Profilbild von MartinS

MartinS

Lesejury Star
offline

MartinS ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MartinS über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2021

Augen auf und die Natur sehen

Mikroorgasmen überall
0

Der Titel ist Programm, auch wenn man vielleicht etwas anderes erwarten würde, andererseits hilft das Cover beim verstehen des Titels. Und irgendwie ist das Wortspiel auch genial. Dominik Eulbergs Buch ...

Der Titel ist Programm, auch wenn man vielleicht etwas anderes erwarten würde, andererseits hilft das Cover beim verstehen des Titels. Und irgendwie ist das Wortspiel auch genial. Dominik Eulbergs Buch handelt von der Natur vor unserer Haustür und wenn man die Augen öffnet wird man keine Löwen, Tiger oder Elefanten sehen. Man muss schon genauer hinsehen um die heimische Natur zu sehen und so behandelt Mikroorgasmen überall Tiere von der Größe des Rothirschs bis hin zum Bärtierchen, das man kaum mit bloßem Auge erkennen kann. Und manche von Eulbergs Beobachtungen können durchaus zu kleinen Freudentänzen führen, wenn man sie selbst erleben kann, wie etwa den Flug der Kraniche, das Leuchten der Glühwürmchen oder die interessanten Fähigkeiten von Pflanzen und Pilze (wobei man da noch genauer hinsehen muss, als bei Tieren).
Eulberg hat Ökologie mit dem Schwerpunkt Naturschutz studiert, engagiert sich für naturnahe Forstwirtschaft und ist Autor von Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften, sowie Produzent (dessen Label, Apus apus, nach dem Mauersegler benannt ist) von Minimaltechno (was aber nicht meinen Musikgeschmack trifft, weshalb ich Dominik Eulberg auch eher aus diversen Naturdokumentationen kenne), aber auf youtube und spotify findet man einige seiner Tracks.

Seine Musik kann ich nicht beurteilen (weil sie meinen Geschmack nicht trifft) aber über sein Buch kann ich mich äußern. Und er lädt zum Schwärmen ein. Schon das Cover lädt zum Entdecken ein und macht neugierig auf den Inhalt, zumal vermutlich nur ein Bruchteil der zu sehenden Tiere bekannt sein dürften. In kurzen Kapiteln bringt er uns die Heimat näher und lädt ein mit offenen Augen durch die Gegend zu gehen (und das funktioniert auch in der Stadt).
Jedes Kapitel wird mit einer Illustration der Cramers Gallery of Nature eingeleitet. Manche Kapitel befassen sich mit einem Tier oder einer ganzen Gruppe (an Tieren, Pflanzen und Pilzen). Man könnte denken, dass man aufgrund der Kürze der Kapitel mit Wissen erschlagen wird, aber so ist das nicht. Tatsächlich bekommt man eher den Eindruck sich mit sympathischen Audioguide in der Natur zu befinden und eigene Entdeckungen zu machen.
Dominik versteht es wissenschaftliche Fakten mit seinen eigenen Erfahrungen zu verbinden und macht dem Leser das Wissen noch leichter zugänglich. Und diesem dürstet danach das gelesene auch in der Natur zu sehen. Augen auf!

Ein wunderschönes Buch für jeden der die Natur liebt und mehr über seine Bewohner erfahren möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 26.05.2021

Frauenpower im 19. Jahrhundert

Gegen jedes Gebot
0

Gegen jedes Gebot ist die Fortsetzung von Gegen die Spielregeln und der zweite Band mit Alessa Arlington. Der Schauplatz ist ein anderer, aber das spielt keine Rolle, ebenso wenig, dass die Haauptpersonen ...

