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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Hölle bricht los

666
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Cover:
Mittig auf dem Covers ist Lucy. Man erkennt sie an der schmächtigen Statur und den dunklen langen Haaren. Allerdings sind ihre Klamotten nicht ganz so wie sie im Buch beschrieben werden. In der ...

Cover:
Mittig auf dem Covers ist Lucy. Man erkennt sie an der schmächtigen Statur und den dunklen langen Haaren. Allerdings sind ihre Klamotten nicht ganz so wie sie im Buch beschrieben werden. In der Geschichte ist sie vermehrt eher aufreizend in engen Leder- und Lacksachen gekleidet.
Durch die bildlichen Verwaschungen neben ihr, meint man, dass sie im Bild schwimmt. Als hätte sie ihre Realität verloren. Abgrundtief böse, rote Augen blicken uns an als würden sie über Lucy wachen.
Das Cover ist aussagekräftig und gibt symbolisch den Inhalt wieder. Allerdings ist es dennoch nicht ganz nach meinem Geschmack.

Die Story:
Neben der Leidensgeschichte von Lucy wird man in "666 (Hell's Abyss)" anfangs mit einem blutrünstigen Krimi konfrontiert. Dieser Eindruck entsteht durch den Detective Andrew, der hier ebenfalls eine Rolle spielt. Fast zum Ende wendet sich das Blatt und aus dem Krimi wird absolut surrealer Horror. Mir fiel es schwer so schnell von einem in das andere Genre umzuschalten, aber das sollte spätestens mit dem Folgeband möglich sein. Dieses Buch ist mal wieder etwas anderes und wenn man sich dafür öffnet, wird man mit krankem Ideenreichtum belohnt.

Die Charaktere:
Lucys Lebensweg ist von Beginn an von Schmerz gezeichnet. Ihre leibliche Mutter sitzt in einer geschlossenen Anstalt, ihr Vater ist im Suff ertrunken und ihre Adoptiveltern haben Lucy nie akzeptiert. Dabei schreckten sie vor körperlicher Züchtigung nicht zurück. Einzig ihr Freund Bacon half ihr wieder auf die Beine und zusammen gründeten sie eine Band namens Hell's Abyss.
Im Laufe des Buches geht eine Änderung in Lucy vor, die sie sich selbst nicht erklären kann. Sie wacht vermehrt nackt und blutverschmiert auf und kann sich an nichts erinnern. Sie weiß nur, dass da irgendetwas ganz Schräges vor sich geht.
Andrew ist unser zweiter Hauptcharakter und Detective. Er wird mit seinem Kollegen Martinez auf mysteriöse Mordfälle angesetzt. Dabei landet er unweigerlich bei Lucy und verliebt sich bald in sie, obwohl sie die Hauptverdächtige ist. Beide fühlen sich zueinander hingezogen und miteinander verbunden.
Leider kann ich diese Verbundenheit nur bedingt nachempfinden. Mir fehlten dafür einfach die tiefen Gefühle, mit denen man normalerweise als Leser angesteckt wird. Die Liebe wirkte auf mich nicht glaubwürdig. So waren für mich letztendlich dann auch die Beweggründe Andrews, Lucy unbedingt retten zu wollen, nicht nachvollziehbar.
Andrew hätte ich mir noch etwas "lebendiger" gewünscht. Er hat zwar einen parallelen Erzählstrang zu Lucy, dennoch erfährt man über ihn recht wenig und er bleibt blass. Es gibt noch weitere Charaktere, aber auch die sind fad und ohne Tiefgang. Die Fokussierung liegt ganz klar bei Lucy. Und obwohl Herr Steinmetz sicherlich Mitleid für Lucy hervorrufen wollte, habe ich sie eher gleichgültig betrachtet.

Der Schreibstil:
Der Autor hat einen ansprechenden bildlichen Schreibstil, der einen mitten in das Geschehen hinein katapultiert. Bei den vielen brutalen und ekelerregenden Szenen braucht man als Leser einen stabilen Magen. Wer mit so etwas nichts anfangen kann, sollte die Finger von dem Buch lassen.
Die Geschichte wechselt zwischen Lucy und Andrew, sodass man eine große Bandbreite an Informationen erhält und alles bestens betrachten kann.
Für einige Zusammenhänge hat Herr Steinmetz eine sehr gute Hintergrundrecherche gemacht. Alles wirkte auf mich überzeugend. Auch, dass er selbst einmal in der schwarzen Szene unterwegs war, half ihm sichtlich beim Schreiben.

Das Ende:
Jeder, der hier ein Happy End erwartet, ist auf dem Holzweg. Das wahre Chaos ist losgebrochen und es fängt gerade erst richtig an. Das Ende ist somit absolut offen. Ich bin schon sehr gespannt auf den Folgeband und neugierig, was es mit diesem ominösen Pärchen auf sich hat, das sich immer in der Nähe von Lucy herum treibt.

Fazit:
Der Autor überzeugt mit einem ansprechenden bildlichen Schreibstil und krankem Ideenreichtum. Ein Werk voll von Düsternis und Verderbtheit.
4 von 5 Isis'

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein paar mehr Hintergrundinfos wären hilfreich gewesen

Phoenix - Tochter der Asche
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Cover:
Das Cover zeigt eine Frau mit Flügeln auf einem Häuserdach. Diese Frau soll Tavi, eine Phoenix, sein. Sie blickt in den wolkenverhangenen Himmel und auf die zerfallene Stadt. Oben auf prangert das ...

Cover:
Das Cover zeigt eine Frau mit Flügeln auf einem Häuserdach. Diese Frau soll Tavi, eine Phoenix, sein. Sie blickt in den wolkenverhangenen Himmel und auf die zerfallene Stadt. Oben auf prangert das brennende Wort "Phoenix". Dieses Cover entfaltet eine gewisse Sentimentalität im Betrachter. Ich finde es ansprechend und schön.
Hervorheben muss ich außerdem die gezeichnete Feder auf dem Schnitt des Buches. Sie ist orange und begleitet den Leser jedes Mal beim Umblättern der Seiten.

Die Story:
Die Geschichte spielt in der Zukunft, nicht weit von unserer Zeit entfernt. Die Menschen sind sich sogenannter Seelenloser bewusst, die unter ihnen wandeln und mit allen Mitteln gejagt werden. Angeblich sind die Seelenlosen gefährlich, aber dies wollen die Saiwalo den Menschen nur Glauben machen. Auch Tavi ist eine Seelenlose - sie ist eine Phoenix. In diese Hintergrund-Story packt Frau Karschnick nun eine Mordserie. Soweit sogut.
Ehrlich gesagt, weiß ich auch gar nicht, was ich sonst noch zur Handlung sagen könnte. Anfangs erhält man als Leser einfach zu viele Infos und wird gleich in das Geschehen hinein geworfen. Bei einigen Büchern tut es nicht weh, im Gegenteil - es erhöht die Spannung. Aber hier ist es kontraproduktiv. Dem Leser werden die Zusammenhänge nicht erklärt und bei der Hälfte des Buches wurde mir bewusst, dass mir immer noch einiges zum Begreifen fehlt. Es muss nicht immer alles sofort erläutert werden, nein, aber man will sich schon darüber bewusst werden, was man da eigentlich liest - was der Zweck, der Beweggrund dahinter sind. Dann verkraftet man auch mal, dass der Autor einem etwas vorenthält. Das ging mir hier leider nicht so.

Die Charaktere:
Leon und Tavi sind die beiden Hauptcharaktere.
Tavi ist schon jahrhundertelang eine Phoenix, dazu verdammt unsterblich zu sein und nach jedem Tod wieder aufzuerstehen. Ihr langes Leben ist von Schmerz und Verlust geprägt, einzig ihr Zieh-Sohn Nathan ist ihr ein Lichtblick in der dunklen Welt. Tavi ist eine Kämpfernatur. Sie lässt sich nicht unterkriegen und steht für das Richtige ein. Als sie herausfindet, dass die Morde anscheinend etwas mit ihr zu tun haben, ist die noch so starke Tavi total erschüttert. Hilfe findet sie nur bei einem Menschen - ausgerechnet.
Leon ist Mitarbeiter bei der Kontinentalarmee und daher automatisch Untergebener der mächtigen Saiwalo. Er verrichtet streng seinen Dienst und hinterfragt nichts. Er wird auf die Mordfälle angesetzt und steht dabei Tavi gegenüber. Ausgerechnet eine Seelenlose soll ihm bei den Ermittlungen helfen können. Das gefällt dem arroganten Leon, der eigentlich Seelenlose jagen sollte, gar nicht. Leon wird eher als Unsympath dargestellt. Nur sein Job ist ihm wichtig. Er wirkt oberflächlich und eingebildet. Er kann sich aber sehr gut verstellen, denn Tavi vertraut ihm bald blind.
Der Perspektivwechsel zwischen Leon und Tavi ist erfrischend. Frau Karschnick lässt den Leser an der Vergangenheit und den Gedanken der beiden Charaktere teilhaben. So kann man die unterschiedlichen Betrachtungsweisen und bald auch die Gefühle der beiden Charaktere zueinander miterleben.

Der Schreibstil:
Das Buch ist im Wechsel zwischen Tavi und Leon geschrieben. So erhält der Leser zwei unterschiedliche Betrachtungen auf die Geschichte und teilweise auch auf gleiche Situationen. Es ist sehr interessant mit anzusehen, wie verschieden doch die Gedanken und Empfindungen sind.
Die Autorin hat einen sehr einfachen Schreibstil mit einem schnörkellosen, unkomplizierten und sehr simplen Ausdruck. Stellenweise packt sie ansprechende Metaphern hinein.

Das Ende:
Einige Dinge kommen am Ende etwas unerwartet und ich weiß noch nicht so richtig, ob sie mir gefallen.
Ein paar Fragen wurden schlussendlich geklärt, aber es bleiben am Ende auch immer noch einige offen. Außerdem schafft gerade das Ende neue Fragen, die hoffentlich im nächsten Band aufgelöst werden können.

Fazit:
Der Perspektivwechsel zwischen den Charakteren ist erfrischend. Aber die Story hat mich durch fehlende Hintergrundinformationen nicht vollständig überzeugt.
3 1/2 von 5 Isis'

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schmetterling oder Mensch?

Das Haus der bösen Träume
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Die Story:
Psychiatrische Anstalten passen seit jeher sehr gut in unheimliche und gruselige Geschichten. F. R. Tallis hat sich diese Grundidee zunutze gemacht und in dieses Buch gepackt. Da er Psychologe ...

Die Story:
Psychiatrische Anstalten passen seit jeher sehr gut in unheimliche und gruselige Geschichten. F. R. Tallis hat sich diese Grundidee zunutze gemacht und in dieses Buch gepackt. Da er Psychologe ist, kennt er sich in vielen Fachgebieten der Psychologie gut aus und verknüpft dies gekonnt mit der Geschichte um James Richardson.
Eingebettet in die authentische Darstellung der 1950er Jahre wird das Buch zu einem schaurig schönen Lesevergnügen. Überdies wird man als Leser fast sofort mit gruseligen Erscheinungen konfrontiert. Dabei sind die Begegnungen mit dem Unheimlichen gering, fast unbedeutend und werden nach und nach eingestreut, damit sich die beklemmende Stimmung langsam im Leser ausbreiten kann.

Charaktere:
Der Hauptcharakter James Richardson wird in der psychiatrischen Anstalt Wyldehope Hall angestellt, um sich neben den üblichen Tagesgeschäften auch um die 6 Schlafpatientinnen zu kümmern, die im Keller der Einrichtung behandelt werden. Ehrfürchtig tritt er seine Stelle an und begegnet seinem Vorgesetzten und Leiter der Anstalt Hugh Maitland mit Respekt.
Aus den Augen von James erleben wir das Alltagsleben einer Anstalt und auch - so soll es in diesem Buch ja sein - übernatürliche Ereignisse. Sachlich und nüchtern stellt er seine paranormalen Sichtungen fest und analysiert diese ganz trocken, wie ein Psychologe dies eben tun würde. Sein gesamtes Erscheinungsbild ist steif und irgendwie fade, aber nicht im negativen Sinne. Es passt einfach zu ihm und zu der Geschichte.
Alle Charaktere sind oberflächlich dargestellt, auch bei James geht der Autor nicht wirklich in die Tiefe. Das stört aber überhaupt nicht - im Gegenteil: der außenstehende Betrachter zu sein, erscheint hier einfach viel passender .

Der Schreibstil:
Herr Tallis unterteilt das Buch in James' Erzählungen und in Briefe anderer Psychiater an Dr. Maitland. Die Briefe beschreiben Werdegang und Krankheiten der Schlafpatientinnen, die derzeit in Wyldehope in Behandlung sind. Der tiefere Sinn der Briefe erschließt sich erst zum Schluss.
Der Schreibstil des Autors ist klar und geradlinig und man kann dem Geschehen überaus flüssig folgen. Die 50er Jahre bildet Herr Tallis in den Dialogen und Umgebungsbeschreibungen glaubwürdig ab.
Die Gruselmomente sind nur vereinzelt und unauffällig in die Story eingebaut, ansonsten bietet der Inhalt nicht viele spannende Elemente. Dennoch erschafft der Autor mit seiner mitreißenden Schreibweise einen Sog, der einen dazu zwingt weiterzulesen. Die Anstalt, die Umgebung, die Personen und Handlungen sind so anziehend beschrieben, dass man regelrecht darin versinken mag.

Ende:
Das Ende bietet eine Wendung, mit der ich eigentlich im Laufe des gesamten Buches gerechnet habe. Dennoch kam sie für mich überraschend - so komisch das auch klingen mag. :) Sie passte einfach super hinein und gab den ein oder anderen Aha-Effekt.

Fazit:
Die Geschichte ist klar und flüssig erzählt und schafft mit ihren schaurigen Gruselmomenten und der authentischen Darstellung von Raum und Zeit ein einzigartiges Lesevergnügen.
4 1/2 von 5 Isis

Veröffentlicht am 15.09.2016

Altbekanntes toll umgesetzt

Sanguineus - Band I
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Cover:
Das Cover ist recht schlicht gehalten und zeigt eine sich spiegelnde Feder, die mit der Spitze in Blut eingetunkt ist. Da dies ein Vampir-Roman ist, ist das Blut nur allzu logisch. Die Feder allerdings ...

Cover:
Das Cover ist recht schlicht gehalten und zeigt eine sich spiegelnde Feder, die mit der Spitze in Blut eingetunkt ist. Da dies ein Vampir-Roman ist, ist das Blut nur allzu logisch. Die Feder allerdings kann ich mir nicht wirklich erklären. Außer vielleicht, dass Vampire eine Art gefallene Engel sind? Das wäre aber sehr weit hergeholt...

Die Story:
Die Reihe behandelt die typische Vampirthematik. Wer also mit Geschichten rund um Blutsauger nichts anfangen kann, sollte die Finger davon lassen. Dem Leser wird nicht viel Neues erzählt. Aber auch Altbekanntes hat sich bewährt und kann bei entsprechendem Talent, wie Ina Linger es hat, spannend erzählt werden.

Die Charaktere:
Samantha (kurz Sam) Reese wurde einst in Kindertagen von Nathan aus den Händen eines blutgierigen Vampirs gerettet und seither ist er für sie ihr Engel. Als sie älter wurde, entwickelte sie Gefühle für ihn, die auf Gegenseitigkeit beruhten und irgendwann konnte sich Nathan auf eine Beziehung mit Sam einlassen. Nun wurde ihr Nathan entrissen und sie ist am Boden zerstört. Sie glaubt auch nach einem Jahr seines Verschwindens noch daran, dass er lebt und gibt nicht auf.
Jonathan Haynes ist der beste Freund von Nathan und -natürlich- auch Vampir. Er ist arrogant, selbstsüchtig, ein Frauenaufreißer und ziemlich materialistisch eingestellt. Nur, wenn es um Nathan oder dessen Freundin Sam geht, kann er manchmal aus seiner Rolle heraus treten und sehr verständnisvoll und plötzlich überhaupt nicht mehr so oberflächlich sein.
Die ganze Zeit über fühlte es sich während des Lesens so an, als wäre Sam die Hauptprotagonistin. Dagegen wird die Rolle aber Jonathan zuteil, denn seine Parts sind in der 1. Person erzählt. Sehr ungewöhnlich, aber auch interessant, gerade weil man im Kopf so festgefahren ist. Außerdem erlebt man es nicht allzu häufig, dass eine Autorin einen männlichen Hauptcharakter beschreibt. Die Charaktere sind allesamt sehr authentisch dargestellt und wirken sympathisch.

Der Schreibstil:
Frau Linger hat einen überaus ansprechenden und angenehmen Schreibstil. Es hat Spaß gemacht, den Geschehnissen zu folgen und in die Welt von "Sanguineus" einzutauchen.
Interessant war hierbei der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, mit dem die Autorin den Leser langsam an alles heranführt. Manchmal haben mich die verschiedenen Rückblicke und Zeitebenen zwar etwas durcheinander gebracht, aber im Großen und Ganzen war es verständlich.
Besonders positiv hervorheben muss ich die herausragende Sexszene und die erotischen Sequenzen, die die Autorin hier einbaut. Vampirromane sind einfach dafür gemacht, prickelnde Erotik zu übermitteln und Frau Linger schafft die Umsetzung gekonnt.

Das Ende:
Bei diesem Buch stolpert man von einem Extrem ins nächste und jeder spannende Höhepunkt könnte das Ende sein. Die Autorin setzt immer noch einen drauf und führt den Leser nicht nur einmal an der Nase herum.
Da es sich bei "Sanguineus" um eine Reihe handelt, ist das Ende natürlich offen.

Fazit:
Auch aus der typischen Vampirthematik kann man mit Talent noch etwas herausholen und neben einem flüssigen Schreibstil auch authentische Charaktere, eine spannende Geschichte und prickelnde Erotik zaubern.
4 von 5 Isis'

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Ende der Menschheit ist gekommen

Die Saat - The Strain
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Das Cover:
Eine Sonnenfinsternis - ein Ereignis, das viele Menschen mit Spezialbrillen nach draußen lockt. Sie läutet die Katastrophe ein, die bald über die Menschheit herein bricht und genau dieses wunderschöne ...

Das Cover:
Eine Sonnenfinsternis - ein Ereignis, das viele Menschen mit Spezialbrillen nach draußen lockt. Sie läutet die Katastrophe ein, die bald über die Menschheit herein bricht und genau dieses wunderschöne Himmelsereignis wird auf dem Cover dargestellt. Der Himmel ist feuerrot und untermalt die Skyline. Ein abgerundetes Cover, aussagekräftig und passend.

Die Story:
Vampirhorror trifft auf Endzeithorror: Menschen werden mit einem Vampirvirus infiziert. Danach sind sie der Verwandlung in ein blutsaugendes Monster hilflos ausgeliefert. Und zu Recht sage ich hier "Monster", denn nichts anderes sind sie. Sie haben keine Gefühle, töten alles, was ihnen unterkommt. Sie sind keine glitzernden Märchen-Vampire á la Twilight - schminkt euch das ab. Diese Trilogie ist der wahre Horror.
Hinter all dem verbirgt sich eine unendlich große und grausame Macht. Der Meister tritt seinen Feldzug gegen die Menschheit an und verbreitet seine Saat. Mit nur einem Ziel: unendliche Herrschaft über die Erde.
Doch ein paar Menschen versuchen sich ihm in den Weg zu stellen und eine mörderische Jagd aufeinander und der Kampf ums Überleben beginnen.
Endlich mal ein Vampirroman nach meinem Geschmack - typische Klischees werden hier gepaart mit neuen Ideen und geben dem Ganzen den richtigen Pfiff.

Die Charaktere:
Ephraim (Eph) Goodweather ist Seuchenschutzbeauftragter bei der CDC, Vater von Zack und von seiner Frau Kelly geschieden. Zack sieht er nur manchmal an den Wochenenden, weil sein Job sein ganzes Leben einnimmt. Darunter leidet er sehr, aber sein Beruf ist ihm dennoch sehr wichtig. Mit Ausbruch der Seuche wird er zum starken Rächer der Menschheit und ist einer der Ersten, die die wahren Beweggründe hinter allem erkennen. Mit der Zeit verändert er sich aber zusehends zu einem Nervenbündel und psychischen Wrack. Die Katastrophe nagt sehr an ihm, doch alle setzen die Hoffnung auf ihn. Ihn würde ich als Hauptprotagonisten bezeichnen.

Nora Martinez ist die Mitarbeiterin von Eph und auch seine Geliebte. Anfangs wirkt sie noch sehr schwach, denn sie muss sich in einem männerdominierenden Job behaupten und ist immer nur eine Randerscheinung. Während der Katastrophe steht sie aber "ihren Mann" und zeigt, dass sie auch richtig mutig und stark sein kann.

Vasily Fet ist Kammerjäger, spezialisiert auf Ratten. Das ist es, was er kann und darin ist er überaus gut. Als er auf die ersten Blutsauger trifft, weiß er sich gekonnt zur Wehr zu setzen und geht von da an in seiner Rolle als selbsternannter Vampirjäger auf - als hätte er nie etwas anderes getan. Und genaugenommen ist Vampire jagen auch nicht anders als Ratten jagen - so sagt er jedenfalls. Er ist tapfer und springt für seine Freunde auch gern mal in die Bresche.

Es gibt noch deutlich mehr Charaktere, die hier mehr oder weniger stark an der Handlung beteiligt sind, aber es würde den Rahmen sprengen, wenn ich sie alle aufzähle. Ich habe mich hier nur auf die für mich Wichtigsten beschränkt. Herr del Toro baut unglaublich viele Personen in seine Trilogie ein und bei all den vielen Namen schwirrt einem der Kopf. Doch nie kommt man durcheinander. Man weiß immer, wer wer ist und verwechselt niemanden. Ich weiß nicht, wie der Autor das bei der Masse an Charakteren schaffen konnte, aber er hat es hinbekommen. :)
Jeder Protagonist ist außerdem unglaublich authentisch und in einigen kann man sogar eine Entwicklung beobachten. Der Autor schafft es, eine facettenreiche Palette an Personen zu zaubern.

Der Schreibstil:
Guillermo del Toro brilliert mit einem detaillverliebten Erzählstil und lässt den Leser damit tief in das Geschehen eintauchen. Auch, wenn es einem viel erscheinen mag, dienen die umfangreichen Beschreibungen auch häufig dazu, wichtige Zusammenhänge oder Hintergründe zu erläutern. Nichts ist überflüssig - alles muss.
Hätte ich nicht bereits gewusst, dass "The Strain" als TV-Serie vermarket wurde, hätte ich an einigen Stellen gedacht, ein Drehbuch in der Hand zu halten. Es werden einem stellenweise unrealistische Actionszenen um die Ohren gehauen, wie man es nur aus Filmen kennt. Man erkennt damit als Leser schnell, welche Protagonisten der Autor noch länger am Leben lassen möchte.
Da man mit diesem Buch die gesamte Trilogie (mit sage und schreibe über 1300) durcharbeitet, erscheint einem der Plot irgendwann etwas eintönig. Es fehlt die Abwechslung. Dieses Gefühl hätte sich aber nicht eingestellt, wenn man eine Pause zwischen den einzelnen Bänden gehabt hätte. Von daher werde ich diesen Punkt nicht negativ werten, sondern nur als Hinweis für zukünftige Leser benennen.

Das Ende:
Die Entwicklungen lassen unterschiedlichste Spekulationen rund um das Ende zu, sodass man am Schluss nicht sagen kann: "Ja, das wusste ich." Und das finde ich auch gut so, denn niemand mag ein vorhersehbares Ende. So konnte man sich ganz der Handlung ergeben und gebannt den letzten Zeilen folgen. Alles in allem: Spannend, ein bisschen tränenreich, toll gemacht.

Fazit:
Eine sehr detailreiche Trilogie mit facettenreichen Charakteren und einem vielschichtigen und spannenden Plot. Und wer sich vor Horror mit gruseligen Monster-Vampiren nicht scheut, macht hiermit nichts falsch.
4 1/2 von 5 Isis'