Teenagerleben in den 1980ern
Bis die Sonne scheintCover:
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Als Titelbild wurde das Gemälde "Sly" des Künstlerehepaares Signe & Genna Grushovenko verwendet. Der lässig aussehende Junge erinnert in seinem Schlabberlook an die typischen Jugendlichen ...
Cover:
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Als Titelbild wurde das Gemälde "Sly" des Künstlerehepaares Signe & Genna Grushovenko verwendet. Der lässig aussehende Junge erinnert in seinem Schlabberlook an die typischen Jugendlichen der 80er-Jahre. Die Konturen und das Gesicht sind verschwommen. Es macht dadurch neugierig und steht symbolisch für eine Kindheit der 80er.
Inhalt:
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Wir schreiben die 1980er-Jahre. Der 14-jährige Daniel Hormann wächst mit 3 Geschwistern in einem luxuriösen Bungalow im ländlichen Umfeld von Bremen auf. Sein Vater ist Architekt und hat das Haus selbst gebaut. Daniel geht wie seine Geschwister aufs Gymnasium und eine sorgenvolle Welt scheint seine Zukunft. Doch sein Vater gibt seinen bisherigen Beamtenstatus auf, um mehr Freiheit zu genießen und in der Hoffnung, mehr Geld zu verdienen. Anfangs scheint dies auch zu gelingen, doch das sorgenfreie Dasein bekommt Risse. Die Eltern leben über ihre Verhältnisse, die Finanzen reichen eigentlich nicht mehr für den Alltag, doch versuchen sie nach Möglichkeit, ihre Kinder davon wenig bemerken zu lassen. Doch Daniel spürt es, vor allem, weil er seinen erhofften Konfirmationsanzug nur in einer abgespeckten Version erhält und auch die Feier nicht so groß ausfällt wie erhofft. Als er dann noch seinen Gegenbesuch in Frankreich bei seinem Gastbruder Jean-Philippe absagen muss und der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, lässt sich das Ausmaß der finanziellen Krise der Hornmanns nicht mehr verbergen. Aber dennoch fahren die Eltern mit den Kindern solange in Urlaub "bis die Sonne scheint."
Mein Eindruck:
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"Die meisten Mitschüler von damals waren schon lange aus meinem Blickfeld verschwunden, Kinder in kurzen Hosen und Gummistiefeln, die nach Kuhstall rochen, unbeholfen mit dicken Filzern eierförmige Kringel malten und dabei das Papier zerknickten, als ich schon mit Füller schrieb, und bei denen schon damals klar war, dass sie es niemals aufs Gymnasium schaffen würden.Ich hielt Abstand zu diesen Kindern, als würde noch etwas anderes von ihnen ausgehen als bloß der Geruch nach Kuhstall, begann, Fleißsternchen und Sauberkeitspunkte zu sammeln und den Erwartungen gerecht zu werden, die meine Eltern in meine Geschwister und mich setzten. Wir waren der Beweis, dass wir uns auf der Erfolgsspur befanden und zu den Klugen gehörten. Wir würden aufs Gymnasium gehen, studieren, und unsere Zukunft würde großartig sein, eine einzige Bestätigung für unsere bereits großartige Gegenwart." (S. 16)
Titel und Cover hatten mich neugierig gemacht. Vor allem, da ich auch ein Kind dieser Zeit bin, freute ich mich darauf, dieses Jahrzehnt noch einmal mit Höhen und Tiefen mitzuerleben.
Herr Schürmann gelingt es sehr gut, dieses wieder zum Leben zu erwecken. Vieles erkannte ich wieder. Allerdings fiel es mir schwer, mich in die Hornmanns hineinzuversetzen. Einerseits bewunderte ich die Eltern, dass sie nie aufgeben und es schaffen, den Alltag für die Kinder so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Aber insgesamt empfand ich sie als sehr verantwortungslos. Sie führen fast schon ein Dasein als Hochstapler und sind sich am Ende nicht zu schade, ihre eigenen Kinder um Geld zu bitten. Sie wollen die Realität nicht wahrhaben, bis es zum großen Knall kommt. Aber auch danach ist am Ende nicht klar, ob sie aus der ganzen Situation gelernt haben und ihr Verhalten grundsätzlich ändern.
Insgesamt empfand ich die Stimmung des Romans erdrückend. Zwar gab es hin und wieder auch ein paar Momente trockenen Humors, aber ich quälte mich in einigen Bereichen durch. Die Szenen waren mir viel zu detailliert beschrieben und vor allem die Ausflüge in die Vergangenheit von Daniels Großeltern waren mir zu viel. Zwar ist es interessant, auch die Hintergründe der Eltern zu durchleuchten, um zu erfahren, warum sie zu den Menschen geworden sind, die sie sind. Aber die Detailverliebtheit führte dazu, dass sich die Handlung unnötig in die Länge zog.
Nur die Tatsache, dass ich gespannt auf den Ausgang war, ließ mich bis zum Schluss durchhalten.
Gut gefallen haben mir die 3 Vokabeln aus Daniels Französischheft, die jeweils vor einem Kapitel als Überschriften fungieren und als Anspielung auf das weitere Geschehen den Leser neugierig machen. Auch hat es der Autor gut geschafft, den Zeitgeist der 80er sowie die Gesinnung der Generation aus dem 2. Weltkrieg einzufangen. Es gab in dieser Erzählung wie im richtigen Leben Höhen und Tiefen, aber leider hat es für mich daher auch nur für eine durchschnittliche Note gereicht.
Fazit:
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Höhen und Tiefen eines Teenagers in den 80er-Jahren mit einer Familie, bei der der Schein das Sein überwiegt.