
Das Buch ist in unterschiedlichen Zeitperspektiven geschrieben. Es spielt in den 80ern, aber auch in den Jahren 2000/2001 bzw. noch einmal 17 Jahre später.
Ich habe lange Zeit gebraucht, bis mir klar wurde, was diese Zeitsprünge zwischen den 80ern und den Jahren 2000/2001 soll, aber das erklärt sich, indem man Ausdauer beim Hören beweist.
Auch wenn die Geschichte größtenteils ernst geschrieben ist, lockert der agile Mister Darcy die Erzählungen auf. Auch er ist hin und wieder Teil der Tiefgründigkeit dieses Buchs.
Alles in allem ein schönes und melancholisches Buch vor düsterer Atmosphäre. Es ist ein absolut ernstes Buch, das Gesellschaftskritik beinhaltet und zum Nachdenken anregt. Es ist aber auch ein Beweis dafür, dass sich Kämpfen im Leben lohnt.
Wer also gerne Geschichten über Lebenslehren liest, ist hier richtig. Wer abschalten möchte, ist hier absolut falsch, da dies kein Wohlfühlbuch darstellt.