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Veröffentlicht am 30.11.2025

Solider Thriller mit tollen Sprechenden

Local Woman Missing – Du wirst sie nicht finden
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Ich habe "Local Woman Missing" von Mary Kubica als Hörbuch innerhalb von zwei Tagen inhaliert. Es wird von gleich 5 Personen eingelesen, nämlich von Eva Becker, Jasmin Shaudeen, Ann-Kathrin Hinz, Anne ...

Ich habe "Local Woman Missing" von Mary Kubica als Hörbuch innerhalb von zwei Tagen inhaliert. Es wird von gleich 5 Personen eingelesen, nämlich von Eva Becker, Jasmin Shaudeen, Ann-Kathrin Hinz, Anne Düe und Julian Horeyseck.

Vor elf Jahren sind Meredith und ihre Tochter Delilah spurlos verschwunden. Die ganze Nachbarschaft begibt sich auf die Suche, ohne Erfolg. Und dann taucht Delilah völlig verstört wieder auf, sie spricht nicht, Lediglich ihr jüngerer Bruder Leon, der sich aber auch nur aus Familienvideos an sie erinnern kann, findet Zugang zu ihr. Aber wo ist Meredith? Wo war Delilah die ganze Zeit? Polizei und Nachbarschaft sind ratlos, die Journalisten wittern Schlagzeilen...

Mary Kubica versteht es auch in ihrem neuesten Thriller wieder, bereits zu Anfang eine düstere Atmosphäre zu schaffen. Wie lernen die verschiedenen Protagonistinnen in zwei Zeitsträngen kennen Im Zeitstrang "Vor 11 Jahren" lernen wir nicht nur Meredith, ihre Familie und ihre Nachbarn genauer kennen, wir erfahren auch viel über Leon. Am Anfang sind es nur Ahnungen, die sich aber im Lauf der Story immer mehr verdichten. Im Zeitstrang "Heute" erleben wir Delilah, ihre Rückkehr zur Familie und Leons Kontaktaufnahme zu ihr.

Besonders Meredith war mir von Anfang an sympathisch, sie ist Hebamme aus Überzeugung, manchmal aber blind gegenüber den Bedürfnissen ihrer Kinder. Besonders Leon leidet und sie bemerkt es nicht. Ihr Beruf nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, auch nachts. Leons Geschichte hat mich berührt. Ein kleiner Junge, der nicht nur den Verlust von Mutter und Schwester verkraften muss.

Die Kapitel der verschiedenen Zeitebenen wechseln sich in relativ kurzen Kapiteln ab und wir tauchen immer mehr in die Zusammenhänge ein. Es bleibt spannend bis zum Schluss! Die Sprecher wechseln genauso wie die Zeitebenen, was die Story insgesamt noch spannender und abwechslungsreicher gestaltet. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonist
innen machen die Story erlebbar, manchmal hatte ich den Eindruck, auch in dieser Wohnsiedlung zu leben. Bei den Sprechern hat mir besonders Julian Horeyseck in der Rolle von Leon gefallen, er hat natürlich als einziger männlicher Sprecher ein Alleinstellungsmerkmal.

Ab einem bestimmten Punkt hatte ich eine Ahnung, wie alles zusammenhängt. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich auch das Gefühl von Längen. Insgesamt hat mich der Thriller aber gut unterhalten und gefesselt. . Mary Kubica und die fünf Sprecher*innen bekommen gute 4 Sterne und eine Hörempfehlung nicht nur an die Fans von "She's not sorry" Ich freue mich jetzt schon auf ein neues Werk von Mary Kubica.

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Veröffentlicht am 28.11.2025

Medizin und Verbrechen im Jahr 1828

Wer die Toten stört
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"Wer die Toten stört" von A. Rae Dunlap ist eine gelungene Mischung aus historischen Tatsachen und Fiktion.

Edinburgh 1828: Der aus guten Verhältnissen stammende James Willoughhby kommt von Oxford nach ...

"Wer die Toten stört" von A. Rae Dunlap ist eine gelungene Mischung aus historischen Tatsachen und Fiktion.

Edinburgh 1828: Der aus guten Verhältnissen stammende James Willoughhby kommt von Oxford nach Edinburgh, um dort Medizin zu studieren. Die Möglichkeiten, direkt an der Universität anatomische und chirurgische Studien zu betreiben, sind mangels Leichen nicht möglich. Lediglich private Institute bieten gegen Geld diese Möglichkeit. Allerdings werden hier die Leichen nicht auf legale Weise beschafft, was James allerdings aus Naivität niicht erkennt.. Nachdem er Nye MacKinnon kennengelernt hat, stolpert er zunächst unwissentlich, dann aber bewusst in ein düsteres Geschäft. Er betätigt sich als Leichenräuber, auch um sich Geld für Unterkunft und Studium zu verdienen. Alles läuft gut bis zu dem Tag, an dem sie ins Visier der (historisch verbürgten) Serienmörder Burke und Hare sowie dem Mediziner Knox (ebenfalls historisch verbürgt) geraten. So ganz nebenbei entwickelt sich zwischen James und Nye eine zu dieser Zeit natürlich verbotene Liebesgeschichte.

