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Veröffentlicht am 14.06.2024

Ein kurzweiliger Krimi

Tod im Chiemgau
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TOD IM CHIEMGAU
Mathias Lehmann

Hans und Toni waren damals dicke Freunde, als Hans mit Tonis Auto auf dem Berg ins Schlittern kam, die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, hinab in die Tiefe stürzte und ...

TOD IM CHIEMGAU
Mathias Lehmann

Hans und Toni waren damals dicke Freunde, als Hans mit Tonis Auto auf dem Berg ins Schlittern kam, die Kontrolle über das Fahrzeug verlor, hinab in die Tiefe stürzte und dort verbrannte.
Beide jungen Männer waren die Sprosse von konkurrierenden Bergtour-Unternehmern in Reit im Winkl.
Ihren Vätern zum Trotz, wollten die Freunde ein gemeinsames Unternehmen gründen, welches mit den Unternehmen ihrer Eltern zusätzlich konkurriert hätte.
Doch dazu kam es nicht. Nach dem Unglück seines Freundes kehrte Toni seiner Familie und Reit im Winkl den Rücken. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs als Bergführer durch.

Jetzt, zehn Jahre später, kehrt Toni zum ersten Mal nach Reit im Winkl, zur Beerdigung seines Vaters, zurück. Doch kaum ist er angekommen, ereignet sich ein weiterer Unfall, sodass sich Toni die Frage stellt, ob beide Unfälle eigentlich ihm galten.
Die Kommissarin Roxana Mayrhofers, die einst Mobbingopfer von Toni Hauser war, ermittelt in diesem Fall.

Ein wirklich gelungenes Debüt.
Obwohl sich der Autor nicht mit einzelnen Naturbeschreibungen aufhielt, konnte ich mir das Setting lebhaft vorstellen.
Ich war sofort in der Geschichte und konnte der stimmigen Handlung einfach folgen. Ganz besonders gefiel mir, dass der Autor die Charaktere unserer Protagonisten sehr gut ausgearbeitet hat - so hatten die Personen mehr Raum und wurden lebendig.

Fazit:
Ein kurzweiliger Krimi, der zum Ende sehr spannend, allerdings auch ein wenig vorhersehbar war.
Gern würde ich in Zukunft mehr über die starke Ermittlerin "Roxy" Mayrhofers lesen.
4½ /5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2024

Geruch nach Sonne und me(e/h)r

Treibgut
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TREIBGUT
Adrienne Brodeur

Die Familie Gardner besitzt ein kleines Haus am in Cape Cod. Abby und Ken sind dort aufgewachsen und waren einer der wenigen, die nicht nur für die Sommermonate kamen.
Jetzt ...

TREIBGUT
Adrienne Brodeur

Die Familie Gardner besitzt ein kleines Haus am in Cape Cod. Abby und Ken sind dort aufgewachsen und waren einer der wenigen, die nicht nur für die Sommermonate kamen.
Jetzt lebt Familienoberhaupt und Meeresbiologe Adam dort alleine. Seine Liebe des Lebens, die Künstlerin und Mutter seiner zwei Kinder starb bereits vor 40 Jahren. Er selbst wird bald seinen 70. Geburtstag feiern und da er auch an diesem Tag seine Pension antreten wird, ist es sein größter Wunsch seiner Nachwelt noch eine weitere Entdeckung zu hinterlassen. Zu diesem Zweck setzt er seine Medikamente ab, die seine bipolare Störung normalerweise eindämmen.

Sohn Ken ist ein Paradebeispiel für Amerikas glückliche Familie: Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der eine politische Karriere anstrebt. Seine Frau ist ein Organisationstalent und übertrifft ihre Dinnerparties von Mal zu Mal. Ihre Eltern sind reich und unterstützen den Schwiegersohn gerne. Doch auch in dieser heilen Familie gibt es so einige Geheimnisse.

Abby ist Künstlerin und hat das Talent ihrer verstorbenen Mutter geerbt - leider jedoch nicht ihr Atelier. Das ganze Erbe ging an Sohn Ken, und so ist sie noch immer auf die Gnade ihres Bruders angewiesen. Ihre Beziehung zu Bruder Ken war einst sehr intensiv, bis der große Bruch kam. Ihr neuestes Bild stellt ein Trauma der Kindheit dar.

