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Veröffentlicht am 05.06.2024

Superkräfte - superspannend!

Tiere und ihre Superkräfte
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Ein Sachbuch über Tiere der ganz besonderen Art: Die Tiere werden nicht in den gewohnten Kategorien, wie z. B. Größe, Farbe, Gewicht, Lebensraum, etc. vorgestellt, sondern mit ihren „Superkräften“, wie ...

Ein Sachbuch über Tiere der ganz besonderen Art: Die Tiere werden nicht in den gewohnten Kategorien, wie z. B. Größe, Farbe, Gewicht, Lebensraum, etc. vorgestellt, sondern mit ihren „Superkräften“, wie z. B. Geruchssinn, Tastsinn, aber auch mit z. B. Teamgeist, Substanzen, Bisskraft.
Ein neuer Blick auf (bekannte) Tiere!

Nach dem Vorwort und dem Inhaltsverzeichnis, in dem man jedes Tier schon einmal in einem kleinen runden Bildausschnitt sehen kann, was sehr schön zum schnellen Auffinden des Lieblingstieres ist, werden auf einer Doppelseite die verschiedenen „Superkräfte“ der Tiere mit Symbol dargestellt, insgesamt neunzehn. Darunter stehen in kleiner Schrift noch die jeweiligen Tiere, die diese besondere Eigenschaft besitzen, so dass die Lesenden z. B. zum Thema „Super-Imitation“ sofort sehen können, dass der gemeine Krake, der Prachtleierschwanz, die Ringelnatter, der Nachtfalter und der Kugelfisch diese besitzen. Dies alles zusammen gibt einen guten Überblick über das Buch und hilft beim Nachschlagen, denn dies ist durchaus ein Buch, das man „durcheinander“ lesen kann.

In naturgetreuen Bildern mit kräftig-bunten, verschieden gemusterten Rahmungen wird jedes Tier von der Illustratorin auf dem rechten Teil einer Doppelseite dargestellt. Auf der linken steht dann der recht umfangreiche Text dazu: Der Name des Tieres als Überschrift am größten mit kurzem Vorstellungstext in kleinerer Schrift und dem lateinischen Namen, darunter links gehalten die „Superkräfte“ (zwei bis sieben, meist vier), rechts daneben in sehr kleiner Schrift die bekannten Angaben, wie Größe, Farbe, Nahrung, Verbreitung, etc.

Der Text soll für die fabelhaften Eigenschaften der Tiere begeistern. Schon in der kurzen Beschreibung unter der Überschrift werden die besonderen Beschaffenheiten der Tiere herausgehoben und mit kurzen Sätzen zusammengefasst, wie z. B. „Kein Tier ist so wagemutig wie er.“ (S. 12) oder „… machen ihn unbesiegbar.“ (S. 14). Die Besonderheiten der Tiere werden von der Illustratorin in den unterschiedlichen farbenfrohen Rahmungen in runden Vignetten als Symbol aufgegriffen. Ein Parfümflacon steht z. B. für den Geruchssinn, ein Mikrofon für Laute, usw. So kann die Leser*in die Superkräfte der Tiere auch gleich bildlich erfassen und ablesen. Text und Bild passen hier genau zusammen.

In einem gezackten, grauen Kreis mit weißer Schrift neben der Überschrift wird bei jedem Tier noch auf eine andere bemerkenswerte Besonderheit hingewiesen, beim Gepard z. B. darauf, dass er als Raubkatze weder brüllen noch auf Bäume klettern kann (S. 46).

Die Bilder des Buches sind ein wahrer Augenschmaus, aufgrund des umfangreichen Textes und der teilweise sehr kleinen Schrift ist es aber wohl erst für ältere Kinder (und Erwachsene) gut geeignet. Es eröffnet einen ganz neuen Blick auf die dargestellten Tiere und es macht Spaß sich über diese „Superkräfte“ zu informieren.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Historisch, spannend und intensiv

Der König und der Uhrmacher
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Der Autor legt hier mit seinem ersten historischen Roman eine sehr gut in die isländische und dänische Geschichte eingebettete und recherchierte Erzählung in zwei zeitlich und örtlich unterschiedlichen ...

