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Veröffentlicht am 09.10.2016

Ich bin auch vom 5. Teil der Reihe wieder voll überzeugt

Die Menschen, die es nicht verdienen
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Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 3 (29. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3805250870
Originaltitel: De Underkända
Preis: 19,99 €

Ich bin auch vom 5. Teil der Reihe ...

Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: Wunderlich; Auflage: 3 (29. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3805250870
Originaltitel: De Underkända
Preis: 19,99 €

Ich bin auch vom 5. Teil der Reihe wieder voll überzeugt

Inhalt:

Wieder einmal bekommt es die Reichsmordkommission um Kommissar Torkel Höglund mit einem Serientäter zu tun. Dieser ist der Dummheit der Menschen überdrüssig. Speziell „Stars“ von Dokusoaps sind ihm ein Dorn im Auge, denn was leisten diese Menschen schon, das den Hype um sie rechtfertigen würde? Der Polizeipsychologe Sebastian Bergman findet in ihm einen starken Gegner.

Meine Meinung:
Das Autorenduo Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt hat wieder einmal einen superspannenden Kriminalroman geschrieben. Dabei gelingt es ihnen sogar, beim Leser ein bisschen Verständnis für den Täter zu wecken, natürlich nicht für die Taten an sich, aber für die Beweggründe, die man durchaus nachvollziehen kann. Wir haben es also nicht mit einem Psychopathen zu tun, der aus Jux und Tollerei mordet, sondern mit jemandem, der eine Botschaft rüberbringen will.

Der Aufbau der Handlung hat mir sehr gut gefallen. Es geht gleich spannend los und bleibt auch durchweg spannend, selbst das Privatleben der Polizisten lässt einen manchmal bangen. Hjorth und Rosenfeld wissen immer wieder zu überraschen. Oft enden die Kapitel mit kleinen Cliffhangern, sodass man einfach weiterlesen muss. So baut sich die Spannung immer mehr auf, bis es am Schluss zum großen Show down kommt.

Mir hat es wieder sehr viel Spaß gemacht, den Ermittlern Torkel, Vanja, Ursula, Billy und dem Psychologen Sebastian zuzuschauen, wie sie Schritt für Schritt in diesem Fall vorgehen. Das Team ist so gut eingespielt, und jeder macht seine Arbeit nahezu perfekt, das ist eine wahre Freude. Besonders gut hat mir gefallen, dass Sebastian viel zur Lösung des Falles beitragen kann. Er war für mich hier der Star, zumal er sich auch mit seinen Eskapaden ziemlich zurückhält und teilweise fast schon sympathisch wirkt.

Parallel dreht sich auch das Privatleben der Polizisten weiter – jeder hat so seine nicht alltäglichen Probleme -, aber die Polizeiarbeit nimmt in diesem Roman doch den Hauptteil ein.

Zwar ist der Kriminalfall abgeschlossen und das Wichtigste zu den Beziehungen der Ermittler wird kurz erwähnt, sodass man dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen könnte. Durch die Vielzahl der Charaktere und des bisher Geschehenen wird man sich aber bestimmt schwerer tun, als wenn man die Reihe von Anfang an liest. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen, denn es lohnt sich wirklich.

Die Reihe:
1. Der Mann, der kein Mörder war
2. Die Frauen, die er kannte
3. Die Toten, die niemand vermisst
4. Das Mädchen, das verstummte
5. Die Menschen, die es nicht verdienen

★★★★★

Veröffentlicht am 09.10.2016

Ein außergewöhnlicher Roman über zwei außergewöhnliche Mädchen

Eins
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Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
Verlag: mixtvision (29. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3958540576
Originaltitel: One
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre
Preis: 16,90 €

Ein außergewöhnlicher ...

Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
Verlag: mixtvision (29. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3958540576
Originaltitel: One
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre
Preis: 16,90 €

Ein außergewöhnlicher Roman über zwei außergewöhnliche Mädchen

Bei diesem Buch hat mich sofort das Cover begeistert. Auf den ersten Blick sieht man einen dunklen Kopf mit zwei Gesichtern, die auf ein rotes bzw. ein blaues Feld blicken. Der Schutzumschlag ist aus durchsichtigem Plastik, darauf ist ein blauer Fleck, während auf dem Buchdeckel ein spiegelbildlicher roter Fleck ist. Wenn man den Umschlag abnimmt, sieht man, dass das Coverbild, der Kopf, durch Überlappung der zwei Farbflecken zustande kommt. Ich finde diese Lösung einfach genial, trifft sie doch den Inhalt des Buches perfekt. Denn es geht um siamesische Zwillinge, die einerseits eins sind, andererseits aber auch zwei.