Gegen jedes Gebot ist die Fortsetzung von Gegen die Spielregeln und der zweite Band mit Alessa Arlington. Der Schauplatz ist ein anderer, aber das spielt keine Rolle, ebenso wenig, dass die Haauptpersonen wechseln und wichtige Personen aus dem Vorgänger keine oder nur noch eine geringe Rolle spielen. Das bedeutet auch, dass es keine Weiterentwicklung der Liebesgeschichte zwischen Alissa und ihrem Indianer gibt, jedenfalls nicht so wie man es erwarten würde. Das bedeutet allerdings auch, dass es keine Romanze gibt, die von der eigentlichen Handlung ablenkt.
Mir hat der Anfang besonders gefallen, da ich die Idee des Bierraubs als sehr unterhaltsam und ungewöhnlich empfand. Dass das nur der Aufhänger war, ist natürlich irgendwann ersichtlich, aber es bleibt spannend. Und ebenso wie im Vorgänger wird ein Sittenbild der damaligen Zeit geschildert, natürlich mit einer weiblichen Heldin, die anders ist als man es für ihre Zeit vermutet (und die es vermutlich nicht gegeben hätte, wäre der Krimi 1874 geschrieben worden).
Gegen jedes Gebot ist ein unterhaltsamer viktorianischer Krimi, mit einer spannenden, wendungsreichen (und vielseitigen) Handlung und interessanten Persönlichkeiten (fiktiv und real). Mit ein paar Charakteren aus London gibt es ein Wiedersehen, andere leben nur in der Erinnerung weiter, aber es gibt Platz für neue Bekanntschaften und es geht weiter wie bisher: Alessa Arlington ermittelt ... und wie es bei Hobbydetektiven (und -detektivinnen) der Fall ist gerät sie in Gefahr ....
Tatsächlich hat mir Gegen jedes Gebot besser gefallen als Gegen die Spielregeln, aber im Großen und Ganzen hoffe ich, dass die Krimis fortgesetzt werden. Es müssen nicht immer männliche Charaktere sein, die im 19. Jahrhundert ermitteln, auch Frauen dürfen und sollten das. Und bedenkt man ihre Stellung damals stellen sie wohl auch die interessanteren Protagonisten dar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2021

Musik, Mord und Becherovka

Die letzte Sinfonie
0

Nach Der blauen Pomander ist das der zweite Fall mit den Ermittlern des Sebastian Clubs, den ich gelesen habe. Insgesamt ist das bereits der vierte aus der Reihe.
Mir gefallen die Ermittler des Clubs. ...

Nach Der blauen Pomander ist das der zweite Fall mit den Ermittlern des Sebastian Clubs, den ich gelesen habe. Insgesamt ist das bereits der vierte aus der Reihe.
Mir gefallen die Ermittler des Clubs. Irgendwie schafft es die Autorin auf der einen Seite einen spannenden Fall zu kreieren, auf der anderen Seite haben die Ermittler auch etwas gemütliches. Zudem passt das Ensemble (der Club) gut zusammen, sie harmonieren gut. Wer klassische Krimis ohne psychisch gestörte Ermittler mit gravierenden privaten Problemen liebt wird seine Freude am Sebastian Club haben. das eine oder andere Problem existiert zwar, was die Ermittler noch sympathisch macht, aber der Kriminalfall steht im Vordergrund.
Es ist nicht zwingend notwendig die vorangegangenen Bände zu kennen, Lücken werden schnell erklärt, so dass man nicht das Gefühl bekommt etwas verpasst zu haben (andererseits schadet es natürlich nicht wenn man die Vorgänger liest). Die letzte Sinfonie entführt u. a. nach Karlsbad, in dem man sich aufgrund der Beschreibung schnell zurecht findet und neben dem Flair vergangener Zeiten auch etwas Fernweh hervorbeschwört. Musik, Mord und Becherovka (auch wenn er damals anders hieß...) das ist Die Letzte Sinfonie.
Sympathische Ermittler in einem spannenden abwechslungsreichen Fall aus der Welt des Orchesters.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2021

Was man mit offenen Augen sehen könnte

Heimat Natur
0

Nach DIE WIESE ist HEIMAT NATUR das zweite Buch von Jan Haft und wie der Vorgänger gibt es auch einen Film dazu. Das aber nur nebenbei.
Jan Haft zeigt ins einem Buch (und im Film) verschiedene Lebensräume ...

Nach DIE WIESE ist HEIMAT NATUR das zweite Buch von Jan Haft und wie der Vorgänger gibt es auch einen Film dazu. Das aber nur nebenbei.
Jan Haft zeigt ins einem Buch (und im Film) verschiedene Lebensräume unserer Heimat, von den Alpen bis zu den Küsten von Ost- und Nordsee. Er zeigt bekannte Tiere und Pflanzen und solche, die kaum oder gar nicht bekannt sind (von diversen gruselig aussehenden Weberknechten las ich zum ersten Mal, wie etwa den Schneckenkanker, der sich, wie man es vermuten kann, von Schnecken ernährt). Jan Haft geht aber auch auf die Lebensräume ein, erzählt von vergangenen Zeiten und von der Entstehung von Gebirge und Wald. Dabei kratzt er nur an der Oberfläche, aber anders ist es nicht möglich, denn Deutschland hat soviel mehr zu bieten als Städte (und selbst die darf man als Lebensraum für Tiere und Pflanzen nicht unterschätzen, aber um die geht es in HEIMAT NATUR nicht). Jan Haft zeigt die Schönheit unseres Landes, steckt mit seiner Begeisterung an und verführt dazu, die Natur mit anderen Augen neugierig zu betrachten.
Das Buch zeigt in Wort und Bild was uns umgibt und was wir entdecken können, was wir wollen. Jan Haft will begeistern und das schafft er (nicht nur mit seinen Büchern, auch seine Filme sind immer wieder Highlights und gern gesehen). Doch neben all der Schönheit zeigt er auch die Schattenseiten, denn nicht alles ist Friede. Freude, Eierkuchen, denn trotz zahlreicher Umweltschutzmaßnamen ist unsere Heimat bedroht.
Es ist ein bisschen Zuckerbrot und Peitsche, erst wird die Schönheit gepriesen und gezeigt, was man alles entdecken kann (und man kann viel entdecken, man muss nur die Augen öffnen …), dann werden die Schattenseiten der menschlichen Existenz in den Raum geworfen. Nicht mahnend, die Tatsachen sprechen für sich.

HEIMAT NATUR ist ein Buch wie man es von Jan Haft erwartet. Lesenswert für all jene, welche die Heimat entdecken wollen und nur einen kleinen Anstupser brauchen.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Nicht mein Fall

Der Pferdeversteher
0

Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich das Buch gelesen habe. Ich reite nicht und eine besondere Begeisterung für Pferde habe ich auch nicht. Den Pferdeversteher kannte ich vorher auch nicht, da es Sendungen ...

Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich das Buch gelesen habe. Ich reite nicht und eine besondere Begeisterung für Pferde habe ich auch nicht. Den Pferdeversteher kannte ich vorher auch nicht, da es Sendungen sind, die ich nicht anschaue. Aber ich habe das Buch gelesen und ich habe schon oft Autobiografien und Erfahrungsberichte von mir unbekannten Menschen gelesen, man ist ja neugierig.
Der Pferdeversteher: Wie ich zum Horseman wurde und was Sie daraus lernen können ist ein Buch von dem ich nicht weiß, was ich halten soll. Es hat interessante Aspekte, die ich gerne gelesen habe und die sich um die Arbeit mit den Pferden und eigentlich alles was mit den Tieren zu tun hat (abgesehen zu den Tipps zum Pferdetraining, das fand ich etwas zu wenig und oberflächlich, das hätte man auch weglassen können). Die Person Uwe Weinzierl dagegen fand ich weniger interessant, zumal ich mich gefragt habe warum er diverse Zeitsprünge macht. Erst erzählt er Geschichten aus seinem leben, danach folgen Pferdegeschichten, die etwas später stattgefunden hatten. Hier hat mir der rote Faden gefehlt.
Ich hatte den Eindruck dass die Seitenzahl dem Erzähldrang entgegenwirkte. Uwe Weinzierl wollte viel erzählen, hatte aber nur wenige Seiten zur Verfügung. Und dadurch, dass dieses Buch viele Aspekte behandelte (die Person Uwe Weinzierl, die Pferde, die Arbeit mit den Pferden) kamen sie alle zu kurz.
Vielleicht muss man aber auch selber einen Bezug zu Pferden haben um Spaß an diesem Buch zu haben.
Wie gesagt, das was ich interessant fand, kam zu kurz und der Rest …