Und dann ist da noch eine Frau auf der Suche nach ihrem biologischen Vater, die andauernd im Dunstkreis der Familie Gardner auftaucht.

Adrienne Brodeur lässt all diese Familienmitglieder und andere Freunde nacheinander zu Worte kommen. Ganz langsam heizt sich die Stimmung auf, bis es am Geburtstag von Adam zu einem großen Eklat kommt.

Ein wirklich gutes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Die gute Struktur des Buches hat mich über ein paar Klischees hinweggetragen.
4/ 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2024

Sehr guter Auftakt der Dilogoie!

Kaiserwald
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KAISERWALD
Anja Jonuleit

Allgäu 1998: Penelope ist 8 Jahre alt, als ihre Mutter spurlos verschwindet. Ihr Jeep wurde auf einer Autobahnraststätte gefunden. Ob sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, ...

KAISERWALD
Anja Jonuleit

Allgäu 1998: Penelope ist 8 Jahre alt, als ihre Mutter spurlos verschwindet. Ihr Jeep wurde auf einer Autobahnraststätte gefunden. Ob sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, ist nicht bekannt. Seit dem mysteriösen Verschwinden wächst Penelope bei ihren Großeltern auf, dabei gibt das junge Mädchen nie die Hoffnung auf, dass ihre Mutter eines Tages zurückkehren wird.

Riga 1997: Rebecca lehrt an dem deutschen Gymnasium Riga Kunst und Deutsch. Erst kürzlich war sie mit ihrem Mann Robert, der auch an der Schule lehrt, und der gemeinsamen Tochter Penelope nach Riga gezogen. Es ist ein neuer weiterer Versuch, ihre Ehe zu retten: Gerüchte hatten sich an der alten Schule verbreitet, dass Robert ein Verhältnis mit einer Schülerin hatte.
Als Georg von Prokhoff, Vater der sehr talentierten Schülerin Xenia, Rebecca Avancen macht, verliebt sie sich Hals über Kopf in diesen. Nicht wissend, dass es in seiner Familie einige Geheimnisse und Disharmonien gibt.

Berlin 2023: Mathilda lauert Falk von Prokhoff auf und fährt ihm mit voller Absicht in die Seite seines schwarzen Mercedes. Zu lange hatte sie versucht, ihn auf normalem Wege kennenzulernen. Jetzt muss sie härtere Geschütze auffahren.

Anja Jonuleits neuester Roman hat mehrere Erzählstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen. Erst später führt sie diese geschickt zu einem großen Ganzen zusammen.

Seit ich das Buch „Rabenfrauen“ von Anja Jonuleit gelesen habe, bin ich ein ganz großer Fan dieser Autorin.
Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und fesselnd; jedoch sollte man wissen, dass man einige Kapitel braucht, bis man sich eingelesen hat. Wer sich die Zeit nimmt, wird mit einer spannenden Geschichte belohnt.

Mir hat Kaiserwald der Auftakt einer Dilogie, die uns von Riga über Namibia bis ins Allgäu führt, sehr gut gefallen. Ich kann es kaum erwarten, bis der zweite Teil „Sonnenwende“ im Herbst 2024 erscheint.
4½/ 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2024

Ein faszinierender Roman!

Yellowface
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YELLOWFACE
Rebecca F. Kuang
👀
June Hayward ist zum ersten Mal in Athenas Wohnung zu Besuch, als Althena sich an einem Pfannkuchen verschluckt und vor ihren Augen stirbt.
Sie kannten sich seit Jahren, ...

YELLOWFACE
Rebecca F. Kuang
👀
June Hayward ist zum ersten Mal in Athenas Wohnung zu Besuch, als Althena sich an einem Pfannkuchen verschluckt und vor ihren Augen stirbt.
Sie kannten sich seit Jahren, waren aber nie beste Freundinnen, sondern trafen sich gelegentlich in Bars oder Cafés.
Zwischen ihnen stand der große Erfolg Athenas als Autorin und der Neid Junes. Während Junes Debütroman floppte, gewann Athena einen Buchpreis nach dem anderen, und erst heute Morgen hatte sie einen Vertrag bei Netflix für eine Buchverfilmung unterzeichnet.
Aus einem Impuls heraus und wohl wissend, dass Athena nie über ihre unfertigen Buchprojekte sprach, nimmt June ein gerade beendetes Manuskript, das neben der toten Athena auf dem Schreibtisch liegt, an sich. June gibt sich als dessen Autorin aus und redet sich ein, dass das Buch Aufmerksamkeit verdiene, damit die Arbeit Athenas nicht umsonst war. Dabei vergisst sie die „Kleinigkeiten“, nämlich den wahren Namen der wirklichen Autorin hinzuzufügen.
Wie weit June geht, damit der ganze Schwindel nicht auffliegt, müsst ihr selber lesen.

