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Maimouna19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2024

Degrowth ist die Zukunft

Systemsturz
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Kohei Sato ist ein japanischer Philosoph und lehrt als Associate Professor an der Universität von Tokio. In „Systemsturz“ setzt er sich mit den Notizen (Briefe, Skizzen, etc.) des späten Karl Marx auseinander, ...

Kohei Sato ist ein japanischer Philosoph und lehrt als Associate Professor an der Universität von Tokio. In „Systemsturz“ setzt er sich mit den Notizen (Briefe, Skizzen, etc.) des späten Karl Marx auseinander, seinen Positionen zu Kapitalismus und Umwelt und deren Bedeutung für die heutige Zeit bzw. die Zukunft des Menschen und des Planeten Erde.
Er fasst seine Überlegungen auf 320 Seiten unter dem Schlagwort „Degrowth-Kommunismus“ zusammen und hält das kapitalistische Wirtschaftssystem für die Ursache des Klimawandels.
Dass unendliches Wachstum bei endlichen Ressourcen nicht funktionieren kann, sollte eigentlich jedem klar sein; auch nachhaltiger Konsum wird die Welt nicht vor der Klimakatastrophe retten.
Und natürlich ist es auch unsäglich, dass der Wohlstand des globalen Nordens zu Lasten des globalen Südens geht.
Laut Sato braucht es ein komplettes Umdenken, ein neue Wirtschaftsordnung, die nicht auf Wachstum ausgerichtet ist, sondern das Produktionstempo drosselt und den Wohlstand umverteilt!
Schon Marx hat erkannt, dass es nur durch ein nachhaltiges System gelingen kann, die Natur und damit die Lebensgrundlage der Menschheit zu erhalten. Der Kapitalismus wird die Klimakrise nicht bewältigen, wir brauchen einen „new way of life“, der nicht nur aus Arbeiten, Geld verdienen und Konsum besteht!
„Systemsturz“ ist ein sehr kluges, hochinteressantes Buch, dessen Lektüre viel Stoff zum Nachdenken bietet und das ich nur empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Berührend!

Mein drittes Leben
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Mit „Mein drittes Leben“ hat Daniela Krien ein sehr berührendes Buch geschrieben. Sie erzählt die Geschichte von Linda, deren 17jährige Tochter bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Dieses ...

Mit „Mein drittes Leben“ hat Daniela Krien ein sehr berührendes Buch geschrieben. Sie erzählt die Geschichte von Linda, deren 17jährige Tochter bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Dieses tragische Ereignis stürzt sie in übermächtige Trauer. Nachdem sie auch noch eine Krebsdiagnose erhalten hat, ändert sie ihr Leben nach überstandener Operation komplett. Sie zieht auf einen abgelegenen, heruntergekommenen Bauernhof im Norden Sachsens, lässt ihr bisheriges Leben mit ihrem Mann Richard, schicker Eigentumswohnung in Leipzig und gut bezahltem Job als Kunst-Maklerin zurück. Ihre Tage bestehen aus der nie enden wollenden Arbeit auf dem Hof, einzige Gesellschaft ein paar Hühner und ein alter Hund. Bis auf sporadische Begegnungen mit dem Nachbarsehepaar und einer alleinerziehenden Frau mit beeinträchtigter Tochter pflegt sie keine sozialen Kontakte. Nur Richard kommt hin und wieder vorbei, um nach ihr zu sehen.
Überzeugend, klar und mit viel Empathie beschreibt die Autorin Lindas Verzweiflung und ihre ohnmächtige Trauer, wie sie sich vernachlässigt, zu viele Tabletten schluckt – gegen Schlaflosigkeit, gegen die Schmerzen, gegen Depressionen – und lieber sterben als leben möchte.
Die Geschichte ist aus Lindas Sicht als Ich-Erzählerin geschrieben. Nur einmal wechselt sie die Perspektive, rutscht in die dritte Person, als Richard ihr von einer neuen Frau in seinem Leben erzählt, die ihn aus seiner Einsamkeit befreit.
Daniela Krien ist es wieder einmal gelungen, die Charaktere so authentisch und glaubhaft zu beschreiben, dass der Leser sich gut in Linda, aber auch in Richard hineinversetzen kann und mit ihnen mitfühlt. Sie schildert ohne Wertung, dass jeder seinen eigenen Weg und sein eigenes Tempo hat, mit Trauer umzugehen und ins Leben zurückzufinden.
Ein kluges Buch über ein schweres Thema, das den Leser am Ende trotz allem optimistisch bleiben lässt. Absolut lesenswert!


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Veröffentlicht am 02.12.2024

Ein Muss für jede Frau!

Das große Gynbuch
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Mit „Das große Gynbuch“ erhält die geneigte Leserschaft ein fast 500 Seiten starkes Buch, das sich mit dem weiblichen Körper beschäftigt. Es geht um die Anatomie des weiblichen Körpers, behandelt alle ...