Der Autor legt hier mit seinem ersten historischen Roman eine sehr gut in die isländische und dänische Geschichte eingebettete und recherchierte Erzählung in zwei zeitlich und örtlich unterschiedlichen Handlungssträngen vor. Der eine verläuft zurzeit König Christians VII. (1749 – 1808) in Kopenhagen im Schloss Christiansborg und der Stadt ab, der andere spielt einige Jahre zuvor auf Island in den Westfjorden.
Der isländische Uhrmacher Jón Sivertsen lebt seit seiner Lehre in Kopenhagen und betreibt dort ein Uhrmachergeschäft. Eines Tages bringt er eine für das Schloss reparierte Uhr zurück und geht auf dem Rückweg durch das Gebäude aus Neugierde in einen Lagerraum, in dem sich eine weltberühmte Uhr des Uhrmachermeisters Habrecht befinden soll, die aber schon lange nicht mehr läuft. Er findet sie und fängt an sie mit Duldung der Wachen zu reparieren.
Eines Tages entdeckt ihn König Christian VII. dabei und die beiden kommen vorsichtig ins Gespräch. Daraus entwickelt sich eine eher seltsam anmutende Art der Freundschaft, in deren Verlauf Jón dem König die Geschichte seines Vaters in den isländischen Westfjorden erzählt. Dieser wurde aufgrund eines Kuckuckskindes, das er als seines ausgegeben und angenommen hatte, wegen der dort damals herrschenden Gesetze zusammen mit seiner zweiten Frau hingerichtet, auf Geheiß des Vaters von König Christian VII. Auch der König erzählt Jón ein Stück seiner Geschichte.
Der Autor hat mich sofort durch seinen Schreibstil in seine Erzählung hineingezogen, obwohl alles sehr ruhig fließend ohne viel Action erzählt wird. Ich konnte nur schwer mit Lesen aufhören und wollte gerne wissen, wie es zu Jóns Vaters Zeiten in Island weitergeht, als auch mit der Uhr, dem Uhrmachermeister und dem König - was für eine traurige Gestalt!

Der Autor hat sich intensiv mit der Geschichte seines Heimatlandes zu dieser Zeit als auch der Dänemarks, das Island besetzt hielt, auseinandergesetzt. Die historischen Personen und Abläufe als auch die Uhr, die man heutzutage auf Schloss Rosenborg bewundern kann, sind sehr gut in die Erzählung um Jón herum eingepasst. Fast wirkt er selbst wie eine historische Figur dieser Epoche. Den isländischen Namen Jón Sigurdsson trug aber etliche Jahre später ein isländischer Politiker, Historiker und Philologe, der ein Vorkämpfer für die Selbstständigkeit Islands war. Vielleicht hat der Autor den Namen von ihm entlehnt, denn auch Jón und sein Vater vertraten für die damalige Zeit moderne (politische) Ansichten. Gut gefallen hat mir auch, dass der Autor philosophische Fragen in seine Handlung, in die Gespräche von Jon und dem König einbaut.
Sprachlich und geschichtlich ist dieses Buch ein Genuss! Auch das passende Bild des Schlosses auf dem Cover, das zeitgenössische Innenbild aus Island und das Lesebändchen machen dieses Buch auch optisch sehr ansprechend. Wer den Autoren von seinen Kriminalromanen her kennt, weiß nun: Indridason kann auch historische Romane wunderbar schreiben!

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Märchenhaft mit Realitätsbezug

Der Gesang des Wals
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Eine wunderbare, poetische Geschichte über die Freundschaft eines Kindes mit einem mächtigen Wal, die zusammen auf eine märchenhafte Reise durch die Ozeane schwimmen. Aber am Ende landen sie traurig in ...

Eine wunderbare, poetische Geschichte über die Freundschaft eines Kindes mit einem mächtigen Wal, die zusammen auf eine märchenhafte Reise durch die Ozeane schwimmen. Aber am Ende landen sie traurig in der Wirklichkeit der vermüllten Meere. Doch es gibt Hoffnung.

Von einem Leuchtturm aus mit dem Fernrohr sieht und hört das Kind den Wal, von Noten umgeben, angeschwommen kommen: „Wo Himmel und Meer sich begegnen als Strich, da sah ich den Wal und der Wal, der sah mich. Sein‘ süßen Gesang trug zu mir der Wind: „Ich will dir was zeigen – komm mit mir, mein Kind!““ (S. 4 – 7) Der Wal zeigt dem Kind die Wunderwelt der Ozeane, aber am Ende auch ihre (Plastik-)Vermüllung durch den Menschen. Dies wird dadurch, dass das Kind mitansehen muss, wie der Wal diese Abfallsuppe in sein großes Maul fließen lassen muss, um sich zu ernähren, und die Qual anderer Meereslebewesen mit dem Plastikmüll, sehr traurig und eindrücklich dargestellt. Doch am Ende des Buches erzählt das Kind anderen Menschen davon und sie fangen an, etwas zu ändern, indem sie am Strand Müll aufsammeln.

