Platzhalter für Profilbild

Maimouna19

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Maimouna19 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Maimouna19 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2025

Nicht wirklich überzeugend

Die Dolmetscherin - Ihre Übersetzung entscheidet über das Urteil
0

In „Die Dolmetscherin“ geht es um Revelle Lee. Sie lebt zurückgezogen ohne viele soziale Kontakte in London in einer möblierten Wohnung, die sie sich eigentlich nicht leisten kann. Die Wohnung hat sie ...

In „Die Dolmetscherin“ geht es um Revelle Lee. Sie lebt zurückgezogen ohne viele soziale Kontakte in London in einer möblierten Wohnung, die sie sich eigentlich nicht leisten kann. Die Wohnung hat sie vor allem angemietet, um das Jugendamt zu beeindrucken, da sie Elliot, ihren 6jährigen Pflegesohn, adoptieren möchte. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als freiberufliche Dolmetscherin (sie spricht 11 Sprachen) hauptsächlich bei Gericht und Polizei. Ihre Klienten sind Zeugen, Opfer und Angeklagte. Sie arbeitet sehr gewissenhaft, ist sich ihrer Verantwortung bewusst, weiß um die Macht des Wortes und den Einfluss einer ungenauen Übersetzung auf den Ausgang eines Verfahrens bzw. die Glaubwürdigkeit von Zeugen. Auch wenn sie sicher ist, dass ihr Klient lügt, bleibt sie neutral, versucht nicht, Gericht oder Polizei durch ihre Übersetzung zu beeinflussen.
Doch eines Tages, bei einem Mordprozess, verfälscht sie eine Aussage, um zu verhindern, dass der Angeklagte, den sie für schuldig hält, freigesprochen wird. Später tauchen Hinweise auf, dass der Angeklagte doch unschuldig sein könnte. Revelle bereut ihren Fehler, kann ihn aber kaum zugeben, da sie sonst selbst ins Gefängnis kommen oder zumindest ihre Dolmetsch-Aufträge verlieren könnte. Das wiederum würde die Adoption von Elliot gefährden….
Neben dieser Handlung gibt es noch einen 2. Erzählstrang, eine diffuse Bedrohung, kursiv gedruckt. Man rätselt lange, um wen oder was es da eigentlich geht – wird Revelle von den Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt oder versucht jemand, Elliots Adoption zu verhindern?
Robinsons Erzählstil hat mir gut gefallen – flüssig lesbar, Revelles Gefühle und Gedanken waren sehr gut nachvollziehbar. Insgesamt fehlte mir allerdings die Spannung, ich empfand die Geschichte etwas zu konstruiert und streckenweise als doch eher zäh.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.05.2025

Ein düsteres Kapitel der schwedischen Geschichte

Das Echo der Sommer
0

In „Das Echo der Sommer“ wird am Beispiel von drei Frauen aus zwei Generationen von den Zwangsumsiedlungen der nomadischen Sámen erzählt, dem letzten indigenen Volk Europas.
Als die dreizehnjährige ...

In „Das Echo der Sommer“ wird am Beispiel von drei Frauen aus zwei Generationen von den Zwangsumsiedlungen der nomadischen Sámen erzählt, dem letzten indigenen Volk Europas.
Als die dreizehnjährige Ingá, ihre Mutter Rávdná und ihre Tante Ánne im Jahr 1941 wie immer von ihrem Winterquartier in ihre Sommerheimat, an einen See in Nordschweden, zurückkehren, ist ihr Koten sowie die gesamte sámische Siedlung inklusive des Grabes von Ingás Vater schon fast im See versunken. Durch den Bau immer höherer Staudämme für ein Wasserkraftwerk werden die Sámen Stück für Stück verdrängt, ihre Dörfer zerstört. Der schwedische Staat entscheidet über die Köpfe der Sámen hinweg. Die Betroffenen, deren Heimat hier ist, wurden weder gefragt noch angemessen entschädigt. Da sie als ungebildet und unzuverlässig gelten, haben schwedische Verwaltungsangestellte im Süden des Landes die Vormundschaft über die Sámen, heißt, diese Leute entscheiden über das Leben von Menschen, deren Lebensweise, Traditionen und Kultur sie nicht ansatzweise kennen. So ist es den Sámen z.B. verboten, feste Häuser zu bauen, sie erhalten keine Kredite, etc.
Ingás Mutter Rávdná will das nicht mehr länger hinnehmen. Obwohl verboten, baut sie heimlich ein Haus und versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, gegen diese Ungerechtigkeiten zu protestieren. Allerdings steht sie ziemlich allein da, die anderen Mitglieder der sámischen Gemeinde fügen sich schweigend in ihr Schicksal.
Dreißig Jahre später, im Jahr 1971, Ingá ist inzwischen eine erwachsene Frau, ihre Tante Ánne verstorben, wiederholt sich die Geschichte: der Stausee wird nochmals erweitert und wieder wird Rávdnás Haus vom See verschlungen.
Die Autorin, Elin Anna Labba, hat selbst sámische Wurzeln und als Aktivistin für die Sache ihres Volkes auch ein Sachbuch zu dem Thema geschrieben. Nichtsdestotrotz hat sie in „Das Echo der Sommer" nicht lehrerhaft den Zeigefinger erhoben, sondern ein sehr berührendes und kraftvolles Buch geschrieben. Sehr authentisch, aber auch voller Poesie erzählt sie von der Verbundenheit der Sámen mit ihren Traditionen und ihrer Kultur, ihrer klaren, reinen Liebe zur Natur – dem „modernen“ Menschen scheint all dies abhandengekommen zu sein.
Da im Text viele sámische Begriffe verwendet werden, ist das Buch nicht einfach so nebenbei zu lesen (ein Glossar gibt es nicht). Doch wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, versinkt man in einem lehrreichen, sehr intensiven und berührenden Buch, das auch noch zum Nachdenken einlädt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2025