Aufgrund meiner Liebe zu Edinburgh und medizinischen Interesses habe ich zu diesem historischen Roman gegriffen und wurde nicht enttäuscht. Die Autorin versteht es sehr geschickt, Historie und Fiktion miteinander zu verknüpfen. Hierzu bedient sie sich einer sehr bildhaften Sprache, die die Lesenden nicht nur ins damalige Edinburgh versetzen, sondern auch die medizinischen Beschreibungen vor dem geistigen Auge erscheinen lassen. Diese Details sind nichts für Weicheier! Ich fand mich sofort mitten im Geschehen und habe den Roman genossen. Die düstere Atmosphäre ist fühl-, greif- und riechbar beschrieben.. Die Reise in eine Zeit, in der die Schere zwischen arm und reich nicht nur aufgrund von Geld, sondern auch mit Vorurteilen gegenüber den armen Menschen existiert. Ein Adliger oder berühmter Arzt sagt die Wahrheit, ein armer Mensch lügt! Auch die Beziehung zwischen James und Nye mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten hat die Autorin gut herausgearbeitet. Ich mochte die beiden Hauptprotagonisten. Frauen spielen in diesem Roman bis auf zwei Personen eine untergeordnete Rolle, ebenfalls der damaligen Zeit entsprechend. Was mich erschüttert hat ist, dass es sich um historische Tatsachen handelt. Von Burke, Hare und Knox hatte ich vorher noch nie etwas gehört. In der Zwischenzeit habe ich herausgefunden, dass es sogar Filme über diese zweifelhaften Herrschaften gibt.

Ich empfehle diesen Roman gerne weiter, nicht nur an Edinburgh-Fans, sondern auch an alle, die sich für das Erlernen medizinischer Fachkenntnisse in der Zeit vor 200 Jahren interessieren. Der Roman bekommt von mir 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 28.11.2025

Wow, Bestgen kann es!

Safe Space
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Wow! Sarah Bestgen hat mit ihrem zweiten Thriller ordentlich nachgelegt und mich einmalmehr sprachlos zurückgelassen!

Anna Salomonv ist forensische Psychologin. Sie hat sich bereits einen guten Ruf erarbeitet ...

Wow! Sarah Bestgen hat mit ihrem zweiten Thriller ordentlich nachgelegt und mich einmalmehr sprachlos zurückgelassen!

Anna Salomonv ist forensische Psychologin. Sie hat sich bereits einen guten Ruf erarbeitet und tritt nun ihre Stelle in der SothA (Sozialtherapeutischen Abteilung) des Hochsicherheitsgefängnisses Weyer an. Sie hofft dort, den Fall aufzuklären, der ihr keine Ruhe lässt. Dadurch begibt sie sich in tödliche Gefahr, den jemand ist auch ihr auf der Spur.

Bereits im Prolog werden wir mit dem Thema Tod, seinen möglichen Ursachen und dem Ablauf des Sterbens konfrontiert. Ein interessanter, aber auch lehrreicher Einstieg. Im weiteren Verlauf des Thrillers erfahren wir im Wechsel aus der Perspektive von Anna, eines gewissen Leon und durch Tagebuchauszüge von Annas Schwester Sina mehr aus Vergangenheit und Gegenwart. Dadurch gelingt es Sarah Bestgen wieder einmal, von Anfang an Spannung aufzubauen und lässt die Lesenden rätseln. Einmal angefangen konnte ich den Thriller nicht mehr weglegen. Bereits ihr Debüt hat mich begeistert, bei diesem Thriller setzt Bestgen noch einmal einen drauf. Ich fand die beschriebene Atmosphäre im Hochsicherheitstrakt und die Gespräche mit den dortigen Häftlingen sehr gelungen. Auch die Gefühle der Protagonistinnen werden gekonnt beschrieben, hier merkt man deutlich, dass Sarah Bestgen vom Fach ist. Bestgens Sprache ist klar und verständlich, auch ohne psychologische Ausbildung nachvollziehbar. Die wechselnden Perspektiven treiben durch den Thriller. Ich hatte Vermutungen, habe diese wieder verworfen, mit dem Knaller am Ende habe ich nicht gerechnet. Mein Verdacht ging in eine andere Richtung, zumindest zum Teil. Es ist nicht einfach, den Thriller zu rezensieren, ohne zu viel zu verraten. Für empfindliche Leserinnen hätte ich mir eine Triggerwarnung gewünscht, zumindest was den Bereich häusliche Gewalt angeht.

