Platzhalter für Profilbild

LindaRabbit

Lesejury Star
offline

LindaRabbit ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LindaRabbit über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2024

Mord mit der Pitchgabel

Roter Sand. Mord auf Gran Canaria
0

Fabio Lozano, aka „Flaco“, 33, einst Polizist der Nationalpolizei auf Gran Canaria, ist nun persönlicher Assistent oder Butler oder Butlerguard bei der schon sehr eigenen Doña Esmeralda Reyes Beltrán ...

Fabio Lozano, aka „Flaco“, 33, einst Polizist der Nationalpolizei auf Gran Canaria, ist nun persönlicher Assistent oder Butler oder Butlerguard bei der schon sehr eigenen Doña Esmeralda Reyes Beltrán de la Cuestra mit einer langen Ahnentafel. Sie ist stolze Besitzerin der 'Siete Cielos' Hotel Kette (im Siebten Himmel) auf allen sieben kanarischen Inseln. Und er wohnt im Hotelkomplex, neben Doña Esmeralda, fast so wie eine Art Hausklave.

Flaco, abends beim Spaziergang am Strand des Hotels findet einen Toten mit einer Pitchgabel in der Brust (so eines kleines Teil, was man beim Golfen braucht). Den Toten kennt er, also stilisiert man ihn schnell zum Hauptverdächtigen. Er fühlt sich von seinen früheren Kollegen bei der Polizei unter Druck gesetzt, um den Verdacht von sich zu weisen geht er selbst auf Tätersuche. Schlechte Idee, denn nun passiert, Schlag auf Schlag, einiges - Überfälle, Beinah-Verhaftungen, Warnungen, Bedrohungen...

Mit Fabio „Flaco“ Lozano ist der lesende Mensch gerne unterwegs. Recht stoisch geht er voran, lässt sich weder von seiner Doña noch von den bösen Buben und Mädels aus der Ruhe bringen, verfolgt seine Fährten, wobei man sich schon konzentrieren muss, um am Ball zu bleiben. Es geht wirklich Schlag auf Schlag. Flaco weiß, was er will, überlegt sich Wege, um Informationen zu erhalten. Eigentlich manipuliert er ganz gut. Dabei weicht er aber keiner gefährlichen Situation aus, auch wenn er weiß, dass es mehr als idiotisch ist sich darauf einzulassen. Der Ich – Erzähler Flaco führt durch den Krimi, interpretiert natürlich so wie er die Dinge sieht.

Am Anfang empfindet man den toten Vincente als unangenehm, doch Flaco entwickelt mit der Zeit eine gewisse Zuneigung zu dem toten Jüngling und so ergeht es auch der Lesenden. Während ich am Anfang mir nicht im Klaren war über die Geschichte, was da gerade abläuft, viele Ereignisse, viele Mitspielende, nimmt der Roman an Spannung zu. Wen Flaco dann als den Mörder enttarnt ist überraschend. Berg versteht sogenannte 'rote Heringe' auszulegen und die Lesende gerät auf die falsche Spur.

Was die Insel Gran Canaria betrifft – der Stil von Eric Berg: Er hat einen sehr bildhaften Erzählstil. Wer sich auf Gran Canaria auskennt, findet einen hohen Wiedererkennungwert im Buch. Dank der Karte auf der Umschlagsinnenseite ist es möglich ständig den Standort des Hauptspielers abzuklären und nachzuvollziehen...

Da die Geschichte im Januar spielt (Weihnachtsgeschäft gerade vorbei und die Frühlingstouristen sind noch nicht da) ist es relativ ruhig auf der Insel und der Roman ist bevölkert von überwiegend Einheimischen. Doch die Blumenpracht ist bereits vorhanden, Hibiskus, Oleander, Bougainvilleen... Der Autor versteht es eine Sogwirkung auszuüben – sofort ist man in die Geschichte und die Landeseigenheiten hineingetaucht. Er kennt sich auf Gran Canaria gut aus und seine Liebe zu Land und Leute ist mehr als spürbar.

Vorne im Umschlag, die Karte der Kanaren sowie eine ausführliche von Gran Canaria mit allen wichtigen Orten. Im hinteren Bereich Erklärungen Aussprache einiger spanischer Worte, ein Glossar mit einheimischen Wörtern und des Autors Hintergrund zu Gran Canaria.

