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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2019

schleichende Gänsehaut

Das verlassene Haus
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* Dieses verfluchte Haus werden wir niemals verkaufen, Howard! Selbst mit der Zwangsvollstreckung ist es hoffnungslos. Du kannst der Bank mitteilen, dass sie sich eine andere Maklerin suchen soll. *

Doch ...

* Dieses verfluchte Haus werden wir niemals verkaufen, Howard! Selbst mit der Zwangsvollstreckung ist es hoffnungslos. Du kannst der Bank mitteilen, dass sie sich eine andere Maklerin suchen soll. *

Doch dann kommen die Spielmans auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Nach einigen familiären Problemen hoffen sie auf einen Neuanfang und kaufen das leerstehende, heruntergekommene Rawlingswood. Doch schon die Renovierung läuft schleppend, das Haus scheint ein Eigenleben zu haben und sperrt sich. Hunter merkt, dass seine Eltern immer nervöser werden und versucht mehr über Rawlingswood herauszufinden.

Ein altes Haus und seine Geschichte. Und ein sehr spannender Romanaufbau.

Als Einstieg findet man eine Übersicht der Familien incl. Info wann sie in Rawlingswood gelebt haben, sowie die Aufteilung des Erdgeschosses, 1. Stockwerks und des Dachbodens.

Die Geschichten der 5 Familien werden nicht chronologisch erzählt. Im Mittelpunkt steht die Gegenwart mit Hunter und seinen Eltern. Allerdings gibt es stetig Kapitelwechsel, die mit der jeweiligen Familie sowie der Jahreszahl perfekt gekennzeichnet sind.

Der Roman beginnt gemächlich. Durch die wechselnden Familien und dazugehörigen Personen musste ich tatsächlich ein paar Mal zur Übersicht zurückblättern, bis ich ganz drin war. Der Schreibstil von D. M. Pulley ist sehr angenehm und gut lesbar, vielleicht nicht immer ganz so flüssig, was meiner Meinung nach an der Übersetzung liegt, aber ab einem gewissen Punkt kann man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.

Was das Ganze so spannend macht, es bewegt sich immer ein wenig am Rand des Mystischen. Man weiß nicht so genau, was wirklich alles in diesem Haus passiert ist, ist es verflucht, waren es reine Zufälle, Urban Legends... und sind es die Geister der Toten, deren Schritte man auf dem Dachboden hört....

Man tappt lange im Dunkeln, ehe man der Wahrheit Stück für Stück näher kommt.

Diese 5 Familienschicksale sind spannend, unheimlich interessant und jede für sich, recht realitätsnah und bewegend.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

Geteilt durch zwei
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* Ich legte den Teppich auf seinen Platz zurück, und in diesem Moment wurde mir etwas klar: unter etwas Zugedecktem ist immer irgendwas. Und nie nichts. *

Eine Familienzusammenführung, die unter die Haut ...

* Ich legte den Teppich auf seinen Platz zurück, und in diesem Moment wurde mir etwas klar: unter etwas Zugedecktem ist immer irgendwas. Und nie nichts. *

Eine Familienzusammenführung, die unter die Haut geht.

Barbara Kunrath ist es gelungen ein sehr ernstes Thema in eine interessante Familiengeschichte zu packen, die oftmals schlucken lässt, aber nicht erdrückt.

Nadja ist bereits 40, als sie durch einen Zufall entdeckt, dass sie eine Zwillingsschwester hat. Obwohl mit der Tatsache, dass sie adoptiert ist, irgendwann recht offen umgegangen wurde, waren die näheren Umstände, ihre leibliche Mutter oder gar ihr Vater immer ein rotes Tuch. Jetzt hat sie eine Schwester, die ihr zum verwechseln ähnlich sieht und doch so ganz anders ist. Auch sie, obwohl bei der Tante großgeworden, weiß nicht viel über ihre Herkunft. Zusammen machen die beiden sich auf Spurensuche. Doch werden sie die Wahrheit verkraften?

Ich habe einen unterhaltsamen Familienroman erwartet, was er auf der einen Seite auch ist - doch er hat auch eine Tiefe, die mich überrascht hat. Die Geschichte ist vielschichtig und wird ab einem gewissen Punkt auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Gegenwart 2017 durch Nadja und in den 70-iger Jahren Corinna`s Geschichte aus der Sicht ihrer Schwester Sibille, der Vermieterin und dem Vater der Zwillinge. Das ist irgendwann so spannend, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag.

