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Lore

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Brisant und spannend

Die Spiele
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Das Buchcover hat mich mit seinen krellbunten Farben und chinesischen Schriftzeichen sofort angesprochen. Der Buchtitel ist zweideutig und macht neugierig auf den Inhalt. Der Klappentext klingt vielversprechend. ...

Das Buchcover hat mich mit seinen krellbunten Farben und chinesischen Schriftzeichen sofort angesprochen. Der Buchtitel ist zweideutig und macht neugierig auf den Inhalt. Der Klappentext klingt vielversprechend. Ein außergewöhnlicher Politthriller um die Vergabe der Olympischen Spiele. Den Leser erwartet ein spannendes Szenario aus Verstrickungen, Korruption, Vergangenheit und Gegenwart. Der Journalist Thomas Gärtner spielt eine Schlüsselrolle in dem spannend aufgebauten Roman. Besonders gespannt war ich, inwieweit dieses interessante Thema im Roman aufgearbeitet wird, wieviel Autoren-Recherche zwischen der Vergangenheit der Mosambikanischen Arbeiter in den Leuna-Werken zu DDR-Zeiten, deren weiteres Leben in ihrer Heimat und dem Tatort Shanghai möglich und realistisch war und wie der Autor darauf seinen Roman aufgebaut hat. Am Ende des Romans erhält darauf der Leser die Antwort von Stephan Schmidt, was ich persönlich sehr gut finde. Ich bin immer begeistert, wenn Schriftsteller meine aufkommenden Fragen beantworten und Erklärungen finden, obwohl sie diese gar nicht kennen. In dem Moment bin ich mir sicher, dass auch Stephan Schmidt sein Buch aus der Sicht des Lesers betrachtet und liest.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Allerdings muss ich feststellen, dass der Politthriller dem Leser einiges abverlangt. Zum einen sind es die geschichtlichen Hintergründe, zum anderen ein notwendiges Wissen und Interesse an den politischen Inhalten.
Das Buch beinhaltet zwei Handlungsebenen, die zeitlich unterschiedlich verlaufen, aber in engem Zusammenhang stehen. Es beginnt in Mosambik 1994, als sich der deutsche Journalist Thomas Gärtner mehr zufällig mit dem „Madgermanes“ Charles Murandi anfreundet. Er erfährt von Murandi, dass dieser und viele andere Mosambikaner zu DDR-Zeiten als Hilfsarbeiter in einem Chemiewerk gearbeitet hatten und nach ihrer Rückkehr nach Afrika vor dem Nichts standen. Weiterer Handlungsort ist Shanghai 2021, wo der IOC zur Vergabe der olympischen Spiele 2032 tagt. Charles Murandi ist IOC-Vertreter seines Landes. Sein Tod, ein eigenartiger Mordfall, hat sowohl politisch als auch persönlich motivierte Gründe. Stepahn Schmidt gelingt es einen interessanten Spannungsbogen zwischen dem Mord, den zum Teil recht zwielichtigen Umständen bei der Vergabe der olympischen Spiele und den speziellen Ermittlungen der chinesischen Polizei in dem Mordfall zu ziehen. Als Asienkenner legt er einen besonderen Fokus auf die Verbindungen von Politik und Wirtschaft, Sport und Geschichte. Leider gerät da der Krimianteil um den Mord an Murandi etwas in den Hintergrund. Thomas Gärtner, der deutsche Journalist ohne Akkreditierung für Shanghai, gerät schnell in den Fokus der Ermittlungen der chinesischen Polizei. Hilfe bekommt Gärtner von der jungen Konsulatsbeamtin Lena Hechfellner , die diesen brisanten Fall lösen will.
Stephan Schmidt schreibt verständlich, gibt ungewohnt viele Einblicke in die chinesische Lebensrealität, zeigt viele politische Aspekte auch mit der Vergabe der olympischen Spiele auf und die wirtschaftlichen Interessen Chinas an Afrika. Das Buch ist spannend, weil die Anzahl der potentiellen Täter nicht gering und bis zum Ende offen ist. Die Thematik der Handlungsebenen sind tief miteinander verwoben, so dass ich beim Lesen Pausen eingelegen musste, um die teilweisen Sprünge zwischen Handlungsort und -zeit besser vorstellen und einordnen zu können.
Der Hauptprotagonist Thomas Gärtner ist allerdings auch ein teilweise eigenartiger Zeitgenosse. Sicherlich dient seine etwas schnodderige Art auch zur Belebung des Krimis bei. Auch die anderen Protagonisten und Protagonistinnen sind mir allesamt unsympathisch. Jeder von ihnen ist egoistisch und sieht nur seine Vorteile.
Schade fand ich, dass der Mordfall sehr in den Hintergrund rückte, manche Beschreibungen zu lang und etwas zäh wurden. Als Politthriller dagegen wahrlich sehr interessant, denn der Autor konnte mit seinen Asienkenntnissen und Recherchen (zu den Madgermanes) viel Wissenswertes vermitteln.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Skuril, spannend und fesselnd