Tippi und Grace sind 16 Jahre alt. Bisher wurden sie zu Hause unterrichtet, doch nun geht das Geld aus und sie müssen auf eine normale Schule gehen. Ein großer Schritt für die siamesischen Zwillinge. Angaffen, mitleidige Blicke, Tuscheln und betroffenes Wegsehen sind Reaktionen, die die beiden hassen. Doch es gibt auch Mitschüler, die sich einfach ungezwungen und offen verhalten: Yaz und Jon. Mit ihnen erleben Tippi und Grace ein paar schöne Monate. Die beiden Mädchen wollen doch nichts anderes, als einfach so akzeptiert zu werden, wie sie sind. Eine trennende Operation können sie sich nicht vorstellen, sind sie doch ein Leben zusammen gewöhnt und die Eine ist bei aller Verschiedenheit der Charaktere ein Teil der Anderen und umgekehrt. Für Tippi und Grace ist das vollkommen normal.

Normal ist der heilige Gral,
aber nur diejenigen, die es nicht sind,
wissen um seinen Wert. (S. 160)


Bei allen Sorgen, die die Familie hat, ist es kein Wunder, dass der Alltag nicht immer glatt verläuft. Die Lebenserwartung von siamesischen Zwillingen ist oft nicht besonders hoch, Arztbesuche sind häufig und verschlingen viel Geld. Der arbeitslose Vater wird trotz aller Liebe zu seinen Kindern zum Alkoholiker. Und die kleine Schwester Dragon fällt ein wenig unter den Tisch, muss sich immer den Bedürfnissen von Tippi und Grace unterordnen. Das kann natürlich auch nicht ewig gutgehen. Und trotzdem ist in Graces Erzählung – sie fungiert hier als Ich-Erzählerin – so viel Liebe innerhalb dieser Familie zu spüren. Und viele Dinge laufen auch einfach ganz normal wie in jeder anderen Familie auch.

Wir behängen den Apfelbaum in unserem Garten mit Lichterketten.
Wir essen zu viel Truthahn und Füllung.
Wir kaufen Geschenke.

Schließlich
ist Weihnachten
und letzten Endes
sind wir auch nicht
anders
als andere Familien. (S. 354)


Wie man an den Zitaten sieht, ist der Schreibstil eher ungewöhnlich. Zuerst hat es mich etwas genervt, dass geschätzt zwei Drittel der Seiten nicht bedruckt sind. Aber schnell erkannte ich, dass diese gedichtartige Anordnung der Wörter schon einen Sinn hat, werden dadurch doch einzelne Ausdrücke hervorgehoben und betont. Außerdem lesen wir hier schließlich die Gedanken eines Teenagers, die nun mal teilweise so zersplittert und lose zusammenhängend sind.

Ich fand es sehr bewegend, wie Sarah Crossan hier die Gefühle und Probleme dieser beiden Mädchen darstellt. Das wirkt absolut authentisch, obwohl es sich um fiktive Personen handelt. Das innige Verhältnis von Tippi und Grace ist fast mit Händen greifbar. Und es ist bewundernswert, wie die beiden mit ihrem außergewöhnlichen Schicksal umgehen.

Fazit:
Mich hat „Eins“ sehr bewegt und berührt, hat es mir doch ganz besondere Menschen näher gebracht und mich über meinen Tellerrand hinausschauen lassen. Ich möchte das Buch gerne für Jugendliche ab ca. 12 Jahren empfehlen, aber auch Erwachsene werden davon profitieren.

★★★★★

Veröffentlicht am 08.10.2016

Für mich der beste Läckberg

Die Schneelöwin
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Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: List Hardcover (2. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3471351062
Originaltitel: Lejontämjaren
Preis: 19,99 €

Für mich der beste Läckberg

Inhalt:
Ein vermisstes ...

Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: List Hardcover (2. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3471351062
Originaltitel: Lejontämjaren
Preis: 19,99 €

Für mich der beste Läckberg

Inhalt:

Ein vermisstes Mädchen taucht nach Monaten plötzlich wieder auf, wird aber von einem Auto überfahren und stirbt. Bei der Obduktion wird deutlich, dass der Teenager schwer misshandelt wurde. Es werden noch vier weitere Mädchen vermisst. Hängen die Fälle zusammen? Patrik Hedström und seine Kollegen von der Polizeidienststelle Tanum ermitteln.

Währenddessen schreibt Patriks Frau Erika Falck, die berühmte Autorin, an ihrem neuen Buch. Für ihre Recherchen besucht sie Laila im Gefängnis. Laila wurde vor vielen Jahren für den Mord an ihrem Mann Vladek verurteilt. Dieser hatte die gemeinsame Tochter Louise immer wieder im Keller angekettet, weil er den Wildfang anders nicht bändigen konnte.

