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Veröffentlicht am 12.02.2022

Künstler und Muse; Praktikerin und Idealist

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Gala und ihr Ehemann, der Schriftsteller Paul Éluard, reisen ins Fischerdörfchen Cadaqués (Katalonien, Spanien). Ihre Ehe ist an einem Nullpunkt angelangt, zumindest aus Sicht von Gala, für Paul ist sie ...

Gala und ihr Ehemann, der Schriftsteller Paul Éluard, reisen ins Fischerdörfchen Cadaqués (Katalonien, Spanien). Ihre Ehe ist an einem Nullpunkt angelangt, zumindest aus Sicht von Gala, für Paul ist sie immer noch diejenige, die er liebt. Doch dann sieht der junge Maler Salvador Dalí (zehn Jahre jünger) Gala auf dem Balkon und seit diesem Moment ist er verliebt in sie. Noch weitere Künstler kommen mit ihren Frauen an, Dali lernt sie kennen, doch er ist schüchtern und völlig verhangen in seiner ungelenkten Kunst. Gala sieht jedoch sein Potential und will mit ihm sein. Sie verlässt Mann (das Kind ist sowieso bei den Großeltern) und Paris. Eine Beziehung beginnt, voller Anfeindungen und Probleme finanzieller Art, doch für Dali ein Schub in Richtung Kreativität und Geborgenheit (Gala ist da, sie steht an seiner Seite). Das fördert seine Schaffenskraft. Denn sie hält seinen Rücken frei von den existentiellen Problemen des Daseins. Sie versetzt sogar ihren Schmuck, damit das Paar weiter in ihrer Bucht am Meer in der Fischerkate leben kann. Dank Galas Bemühungen stellen sich auch größere Erfolge ein. Wenn Dali in seine depressive Phase abgleitet, dann holt sie ihn wieder da raus. Gala kocht, Gala hilft den Fischer an ihrer Buch (damit erhalten sie Sardinen und anderes Meeresgetier). Gala schleppt ihn nach Paris und zwingt ihn, sich unbekannten, aber möglichen Mäzen und Käufern zu stellen.

Der Roman, stark biografisch untermauert, zeigt die Phase des Kennenlernens von Dali und Gala (ein bisschen zu lange dieser Part) und die ersten Jahren des Zusammenlebens von Dali und Gala (das hätte durchaus länger sein können mit konkreten Beispielen der Kunst von Dali). Für Dali ist Gala nicht nur die Frau, die Geliebte, die Muse an seiner Seite, sondern die Pragmatikerin, die ihrer beider Leben regelt. Gala hilft ihm sich von der Autorität des Vaters und einer gewissen (jedoch im Roman ungeklärten) Abhängigkeit von seiner Schwester zu befreien, Gala hilft ihm seine kreative und unbändige Schaffenskraft freizusetzen.

So wie ich das Buch verstanden habe, gäbe es Dali in dieser Form nicht, wie ihn die Welt heute kennt, ohne Gala. Doch Gala, wie viele Frauen, die berühmte Männer unterstützten, hat zuerst einmal viel dafür aufgegeben. Sie wurde als die Böse dargestellt, die Ehemann und Kind verließ, die sich an den Sohn und Bruder gehängt hatte, die ihr weltoffenes Umfeld und Lebensstil in Paris für ihn hinter sich ließ. Ihr fehlte der Luxus, dafür hatte sie Dali (der sie auf Händen trug, so weit er jemals in seinem Leben jemanden außer sich sah). Der aber nicht einmal merkte, wenn sie ziemlich krank war, dass es ihr nicht gut geht. (So viel ich weiß, wollte Gala ihn als ältere Dame nicht mehr sehen und ist in das Schloss gezogen, was sie irgendwann kauften)