Eines ist jedenfalls sicher, der Thriller gehört definitiv zu meinen Jahreshighlights 2025 und die Autorin wird von mir weiter "beobachtet". Ich hoffe auf mehr solcher gelungenen Thriller von ihr.

5 sehr gute Sterne und eine absolute Leseempfehlung gebe ich Sarah Bestgen und kann nur sagen "Weiter so!"

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Veröffentlicht am 27.11.2025

Für Japan Fans

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
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"Das Restaurant der verlorenen Rezepte" ist ein Roman von Hisashi Kashiwai. Eingelesen hat ihn Thomas Höricht

Ein kleines Restaurant, das man nicht einfach so findet! Es wird betrieben von Nagare und ...

"Das Restaurant der verlorenen Rezepte" ist ein Roman von Hisashi Kashiwai. Eingelesen hat ihn Thomas Höricht

Ein kleines Restaurant, das man nicht einfach so findet! Es wird betrieben von Nagare und seine zwanzigjährigen Tochter Koishi . In diesem Restaurant gibt es nicht traditionelle Speisen. Nagare und seine Tochter haben eine besondere Begabung. Sie kochen den Gästen die Gerichte, die sie brauchen. Lieblingsgerichte aus alten Zeiten, deren Rezepte die Gäste nicht kennen, werden von den beiden mit detektivischem Spürsinn herausgefunden.

Der Roman ist insgesamt in mehrere Einzelgeschichten unterteilt und behandelt somit immer einzelne Gäste und deren Vergangenheit. Man kann sich den Roman (egal ob Printausgabe oder Hörbuch) gut einteilen und z.B. jeden Tag ein Kapitel lesen oder hören. Als Geschenkbuch oder für zwischendurch bestes geeignet. Die Lesenden sollten aber ein gewisses Interesse für Japan und seine Esskultur mitbringen, es könnte ihnen sonst langweilig werden. Mir haben die Beschreibungen gut gefallen. Auch Nagare und Koishi mochte ich mit ihrer liebenswerten Art. Besonders Nagare hat es mir angetan, er serviert nicht nur Essen an seine Gäste, sondern auch Weisheiten! In dieses Restaurant würde ich auch gerne einmal gehen!

Der Sprecher liest unaufgeregt, passend zum Roman. Ich habe ihm gerne zugehört!

Eine Empfehlung für Fans von Japan, japanischen Essen und japanischer Literatur und 4 Sterne gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 26.11.2025

War früher wirklich alles besser?

Nie war Früher schöner als Jetzt
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In seinem Buch "Nie war Früher schöner als Jetzt" vergleicht Oliver Kalkofe die Kindheit und Jugend der heutigen Boomer . Das Hörbuch hat er selbst eingelesen.

Der entscheidende Satz, der das Buch/Hörbuch ...

In seinem Buch "Nie war Früher schöner als Jetzt" vergleicht Oliver Kalkofe die Kindheit und Jugend der heutigen Boomer . Das Hörbuch hat er selbst eingelesen.

Der entscheidende Satz, der das Buch/Hörbuch trägt ist: Früher hatten wir Zeit und wenig Möglichkeiten, diese Zeit zu nutzen. Heute haben wir viele Möglichkeiten und im Verhältnis zu wenig Zeit, um alle zu nutzen. Anhand vieler Beispiele aus dem Leben in den 60ern, 70ern und 80ern zieht Kalkofe auf humorvolle Art und Weise Vergleiche zwischen damals und heute. Freizeitgestaltung, Fernsehen, Hobbies, Urlaub und einiges mehr beschreibt er in diesem Buch, Locker, flockig von der Leber weg entführt er uns in eine längst vergangene Zeit. Nicht mit erhobenem Zeigefinger oder dem oft gehörten "Früher war alles besser", er arbeitet das reale Leben in dieser Zeit auf sehr witzige aber durchaus reale Weise auf. Ich musste beim Hören mehrmals breit grinsen und laut lachen, hatte ich doch sofort die passenden Bilder vor Augen.

Es ist kein Werk allein für Boomer, im Gegenteil. Jüngere Lesende oder Hörende lernen einiges über das Leben ihrer Eltern und/oder Großeltern. Bei der Boomer-Generation wird Verständnis für die "heutige Jugend" geweckt. Früher war eben nicht alles besser, es war nur total anders!

Danke Oliver Kalkofe für dieses witzige und humorvolle Werk, das (wenn man es sehen will) auch viel Tiefgang bietet! Von mir gibt es gute 4 Sterne!

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