Mit „Das große Gynbuch“ erhält die geneigte Leserschaft ein fast 500 Seiten starkes Buch, das sich mit dem weiblichen Körper beschäftigt. Es geht um die Anatomie des weiblichen Körpers, behandelt alle Themen von der ersten Menstruation bis hin zur Postmenopause sowie Krankheiten und Sexualität. Wer wäre geeigneter ein so umfassendes Werk zu schreiben als eine so erfahrene Gynäkologin und 5fache Mutter wie Prof. Dr. Mandy Mangler es ist. Unterstützt wird sie von Esther Kegelboom, mit der sie auch den Podcast „Gyncast“ gegründet hat sowie Regina Carstensen, Lektorin und Ghostwriterin, und Smilla Leßmann, die die hervorragenden Illustrationen zum Buch beigesteuert hat.
Man weiß inzwischen, dass die Medizin seit jeher auf Männer fixiert war, Medikamente und Behandlungen wurden überwiegend an Männern erforscht und getestet. Umso wichtiger ist dieses Buch, das sich ausschließlich mit dem weiblichen Teil der Menschheit beschäftigt.
Neben medizinischen Fakten erzählt Prof. Dr. Mangler auch aus ihrem Leben und dem ihrer Patientinnen, räumt mit Mythen auf und äußert sich auch zu Frauenfeindlichkeit und patriarchalischen Tendenzen in der Medizin. Sie schreibt klar und gut verständlich, so dass auch der medizinische Laie gut folgen kann. Obwohl es ein Sachbuch ist, ist „Das große Gynbuch“ unterhaltsam und lädt zum „Schmökern“ ein. Dank der sehr guten Gliederung und des ausgezeichneten Stichwortverzeichnisses eignet es sich hervorragend als Nachschlagewerk.
Ein absolut wichtiges und hilfreiches Sachbuch, das jede Frau in ihrem Bücherregal haben sollte. In meinem hat es jedenfalls einen festen Platz!

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Empathisch und klug

Kalte Füße
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In „Kalte Füße“ schreibt Francesca Melandri einen emotionalen Brief an ihren verstorbenen Vater, um den wahren Kern seiner Kriegserzählungen aufzudecken. Ihr Vater, Franco Melandri, kämpfte im Zweiten ...

In „Kalte Füße“ schreibt Francesca Melandri einen emotionalen Brief an ihren verstorbenen Vater, um den wahren Kern seiner Kriegserzählungen aufzudecken. Ihr Vater, Franco Melandri, kämpfte im Zweiten Weltkrieg gegen Russland, gehörte also als Teil der faschistischen Armee Mussolinis zu den Besatzern.
Auslöser für diese Auseinandersetzung war der Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Erst durch die Nennung von Orten bzw. Kriegsschauplätzen in der Berichterstattung wird ihr klar, dass ihr Vater als italienischer Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg in der Ukraine, nicht in Russland, war.
Unter dem Eindruck der aktuellen Situation, erinnert sie sich an die Erzählungen über die Kriegserlebnisse des Vaters in ihrer Kindheit, liest nochmals seine Bücher, in denen er über seine Kriegserfahrungen berichtet und versucht, zu ergründen, was er dort wirklich getan bzw. möglicherweise sogar verbrochen hat.
Francesca Melandri hat ein zu Herzen gehendes Vater-Tochter Buch geschrieben, was mich sehr berührt hat. Eine ganz andere Herangehensweise an das Thema Krieg als man es sonst kennt. Empathisch und klug analysiert sie glasklar und mutig, welche Verantwortung gegenüber einem bedrängten Land wir tragen. Sie empört sich zwar vor allem darüber, dass die italienische Politik und auch die Zivilgesellschaft so wenig Solidarität mit der Ukraine zeigen, aber vieles trifft natürlich auch auf Deutschland und auch andere Länder zu. Ein absolut lesenswertes Buch, das viel Stoff zum Nachdenken liefert.

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Veröffentlicht am 08.11.2024

Absolut lesenswert!

Die Wut, die bleibt
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Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim gemeinsamen Abendessen mit Mann und Kindern vom Tisch auf und stürzt sich scheinbar völlig grundlos vor den Augen der Familie vom Balkon in den Tod.
Fassungslos ...

Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim gemeinsamen Abendessen mit Mann und Kindern vom Tisch auf und stürzt sich scheinbar völlig grundlos vor den Augen der Familie vom Balkon in den Tod.
Fassungslos bleiben Lola, ihre zwei kleinen Brüder, ihr Stiefvater Johannes und Sarah, Helenes beste Freundin seit Schulzeiten, zurück.
Aus einem Schuldgefühl, Helene nicht richtig zugehört zu haben und um der Familie zu helfen, übernimmt Sarah Helenes Rolle, kümmert sich mit Lolas Unterstützung um Kinder und Haushalt. Johannes, Helenes Ehemann, überlässt Sarah und Lola die gesamte Care-Arbeit, kümmert sich nur um seinen Job und scheint ganz selbstverständlich davon auszugehen, dass dies nicht vorübergehend, sondern eine dauerhafte Lösung ist.
Abwechselnd aus Sicht von Lola und Sarah wird erzählt wie die beiden versuchen, mit ihrer Wut und ihrer Trauer klarzukommen. Beide hinterfragen auch, jede auf ihre Weise, die Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft.
Von Themen wie Überlastung, fehlender Unterstützung, Verständnis- und Hoffnungslosigkeit ist hier die Rede. Wieso bleibt auch im 21. Jahrhundert die Familien- und Carearbeit mehr oder weniger ausschließlich an Frauen hängen? Wieso werden Frauen nach wie vor in ein Leben gedrängt bzw. lassen sich in ein Leben drängen, das sie so nie gewollt haben?
Dieses Buch ist hochemotional und sehr intensiv, manchmal vielleicht auch etwas überspitzt bzw. sehr plakativ, liefert aber wichtige Denkanstöße. Wie kann es sich eine moderne Gesellschaft überhaupt noch leisten, eine Hälfte ihrer Bevölkerung so im Stich zu lassen? Höchste Zeit, aufzubegehren, laut zu sein, sich nicht kleinmachen zu lassen! Definitiv lesenswertes Buch!

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