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Maimouna19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2025

Harter Tobak

All das zu verlieren
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Adèles Leben scheint perfekt zu sein. Sie ist mit Richard, einem erfolgreichen Chirurgen verheiratet, lebt mit ihm und ihrem kleinen Sohn in einer schicken Wohnung im 18. Pariser Arrondissement und arbeitet ...

Adèles Leben scheint perfekt zu sein. Sie ist mit Richard, einem erfolgreichen Chirurgen verheiratet, lebt mit ihm und ihrem kleinen Sohn in einer schicken Wohnung im 18. Pariser Arrondissement und arbeitet als Journalistin für eine Pariser Tageszeitung.
Doch Adèle ist nicht glücklich, das Leben erscheint ihr banal und langweilig. Um dieser inneren Leere zu entkommen, sucht sie unverbindlichen Sex. Die Männer sind ihr egal, es können Zufallsbekanntschaften sein, aber auch ein Kollege ihres Mannes. Diese Begegnungen sind teilweise demütigend, es kommt auch zu gewalttätigen Situationen. Adèle droht, die Kontrolle zu verlieren, doch obwohl sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte, kann sie nicht davon lassen.
Slimanis Schreibstil ist sehr prägnant, klar, deutlich, präzise, emotionslos, viele kurze Sätze, die Geschichte gleitet nie ins Pornografische oder Erotische ab. Allerdings bin ich weder mit Adèle noch mit irgendeinem der anderen Charaktere warmgeworden, eigentlich waren mir alle eher unsympathisch. Das mag aber auch daran liegen, dass mir Adèles Gefühlswelt völlig fremd ist.
Das Buch ist ganz schön harter Tobak, vielleicht nicht der beste Einstieg, um sich mit Slimanis Büchern auseinanderzusetzen. Es hält mich allerdings auch nicht davon ab, weitere Bücher von Slimani zu lesen.

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Veröffentlicht am 09.07.2025

Pure Langeweile

Verschwörung
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„Verschwörung" von Petros Markaris spielt während der ersten Phase der Corona-Pandemie in Athen. Kommissar Kostas Charitos wird auf den Selbstmord eines alten Mannes aufmerksam gemacht, dessen Abschiedsbrief ...

„Verschwörung" von Petros Markaris spielt während der ersten Phase der Corona-Pandemie in Athen. Kommissar Kostas Charitos wird auf den Selbstmord eines alten Mannes aufmerksam gemacht, dessen Abschiedsbrief mit dem Satz „Es lebe die Bewegung der Selbstmörder“ endet und als „Widerstand“ gegen die Corona-Maßnahmen inszeniert erscheint. Obwohl der Brief von der Polizei konfisziert wird, erscheint eine Kopie in den sozialen Medien und geht viral. Weitere Selbstmorde alter Männer folgen, alle Abschiedsbriefe enden mit den gleichen Satz: „Es lebe die Bewegung der Selbstmörder“. Dadurch ausgelöst finden Protestaktionen gegen die Corona-Maßnahmen statt, die auf die verheerenden Auswirkungen der Pandemie vor allem auf die ärmere Bevölkerung aufmerksam machen.
Bis hier hin hat noch kein Verbrechen stattgefunden und es erschließt sich nicht wirklich, warum die Mordkommission überhaupt ermittelt! Die Selbstmordserie motiviert aber anscheinend auch die gewaltbereiten „Kämpfer von 2021“, Kritiker der Maßnahmen, die nicht davor zurückschrecken, Impfstoff-Transporter zu überfallen und Impfstoffe unbrauchbar zu machen. Auch vor Anschlägen auf Befürworter der „Herdenimmunität“ wird nicht halt gemacht.
Dies ist bereits der 15. Fall aus der Petros Markaris Reihe, für mich allerdings erst der 2. Fall aus dieser Reihe. Schon „Das Lied des Geldes“ hat mich nicht sonderlich gefesselt, aber „Verschwörung“ hat mir jetzt den Rest gegeben. Als Kriminalroman überzeugt mich dieses Buch überhaupt nicht. Die ganze Geschichte wirkt konstruiert, jede Art von Spannung fehlt, die Dialoge wirken künstlich bzw. hölzern.
Auch wenn man den Roman nicht als Krimi betrachtet, sondern als Zeitdokument, das die gesellschaftliche und politische Lage Griechenlands während der Pandemie thematisiert, überzeugt es nicht. Die ständigen Wiederholungen zur allgemeinen Lage sind einfach nur ermüdend, die Geschichte plätschert vor sich hin und auch sprachlich ist es eine mittlere Katastrophe.

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Veröffentlicht am 07.07.2025

Hoffentlich Satire....

Ich bin Charlotte Simmons
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Charlotte ist ein intelligentes junges Mädchen aus Sparta, einem Provinznest in North Carolina. Sie wächst in einem nicht sehr wohlsituierten, aber sehr konservativen Elternhaus auf. Dank ihrer herausragenden ...