Eric Berg, Roter Sand – Mord auf Gran Canaria
Limes Verlag

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.02.2024

Nofretete und James Simon

Das Lächeln der Königin
0

Ein Roman über das Ankommen der schönen Königin (Pharaonin) in Berlin und über den Finanzierer der Ausgrabungen:

Vor 100 Jahren stellten James Simon und Ludwig Borchardt die Büste der alt - ägyptischen ...

Ein Roman über das Ankommen der schönen Königin (Pharaonin) in Berlin und über den Finanzierer der Ausgrabungen:

Vor 100 Jahren stellten James Simon und Ludwig Borchardt die Büste der alt - ägyptischen Königin Nofretete (Nefertiti) zum ersten Mal in Berlin öffentlich aus. Zu diesem Anlass gibt es mehrere Bücher über sie, so wie das folgend beschriebene Buch: Das Lächeln der Königin von Stefanie Gerhold.

Die Büste der Königin Nofretete im Neuen Museum (nach dreieinhalbtausend Jahren immer noch so schön wie wohl bei ihrer Erschaffung) – wer stand nicht schon vor ihr und hat sie bewundert... Neben einigen großartigen Installationen über die Kultur des dortigen Kulturraumes das wohl bekannteste Einzelexponat der Berliner Museumsinsel. Sie umfängt einem mit ihrer ausgesprochen royalen Eleganz und Schönheit. Sie kommt mir so vollkommen vor (trotz des fehlenden zweiten Auges oder gerade deshalb).

Ich bin froh, dass es diese alt – ägyptischen, mesopotamischen und vorderasiatischen Ausstellungen im Neuen Museum zu Berlin gibt. Denn wer weiß, bei diesen Unruhen und islamistischen Verwerfungen in jener Region (ich erinnere an die Zerstörungen der Buddha Skulpturen in Afganistan und auch in Indien), ob nicht die Pharaonin zerstört worden wäre oder für teures Geld in irgendeinem Privatbesitz verschwunden. So sind viele Menschen in der Lage diese Exponate zu bewundern, die so sehr unsere Kultur beeinflusst haben. Schon schwer genug Nofretete durch das Nazi Regime und den Zweiten Weltkrieg zu retten...

Eine interessante Idee, einen fiktiven Roman über James Simon (einem Kaiserjuden) und dem Aufstellen von Nofretete in Berlin zu schreiben. Gut recherchiert. Eigentlich macht man sich keine Gedanken um die Mäzene einer Sammlung; diejenigen, die ihr Geld in wertvolle Schätze investieren und dann auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Für das Auge von jedem Menschen! Die Autorin lässt lebendig an den Gedanken von James Simon zu 'seiner' Königin teilhaben.

Stefanie Gerhold, danke für ein aufschlussreiches Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2024

Film ab, Klappe, Cut

Murder in the Family
0

Luke Ryder wurde vor 20 Jahren im Garten des großzügigen Familienhauses tot aufgefunden. Von seiner Stieftochter. Zurückblieben sind die reiche (und ältere) Witwe und ihre drei Kinder, dazu noch ein Stiefsohn ...

Luke Ryder wurde vor 20 Jahren im Garten des großzügigen Familienhauses tot aufgefunden. Von seiner Stieftochter. Zurückblieben sind die reiche (und ältere) Witwe und ihre drei Kinder, dazu noch ein Stiefsohn aus der ersten Ehe der Witwe. Den Mörder fand man bislang nicht. Guy, der Sohn der Witwe, ein erfahrener Fernsehmensch, will als Regisseur den Fall aufarbeiten. Denn ihn ließ dieser Mord nie zur Ruhe kommen (obwohl er den Stiefvater eigentlich nicht besonders mochte, aber das steht auf einem anderen Blatt). Die familiären Verhältnisse sind etwas verwirrend. Erste Ehe des Herrn Howard, Eigentümer des Hauses. Ein Sohn. Mutter stirbt. Zweite Ehe des Herrn Howard mit dem Kindermädchen. Drei Kinder. Howard stirbt. Ehefrau Howard heiratet zum zweiten Mal. Luke Ryder.