Wohnst du noch oder lebst du schon

Wohnen
0

„Wohnen“ von Doris Dörrie ist in der Essayreihe „Leben“ des Hanser Verlags erschienen. Der Hanser Verlag hat bekannte deutschsprachige Autor:innen gebeten, sich Gedanken zu den wesentlichen Themen des ...

„Wohnen“ von Doris Dörrie ist in der Essayreihe „Leben“ des Hanser Verlags erschienen. Der Hanser Verlag hat bekannte deutschsprachige Autor:innen gebeten, sich Gedanken zu den wesentlichen Themen des Lebens (Altern, Streiten, Lieben, Schlafen, Arbeiten, Wohnen, etc.) zu machen. Doris Dörrie hat sich mit dem Thema „Wohnen“ befasst und herausgekommen ist ein ganz wunderbares Essay.
Die Sesshaftigkeit der Eltern der 1955 in Hannover geborenen bekannten Filmemacherin und Autorin ist nichts für sie - sie wollte nie für immer an einem Ort leben. Auch wollte sie nicht das Schicksal ihrer Mutter teilen, deren Reich das Haus und besonders die Küche waren.
Doris Dörrie nimmt den Leser mit in die Wohnräume ihres Lebens, beschreibt das Elternhaus, die diversen Studentenbuden, Wohngemeinschaften, Wohnungen, in denen sie gelebt hat. Auf ihren vielen Reisen nach Japan, Mexiko, Marokko, Amerika und Südeuropa sieht sie, wie sehr das Wohnen mit der Kultur des jeweiligen Landes verbunden ist. Wohnen ist ein Menschenrecht, doch wie man wohnt und wieviel Platz man beansprucht, ist von Zivilisation zu Zivilisation unterschiedlich. Auch die Vorstellungen vom eigenen „Wohnparadies“ sind äußerst unterschiedlich.
„Wohnen“ ist durchaus eine Art Selbstporträt Dörries, sie beleuchtet aber auch politische und gesellschaftliche Aspekte des Wohnens und hinterfragt u.a., welche Räume wem zustehen (auch heute noch haben die wenigsten Frauen einen eigenen Raum in einer Wohnung) oder wieviel Raum/Platz wir wirklich benötigen (fehlender oder nicht mehr bezahlbarer Wohnraum, weil wir immer größer wohnen wollen), sind unsere Wohnvorstellungen (das große Eigenheim mit Garten) für die Zukunft noch geeignet, usw.
„Wohnen“ ist ein sehr kluges, lesenswertes Buch, lebendig und unterhaltsam geschrieben und regt durchaus zum Nachdenken ein. Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.04.2025

Mord in der Wachau

Tödliche Marillenzeit
0

„Tödliche Marillenzeit“ spielt in der österreichischen Wachau mit ihrer wunderschönen Landschaft, bestimmt durch die Donau, Marillen- und Weingärten.
Hier lebt Lou Conrad, Ex-Polizistin und Inhaberin des ...

