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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2020

Dem Familiengeheimnis auf der Spur

Je länger die Nacht
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* Das Watergate Museum of Fine Arts ragte in der flachen Landschaft vor ihnen auf. Mags kniff die Augen zusammen. Vom Parkplatz aus sah es so aus, als hätte ein Riese einen Haufen Würfel auf der Wiese ...

* Das Watergate Museum of Fine Arts ragte in der flachen Landschaft vor ihnen auf. Mags kniff die Augen zusammen. Vom Parkplatz aus sah es so aus, als hätte ein Riese einen Haufen Würfel auf der Wiese verstreut. *

Band 4 der Wolfühl-Krimihappen, bei dem es diesmal mehr um Kunst und Familie geht und die Gärten dabei ein klein wenig in den Hintergrund rücken. Tatsächlich wird endlich das Geheimnis um Mags Mutter gelüftet und das hat mich auf ganzer Linie überrascht.

In Mags Leben scheint grade alles in die richtigen Bahnen zu laufen, denn Sam ist zu ihr in die Gärtnerei gezogen. Nur der Unfall ihres Vaters und das Geheimnis um die Mutter, lässt sie nicht zur Ruhe kommen.

Plötzlich taucht ein anonymer Brief auf, der besagt, dass es kein Unfall sondern Mord war. Und bei einem Besuch im Watergate Museum spricht Mags jemand mit dem Namen "Anna" an, um dann panisch vor ihr zu fliehen. Als sie ihn am nächsten Tag zur Rede stellen will, finden sie ihn tot in seinem Büro. Der Mensch, der höchstwahrscheinlich ihre Mutter gekannt hat, wurde ermordet. Aber so schnell gibt Mags nicht auf.

Die Spurensuche ist sehr interessant und spannend. Und auch dieser Teil lebt von seiner tollen Wohlfühlatmospäre, recht unblutigem Krimiplot und seinen sympathischen, liebenswerten Charakteren. Man trifft alle alten Bekannten wieder, wie Sergeant Mary Shifter, Inspector Eric Johnson und natürlich Miss Clara und Jim.

Die Romane sind mit ihren rund 230 Seiten recht schlank und haben wunderschöne, aufeinander abgestimmte Cover. Perfekt für die kleine Auszeit.

Fazit: Ein weiterer toller Cozy Krimi mit einer sympathischen Heldin und atemberaubend schönem Setting. Ich liebe diese Cornwall-Serie und freue mich nicht nur auf den 5. Band, sondern hoffe auf viele weitere.

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Veröffentlicht am 07.02.2020

1 Jahr im Leben von Blue, Delphine und Midge...

Die Frauen von Richmond Castle
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… und viel verschenktes Potential.

* "Wenn du schon so besorgt um ihn bist, Blue, dann versuch es doch mit ihm!", schlug Merrigan mit einem boshaften Lächeln vor. "Was er sagt, stimmt ja, er kommt aus ...

… und viel verschenktes Potential.

* "Wenn du schon so besorgt um ihn bist, Blue, dann versuch es doch mit ihm!", schlug Merrigan mit einem boshaften Lächeln vor. "Was er sagt, stimmt ja, er kommt aus einer guten Familie. Und er würde dich arbeiten lassen." *

3 Frauen - 1 Jahr.

"Die Frauen von Richmond Castle" ist in 5 Abschnitte unterteilt: Sommer, Herbst, Winter, Frühling, Sommer und wird wechselnd aus Sicht von Blue, Delphine und Midge erzählt. Drei sehr unterschiedliche Frauen. Während Midge, Blues Stiefmutter, mit ihrer eigenen Unsicherheit und ihrem Platz an der Seite ihres beliebten Mannes, zu kämpfen hat, verkündet der wiederum in einer Schnapslaune, auf dem Geburtstag seiner Tochter, sie würde sich aufgrund anonymer Briefe, in denen man um sie werben könne, im nächsten Jahr an dieser Stelle verloben. Doch Blue hat ganz andere Ziele. Sie möchte arbeiten und träumt von einer Karriere als Journalistin. Die Dritte im Bunde ist Delphine, die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann, liebevoll von der Familie aufgenommen wird.

500 Seiten und spannende Themen - habe ich gedacht.

Ich hatte noch nichts von Tracy Rees gelesen, aber meine Erwartungen waren allein vom Hörensagen recht hoch. Vielleicht ist dies ein eher schwächerer Roman von ihr - so richtig überzeugen konnte er mich nicht, aber ich würd dennoch gern mehr von ihr lesen.