Mit gereimten Versen in relativ großer Schrift unterstreicht die Autorin das Märchenhafte dieser lehrreichen Erzählung, denn Kind und Wal sind befreundet, sind miteinander verbunden, sind traurig miteinander, über das Leben, das die Tiere und Pflanzen im vermüllten Ozean leben müssen, weil wir Menschen so unachtsam sind. Was wie ein Märchen beginnt, endet in der Wirklichkeit mit dem Aufsammeln des Mülls, einem Appell mitzumachen, es gar nicht erst weiter dazu kommen zu lassen.

Die Illustratorin hat zu dieser Geschichte traumhafte Bilder gezeichnet, die das Märchenhafte wunderbar fröhlich unterstreichen. In kräftigen, teils verwaschenen Farben, das Meer immer in verwaschenem Blau-Grau oder Türkis, begleiten ihre Zeichnungen den Text und gehen meist ein wenig darüber hinaus. Dabei nehmen die Bilder stets mehr Raum ein als der Text und füllen meist eine Seite oder Doppelseite.

Der Wal hat stets eine menschliche Mimik, an der genau abzulesen ist, wie er sich fühlt. Das Gesicht des Kindes spiegelt diese Emotionen wider. (Besonders beeindruckend in etwa der Mitte des Buches, wo man nur das Kind, das weinende Auge des Wals und seinen nach unten gebogenen Mund sieht.) Nur was man liebt, schützt man auch.

So nimmt dieses Buch die Lesenden ganz mit hinein in die wunderbare Erzählung und transportiert „ganz nebenbei“ den Umweltschutzgedanken, die Wunder der Meere und die Verbundenheit des Menschen mit der Natur.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Wunderschön

Brücken
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Brücken sind oft wie „das Tor zur Welt“, denn ohne sie kämen wir nur schwer oder gar nicht weiter auf unserem Weg, der oft über Seen, Flüsse, Meere oder Schluchten führt. Brücken haben etwas Verbindendes. ...

Brücken sind oft wie „das Tor zur Welt“, denn ohne sie kämen wir nur schwer oder gar nicht weiter auf unserem Weg, der oft über Seen, Flüsse, Meere oder Schluchten führt. Brücken haben etwas Verbindendes. Deswegen wird der Name Brücke auch als Synonym für die Beziehungen zwischen Menschen gebraucht – „Wir bauen dem anderen eine Brücke.“, damit er uns besser versteht oder wir ihn, damit wir uns einigen und zusammenleben können. Die Brücke ist (fast wie) ein Freund.

In leuchtenden, kräftigen Farben gehalten, der Naiven Malerei angelehnten Bildern zeichnet der Autor und Illustrator den Lesenden die Vielfalt von Brücken in unserer Welt vor Augen. Die Bilder muten wie eine Aufzählung an: Brücken sind hoch, niedrig, lang, kurz, gerade. Dabei wird jeder Eigenschaftssatz mit einer bestehenden Brücke im wahrsten Sinne des Wortes untermalt. Die Lesenden sehen genau die Brücke als Bild, auf die der Text sich bezieht. „Brücken sind hoch – Viadukt von Millau, Frankreich – Diese Brücke ist höher als der Eiffelturm.“ (S. 4 + 5) Bild und Text unterstreichen sich also gegenseitig. Von den „Adjektiv-Sätzen“ geht der Autor über zu „Verb-Sätzen“: Brücken schlängeln sich, fallen auf, verstecken sich, u. v. m. Auch hier passen Aussage und Bild der Brücke genau zusammen. Die Illustrationen sind stets ein- oder zweiseitig gehalten. Der Text ist minimalistisch. Er gibt genau so viel Information, wie man benötigt, damit das Bild vollumfänglich wirken kann.