„Tödliche Marillenzeit“ spielt in der österreichischen Wachau mit ihrer wunderschönen Landschaft, bestimmt durch die Donau, Marillen- und Weingärten.
Hier lebt Lou Conrad, Ex-Polizistin und Inhaberin des beliebten Feinkostladens „Lous köstliche Welt“, in dem sie regionale Delikatessen verkauft. Sie fühlt sich wohl im heimischen (fiktiven) Marienkirchen, in dem ihre Eltern ein Weingut betreiben. Zusammen mit ihrem Berner Sennenhund wohnt sie in einem kleinen Winzerhaus, genießt die Idylle der Wachau.
Gerade ist die Zeit der Marillenernte und Lou bereitet aus den Früchten Köstlichkeiten für ihr Geschäft zu. Die dafür benötigten Marillen erhält sie von Marta, einer Obstbäuerin aus der Region. Doch dann bekommt die Idylle plötzlich einen Riss: Lou findet Marta tot in ihrem Marillengarten. Schnell ist klar, dass es sich um Mord handelt. Doch wer hat die allseits beliebte Obstbäuerin ermordet? Für die Polizei ist der Ex-Mann der Toten der Hauptverdächtige, für die Einheimischen ist klar, dass es keiner der Ihren gewesen sein kann, es muss ein Tourist gewesen sein oder Obstdiebe, die einen Teil von Martas Marillenernte gestohlen haben.
In Lou kommt die Polizistin durch und sie macht sich auf Spurensuche, nicht ohne auch sich selbst in Gefahr zu bringen. Und dann geschieht ein zweiter Mord...
Beate Maxian ist eine österreichische Autorin und vor allem bekannt durch ihre Wien-Krimis mit der Journalistin Sarah Pauli. „Tödliche Marillenzeit“ ist Lou Conrads zweiter Fall, für mich allerdings der erste Krimi von Beate Maxian. Die Lektüre hat Spaß gemacht, so dass ich bei Gelegenheit sicher auch den ersten Fall ( „Ein tödlicher Jahrgang“) noch lesen werde. Grundsätzlich ist es auch kein Problem, die Bücher nicht in der „richtigen“ Reihenfolge zu lesen, da es sich immer um abgeschlossene Geschichten handelt.
„Tödliche Marillenzeit“ ist ein atmosphärischer Krimi mit viel Lokalkolorit, Beschreibungen von Landschaft und Orten macht Lust auf eine Reise in die Wachau. Ich hatte relativ schnell eine Ahnung, wer der Mörder sein könnte, und dieser Verdacht wurde am Ende auch bestätigt - das hat der Spannung allerdings keinen Abbruch getan.
Wem Krimis mit regionalem Flair und einer sympathischen Ermittlerin gefallen, der ist hier genau richtig. Kurzweiliges Lesevergnügen ist garantiert, genau die richtige Lektüre für ein paar entspannte Lesestunden. Ach ja, und für den, der es braucht, gibt es natürlich auch noch einige Marillenrezepte im Anhang!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2025

Ein Hamburger und ein Wiener in Mombasa

Heinz Strunk in Afrika
0

In „In Afrika“ erzählt Heinz Strunk, der Autor von einem Urlaub in Kenia mit seinem Freund C. (hierbei soll es sich wohl um Christoph Grissemann, einen österreichischen Kabarettist und Moderator handeln).

Seit ...

In „In Afrika“ erzählt Heinz Strunk, der Autor von einem Urlaub in Kenia mit seinem Freund C. (hierbei soll es sich wohl um Christoph Grissemann, einen österreichischen Kabarettist und Moderator handeln).

Seit Jahren verbringen die beiden zur Weihnachtszeit einen gemeinsamen Urlaub. Urlaubsziel ist egal, Hauptsache es gibt Meer, Sonne, eine gepflegte Hotelanlage und ein Casino in der Nähe. Die beiden sind weder an tollen Erlebnissen, Sehenswürdigkeiten oder Urlaubsbekanntschaften interessiert, wichtig ist vor allem, nicht krank zu werden, nicht zuzunehmen und viel Ruhe.

Also geht es dieses Mal, im Dezember 2007, nach Mombasa.

Über Kenia selbst erfährt man wenig – und bei dem Wenigen handelt es sich um allgemeine Plattitüden und Klischees.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil spielt sich in der Hotelanlage ab mit der immer gleichen täglichen Routine: man trifft sich um Punkt 9 Uhr zum Frühstück, dann geht es an den Pool zum Lesen oder Schlafen, Mittagessen, wieder Pool, Abendessen, Unterhaltungsprogramm in der Anlage.

Im zweiten Teil geht es dann tatsächlich auch mal in die Stadt nach Mombasa, um ins Casino zu gehen und Frauen zu treffen, mit denen sie Zeit in Bars und Discos verbringen. Die Damen werden natürlich dafür bezahlt.

Heinz Strunk kann natürlich mit Sprache umgehen, aber mit seinem Humor kann ich leider überhaupt nichts anfangen. Für mich waren die 268 Seiten dieses Werkes nichts als eine Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen, Plattheiten und Klischees. Da werden die anderen Gäste des Hotels durch den Kakao gezogen, Kenia und die Kenianer kommen auch nicht besser weg - nichts als Klischees und Vorurteile.

Dem Buch kann man höchstens etwas abgewinnen, wenn man es als Persiflage des deutschen „Normalo“ - Pauschalurlaubers sieht: irgendwo hinreisen ohne die geringste Ahnung bzw. das geringste Interesse an Land und Leuten, Hauptsache schönes Wetter, Schnitzel und Bier. Aber muss man darüber tatsächlich ein Buch schreiben?

Wie gesagt, ich konnte mit dem Buch überhaupt nichts anfangen, der Humor ist nicht meiner, ich konnte nicht mal schmunzeln, es hat mich nur genervt. Und wenn es nicht so schnell zu lesen gewesen wäre, hätte ich es sicher abgebrochen.

Gekauft hätte ich mir das Buch ohnehin nicht, habe es in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden. Und nun überlege ich ernsthaft, ob es wieder dorthin zurückwandert oder ob ich es nicht doch lieber gleich in die Papiertonne entsorge. Naja, Strunk-Fans wird es wohl gefallen, also doch Bücherschrank, Hauptsache ich habe es nicht im Haus!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere