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Maimouna19

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Veröffentlicht am 28.07.2025

Zuhause - was und wo ist das?

Die Suche nach Zuhause
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Paris ist für Marie Luise Ritter ein „Sehnsuchtsort“. Aber kann Paris auch ihr Zuhause sein – der Ort, an dem sie sich angekommen fühlt, wo sie hingehört und vielleicht nie wieder weg möchte? Was bedeutet ...

Paris ist für Marie Luise Ritter ein „Sehnsuchtsort“. Aber kann Paris auch ihr Zuhause sein – der Ort, an dem sie sich angekommen fühlt, wo sie hingehört und vielleicht nie wieder weg möchte? Was bedeutet „Zuhause“ überhaupt?
Um das herauszufinden, hat sie es einfach gemacht und ist nach Paris gezogen. In „Die Suche nach Zuhause – Von der Sehnsucht nach einem Ort, an den wir hingehören“ nimmt sie die Leser mit und teilt ihre Gedanken, Begegnungen, Erlebnisse während dieser Zeit in Paris.
Mir gefällt der Schreibstil von Marie Luise Ritter – leicht, flüssig lesbar, auf angenehme Weise sogar leicht philosophisch angehaucht. Es ist kein Buch, das Antworten liefert, sondern dazu anregt, sich selbst Gedanken zu machen.
Selbst habe ich auch an unterschiedlichen Orten im In- und Ausland gelebt, teilweise länger als geplant, mich durchaus wohl und Zuhause gefühlt, aber auch gewusst, dass keiner dieser Orte „für immer“ war. Ich kehre auch hin und wieder gern an diese Orte zurück, weil ich schöne Erinnerungen damit verbinde, liebe Freunde dort gefunden habe. Daher sind mir viele Gedanken der Autorin durchaus vertraut, da ich sie so oder ähnlich selbst schon gedacht habe bzw. immer noch denke. Es ist schön festzustellen, dass man mit diesen Gedanken und Erfahrungen nicht allein ist, sondern dass es anderen ähnlich geht.
Letztendlich muss jeder für sich selbst herausfinden, was Zuhause bedeutet und wo er es findet. Man verändert sich, entwickelt sich weiter, die Lebensumstände ändern sich, und so ändert sich vielleicht auch der Ort, an den man hingehört. Für mich ist Zuhause daher auch nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Zuhause ist mehr ein Gefühl und ist dort, wo ich mich im Jetzt und Hier sicher und gut aufgehoben fühle. In ein paar Jahren kann das dann schon wieder ein ganz anderer Ort sein – oder auch nicht…
Glücklich die, für die Heimat und Zuhause eins ist, die nie den Wunsch bzw. die Sehnsucht verspürt haben, sich auf die Suche nach ihrem „Ort, an den sie hingehören“, machen zu müssen.
Für alle anderen ist „Die Suche nach Zuhause“ ein sehr lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 18.07.2025

Nichts muss, alles kann

Freiheit beginnt jetzt!
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In Anbetracht des demographischen Wandels und der Tatsache, dass sich in den kommenden Jahren die „Boomer“ in den Ruhestand verabschieden, wird die Zielgruppe für Ratgeber zum Thema Alter und Ruhestand ...