Mit einem Team von Fachleuten will Guy Howard alle Fakten nochmals durchkauen - eine True-Crime- Angelegenheit im Rahmen seiner erfolgreichen Serie zu Verbrechen und cold cases. Dieses Buch hat mich vom Klappentext her bereits bei der ersten Ankündigung eingefangen. Ich liebe neue Ideen!

Das Buch ist anders aufgebaut als man es sonst aus Büchern kennt (und das ist der Reiz des Besonderen). Wie eine Serie gestaltet, E-mails, postings, Austausch von Nachrichten, Artikel, Regieanweisungen....
Das Team von Experten (Polizei, Forensik, Journalismus, Psychologie) beschäftigt sich intensiv - aufgezogen als Fernsehserie – mit dem alten Mordfall (cold case). Mich interessierte die Heransgehenweise. Und dann natürlich der Hinweis auf die Meisterin aller Krimis: Agathe Christie. Denn nichts ist wie es scheint...

Ausführliche Information und Theorien sollen helfen den Mörder oder die Mörderin zu finden. Das gesamte Leben des Opfers (nicht ereignislos) und der involvierten Familie (ebenfalls nicht ereignislos) wird aufgerollt. Aus wie vielen Facetten doch so ein Leben besteht...

Ein Tipp aus einer anderen Rezension kann ich nur willkommen heißen:
Bei den vielen auftauchenden Namen wäre eine Namensliste gut gewesen. Also muss man sich selbst eine basteln (am Besten an einem 'white board' mit Fotos wie bei den Ermittlern im TV, die man dann weg-xen könnte, auskreuzen). Kniffelarbeit... fast schon ein Gesellschaftsspiel... Das ist ein Buch, an dem man dranbleiben muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2024

Mördersuche in Castle Knoll

Das Mörderarchiv
0

Im Alter von siebzehn Jahren wusste Frances Adams, dass sie eines Tages umgebracht wird. Eine Wahrsagerin prophezeite ihr das; und tatsächlich 60 Jahre später, also mit 77, ereilte sie dieses Schicksal. ...

Im Alter von siebzehn Jahren wusste Frances Adams, dass sie eines Tages umgebracht wird. Eine Wahrsagerin prophezeite ihr das; und tatsächlich 60 Jahre später, also mit 77, ereilte sie dieses Schicksal.
Doch es existiert ein ausführliches Archiv über fast so gut wie jeden in dem Ort Castle Knoll. Tagebücher erläutern geheimnisvolle Geschehnisse, seltsame Zettel mit Drohungen trauchen auf, Alben mit Fotografien erzählen von verrückten Aktionen von Jugendlichen ...

Die Erben von Frances Adams sollen herausfinden, wer der Mörder ist. Wer der oder die Mörderin findet, dem gehört das umfangreiche Erbe (das düstere aber luxuriöse Schloss, Grundstücke und auch das Haus, in dem Großnichte Annie Adams mit ihrer Mutter Laura lebt). Ein seltsames Wettrennen beginnt. Spielen alle mit offenen Karten, wer lügt, wer versucht zu vertuschen, wer versucht das Erbe an sich zu reißen?

Ein Puzzlespiel: Wer vermag die Puzzleteile zusammen zu setzen, Annie oder Saxon? Und was hat Oliver damit zu tun? Ist Rowan auch involviert? Eigentlich wäre Annies Mutter die Erbin gewesen, sie wird aber kurzerhand enterbt. Wer ist die rechte Tochter?

Zuerst dachte ich, so eine nette kleine Mördergeschichte (cosy crime). Zwischendurch etwas Entspannendes lesen. Doch dann wurde es eine sehr spannende und sehr detaillierte 'Kleiner Ort' Geschichte: Wer da lebt mit welcher Funktion in der Dorfgemeinschaft, wer wie in die Geschichte(n) involviert sein könnte und wie sie - die Dorfbewohner - zusammenhängen. Mächtig was los in Castle Knoll - wer da mit wem und was knistert da im Karton? Und der Begriff 'toxische Freundschaften' gehört auch dazu...