Barbara Kunrath erzählt sehr realistisch. Und das hat mir gut gefallen. Es ist nicht alles FriedeFreudeEierkuchen. Die beiden Schwestern spüren vor allem ihre Unterschiede, nähern sich nur langsam an.

Nadja, Pia und auch ihre Tante Sibille...ja, eigentlich die ganze Familie, sind schwierige, manchmal anstrengende und auch nicht immer sehr sympathische Charaktere. Das ist geschickt gemacht, ohne zäh zu werden oder dass der angenehm, flüssige Schreibstil darunter leidet. Allerdings bin ich nicht so richtig warm mit ihnen geworden, selbst bei Nadja fiel es mir oft schwer, so dass ich eher distanzierter Zuschauer blieb, wo bei einem emotionaleren Schreibstil, aufgrund der Vergangenheit, Tränen geflossen wären.

Fazit: Ein bewegender Roman, über die Suche nach den Wurzeln und Geheimnissen der Vergangenheit, der mich mit seiner Tiefe überrascht und begeistert hat.

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Veröffentlicht am 26.12.2019

Der Preis des Ruhms

Faded - Dieser eine Moment
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* "Ich nicht." Ich schüttle den Kopf. "Ich lasse mich nicht auf Musiker ein." Carly schnaubt. "Dann ist es ja gut, dass du nach Nashville gezogen bist." *

Wow, ich dachte bislang, ich könnte mit Nashville-Geschichten ...

* "Ich nicht." Ich schüttle den Kopf. "Ich lasse mich nicht auf Musiker ein." Carly schnaubt. "Dann ist es ja gut, dass du nach Nashville gezogen bist." *

Wow, ich dachte bislang, ich könnte mit Nashville-Geschichten nicht wirklich etwas anfangen... Julie Johnsen hat mich ganz schnell eines besseren belehrt. Tatsächlich habe ich nur aufgrund des Covers kurz reingelesen und war sofort angefixt, so dass mir der Klappentext im Grunde schon egal war.

Was "Faded" für mich so lesenswert und besonders macht, ist eine gewisse Authenzität. Realistische Dialoge und Figuren, die ins Geschehen passen und denen man ihre Rolle abnimmt; die toll gezeichnet sind und nicht zu übertrieben dargestellt. Da steckt viel Herzblut in jeder einzelnen Figur und das merkt man. Mir sind ganz viele der Randfiguren total unter die Haut gegangen, selbst wenn sie kaum "Auftritte" hatten.

Das Knistern zwischen Ryder und Felicity elektrisiert und die Romantik überzeugt. Die Autorin setzt auf Emotionen und Story und verzichtet auf ausschweifende, immer wiederkehrende Erotikszenen. Und wenn, sind sie passend und erfreulich angenehm. Das hat mir gut gefallen.

Julie Johnson hat einen tollen, modernen und bildhaften Schreibstil, der Emotionen hervorragend transportiert ohne sie groß und dramatisch ausschmücken zu müssen. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Felicity und Ryder. Man liest genau was abläuft, findet es bedenklich, hat trotzdem Hoffnung und steuert doch genauso offenen Auges auf die Katastrophe zu.

Und ja, natürlich erfindet auch Julie Johnson das Rad nicht neu, aber ihre Geschichte ist unterhaltsam und bewegend und überzeugt durch ihre sehr menschlichen Figuren.

Fazit: Ein Roman aus der Musikszene, der mich gepackt und emotional berührt hat. Ich habe für mich eine tolle neue Autorin entdeckt und warte schon mit Spannung auf den 2. Teil.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Düster, melancholisch, erdrückend

Melmoth
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* "Brennen die Flammen weniger heiß, weil sie gerecht sind? Ist das Messer stumpf, nur weil der Stich zu Recht geschieht? Glaubst du, du würdest weniger leiden, nur weil du gesündigt hast?" *

Keine leichte ...

* "Brennen die Flammen weniger heiß, weil sie gerecht sind? Ist das Messer stumpf, nur weil der Stich zu Recht geschieht? Glaubst du, du würdest weniger leiden, nur weil du gesündigt hast?" *

Keine leichte Kost, der neue Roman von Sarah Perry und auch kein Roman, den man in eins wegliest.

Es geht um Schuld und Sühne, Verrat, die Last des Gewissens und Vergebung. Dabei gibt es nicht nur einen Handlungsort und eine Geschichte, die Briefe und Tagebuchauszüge entführen ins England des 17. Jahrhunderts, ins Tschechien der Nazizeit, nach Manila und Kairo. Und immer geht es um ungeheuerliche Vergehen, Menschen, die schwere Schuld auf sich geladen haben.

Diese Geschichten gingen mir zum Teil dermaßen unter die Haut... da zeigt sich das ganze Können der Autorin. Sie erzeugt eine wahnsinng beklemmende, aber auch emotionale Atmosphäre, die Gänsehaut durch eigentlich schlichte, oftmals sehr distanzierte Erzählungen erreicht.

Das funktionierte für mich in der Gegenwart nicht immer. Helens Passagen vermochten mich anfangs nicht unbedingt zu fesseln. Prag ist düster, melancholisch und erdrückend. Es gibt keinen Hoffnungsfunken, keinen Lichtschimmer jedweder Art, selbst im Momenten der "Heilung", nahm die Schwere keinen Jota ab.

Und Sarah Perry`s Schreibstil ist gemächlich. Er hat seine eigene Form und wechselnden Takt. Die Charaktere sind vom Leben gebrochene Personen, sehr individuell, menschlich, aber auch selten sympathisch. Es ist schon oft ein sehr schmaler Grad, der sehr zum Nachdenken über den Abgrund in jedem von uns anregt.

"Melmoth" ist ein Roman, der mich lange beschäftigt hat. Nicht nur, weil ich ein paar Tage länger zum Lesen brauchte. Es gab kurze Strecken, durch die ich mich fast quälen musste, andere Passagen wiederum haben mich dermaßen beeindruckt und mitgenommen.... Und je länger ich es sacken lasse, desto intensiver wirkt er nach.

Fazit: Kein Mainstream und mit Sicherheit auch nicht jedermanns Geschmack. Man sollte bereit sein, sich auf die melancholische, düstere Grundstimmung, den gemächlichen Schreibstil und seine Personen einzulassen. Ein atmospärisch dichter Roman für lange, dunkle Winterabende....

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Veröffentlicht am 22.12.2019

Faszinierende, düstere Märchen

Die Sprache der Dornen
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* Dunkle Dinge haben eine Art durch feine Ritzen zu gelangen... * (Die Hexe von Duwa)

Eine Märchen-CD, die man wieder und wieder hören möchte.

5 Märchen aus der Feder von Leigh Bardugo, mal länger, mal ...

* Dunkle Dinge haben eine Art durch feine Ritzen zu gelangen... * (Die Hexe von Duwa)

Eine Märchen-CD, die man wieder und wieder hören möchte.

5 Märchen aus der Feder von Leigh Bardugo, mal länger, mal kürzer, aber immer mit einer faszinierenden, düsteren Atmosphäre, die einen in fremde Welten entführt und dort gnadenlos gefangennimmt.

Der besondere Clou, in jeder Geschichte finden sich Spuren bekannter Märchen, wie Hänsel und Gretel in "Die Hexe von Duwa", Der Nussknacker in "Der Soldatenprinz" oder Arielle in "Als das Wasser das Feuer ersang". Doch davon sollte man sich nicht in die Irre führen lassen und das hat mir besonders gefallen; weil es nur minimal durchblitzt; Leigh Bardugo`s Märchen jedoch völlig eigenständig und unheimlich ideenreich und fantasievoll sind. Jedes Ende lässt einen überrascht, nachdenklich oder auch mal schockiert zurück. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Meine beiden Lieblingsmärchen sind "Die Hexe von Duwa", dessen Ende mich so eiskalt erwischt hat, dass ich es gleich nochmal mit anderen "Augen" hören musste und "Der Soldatenprinz", der ein wenig an die Automatengeschichten der alten Meister oder Zafon erinnert und doch ganz anders ist.

Ich kannte weder die Autorin noch ihre Krähen-Saga oder die Grisha-Reihe. Und ich finde, das muss man auch nicht unbedingt, denn "Die Sprache der Dornen" kann für sich alleine stehen. Ich hatte nie das Gefühl, dass mir Informationen oder Hintergründe gefehlt haben.

Den Sprecher Frank Stieren kannte ich schon aus diversen Produktionen und war gespannt, wie er sich als Märchenonkel macht. Ich glaube, eine bessere Besetzung hätte man nicht finden können. Fantastisch! Seine Stimme versetzt einen in fremde Welten und transportiert die Atmosphäre und Emotionen hervorragend. Und auch die nicht immer ganz einfachen Namen liest er mit einer tollen Betonung.

Fazit: Düstere, faszinierende Märche, die ich immer und immer wieder hören kann. Grade für dunkle Jahreszeit ein absolutes Hörvergnügen.

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