In Anbetracht des demographischen Wandels und der Tatsache, dass sich in den kommenden Jahren die „Boomer“ in den Ruhestand verabschieden, wird die Zielgruppe für Ratgeber zum Thema Alter und Ruhestand immer größer und entsprechend viel Sachliteratur zu diesem Thema gibt es natürlich auch, im allgemeinen die ewig gleichen Tipps, die man auch auf ein paar Seiten zusammenfassen könnte und nicht auf Buchgröße auswalzen müsste; und meistens auch nicht sehr hilfreich und eher langweilig zu lesen.
„Freiheit beginnt jetzt“ von Ulrike von der Groeben und Anna Butterbrod ist eine löbliche Ausnahme. Es ist kein langweiliges, trockenes Sachbuch, sondern eine gelungene Mischung aus autobiographischen Geschichten, eigenen Erfahrungen, Experteninterviews und Tipps für Zeit nach dem letzten Arbeitstag. Sehr hilfreich fand ich auch die Auflistung der vielen Webseiten, die die unterschiedlichsten Bereiche abdecken. Auch wenn ich sie natürlich nicht persönlich kenne, scheint Ulrike von der Groeben eine sehr sympathische, lebenslustige und optimistische Person zu sein, und so kommt auch ihr Buch bei mir an: Ruhestand ist etwas POSITIVES. Das ist doch das Gute am Ruhestand: nichts muss, alles kann (soweit es Gesundheit und Finanzen erlauben). Die am häufigsten – und meiner Meinung nach auch die dümmste - Frage, die gestellt wird, ist: Was machst Du dann? Meine Antwort darauf war immer: Nichts bzw. das, was mir Spaß macht! Wem es Spaß macht, auf Kreuzfahrt zu gehen oder den Winter auf den Kanaren abzuhängen, der soll es tun. Der Grund sollte allerdings nicht sein, dass man irgendwen beeindrucken möchte, wenn man doch eigentlich lieber im Garten rumwerkeln oder mit dem Hund spazieren gehen würde. Das ist doch das Schöne am Alter – man muss niemanden mehr beeindrucken, man kann tun und lassen, was man will, es muss keinen Sinn und Zweck haben. Hauptsache, es erfüllt mich und macht mir Spaß. Und was die Erfüllung ist, muss jeder für sich selbst herausfinden. Dafür bietet „Freiheit beginnt jetzt“ viele Anregungen.
Unterhaltsames Buch, ich habe es gern gelesen und fühle mich in meinem Umgang mit meinem Ruhestand bestätigt.

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Veröffentlicht am 09.07.2025

Harter Tobak

All das zu verlieren
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Adèles Leben scheint perfekt zu sein. Sie ist mit Richard, einem erfolgreichen Chirurgen verheiratet, lebt mit ihm und ihrem kleinen Sohn in einer schicken Wohnung im 18. Pariser Arrondissement und arbeitet ...

Adèles Leben scheint perfekt zu sein. Sie ist mit Richard, einem erfolgreichen Chirurgen verheiratet, lebt mit ihm und ihrem kleinen Sohn in einer schicken Wohnung im 18. Pariser Arrondissement und arbeitet als Journalistin für eine Pariser Tageszeitung.
Doch Adèle ist nicht glücklich, das Leben erscheint ihr banal und langweilig. Um dieser inneren Leere zu entkommen, sucht sie unverbindlichen Sex. Die Männer sind ihr egal, es können Zufallsbekanntschaften sein, aber auch ein Kollege ihres Mannes. Diese Begegnungen sind teilweise demütigend, es kommt auch zu gewalttätigen Situationen. Adèle droht, die Kontrolle zu verlieren, doch obwohl sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte, kann sie nicht davon lassen.
Slimanis Schreibstil ist sehr prägnant, klar, deutlich, präzise, emotionslos, viele kurze Sätze, die Geschichte gleitet nie ins Pornografische oder Erotische ab. Allerdings bin ich weder mit Adèle noch mit irgendeinem der anderen Charaktere warmgeworden, eigentlich waren mir alle eher unsympathisch. Das mag aber auch daran liegen, dass mir Adèles Gefühlswelt völlig fremd ist.
Das Buch ist ganz schön harter Tobak, vielleicht nicht der beste Einstieg, um sich mit Slimanis Büchern auseinanderzusetzen. Es hält mich allerdings auch nicht davon ab, weitere Bücher von Slimani zu lesen.

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Veröffentlicht am 09.07.2025

Pure Langeweile

Verschwörung
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„Verschwörung" von Petros Markaris spielt während der ersten Phase der Corona-Pandemie in Athen. Kommissar Kostas Charitos wird auf den Selbstmord eines alten Mannes aufmerksam gemacht, dessen Abschiedsbrief ...