Hier fehlte es mir an Tiefe, Emotionen und dem Flair der Zeit. Der Roman spielt 1925 und die junge Blue ergattert einen Vertretungsjob als Journalistin. Sie arbeitet ein halbes Jahr dort - zu der Zeit eine Männerdomäne. Leider erfährt man nur oberflächlich von ihrer Arbeit; keine Recherchen und auch nicht wirklich, wie sie sich dort behauptet. Es scheint allein einen Kollegen zu geben, der eine große Klappe hat. Schade, grade dieses Thema hätte so viel Potential gehabt.

Ähnlich erging es mir mit Delphine und ihrem Ehemann.... Allein Midge hat mich sehr bewegt. Die übrigen Charaktere sind sympathisch, trotzdem sind sie mir nicht nahe gekommen, ich habe keinen wirklichen Zugang zu ihnen gefunden.

Es gab Szenen, die haben mich abgeholt, doch der Rest plätscherte eigentlich so vor sich hin und zog sich oft relativ ereignislos in die Länge.

Wahrscheinlich sollen die kurzen Schlagzeilen um Blue`s Verehrer und ihre Briefe, die Geschichte auflockern, aber das gelingt nur bedingt. Es fehlt die Leichtigkeit und das Augenzwinkern. Dabei ist Tracy Rees Schreibstil sehr angenehm und flüssig.

Alles in allem war der Roman nett und schnell ausgelesen, aber er wird mir wohl nicht lange in Erinnerung bleiben. Dennoch bin ich sehr gespannt auf ihre älteren Romane.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

solider, atmosphärischer Krimi

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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* Alle Schubladen waren herausgezogen, vieles umgekippt, ein jähes Durcheinander, du hast es selbst gesehen. Aber ich hatte den Eindruck, dass derjenige, der das getan hat, gar nichts gesucht hat. Vielmehr ...

* Alle Schubladen waren herausgezogen, vieles umgekippt, ein jähes Durcheinander, du hast es selbst gesehen. Aber ich hatte den Eindruck, dass derjenige, der das getan hat, gar nichts gesucht hat. Vielmehr kam es mir vor, als hätte jemand versucht, das Bild eines Einbruchs nachzustellen, ohne im Grunde zu wissen, wie sowas aussieht. *

Der zweite Fall für Karen Eiken Hornby. Eigentlich noch krankgeschrieben, nutzt sie die Gelegenheit, an den Feiertagen ihrer Mutter und Freunden zu entkommen, um für eine Ermittlung nach Doggerland zu reisen. Der kleinen Insel, auf der noch heute ein Teil ihrer Familie wohnt - der Teil, für den man seine Hand nicht ins Feuer legen würde.

Ja, das Privatleben, Freunde und Familie, nimmt sehr viel Raum ein. Mir hat das auf der einen Seite schon irgendwie gefallen, denn Karen und ihre Art wächst einem schnell ans Herz und ihr Umfeld ist sehr interessant, allerdings bremst es den Krimipart ganz schön aus. Dessen sollte man sich bewusst sein.

"Doggerland - Tiefer Fall" ist so gesehen ein Art Wohlfühlkrimi, mit einer unheimlich dichten Atmosphäre und sehr bildhaften Schilderungen von Land und Leuten. Der Krimipart ist glaubwürdig, solide und überrascht am Schluss, aber er steht nicht immer im Vordergrund und die Ermittlungen laufen auch eher gemächlich. Dafür geht es auch hier sehr detailliert zu. So erfährt man, welche Spuren die Ermittler auf einen Mord, statt, wie erst angenommen, einen Unfall schließen lassen u.ä. Und auch das Banden- und Familiengeflecht sowie das ganze zwischenmenschliche und Miteinander auf dieser kleinen Insel, hat mir richtig gut gefallen.

Maria Adolfsson hat starke, authentische Charaktere erschaffen und mit Doggerland einen fiktiven Kosmos in der Nordsee, der außergewöhnlich und doch so real erscheint, dass man ganz oft vergisst, dass diese Inselgruppe nicht wirklich existiert.

Fazit: Eine entspannte, solide Krimi-Reihe, die trotz des Privatlebens unabhängig voneinander gelesen werden kann (ich bin z.B. mit dem zweiten Band begonnen) und mit seiner Umgebung und Charakteren punktet.
Einziges kleines Manko für mich, die Schrift ist ungewöhnlich klein, das hätte mich fast abgeschreckt - zum Glück nur fast.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Trauer, Verlust und ein Lichtblick

Marianengraben
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* Wäre Sehnsucht eine olympische Disziplin, ich hätte uns längst Gold geholt. *

Sascha Lobo bringt es auf den Punkt Denn Jasmin Schreiber beweist allen grade das Gegenteil.

Die Autorin arbeitet ehrenamtlich ...