Charlotte ist ein intelligentes junges Mädchen aus Sparta, einem Provinznest in North Carolina. Sie wächst in einem nicht sehr wohlsituierten, aber sehr konservativen Elternhaus auf. Dank ihrer herausragenden schulischen Leistungen erhält sie ein Stipendium für die (fiktive) Elite-Universität Dupont. Sie ist voller Erwartungen und hochmotiviert, auch an der Universität mit ihren Leistungen zu glänzen. Doch schnell landet sie auf dem Boden der Tatsachen: statt eines Tempels des Geistes und des Intellekts erweist sich die Universität als ein Ort der Saufgelage und sexuellen Ausschweifungen. Sie ist umgeben von reichen, verwöhnten Kids, die nichts anderes im Kopf haben als Alkohol, Sex und die neuesten Klamotten.
Ihre Mitstudenten sind Sportler, die wegen ihrer sportlichen Leistungen viele Privilegien haben, aber keinesfalls aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten einen Studienplatz erhalten haben, Verbindungsbrüder, deren Interesse sich auf Trinken und Mädchen flachlegen beschränkt (was die miserablen Noten angeht, wird Papis Geld bzw. das Verbindungsnetzwerk es schon richten) und selbsternannten Intellektuellen, die auf die anderen herabsehen, aber letztlich auch nur an Alkohol und Sex denken.
Anfangs fühlt sich Charlotte sehr einsam und ist schockiert vom studentischen Treiben. Doch dann beginnt auch sie, Wert auf ihr Äußeres zu legen, mit den „coolen“ Typen abzuhängen und sich in deren Aufmerksamkeit zu sonnen.
Tom Wolfes „Fegefeuer der Eitelkeiten“ habe ich mit Begeisterung verschlungen, von „Ich bin Charlotte Simmons“ war ich eher enttäuscht, sogar versucht, es einfach abzubrechen. Die ständigen Beschreibungen von hohlköpfigen, saufenden Studenten und sexuellen Ausschweifungen wurden irgendwann ganz schön langweilig. Das Buch ist hoffentlich als Satire anzusehen, ansonsten könnte einem Angst und bange werden. Wenn diesen Universitäten die Elite Amerikas hervorbringen, dann „Gute Nacht, USA“.
Ich habe nur bis zum Schluss durchgehalten, um zu erfahren, ob Charlotte ihre Uni-Zeit einigermaßen unbeschadet übersteht und doch noch die Kurve bekommt. Über 900 Seiten ist definitiv zu lang, etwas weniger Geschwafel hätte es auch getan.

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Veröffentlicht am 07.07.2025

Wenn nichts mehr ist wie es mal war

Muldental
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Der Schauplatz von Daniela Kriens Kurzgeschichten ist das Muldental, eine ländliche Gegend in Ostdeutschland. Die Geschichten, die nur selten ein Happy End haben, erzählen von Menschen, deren Leben, wenn ...

Der Schauplatz von Daniela Kriens Kurzgeschichten ist das Muldental, eine ländliche Gegend in Ostdeutschland. Die Geschichten, die nur selten ein Happy End haben, erzählen von Menschen, deren Leben, wenn auch nicht unmittelbar, durch die politische Wende beeinflusst wurde. Es ist eindrucksvoll, wie es der Autorin gelingt, dem Leser die Lebens-und Gedankenwelt der Menschen Ostdeutschlands in der Wendezeit nahezubringen - wie es sich anfühlen muss, wenn auf einmal das ganze Leben über den Haufen geworfen wird und man sich in einer neuen, unsicheren Welt zurechtfinden muss, in der nichts mehr ist wie es war.
Eigentlich bin ich kein Fan von Kurzgeschichten, da ich aber Daniela Krien als Autorin sehr schätze und alle ihre Romane mit Begeisterung gelesen habe, führte kein Weg an „Muldental“ vorbei.
Und ich wurde nicht enttäuscht: da einige Charaktere in mehreren der Geschichten auftauchten, fühlte es sich überhaupt nicht nach Kurzgeschichte an. Die Geschichten sind überzeugend, manchmal beklemmend, aber mit viel Empathie erzählt, die Charaktere sind authentisch und glaubhaft.
Ein sehr intensives, kraftvolles Buch, sprachlich als auch inhaltlich überzeugend. „Muldental“ wird noch lange nachwirken!

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Intensive Geschichte

Irgendwann werden wir uns alles erzählen
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1990 in einem kleinen Dorf in Thüringen. Hier lebt die 16-jährige Maria bei ihrem Freund Johannes und dessen Familie auf deren Hof. Sie schwänzt die Schule, liest stattdessen lieber in ihren Büchern und ...

1990 in einem kleinen Dorf in Thüringen. Hier lebt die 16-jährige Maria bei ihrem Freund Johannes und dessen Familie auf deren Hof. Sie schwänzt die Schule, liest stattdessen lieber in ihren Büchern und hilft auf dem Hof. Eines Tages lernt sie den 40-jährigen Henner vom Nachbarhof kennen, der im Dorf als Sonderling verschrien und dem Alkohol sehr zugeneigt ist. Die beiden fühlen sich seltsam voneinander angezogen und beginnen eine heimliche Beziehung, die durch teilweise übergriffiges, gewalttätiges Verhalten geprägt ist.
Erzählt wird die Geschichte von Maria als Ich-Erzählerin. Dadurch kann man sich gut in sie hineinversetzen und ihre Gedanken und Gefühle verstehen und nachvollziehen.
Nebenbei erfährt man auch so einiges über die Stimmung in der Wendezeit. Einerseits herrscht Aufbruchsstimmung, neue Chancen tun sich auf, anderseits ist da aber auch viel Unsicherheit, wie es weitergehen wird, manche Menschen bleiben auf der Strecke.
„Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ ist nicht das erste Buch, das ich von Daniela Krien lese, auch wenn es ihr Debütroman ist. Ihr Erzählstil ist so intensiv, kraftvoll und schnörkellos, wie ich es auch aus ihren anderen Büchern kenne.
Ich habe das Buch gern gelesen, einmal mehr hat mich Daniela Krien sprachlich als auch inhaltlich überzeugt!

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