Meine Meinung:
„Die Schneelöwin“ ist bereits der 9. Band dieser Reihe. Zwar hängt der Kriminalfall nicht mit den Vorgängerbänden zusammen, sodass man daher das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Allerdings spielen in dieser Reihe auch die Personen eine große Rolle, Patrik Hedström und seine Frau Erica Falck, ihre Kinder, Ericas Schwester mit Familie, auch die Kollegen von der Polizei und ihr Privatleben und das Zusammenspiel aller. Dies wird man nicht nachvollziehen können, wenn man erst bei diesem Band in die Reihe einsteigt. Der Lesegenuss dürfte dann nur halb so groß sein. Allerdings lohnt es sich durchaus, die Reihe von vorne zu lesen. Camilla Läckberg schreibt einfach gut. Für Fans der Reihe ist das Buch sowieso ein Muss.

Wie gewohnt konnte mich die Autorin wieder von Anfang an fesseln. Schon der erste Satz jagte mir einen Schauder über den Rücken:

Noch bevor das Mädchen aus dem Wald gekommen war, roch der Hengst die Angst. (S. 7)

Und dieser Schauder sollte während der ganzen Lektüre nicht wirklich verschwinden. Camilla Läckberg breitet hier das Böse vor den Lesern aus, hier geschehen Dinge, die man sich nicht vorstellen mag. Dabei wird die Geschichte atmosphärisch dicht erzählt. Die Handlung ist logisch und komplex aufgebaut. Immer wieder gelingt es Läckberg, den Leser in die Irre und auf eine falsche Fährte zu führen. Je weiter der Roman fortschreitet, umso mehr Tempo legt die Autorin vor. Am Schluss überschlagen sich die Ereignisse fast.

Zum Glück gibt es neben den polizeilichen Ermittlungen, in die sich Erica natürlich auch wieder kräftig einmischt, das Privatleben der einzelnen Polizisten und Ericas. Hier kann man als Leser wieder etwas entspannen, hier muten die Probleme und Ereignisse relativ normal an, bringen einen hin und wieder sogar zum Grinsen und zum Lächeln.

Schmunzeln musste ich über das bei amazon.de angegebene vom Hersteller empfohlene Alter ab 30 Jahren. Ich denke, man kann das Buch durchaus schon ab ca. 16 Jahren lesen?

Die Reihe:
1. Die Eisprinzessin schläft
2. Der Prediger von Fjällbacka
3. Die Töchter der Kälte
4 .Die Totgesagten
5. Engel aus Eis
6. Meerjungfrau
7. Der Leuchtturmwärter
8. Die Engelmacherin
9. Die Schneelöwin

★★★★★

Herzlichen Dank an den List Verlag und vorablesen für das Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 08.10.2016

Wieder mal ein herrliches Lesevergnügen mit Andrea Schnidt

Feuerprobe
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Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger (22. September 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3810530233
Preis: 17,99€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Wieder mal ein herrliches Lesevergnügen ...

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: FISCHER Krüger (22. September 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3810530233
Preis: 17,99€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Wieder mal ein herrliches Lesevergnügen mit Andrea Schnidt

Inhalt:

Zum 50. Geburtstag schenkt Paul Andrea eine Kreuzfahrt. Leider ist Andreas Freude darüber nicht ungetrübt, denn Pauls zickige Tochter Alexa kommt auch mit. Außerdem macht sich Andrea Sorgen um ihren Sohn Mark, der nach mühsam bestandenem Abitur seit Monaten dabei ist, sich selbst zu finden und herauszufinden, was er machen will, vorzugsweise im Bett oder auf der Couch. Dann ist da auch noch die demente Mutter, die unter der Fürsorge ihrer polnischen Pflegerin immer mehr zu verkommen scheint. Andrea beschließt, dass sich etwas ändern muss.

Meine Meinung:
Die Reihe um Andrea Schnidt hat ja nun schon einige Bände und natürlich entwickelt sich das Leben von Andrea immer weiter. Trotzdem kann man die einzelnen Bücher auch gut für sich allein lesen. Welche Bedeutung die einzelnen Personen für Andrea haben, ergibt sich ganz schnell beim Lesen.

Auch mit „Feuerprobe“ hat Susanne Fröhlich mich – wie schon mit den Vorgängerbänden – wieder köstlich unterhalten. Immer wieder finde ich mich oder auch mal meine Freunde und Bekannten in ihren Protagonisten wieder. Die Ereignisse sind einfach aus dem echten Leben gegriffen. Die Autorin beobachtet die Menschen anscheinend mit viel Einfühlungsvermögen. Heraus kommt dann eine sehr lebendige Geschichte, die sich auch tatsächlich so zutragen könnte, von ein paar übertriebenen Spitzen mal abgesehen.