* Wäre Sehnsucht eine olympische Disziplin, ich hätte uns längst Gold geholt. *

Sascha Lobo bringt es auf den Punkt <> Denn Jasmin Schreiber beweist allen grade das Gegenteil.

Die Autorin arbeitet ehrenamtlich als Sterbebegleiterin und Sternenkinderfotografin und das fließt hier mit ein. Das ist es, was diesen Roman, trotz aller Schrulligkeit des alten Herrn, so authentisch und greifbar macht. Man kann es gar nicht richtig in Worte packen.

Es geht um Verlust, Schuldgefühle und Depressionen, aber auch ums Weitermachen, wieder aufstehen und die letzte Reise.

Paula hat ihren kleinen Bruder Tim verloren und trifft nachts auf dem Friedhof auf Helmut, der grade seine Helga ausbuddelt, um sie in den Bergen zu verstreuen. Helmut ist alt, ein Eigenbrötler und nur bedingt sozial kompatibel. Aber vielleicht ist es genau das, was Paula grade braucht. Den beiden steht auf jeden Fall eine abenteuerliche Reise bevor.

Ich habe mitgefühlt und mitgelitten, aber, und das ist das Schöne, auch ganz oft vor mich hin geschmunzelt. Und der Humor ist nicht aufgesetzt, sondern ergibt sich einfach so.

Jasmin Schreiber hat einen herausragenden Schreibstil; sehr tiefsinnig, dabei oft humorvoll und er lässt einen nachdenklich innehalten.

Auch die Charaktere haben mir unheimlich gut gefallen. Paula, in die sich wahrscheinlich jeder hineinversetzen kann und Helmut, der sich nur schwer hinter seine Fassade blicken lässt und den man trotz all seiner Härte und Schrulligkeit, irgendwie lieb gewinnt.

Fazit: Es gibt solche Bücher, die möchte man einfach jedem ans Herz legen. "Marianengraben" ist eins davon und meine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 02.02.2020

perfektes Flair der 30iger Jahre - Charaktere noch etwas oberflächlich

Die Galerie am Potsdamer Platz
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* " Du glaubst also, dass Kunst elitär, dekorativ und bedeutungslos ist?" Sie grinste, und ihre Augen leuchteten herausfordernd. "Das Leute ohne Geld nur materielle Bedürfnisse haben und sich geistig nicht ...

* " Du glaubst also, dass Kunst elitär, dekorativ und bedeutungslos ist?" Sie grinste, und ihre Augen leuchteten herausfordernd. "Das Leute ohne Geld nur materielle Bedürfnisse haben und sich geistig nicht weiterentwickeln möchten? Ist deine Ansicht nicht.... elitär?" *

Berlin 1930: Alice Waldmann reist von Wien in die deutsche Hauptstadt, um ihre Großmutter Helena mit dem Tod ihrer Tochter zu konfrontieren, die sie einst verstossen hat. Doch auch Alice trifft auf ihre eiskalte Schulter. Nur die Brüder ihrer Mutter nehmen sie herzlich auf und überreden sie zu bleiben. Sie verliebt sich in den undurchsichtigen Deutsch-Iren John, entdeckt ihre Liebe zur Fotographie und erfährt, dass ihre Familie einst eine renommierte Kunstgalerie besessen hat, die ihre Onkel wiedereröffnen wollen....

Der Debutroman von Alexandra Cedrino spielt vor dem Hintergrund der Nachwehen des 1. Weltkrieges, dem neuen Lebensgefühl, aber auch dem Aufstreben der nationalsozialistischen Partei. Dabei fängt sie die Kunstszene, das Berliner Flair der 30iger Jahre und die politische Stimmung perfekt ein.

Der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen, flüssig, klar, schnörkellos und doch sehr bildhaft, transportiert er das damalige Flair hervorragend und lässt einen eintauchen in die Club- und Kunstszene, doch man spürt auch die schleichend wachsende Macht der Nazis.

Nicht ganz so überzeugen konnten dagegen die Charaktere. Die sind teilweise noch recht oberflächlich gestaltet. Mir fehlte es an Tiefe und Emotionen. Ich hoffe, dass sich das im zweiten Teil ändert. Das hat mich, ehrlich gesagt, auch ein wenig überrascht, da nirgends ersichtlich war, dass es sich um einen Mehrteiler handelt. Der Roman ist jetzt nicht wirklich abgeschlossen, aber er hat ein Ende, mit dem man leben kann, wenn man nicht weiterlesen möchte.

Fazit: Ein gelungener Debutroman mit kleinen Schwächen, aber sehr interessanten Themen, der mich gut unterhalten hat. Ich bin gespannt wie es weitergeht.

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