Dazu passend das Titelbild: Vor dem Hintergrund eines mächtigen Hauses - düster - ein pinker Roll's Royce (der natürlich auch seine Rolle inne hat in diesem 'cosy crime'). Der pinkfarbene Oldtimer knallt wirklich gut raus dem Bild.

Der Ablauf der Geschichte? Logisch aufgebaut. Spannend! Und mit einem verblüffenden Ende...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2024

Raubzug im royalen London!

Mayfair House
0

Oben lädt Madam zum Ball der Saison, unten planen die Bediensteten den Raub des Jahrhunderts:
Mrs. King wird gekündigt, weil sie sich nachts ins Dienstbotenquartier der Männer geschlichen hat. Das Frettchen ...

Oben lädt Madam zum Ball der Saison, unten planen die Bediensteten den Raub des Jahrhunderts:
Mrs. King wird gekündigt, weil sie sich nachts ins Dienstbotenquartier der Männer geschlichen hat. Das Frettchen hat sie gesehen und verpiffen. Schon ziemlich lange, 20 Jahre, ist Mrs King die Wirtschafterin im Haus, die alles im Griff hat. Sie poliert, sie putzt, sie plant den gesamten Haushalt. Doch durch das Anschwärzen bei der Erbin de Vries wird sie sofort gekündigt. Dann wird sie von dem ekelhaften Typen, Butler und enger Vertrauter des verstorbenen William de Vries, aufgrund der Kündigung sofort aus dem Haus geleitet. Doch das kommt Mrs. King eigentlich recht, weil sie hat da noch so ein paar Pläne in petto.

Die Tochter von de Vries, die Erbin, hat die Trauer satt, sie will heiraten und plant dafür einen luxurösen und außerordenlichen Kostümball. Die Geschichte spielt 1905 in London, in der Park Lane, in eben diesem Mayfair House, einer überdimensionierten Luxusvilla, in dem alles vom Feinsten zu sein hat und mit überdimensionierten Luxusgegenständen. William de Vries war ein Angeber und seine Tochter ist eine hochnäsige Person. Dagegen wird das umfangreiche Heer der Dienstboten behandelt wie der letzte Dreck.

Der Anfang der Geschichte erinnert stark an den Film 'Ocean's 8', wie eine weibliche Crew einen Supercoup landet und reich wird. Genauso finden sich nun Anfang des 20. Jahrhunderts sieben Frauen zusammen, die zum größten Teil das Mayfair House kennen und die teilweise nicht nur miteinander befreundet sind (durch die gemeinsame Arbeit und das Leiden dort), sondern auch familiär verbandelt. Der Planungsprozess ist aufwändig und die Sieben müssen sich zusammenraufen. Doch steckt hinter allem auch eine private Angelegenheit (erinnert auch wieder an 'Ocean's 8' und auch an 'Ocean's 11').

Am Anfang war das Reinlesen etwas holperig – der Findungsprozess, wer was wie tut und warum. Die sieben Frauen gehen teilweise etwas rubbig miteinander um. Doch dann wird die Solidarität unter ihnen riesig und die Aktionen laufen wie geschmiert. Natürlich ist der Roman reine Fiktion, aber angesichts der Tatsache, dass Dienstmädchen tatsächlich wie der letzte Dreck behandelt wurden, wünscht man sich natürlich genau so eine Geschichte. Rache ist süß!

Mrs. King ist sehr sympathisch beschrieben. Mrs. Bone entpuppt sich als eine herrschsüchtige Person, die aber doch dann auch ihren weichen Kern entdeckt. Winnie scheint ein bißchen naiv zu sein, aber trotzdem ziemlich durchsetzungsstark. Die beiden 'Janes', Akrobatinnen, sind ein Paar, das man gerne an seiner Seite hätte, loyal und Unglaubliches leistend. Die Schauspielerin zeigt sich ein wenig abgehoben, aber ist dann doch eine der wichtigsten 'team players'. Nur Alice, die Halbschwester von Mrs. King, ist das schwache Teil im Puzzle, sie hat ihre Gründe...
Doch das Schöne ist – Gerechtigkeit findet ihren Lauf... Erst einmal eingelesen, fängt einem die Geschichte ziemlich ein. Vorsicht, Suchtgefahr! Und gut gefallen hat mir auch das Nachwort des Autors...


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere