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Veröffentlicht am 01.05.2025

Einmal Polizist, immer Polizist

Salute - Der letzte Espresso
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Der Gast im kleinen Café von Paul Zeitler hat seinen Espresso ausgetrunken und sitzt nicht mehr an seinem Tisch. Doch es handelt sich keineswegs um einen Zechpreller, denn Paul findet ihn kurz darauf im ...

Der Gast im kleinen Café von Paul Zeitler hat seinen Espresso ausgetrunken und sitzt nicht mehr an seinem Tisch. Doch es handelt sich keineswegs um einen Zechpreller, denn Paul findet ihn kurz darauf im Waschraum – tot. Der ehemalige Hauptkommissar möchte nur sein kleines Café führen und nichts mehr mit Polizeiarbeit zu tun haben. Doch schnell stellt er fest, dass dies nicht ganz den Tatsachen entspricht. Commissario Lanza, der den Fall übernimmt, ist wenig erfreut darüber und sieht in Paul einen Verdächtigen. Nicht ganz grundlos, denn mitunter benimmt sich Paul schon etwas seltsam.

Friedrich Kalpenstein, Autor der Reihen um Kommissar Tischler und um Herbert, beginnt mit „Der letzte Espresso“ eine neue Reihe. Band 2 ist zwischenzeitlich erschienen, Band 3 ist angekündigt.
Mich hat das auffällige Cover aufmerksam gemacht. Espressi und Zeitung weisen eindeutig auf den Inhalt.

Der Autor entführt seine Leser nach Bardolino, einem kleinen Ort am Gardasee, der für Paul Zeitler eine neue Heimat geworden ist. Viel Lokalkolorit führt zu einer kleinen Auszeit in Italien, insbesondere dann, wenn man schon einmal in diese Gegend gereist ist.

Die Protagonisten sind detailliert beschrieben und gut vorstellbar. Zeitler und Lanza sind beide kompetente Ermittler, was natürlich für Konflikte sorgt, genauso wie die Tatsache, dass Zeitler nur wenig Italienisch spricht. Der Schreibstil ist flüssig, kurze Kapitel mit passenden Titeln machen das Lesen angenehm.

Fazit: eine unterhaltsame Auszeit am Gardasee

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Veröffentlicht am 01.05.2025

Tod an Allerseelen

Die Meranerin
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Einen Tag vor Beginn der Dreharbeiten zu einem neuen Film wird die Schauspielerin Silvia Berger getötet. Der Fundort ist nicht der Tatort, was die beiden Ermittlerteams um Lukas Farner und Giovanni Terranostra ...

Einen Tag vor Beginn der Dreharbeiten zu einem neuen Film wird die Schauspielerin Silvia Berger getötet. Der Fundort ist nicht der Tatort, was die beiden Ermittlerteams um Lukas Farner und Giovanni Terranostra vor Probleme stellt. Unklar ist auch das Motiv.

Es ist der vierte Fall der beiden Ermittlerteams. Da in dieser Reihe, mal abgesehen von den Animositäten zwischen Staatspolizei und Carabinieri, nur wenig Privates erzählt wird, kann dieser in sich abgeschlossene Krimi unabhängig gelesen werden. Die erwähnten Animositäten führen dazu, dass sehr professionell gearbeitet wird. Der Autor lässt seine Leser an der Polizeiarbeit teilhaben, so dass gut mitgerätselt werden kann.

Es gibt eine Reihe von Verdächtigen mit unterschiedlichen Motiven, die für die Tat in Frage kommen können. Die Informationen, die die Ermittlerteams zusammentragen, führen schließlich zur Auflösung des Falls, des kompliziertesten, wie Farner ihn sieht.

Siegfried Schneider lässt hier sehr viele Personen auftreten. Das dem Krimi vorangestellte Personenregister erleichtert die Zuordnung. Einige sind natürlich bereits aus den vorherigen Bänden bekannt, andere kommen neu hinzu. Frischen Wind bringt der neue, etwas unkonventionelle Staatsanwalt Max Riemer in diesen Krimi.

Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar und die Protagonisten gut vorstellbar. Natürlich kommen auch Meran und die Umgebung nicht zu kurz, auch die regionale Küche wird nicht vergessen. Anmerkungen am Schluss des Krimis sind eine schöne Ergänzung.

Fazit: ein gelungener Krimi, den ich gerne empfehle


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Veröffentlicht am 30.04.2025

Gelungener Auftakt

»Wenn Ende gut, dann alles«
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Volker Klüpfel hat seinen ersten Solo-Krimi veröffentlicht, der Auftakt zu einer Reihe mit dem Dichter Tommi und seiner Putzfrau Svetlana. Volker Klüpfel lässt seine Hauptfigur Tommi, auch Tommes genannt, ...

Volker Klüpfel hat seinen ersten Solo-Krimi veröffentlicht, der Auftakt zu einer Reihe mit dem Dichter Tommi und seiner Putzfrau Svetlana. Volker Klüpfel lässt seine Hauptfigur Tommi, auch Tommes genannt, erzählen. Das bietet sich an, ist Tommi doch Schriftsteller und träumt von einer Thriller-Reihe, von der er nur wenige Seiten zu Papier, respektive in den Laptop gebracht hat.
Bei regnerischem Wetter will Tommi Svetlana nach Hause bringen, als ihnen ein Mädchen auffällt, das allein durch den Regen läuft. Weil Svetlana darauf besteht, sich um das Kind zu kümmern, geraten die beiden in eine rätselhafte Geschichte. Eine Geschichte, die sie unbedingt aufklären müssen und auch die Gefahr, in die sie sich bringen, nicht scheuen.

Die beiden Protagonisten sind lebendig beschrieben. Tommi lebt nach der Trennung von seiner Freundin im Wohnmobil seines Vaters. Er ist chaotisch, manchmal ein Tagträumer, manchmal Realist, schlagfertig (Dialoge mit Herrn Kleinschmidt) und sympathisch. Weil Tommi von Svetlana nicht viel weiß, erfährt der Leser wenig. Sie arbeitet als Putzfrau, in farblich abgestimmter Kleidung, kennt die russischen Klassiker und ist intelligent, mutig und empathisch. Das besondere an ihr ist ihr Deutsch und vor allem ihre wunderbaren Wortschöpfungen. Sie liebt Sprichwörter, auch wenn sie nicht immer so ganz korrekt sind. Mitunter war mir das tatsächlich ein wenig zu viel, weil ich denke, dass Svetlana mehr kann als wir hier sehen, dennoch ist es unterhaltsam. Ich hoffe, dass dieses Geheimnis, sowie das von Tommis Vater in den Fortsetzungen geklärt werden.

Die Ermittlungen des Duos finde ich insgesamt eher unrealistisch, häufig haben sie auch einfach nur Glück. Glück, dass jemand etwas Dummes macht, Glück, dass sie nicht erwischt werden, Glück, dass am Ende alles gut ausgeht. Die falschen Spuren, denen sie folgen und ihre Überlegungen hingegen sind gut gelungen.

Gut gefallen hat mir auch die Gesellschaftskritik. Es geht um Flüchtlingspolitik, das Ausnutzen von Schicksalen (illegale Beschäftigung) und die extreme Rechte, aber auch um zwischenmenschliche Beziehungen in unterschiedlicher Ausprägung.

Das Cover passt sehr gut zum Inhalt (wenn auch der Stuhl und das Radio auf Dach bei Regen etwas irritieren), zeigt alles, was wichtig ist.

Fazit: ein unterhaltsamer Krimi mit viel Humor.

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Veröffentlicht am 22.04.2025

Heilen in der Einsamkeit

Die Frau und der Fjord
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Die Trauer um ihren überraschend verstorbenen Mann zerreißt Gro fast. Sie beschließt, alles aufzugeben und zieht in ein kleines Holzhaus an einem einsamen Fjord auf den Lofoten. Wird sie in der atemberaubenden ...

Die Trauer um ihren überraschend verstorbenen Mann zerreißt Gro fast. Sie beschließt, alles aufzugeben und zieht in ein kleines Holzhaus an einem einsamen Fjord auf den Lofoten. Wird sie in der atemberaubenden Landschaft am Polarkreis einen Weg in ein neues Leben finden?

Es ist Annette Strohmeyers Debütroman, die unter dem Pseudonym Anne Nordby nordische Krimis veröffentlicht.

Die Autorin unterteilt ihren Roman in vier Teile, entsprechend den Jahreszeiten. Sie beginnt mit dem Winter, was angesichts der großen Trauer Gros verständlich ist. Es ist kalt und dunkel, in Norwegen und in Gros Seele. Es scheint ein sehr mutiger Entschluss, ausgerechnet zu dieser Jahreszeit allein an einen sehr einsamen Ort zu ziehen. Gro ist ausschließlich auf sich gestellt, der nächste Ort ist nur mit dem Boot erreichbar. Sie hat nur ein Funkgerät, mit dem sie Kontakt zur Außenwelt herstellen kann. Aber das möchte Gro gar nicht. Ganz im Gegenteil sucht sie bewusst die Einsamkeit, um Antworten auf die vielen Fragen zu finden, die sich ihr stellen.

Im Frühjahr beginnt Gro, in der Natur nach essbaren Pflanzen, um Abwechslung auf den Speiseplan zu bringen. Auf diese Art und Weise erlebt der Lesende die Natur ebenfalls, die sich natürlich auch in den wunderbaren Stimmungen des Fjords im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten zeigt. Der Autorin gelingt es sehr gut, dies so bildhaft zu beschreiben, dass man sich an diesen Ort wünscht.
Auch Gros Trauer, ihre Fragen, ihre Sehnsüchte, ihre Einsamkeit, aber auch ihr Überlebenswille und ihre wieder aufkeimende Freude am Leben und an Nähe zu anderen Personen sind in diesem flüssig geschriebenen Roman gut nachzuvollziehen. Die persönlichen Erfahrungen der Autorin sind eingeflossen, wie sie in ihrem Nachwort schreibt.

Romy Fölck schreibt, wie auf der Rückseite zu lesen ist: „ Dieses Buch ist ein Sehnsuchtsort, den man nicht mehr verlassen will.“ Schade, dass ich solche Sätze nicht schreiben kann, denn genau das trifft es. Ein Roman, an dessen Ende der Weg in ein neues Leben steht, den ich aber gerne weitergelesen hätte.

Das Cover zeigt eine Hütte am Fjord, auch wenn ich mir die Umgebung anders vorgestellt habe. Ob es den Himmel dort in den etwas kitschigen Farben tatsächlich gibt, weiß ich nicht. Hier jedoch passt er gut.

Fazit: ein Buch über Einsamkeit, Alleinsein, Heilen und die Liebe zur Natur, von mir gibt es eine Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 09.04.2025

Ein hartes Leben grandios erzählt

Schwebende Lasten
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Ein hartes Leben grandios erzählt

Die Zusammenfassung des Romans schreibt Annett Gröschner als Prolog. Darin heißt es: „Dies ist die Geschichte der Blumenbinderin und Kranfahrerin Hanna Krause, die zwei ...

Ein hartes Leben grandios erzählt

Die Zusammenfassung des Romans schreibt Annett Gröschner als Prolog. Darin heißt es: „Dies ist die Geschichte der Blumenbinderin und Kranfahrerin Hanna Krause, die zwei Revolutionen, zwei Diktaturen, einen Aufstand, zwei Weltkriege und zwei Niederlagen, zwei Demokratien, die Kaiser und andere Führer, gute und schlechte Zeiten erlebt hat....“

Die Protagonistin dieses grandios erzählten Romans steht stellvertretend für viele Frauen ihrer Generation, die klaglos ertrugen, was ihnen auferlegt wurde. Gleichzeitig ist es ein Roman über die Geschichte des letzten Jahrhunderts, insbesondere die Magdeburgs, die Annett Gröschner hier wunderbar einarbeitet.

Hannas große Liebe gehört den Blumen, die sie durch alle Zeiten bis zum Ende tragen. So ist auch fast jedem Kapitel eine Blume vorangestellt, die genau beschrieben wird, nicht ohne Grund. Annett Gröschner schreibt einen besonderen Stil, der teilweise sehr bildhaft ist. So z.B. bei den beschriebenen Blumensträußen und dem Gemälde von Jacob Marrel, aber auch der Klang der Stadt wird wiedergegeben.
Besonders eindrucksvoll sind die Beschreibungen der schrecklichen Ereignisse, die Hanna widerfahren sind. So z.B. die Verschüttung in der Kirche nach dem Bombenangriff, die Totgeburt ihres kleinen Mädchens oder der Besuch der Magdeburger Innenstadt nach der Zerstörung.

Anhand von Hannas Leben wird auch Sozialkritik deutlich. So werden u.a. Frauenrechte und das Recht auf Abtreibung thematisiert.

Das Cover zeigt ein verschwommenes Foto von zwei Frauen und einem Baby. Es passt, genau wie der Titel, hervorragend zum Inhalt.

Fazit: ein sehr gelungenes Porträt einer starken Frau, eine Leseempfehlung

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