Es ist ein schönes Beispiel für diese berühmte Paare – Reihe: Sie selbstlos und verliebt, er völlig in seiner Kunst. Diese Reihe lässt sich endlos fortsetzen, denn es gibt viele solche Paare (Kunst, Literatur, etc.)
Gala kommt im Buch als ein etwas zwiespältiger Mensch vor (zaristisches Russland – feudale Jugend dort, trotz Revolution; fulminantes Pariser Künstlerleben; Lebefrau, die den Luxus liebt; Muse von Dali und pragmatische Geschäftsfrau, die aufreibend für den kommerziellen Erfolg von Dali unterwegs ist). Das Potential von Dali erkennend, gibt sie dafür ihren Mann Paul auf, weil dieser in einer Schaffenskrise steckt (wer wurde bekannter Éluard oder Dali?). Durch all die Entbehrungen, die sie auf sich nimmt, ist sie eigentlich die Dali-Macherin. Sie ist Luxusweibchen und zugleich knallharte Geschäftsfrau.

Aufgrund des Werkes von Sylvia Frank und der akribischen Forschungsarbeit erfährt der lesende Mensch Neues zum prominenten Paar Gala – Dali.
Der Schreibstil ist im Buch fließend, leicht lesbar und reich mit Bildern (da fängt sofort das Kopfkino an). Doch man leidet mit Salvator mit, der sich Gala annähern möchte und das aus lauter Schüchternheit nicht schafft. In einer Szene richtet er sich für das erste Treffen mit den Parisern, wo er sich sehr exzentrisch kleiden wollte, aber zum Glück es merkte, was er tat – blutverschmiertes Hemd, und sich noch einmal umzog (bei der Beschreibung dreht sich einem fast der Magen um). Der Arbeitsprozess von Dali, um Künstlerisches herzustellen, wird von den Autoren glaubhaft dargestellt (das Stockbrot, Fingernägel als Spiegel, die Farben der Sardinen, die ihn inspirieren). Während der erste Teil (Kennenlernen, sich aneinander Antasten) sich zieht, fließt danach der Lesestoff mit vielen Ideen und Darstellungen. Wie, zum Beispiel, kam Dali auf die Idee mit den Uhren? Hat er wirklich, wie von den Autoren beschrieben, beobachtet nach einem Abend mit Freunden, wie Käse fließt auf dem Schneidebrett? Gala, die sich Aufopfernde und dann doch alles mit ihm Gewinnende (aber doch unter großen Entbehrungen)
Salvator, der exzentrisch in seiner Kreativität verfangene Künstler, der aber so unglaublich geniale Bilder und Objekte entwickelte (aber ohne die Frau an seiner Seite niemals diesen Weg hätte gehen können, verloren in seiner Welt, lebensunfähig). Syliva Frank haben das alles gut dargestellt.

Ein Lesegenuss mit Anspruch!

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Irland zur Zeit der großen Hungerkatastrophe

Grace – Vom Preisträger des Booker Prize 2023 ("Prophet Song")
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Irland:1845
Grace, 14jährig von der Mutter in Männerkleidung auf Wanderschaft geschickt, muss sich um sich selbst kümmern und soll Geld für die Familie verdienen. (Allein die brutale Szene, wie die Mutter ...

Irland:1845
Grace, 14jährig von der Mutter in Männerkleidung auf Wanderschaft geschickt, muss sich um sich selbst kümmern und soll Geld für die Familie verdienen. (Allein die brutale Szene, wie die Mutter ihr die Haare abschneidet, verdeutlicht die Trostlosigkeit des Alltags)
Es herrscht Hunger, ein Hunger in dem Tausende von Menschen verhungern, so ist sich jede:r der nächste. Ihr kleiner Bruder Colly schleicht heimlich hinter Grace her. Für Grace ist es nicht nur das Überleben sondern auch ihr ‚coming to age‘… lässt man die Heranwachsende in Ruhe?
Grace wird während ihrer Wanderung durch Irland (Black Mountain - Athlone - Limerick usw.) zur Frau...

Es ist schrecklich, was in Irland zu dieser Zeit passierte und es war prägend für die irischen Menschen (bis heute). Der Roman ist sehr realistisch beschrieben für jene schreckliche Zeit.

