Der Name ist Programm...
Liebe ist gewaltigEher zufällig bin ich auf „Liebe ist gewaltig“ gestoßen. Ein Titel, der sofort hängen bleibt und neugierig macht. Der Klappentext tat sein Übriges, also zog das Buch kurzerhand in meine Tasche und mit ...
Eher zufällig bin ich auf „Liebe ist gewaltig“ gestoßen. Ein Titel, der sofort hängen bleibt und neugierig macht. Der Klappentext tat sein Übriges, also zog das Buch kurzerhand in meine Tasche und mit mir nach Hause ◡̈Gleich vorweg: Der Name ist Programm.
Claudia Schumacher schreibt mit einer Direktheit, die mitten ins Mark trifft. Der Stil ist ungeschönt, roh und gleichzeitig feinfühlig genug, um die enorme Verletzlichkeit der Protagonistin Juli greifbar zu machen. Man möchte meinen, Liebe (besonders die einer Familie) sei bedingungslos und ehrlich. Doch Juli muss erfahren, dass es auch das Gegenteil davon gibt. Sie erzählt eine Geschichte, in der Gewalt und Narzissmus die Familie beherrschen und schließlich alles zerstören.
Juli verändert sich im Laufe der Erzählung: Sie wächst, ringt mit sich, bricht auf, aber die Narben bleiben. Interessant war für mich, dass meine Verbundenheit zu ihr schwankte. Mal war mir Juli nah, mal fremd, was jedoch keineswegs störte. Diese Ambivalenz spiegelte ihre eigene innere Zerrissenheit wider.
Die letzten hundert Seiten waren schließlich eine echte Achterbahnfahrt. Das Tempo nimmt zwischendurch ab, nur um dann umso vehementer wieder Fahrt aufzunehmen. Ich sah das Unheil kommen und hatte mir doch etwas anderes für Juli gewünscht.
Fazit: „Liebe ist gewaltig“ ist ein intensiver, erschütternder und zugleich zutiefst menschlicher Roman, der lange nachhallt. Ein Buch, das wehtut, aber gerade deshalb so wichtig ist.