„Verschwörung" von Petros Markaris spielt während der ersten Phase der Corona-Pandemie in Athen. Kommissar Kostas Charitos wird auf den Selbstmord eines alten Mannes aufmerksam gemacht, dessen Abschiedsbrief mit dem Satz „Es lebe die Bewegung der Selbstmörder“ endet und als „Widerstand“ gegen die Corona-Maßnahmen inszeniert erscheint. Obwohl der Brief von der Polizei konfisziert wird, erscheint eine Kopie in den sozialen Medien und geht viral. Weitere Selbstmorde alter Männer folgen, alle Abschiedsbriefe enden mit den gleichen Satz: „Es lebe die Bewegung der Selbstmörder“. Dadurch ausgelöst finden Protestaktionen gegen die Corona-Maßnahmen statt, die auf die verheerenden Auswirkungen der Pandemie vor allem auf die ärmere Bevölkerung aufmerksam machen.
Bis hier hin hat noch kein Verbrechen stattgefunden und es erschließt sich nicht wirklich, warum die Mordkommission überhaupt ermittelt! Die Selbstmordserie motiviert aber anscheinend auch die gewaltbereiten „Kämpfer von 2021“, Kritiker der Maßnahmen, die nicht davor zurückschrecken, Impfstoff-Transporter zu überfallen und Impfstoffe unbrauchbar zu machen. Auch vor Anschlägen auf Befürworter der „Herdenimmunität“ wird nicht halt gemacht.
Dies ist bereits der 15. Fall aus der Petros Markaris Reihe, für mich allerdings erst der 2. Fall aus dieser Reihe. Schon „Das Lied des Geldes“ hat mich nicht sonderlich gefesselt, aber „Verschwörung“ hat mir jetzt den Rest gegeben. Als Kriminalroman überzeugt mich dieses Buch überhaupt nicht. Die ganze Geschichte wirkt konstruiert, jede Art von Spannung fehlt, die Dialoge wirken künstlich bzw. hölzern.
Auch wenn man den Roman nicht als Krimi betrachtet, sondern als Zeitdokument, das die gesellschaftliche und politische Lage Griechenlands während der Pandemie thematisiert, überzeugt es nicht. Die ständigen Wiederholungen zur allgemeinen Lage sind einfach nur ermüdend, die Geschichte plätschert vor sich hin und auch sprachlich ist es eine mittlere Katastrophe.

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Veröffentlicht am 07.07.2025

Hoffentlich Satire....

Ich bin Charlotte Simmons
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Charlotte ist ein intelligentes junges Mädchen aus Sparta, einem Provinznest in North Carolina. Sie wächst in einem nicht sehr wohlsituierten, aber sehr konservativen Elternhaus auf. Dank ihrer herausragenden ...

Charlotte ist ein intelligentes junges Mädchen aus Sparta, einem Provinznest in North Carolina. Sie wächst in einem nicht sehr wohlsituierten, aber sehr konservativen Elternhaus auf. Dank ihrer herausragenden schulischen Leistungen erhält sie ein Stipendium für die (fiktive) Elite-Universität Dupont. Sie ist voller Erwartungen und hochmotiviert, auch an der Universität mit ihren Leistungen zu glänzen. Doch schnell landet sie auf dem Boden der Tatsachen: statt eines Tempels des Geistes und des Intellekts erweist sich die Universität als ein Ort der Saufgelage und sexuellen Ausschweifungen. Sie ist umgeben von reichen, verwöhnten Kids, die nichts anderes im Kopf haben als Alkohol, Sex und die neuesten Klamotten.
Ihre Mitstudenten sind Sportler, die wegen ihrer sportlichen Leistungen viele Privilegien haben, aber keinesfalls aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten einen Studienplatz erhalten haben, Verbindungsbrüder, deren Interesse sich auf Trinken und Mädchen flachlegen beschränkt (was die miserablen Noten angeht, wird Papis Geld bzw. das Verbindungsnetzwerk es schon richten) und selbsternannten Intellektuellen, die auf die anderen herabsehen, aber letztlich auch nur an Alkohol und Sex denken.
Anfangs fühlt sich Charlotte sehr einsam und ist schockiert vom studentischen Treiben. Doch dann beginnt auch sie, Wert auf ihr Äußeres zu legen, mit den „coolen“ Typen abzuhängen und sich in deren Aufmerksamkeit zu sonnen.
Tom Wolfes „Fegefeuer der Eitelkeiten“ habe ich mit Begeisterung verschlungen, von „Ich bin Charlotte Simmons“ war ich eher enttäuscht, sogar versucht, es einfach abzubrechen. Die ständigen Beschreibungen von hohlköpfigen, saufenden Studenten und sexuellen Ausschweifungen wurden irgendwann ganz schön langweilig. Das Buch ist hoffentlich als Satire anzusehen, ansonsten könnte einem Angst und bange werden. Wenn diesen Universitäten die Elite Amerikas hervorbringen, dann „Gute Nacht, USA“.
Ich habe nur bis zum Schluss durchgehalten, um zu erfahren, ob Charlotte ihre Uni-Zeit einigermaßen unbeschadet übersteht und doch noch die Kurve bekommt. Über 900 Seiten ist definitiv zu lang, etwas weniger Geschwafel hätte es auch getan.

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