Der Stil ist ein sehr eigener... es wird keine liebevolle Welt beschrieben, sondern eine von Aberglauben und Überlebenskampf geprägte Umwelt, wo sich jede/r selbst der oder die Nächste ist. Nicht anders als in anderen Regionen, wo Menschen am Verhungern sind. Welche werden zu Hyänen, andere wachsen über sich hinaus. Dies ist Europa. Auch hier gab es Zeiten, wo Menschen extrem gehungert haben.
Es ist nicht ein Buch, was sich schnell lesen lässt - es braucht Zeit, um das Gelesene wirken zu lassen (und dankbar darüber zu sein, dass man nicht in so eine Situation gekommen ist und hoffentlich nie kommt)

Das Titelbild zeigt einen einsamen dahin wandernden Menschen... auf jeden Fall ein Hingucker: Denn - warum wandert dieser Mensch alleine, was hat es damit auf sich?

Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für jeden lesenden Menschen, der sich mit europäischer Geschichte beschäftigt und Neues lernen möchte

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Lily, die Köchin in New York

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
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Auf einmal wurden Frauen wichtig. Kriegszeiten. Zweiter Weltkrieg. Die USA tritt in den Weltkrieg ein. Die Männer werden eingezogen, sie fehlen zu Hause in allen Bereichen.

Lilys Traum ist seit Kindheitstagen ...

Auf einmal wurden Frauen wichtig. Kriegszeiten. Zweiter Weltkrieg. Die USA tritt in den Weltkrieg ein. Die Männer werden eingezogen, sie fehlen zu Hause in allen Bereichen.

Lilys Traum ist seit Kindheitstagen Köchin zu werden und zwar in dem upper class Restaurant ‚Valentino‘. Sie bewirbt sich auf eine Stelle und wird als Gemüseschnipplerin angenommen. Doch innerhalb kurzer Zeit steigt sie in der Küchenhierarchie auf, was nicht allen gefällt, vor allem jenen, die bereits länger im Metier arbeiten.
Zu Hause dagegen versucht die versnobte Mutter Lily ‚an den Mann zu bringen‘, natürlich nur an einen reichen Zukünftigen aus bestem New Yorker Haus (Das Gespann Lily und Victoria, Lilys Mutter, erinnert an den Film ‚Titanic‘, wo ebenfalls eine versnobte Mutter ihre Tochter verkaufen möchte an den ekelhaften, reichen Verehrer ihrer Tochter). Dagegen schwimmt Josie, die großartige Großmutter, mit Lily auf der gleichen Linie, sie versteht, dass ihre Enkelin gerne kocht und bei ihr darf sie das in der Souterrain Küche, wo Lily meisterhaft eine Leckerei nach der anderen kreiert. Lily sprüht vor Erfindungsgeist.

Und dann gibt es da noch Tom...auch aus dem Valentino. Lilys Mutter darf von diesem Tom nichts erfahren - er ist nicht standesgemäß. Als sie es doch erfährt wird es grausam. Doch dann wird Tom ebenfalls eingezogen. Und man hört nichts mehr von ihm… bis… (aber bitte lest das selbst nach...)

Stil: Ein sehr persönlicher, angenehmer Schreibstil. Die Autorin geht von dem äußeren Erzählstrang und den Dialogen auch immer wieder auf die persönliche Ebene und erwähnt die Gedanken und Gefühle der Hauptperson Lily (in kursiv gesetzt)

Buchumschlag: Ein wiedererkennbares Bild von New York, das Empire State Building, eine Dachterrasse, eine Frau im Stil der 1920er – passend!

Ich liebe Erzählungen von starken Frauen. Das Buch ist sehr empfehlenswert

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Roman und Realität

Das letzte Bild
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Es gibt schreibende Menschen, die verstehen aus Etwas, über das sie hören oder lesen, einen Roman zu zaubern. Ihre Kreativität treibt zu sie zu ungeahnten Höhen und vielleicht kommen sie mit ihrem Werk ...

Es gibt schreibende Menschen, die verstehen aus Etwas, über das sie hören oder lesen, einen Roman zu zaubern. Ihre Kreativität treibt zu sie zu ungeahnten Höhen und vielleicht kommen sie mit ihrem Werk der Realität nahe.
So geschehen im Roman ‚Ritchie Girl‘ (wahre Begebenheit, das Ritchie Camp und die unerschrockene Truppe aus jungen Männern und auch Frauen, die nach Nazi-Deutschland gingen), und nun hier im Roman ‚Das letzte Bild‘. Vielleicht nähert sich der Roman der realen Geschichte einer seit 50 Jahren ungeklärten Toten in Norwegen an. Auf jeden Fall zeugt der Roman von der erzählerischen Kraft einer Autorin. Reale Fakten, die erst in jüngerer Zeit über die Tote von Isdalen durch neue forensische Methoden aufgedeckt wurden, lässt die Autorin stilsicher einfließen.

Im Roman schreibt die Autorin Anja Jonuleit über die Geschichte zweier Frauen: Eine aus dem zeitgenössischen Zeitraum, Eva, die ein Bild in der Zeitung sieht (ausgerechnet in der BILD – Zeitung, die sonst im Haus der angesehenen Schriftstellerin nicht gelesen wird, aber als solche ist sie natürlich gewöhnt zu recherchieren). Dieses Bild lässt sie erzittern, weil das Phantombild Ähnlichkeit mit ihr und ihrer Mutter besitzt.

Frau Jonuleit hat bereits mehrere interessante Bücher veröffentlicht. ‚Der Apfelsammler‘, auch dort flicht sie die Schicksale zweier Frauen zusammen (Tante und Nichte). ‚Rabenfrauen‘, Freundinnen und ihre große Liebe und die Colonia Dignidad (auch eine ungeklärte Geschichte mit großer Tragik). In diesem Roman hat die Autorin ebenfalls geschickt Fakten und Fiktion miteinander verwoben. ‚Das Nachtfräuleinspiel‘, erzählt von der 68er Studentenrebellion und von Erziehungsmodellen, dabei geht es um eine egomane Selbstdarstellerin und ihr Einfluss auf hilflose Menschen, die aber durchaus ihre eigene Kraft entwickeln und sich wehren.
Bei dieser Autorin habe ich länger zu ihren anderen Romanen recherchiert, weil sie wirklich wichtige Themen anspricht.

‚Das letzte Bild‘ wird – wie so oft in den Büchern von Jonuleit – in verschiedenen Zeitebenen erzählt, damals und heute. Die ‚damals‘ - Version meistens aus der Ich – Perspektive der älteren Person.

Stil: Sehr lesbarer Stoff (auch wenn‘s einem ab und zu mächtig durchschüttelt), leicht zu lesen.

Empfehlenswert und ein Lesegenuss, weil es zum Nachdenken anregt!

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Wer die Wahrheit sucht, muss sie auch ertragen

Ritchie Girl
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Wer die Wahrheit sucht, muss sie auch ertragen! Keine Überschrift könnte besser sein als diese: Es ist ungemein brutal, was Paula ertragen muss.

Das Gedicht ‚keine, die so ging wie ich‘ am Anfang des ...

Wer die Wahrheit sucht, muss sie auch ertragen! Keine Überschrift könnte besser sein als diese: Es ist ungemein brutal, was Paula ertragen muss.

Das Gedicht ‚keine, die so ging wie ich‘ am Anfang des Vorspanns weckt natürlich ungeheuer die Neugierde… keine, die so ging…. Und jetzt verschwunden ist? Es ist harter Tobak, denn es geht um die Nazizeit, um Aufarbeitung, ‚meine Schuld, deine Schuld‘ ?

Das Camp Ritchie existierte tatsächlich als Ausbildungslager für ‚Military Intelligence Training‘ (überwiegend deutschsprachige, jüdische und oppositionelle junge Männer, die in der US-Armee gegen Nazi-Deutschland kämpfen; dazu gehörten auch Thomas Mann, Stefan Heym, Georg Kreisler, um nur ein paar illustre Namen zu nennen). Die sogenannten Ritchie Boys waren ein wichtiger Bestandteil zur Besetzung Nazi-Deutschlands und danach für den demokratischen Aufbau. Kaum bekannt, weil alle Ritchie Boys Stillschweigen darüber hielten. Nun zum ersten Mal wird ein ‚Ritchie Girl‘ erwähnt, es gab auch später einen weiblichen Teil in Camp Ritchie. Allerdings wurden sie bei Beförderungen gerne übergangen und sie waren Belästigungen ausgesetzt. Der Name Ritchie stammt von einem Politiker.

