Nicht wirklich überzeugend
Die Dolmetscherin - Ihre Übersetzung entscheidet über das UrteilIn „Die Dolmetscherin“ geht es um Revelle Lee. Sie lebt zurückgezogen ohne viele soziale Kontakte in London in einer möblierten Wohnung, die sie sich eigentlich nicht leisten kann. Die Wohnung hat sie ...
In „Die Dolmetscherin“ geht es um Revelle Lee. Sie lebt zurückgezogen ohne viele soziale Kontakte in London in einer möblierten Wohnung, die sie sich eigentlich nicht leisten kann. Die Wohnung hat sie vor allem angemietet, um das Jugendamt zu beeindrucken, da sie Elliot, ihren 6jährigen Pflegesohn, adoptieren möchte. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als freiberufliche Dolmetscherin (sie spricht 11 Sprachen) hauptsächlich bei Gericht und Polizei. Ihre Klienten sind Zeugen, Opfer und Angeklagte. Sie arbeitet sehr gewissenhaft, ist sich ihrer Verantwortung bewusst, weiß um die Macht des Wortes und den Einfluss einer ungenauen Übersetzung auf den Ausgang eines Verfahrens bzw. die Glaubwürdigkeit von Zeugen. Auch wenn sie sicher ist, dass ihr Klient lügt, bleibt sie neutral, versucht nicht, Gericht oder Polizei durch ihre Übersetzung zu beeinflussen.
Doch eines Tages, bei einem Mordprozess, verfälscht sie eine Aussage, um zu verhindern, dass der Angeklagte, den sie für schuldig hält, freigesprochen wird. Später tauchen Hinweise auf, dass der Angeklagte doch unschuldig sein könnte. Revelle bereut ihren Fehler, kann ihn aber kaum zugeben, da sie sonst selbst ins Gefängnis kommen oder zumindest ihre Dolmetsch-Aufträge verlieren könnte. Das wiederum würde die Adoption von Elliot gefährden….
Neben dieser Handlung gibt es noch einen 2. Erzählstrang, eine diffuse Bedrohung, kursiv gedruckt. Man rätselt lange, um wen oder was es da eigentlich geht – wird Revelle von den Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt oder versucht jemand, Elliots Adoption zu verhindern?
Robinsons Erzählstil hat mir gut gefallen – flüssig lesbar, Revelles Gefühle und Gedanken waren sehr gut nachvollziehbar. Insgesamt fehlte mir allerdings die Spannung, ich empfand die Geschichte etwas zu konstruiert und streckenweise als doch eher zäh.