Ostfriesenhass
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Ostfriesenhass von Klaus-Peter Wolf

Dieser Kriminalroman ist der erste, den ich von Klaus-Peter Wolf gelesen habe. Inspiriert von begeisterten Lesern der Krimi-Reihe um die Kommissare Ann Kathrin Klaasen ...

Ostfriesenhass von Klaus-Peter Wolf

Dieser Kriminalroman ist der erste, den ich von Klaus-Peter Wolf gelesen habe. Inspiriert von begeisterten Lesern der Krimi-Reihe um die Kommissare Ann Kathrin Klaasen und Frank Weller in meiner Familie, habe ich mich in dieses Leseabenteuer gestürzt.
Das Cover sieht sehr ansprechend aus. Im Fokus ist ein Deich zu sehen mit zwei Schafen, einem schwarzen und einem weißen, vielleicht schon ein versteckter Hinweis?
So wie sich der Krimi entwickelte und dann die Thematik im Laufe der Handlung sich herauskristallisierte, fand ich persönlich anfangs irgendwie etwas befremdlich, was aber nach einer gewissen Zeit in Spannung und Neugier, was es denn da für außergewöhnliche Zusammenhänge geben könnte, umschlug. Ich finde die gesamte Handlung und die einzelnen Protagonisten sehr interessant.
Klaus-Peter Wolf hat es hervorragend verstanden, mehrere scheinbar unabhängige Handlungen für den Leser als jede für sich zu beschreiben und zu betrachten. Ein Serienmörder, der die Menschheit „retten“ muss, treibt sein Unwesen in Norden / Ostfriesland. Kurz nacheinander werden zwei Schwestern, die in Norden eine Ferienwohnung hatten, auf furchtbare Weise ermordet. Ein weiteres Opfer ist ein rüstiger Rentner. Wie stehen diese Morde in Zusammenhang? Ein erfahrenes Team aus den Kommissaren Ann Kathrin Klaasen und Frank Weller und den Polizeibeamten Rupert und Jessi beginnen die Ermittlungen aufzunehmen. Unter anderem werden sie auf einen äußerst eigenwilligen Zeitgenossen aufmerksam, der getragene Damenunterwäsche „sammelt“ und Frauen im Internet mit seinen Bildern belästigt. Eine erste Spur? Dann gibt es noch den Schriftsteller Wolf Eich, der aus eigenem Antrieb Recherchen zu den ersten Opfern aufnimmt. Und dann kommen noch zwei UFO-Forscher mit in die Handlung. Etwas skurril, dass es jetzt um Außerirdische gehen könnte. Was ist jetzt Forschung und was sind Fake Meldungen? Wahnsinn wie schnell sich Menschen von vermeintlich glaubhaften wahren Aussagen in den sozialen Medien beeinflussen lassen. Aber dieser ungewöhnliche Spannungsbogen ist fesselnd, liest sich hervorragend und sehr bildhaft. Ich hatte zeitweise einen Film vor Augen, weil Klaus-Peter Wolf so detailliert mit einfachen Worten die Geschehnisse beschreibt. An Ann Kathrin Klaasen mag ich die brillante Verhörstrategie, die Klarheit und ihr Einfühlungsvermögen. Der Polizeibeamte Rupert hat eine etwas außergewöhnliche Art mit Menschen umzugehen, etwas ruppich, laut aber auch mit Witz. Der Aufbau des Kriminalromans hat mich fasziniert, weil ich als Leser die Hauptakteure begleiten konnte, der Serienmörder mir zeitnah bekannt war, ich die verschiedenen Handlungen und Szenarien miterleben konnte, während die Kommissare in detaillierter Kleinarbeit Hinweisen, Verdächtigungen und Recherchen nachgegangen sind.
Jetzt habe ich „nachhole“ bedarf , es warten weitere spannende Krimis von Klaus-Peter Wolf, die ich lesen möchte.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Ein interessanter Roman um eine junge Debütantin

Der letzte Tanz der Debütantin
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Das Cover ist ansprechend, die junge Dame darauf in ihrem wundervollen Ballkleid könnte die Protagonistin Lily, die Hauptperson des Romanes sein. Der Schreibstil ist flüssig, schnörkellos. Ich mag die ...

Das Cover ist ansprechend, die junge Dame darauf in ihrem wundervollen Ballkleid könnte die Protagonistin Lily, die Hauptperson des Romanes sein. Der Schreibstil ist flüssig, schnörkellos. Ich mag die kleinen wundervollen Beschreibungen von Häusern, Blumen und auch den Ballkleidern, die fast unscheinbar und beiläufig in der Handlung erscheinen, wodurch man sich die Handlungsorte bildhaft vorstellen kann. Es ist , als ob man teilweise Teil des ganzen ist und selbst die Gespräche mit verfolgen kann.
Zum Inhalt: Es ist das Jahr 1958, Handlungsort ist London. In diesem Jahr werden das letzte Mal junge Damen aus wohlhabenden Familien bei Hofe eingeführt und Queen Elizabeth vorgestellt. Diese jungen Debütantinnen bereiten sich auf ein Leben vor, dass uns fremd und verstaubt vorkommt. Sinn und Zweck ist es, so einen wohlhabenden jungen Mann fürs Leben zu finden. Die 18jährige Lilian Nichols erhält diese Chance. Sie wuchs mit ihrer Mutter allein auf, da ihr Vater zeitig verstorben war. Die wohlhabende und einflussreiche Großmutter unterstützt die beiden, hat aber das Sagen und ist streng und herschsüchtig.. Das Ziel der Großmutter ist es, dass Lily einen dieser heiß begehrten Debütantinnen-Plätze bekommt. Die anfangs sehr schüchterne Lily bekommt Unterricht in allen Formen der Etikette. Großmutter und Mutter setzen alle Kraft und Kenntnisse dafür ein. Lily näht sich selber schicke Kleider. Zum Leidwesen Lilys muss sie die Schule abbrechen. Lily lernt am Hof auf Partys und Bällen die unterschiedlichsten Charaktere kenne, freundet sich mit einigen Mädchen und Herren an und lernt recht schnell die Oberflächlichkeit , Arroganz und Ignoranz vieler kennen und versucht den Spagat zwischen Freundlichkeit und Meidung dieser jungen Leute. Der Autorin gelingt es sehr geschickt, dem Leser die Entwicklung Lilys von dem schüchternen , braven und zurückhaltenden Mädchen zu einer ernsten, intelligente , willensstarken und mutigen Frau nahe zu bringen. Der Leser empfindet sofort Sympathie mit dieser jungen Frau. Zwischendurch fand ich die Beschreibung der vielen Partys und Bälle etwas sehr langgezogen und spannungslos. Durch ein Familiengeheimnis, das Lily versucht aufzuklären, nimmt der Roman eine kleine Wende. Es wird interessanter und der Leser hat immer wieder Ahnungen und Ideen, was wohl hinter diesem Geheimnis stecken mag. Insgesamt hat mir der Roman wegen des geschichtlichen Hintergrundes in Verknüpfung mit einem unterhaltsamen Roman gut gefallen. Einen Stern Abzug gebe ich für den doch etwas spannungslosen Mittelteil.

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