Nach etwa Zweidritteln des Buches hat die Doppelseite den Text: „Brücken verbinden Länder – Victoria Falls Bridge, Sambia/Simbabwe – Auf der einen Seite liegt Sambia, auf der anderen Simbabwe.“ Auf der nächsten verbinden sie Kontinente, danach folgt „Brücken erzählen Geschichten“. Spätestens ab hier wechselt der Autor auf den übertragenen Sinn des Wortes Brücke, denn auf den folgenden Doppelseiten steht: „Brücken erzählen von der Geschichte.“, „Brücken erinnern an früher.“, „Brücken inspirieren.“. Auf der vorletzten Doppelseite stehen die Worte: „Überall auf der Welt verbinden Brücken …“, dann auf der letzten „… UNS!“ (Beides mit der Brooklyn Bridge als Bild) So schließt der Autor seinen fast epischen Ausblick rund um das Thema Brücken in der Welt.
Im Anhang werden alle gemalten Brücken für die Wissbegierigen noch einmal in kurzen Texten vorgestellt, wo sie sich befinden, das Datum der Erbauung, die Gründe ihre Erstellung und der Hinweis auf Geschichten, die sich um sie herumranken.
Ein künstlerisches, poetisches (Bilder-)Buch über den Sinn von Brücken, nicht nur für Kinder geeignet.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Eine Hoch auf die Selbständigkeit

Luis' Plan
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Luis ist mutig. Er will alleine mit seinem Roller durch die Stadt zu einem Park fahren. Und sein Papa traut ihm das zu. So fährt Luis los und erlebt ein tolles Abenteuer.
Luis malt sich mit Hilfe seines ...

Luis ist mutig. Er will alleine mit seinem Roller durch die Stadt zu einem Park fahren. Und sein Papa traut ihm das zu. So fährt Luis los und erlebt ein tolles Abenteuer.
Luis malt sich mit Hilfe seines Papas einen Stadtplan, denn er will auch nicht das Handy mitnehmen, er will es ganz alleine schaffen. Und Luis kommt an, aber das Tor, durch das er fahren wollte, ist verschlossen. Doch Luis weiß sich zu helfen und fragt einen Passanten. Danach klappt alles und Luis kann mit seinem Roller den Berg hinuntersausen.
In diesem Bilderbuch wird die kindliche Selbständigkeit gefeiert, denn Luis traut sich etwas zu und sein Vater unterstützt ihn dabei. So wächst Luis an diesem, seinem selbstgewählten Abenteuer. Der Stadtplan spielt dabei eine entscheidende Rolle und auch dieser war Luis eigene Idee. Der Stadtplan zieht sich so auch durch die Bilder des gesamten Buches und verbindet sie, genauso wie die graublaue Katze, „die den Jungen wie ein stummer Schutzengel zu begleiten scheint“. (Text des Verlages)
Dabei sind die klaren Zeichnungen stets doppelseitig und ummalen den Text in kräftigen Farben, der sehr knapp, oft sogar nur in Gedanken- oder Gesprächsblasen wie bei einem Comic gehalten ist. Auf jeder Doppelseite sind neben dem Haupterzählstrang noch viele Details zu entdecken, so dass die Bilder immer über den Text hinausgehen und noch mehr erzählen.
An der Stelle, an der Luis im Park angekommen ist und endlich seinen Roller den Skaterberg hinaufgezogen hat, kann die Doppelseite aufgeklappt werden, so dass die Leser*innen ein Panorama der Rollbahn sehen mit vielen, vielen Kindern mit ihren Helmen und Rollern und einigen Häusern im Hintergrund. Dieses Bild hat die Autorin und Illustratorin wohl dem Superkilen, einer Parkanlage in Kopenhagen, nachempfunden, denn dort traf sie einmal einen Jungen mit seinem Roller, der sie zu dieser Geschichte inspirierte. (Text des Verlages)
Die letzte Doppelseite zeigt Luis bei einer Pause. In dieser wird er von einem Mädchen angesprochen, in dessen Sprechblase nur steht: „Noch mal?“ Doch ihr freundlicher Gesichtsausdruck und Luis Lächeln dazu sprechen Bände: Luis hat mutig eine neue Freundin gefunden.
„Mit Witz, Liebe zum Detail und sehr viel Charme erzählt Eilika Mühlenberg eine inspirierende Geschichte über kindliche Eigenständigkeit und das Wachsen an Herausforderungen.“ (Text des Verlages)
Sehr empfehlenswert!

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