Dabei sorgt Susanne Fröhlich mit ihrer humorvollen Darstellung und mit viel (Selbst-) Ironie und Sarkasmus dafür, dass einem die eigenen alltäglichen Probleme gar nicht mehr so schlimm erscheinen.

Dieses Buch sprüht vor Wortwitz und klugen Aussagen. Dafür ist vor allem auch Andreas Exschwiegervater Rudi mit seinem hessischen Dialekt verantwortlich. Diesen Mann muss man einfach lieben.

Ich kann nur hoffen, dass uns Andrea Schnidt noch lange erhalten bleibt und wir sie auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten dürfen. Zumindest der kommende Lebensabschnitt dürfte eine Herausforderung für die 50-Jährige werden.

Die Reihe:
1. Frisch gepresst
2. Frisch gemacht!
3. Familienpackung
4. Treuepunkte
5. Lieblingsstücke
6. Lackschaden
7. Aufgebügelt
8. Wundertüte
9. Feuerprobe

★★★★★

Veröffentlicht am 07.10.2016

Bewegend, bedrückend, gut erzählt

180 Grad Meer
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Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (31. Dezember 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100024947
Preis: 18,99 €

Bewegend, bedrückend, gut erzählt

Inhalt:
Jule, eine Frau Anfang ...

Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (31. Dezember 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100024947
Preis: 18,99 €

Bewegend, bedrückend, gut erzählt

Inhalt:

Jule, eine Frau Anfang dreißig, fühlt sich von ihren Eltern im Stich gelassen. Die Mutter ist depressiv und zieht auch Jule in Telefonaten immer nur runter. Der Vater hat die Familie früh verlassen und die damals noch kleinen Kinder bei der überforderten Mutter zurückgelassen. So musste Jule schon früh erwachsen werden und sich um ihren Bruder und ihre Mutter kümmern. All das hat aus Jule eine wütende Frau gemacht. Sie hat eine Wut auf die Mutter, auf den Vater, auf die ganze Welt – auch auf sich selbst. Geliebt fühlt sie sich nur von ihrem Freund Tim und ihrem jüngeren Bruder Jakob. Doch als es auch in der Beziehung zu Tim kriselt, flieht Jule zu Jakob nach London, nicht ahnend, dass sie damit nicht weit von ihrem Vater entfernt ist, den sie am liebsten nie wieder sehen würde. Doch der ist sterbenskrank, und so wagt Jule schließlich doch noch einen Versuch der Versöhnung.

Meine Meinung:
Sarah Kuttner dürfte vielen Menschen eher als Fernsehmoderatorin bekannt sein denn als Autorin. Denn ihre Karriere begann im Fernsehen. Mittlerweile hat sie mit „180° Meer“ bereits ihren dritten Roman veröffentlicht und gezeigt, dass sie nicht nur moderieren, sondern auch schreiben kann.

„180° Meer“ hat mich bewegt, konnte ich doch viele Emotionen und Verhaltensweisen der Protagonistin Jule sehr gut nachempfinden. Zwar ist mein Verhältnis zu meinen Eltern nicht so kompliziert wie Jules, aber die Autorin schafft es einfach, einem Jules Person nahezubringen und Verständnis für sie zu wecken. Die Erzählung in der Ich-Form trägt sicherlich stark dazu bei, dass man sich gut in Jule hineinversetzen kann. Man kommt dieser Figur beim Lesen dadurch ganz nahe, bekommt ihre Gefühle, Gedanken, Ängste, Verwirrungen hautnah mit.

„O. k. Ich bin erschöpft. Ich fühle mich diffus traurig und überfordert. Als würde ich von imaginären Massen bedrängt, und gleichzeitig fühle ich mich merkwürdig zurückgelassen. Ich habe außerdem ein permanentes Bedürfnis nach Meer.“ (S. 145)

Sehr gut hat es mir gefallen, dass hier nichts übers Knie gebrochen wird. Jule entwickelt sich langsam und ebenso langsam entwickeln sich auch ihre Beziehungen zu den Menschen (und einem Tier), die ihr wichtig sind. Das wirkt absolut authentisch.

Zwar war mir Jule nicht wirklich sympathisch, aber nach dem, was sie in ihrer Kindheit und Jugend schon mitgemacht hat, kann man durchaus verstehen, warum sie so verkorkst ist. Stellenweise hat mich das allerdings ziemlich heruntergezogen.

Fazit:
„180° Meer“ ist der Versuch einer jungen Frau, mit sich selbst und ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen. Sie als Leser dabei zu begleiten, kann ich allen empfehlen, die gerne mal über ihren eigenen Tellerrand hinausschauen.

★★★★☆