Die Titelheldin Paula wuchs in Berlin auf und lebte neun Jahre während der Hitler-Diktatur dort (sie war eine privilegierte Ausländerin, deutsche Mutter, US-amerikanischer Vater, der aus reichem Haus kam). Nun kommen als Ritchie Girl ihre Deutschsprach- und vor Ort Kenntnisse gut an. In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges kommt sie wieder nach Europa und erlebt die verheerenden Auswirkungen von Faschismus und Krieg in Italien, in Österreich und dann in Frankfurt.

Paula, die anfänglich Briefe schwärzen muss, damit der Feind keine Lagepläne über die Armee daraus fertigen kann, falls die Soldatenbriefe in verkehrte Hände gelangen (an was man im Kriegsfall denken muss!). Paula, die nicht weiß, wo sie hinkommt. Paula, die Lügen erzählt, weil die Moral der Truppe aufrecht erhalten werden muss. Kein leichtes Leben, aber – es ist ja Krieg und Krieg ist nie leicht. Sondern im Gegenteil, Krieg ist hässlich, und vor allem ist er unnötig. Jeder, der ein Buch über Krieg liest, weiß, dass man alles tun muss ihn zu vermeiden. Eine Leseprobe, bei der ich weinen musste.
Doch Paula, hoch intelligent, gebildet, begabt, wird für Sonderaufgaben ausgesucht. Sie wird mit schlimmen Nazi-Verbrechern konfrontiert. Sie ist sogar in Nürnberg dabei als Todesurteile ausgeführt werden. Und immer wieder sucht sie die Wahrheit, wird mit ihrer eigenen Jugend konfrontiert, was sie als junger Mensch verdrängte und wie sehr ihr eigener Vater im ‚System‘ involviert war, denn die Nazi-Größen gingen in ihrem Elternhaus ein und aus. Und da ist noch ihre große Liebe, der sie wieder begegnet und immer noch an ihm hängt. Doch peu a peu bekommt sie immer mehr über ihn heraus und es ist die größte Scham in ihrem Leben. Doch da ist immer Sam... und Sam ist Sam. (Die Geschichte ist voller Überraschungen!)

Stil: Eine wortgewaltige Explosion mit solch interessanten und aufregenden Metaphern, dass mich fast jede Metapher umreißt und ich den Boden unter meinen Füßen verliere. Großartig zu lesen! Allerdings geht es recht langsam voran, es ist kein Buch was ich so nebenbei verschlingen kann, sondern was ständig zum Nachdenken anregt. Auch recherchiere ich viel im Internet dazu, weil ich manchmal einfach nicht glauben kann was ich lese. Aber es stimmt – der Autor hat hervorragend recherchiert. Und wo er Fiktionen eingebaut hat, gab er das in seinem Schlusswort auch zu. Sehr sauberes Handwerk!

Nur den Buchumschlag finde ich nicht besonders: Die Monumentalbauten am unteren Rand scheinen die Gebäude der IG Farben in Frankfurt zu sein, die erstaunlicherweise die Bombardierung von Frankfurt überstanden haben. Dahinter eine rot aufgehende Sonne oder Scheinwerfer – wie sie faschistische Staaten (Nazis, Stalin, usw.) gerne benutzen. Ich vermute, es bezieht sich als Symbol auf den Nazi-Faschismus.

Mein Schlusswort - der Autor sagt, als er das erste Mal vom Ritchie Camp hörte: „Du hast dein ganzes Leben lang diesen Roman in dir gehabt, und es nicht gewusst“. Jetzt hat er ihn geschrieben und es ist mehr als lesenswert!

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