Was für ein faszinierender Roman (in einer wunderbaren Aufmachung)!
Ganz besonders gut gefiel mir der tiefe Eindruck in die Verlagswelt. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie heutzutage Autor:innen in den sozialen Medien den unterschiedlichsten Meinungen, Hetzkommentaren, Shitstorm, Diskussionen und Plagiat-Vorwürfen ausgesetzt sind. Außerdem war es mir neu, dass es sensuell Readers gibt, die über Texte lesen, um mögliche ethnische Gruppen und Kulturen zu schützen.
Des weiteren muss der Druck, der von den Verlagen und Agenten auf einzelne Autor:innen ausgeübt wird, bis endlich eine neue Buchidee vorliegt, immens hoch sein. Ja, die Verlage kommen in diesem Roman nicht unbedingt gut weg.

Folgende Diskussionen haben mich beschäftigt: Darf eine weiße Frau überhaupt ein Buch über eine andere ethnischen Gruppe, der sie selbst nicht angehört, verfassen?
Ist es diskriminierend oder sogar rassistisch, einer anderen Frau mit einer anderen Hautfarbe ein ehrlich gemeintes Kompliment über ihre Frisur zu machen?

Auch wenn mir unsere Protagonistin nicht sonderlich sympathisch war, haben mich zwei Drittel des Buches fasziniert.
Leider riss dann für mein Empfinden der Spannungsbogen im letzten Drittel ein wenig ab.
Dennoch: Ein sehr gutes Buch, das ich gerne gelesen habe und den wenigen letzten Lesern, die es noch nicht kennen, empfehle. 👀
4½/ 5

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Ein Buch zum Nachdenken

Frau Putz
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Frau Putz
Julia Hoch

Bei Kerstin Wischnewski läuft es zur Zeit nicht rund: Die Mahnungen flattern täglich ins Haus und neue Zähne bräuchte sie eigentlich auch. Geld hingegen kommt keines regelmäßig auf ...


Frau Putz
Julia Hoch

Bei Kerstin Wischnewski läuft es zur Zeit nicht rund: Die Mahnungen flattern täglich ins Haus und neue Zähne bräuchte sie eigentlich auch. Geld hingegen kommt keines regelmäßig auf ihrem Konto an. Damals hatte sie die Schule abgebrochen und seitdem arbeitet sie als selbstständige Reinigungskraft.
Da kommt es gerade recht, als ihre ehemalige Kollegin Erika sie bittet, ihre guten Kunden zu übernehmen. Kunden, die zwar extraordinär und einige Extrawünsche haben, aber ausgesprochen gut zahlen.
Fortan verbringt Kerstin viel Zeit in einem Atelier, bei einem speziellen Künstler, der mit skurrilen Materialien arbeitet, einem Großraumbüro mit nervigen Angestellten, einer älteren Dame, die an Demenz erkrankt ist und eine Taube für ihre Großtante hält, sowie einer Familie mit Drillingen, wo gerne auch mal Arbeiten anstehen, für die sie eigentlich nicht gebucht wurde.
All diese Menschen stellen Kerstin auf eine harte Probe.

Die Botschaft in diesem Buch ist deutlich: Es geht um mangelnde Wertschätzung ihres Berufsstandes.
Wie sie von den einzelnen Leuten behandelt wird, hat mich teilweise betroffen gemacht; zum Ende musste ich eine kleine Träne verdrücken.

Obwohl ich eine Aversion gegen Tauben habe, hat mich dieses Buchcover total für sich eingenommen.
Der leichte Schreibstil von Julia Hoch ließ mich durch die Seiten fliegen, und obwohl ich nur ein leichtes Buch für den Urlaub wollte, hat mich am Ende der Tiefgang überrascht.

Fazit:
Niedliche Geschichte, die sich sehr gut lesen lässt und über dessen Botschaft man gerne mal nachdenken darf!
4½/ 5

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