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Veröffentlicht am 21.12.2019

Hinter verzauberten Fenstern

Hinter verzauberten Fenstern
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Handlung:
Julia ist mächtig aufgeregt, welchen Adventskalender ihr die Mutter dieses Jahr besorgt hat. Doch schnell kommt die Ernüchterung.Während ihr kleiner Bruder einen Schokoladenadventskalender erhält, ...

Handlung:
Julia ist mächtig aufgeregt, welchen Adventskalender ihr die Mutter dieses Jahr besorgt hat. Doch schnell kommt die Ernüchterung.Während ihr kleiner Bruder einen Schokoladenadventskalender erhält, bekommt Julia nur einen Papieradventskalender. Zwar sieht dieser wirklich schön aus, doch trotzdem hadert Julia mit dem Teil. Einerseits ärgert sie sich, andererseits ist sie doch etwas neugierig auf die Bildchen. Schon als Julia das erste Türchen öffnet, wird sie stutzig. Es scheint, als würde der Kalender sich verändern, mal ist ein Mantel da, dann plötzlich nicht mehr. Leben darin etwas Menschen?

Meinung:
Das Cover ist ganz nett gestaltet, ich finde es aber nicht sonderlich hübsch oder ansprechend. Ich hatte eine andere Ausgabe gesehen, wo auf dem Cover ein Kalenderhaus abgebildet ist, nach Vorlage der Beschreibung in der Geschichte. Diese Variante hat mir deutlich besser gefallen.
Hier gibt es nur einen Fensterausschnitt des Hauses, darin zu sehen sind verschiedene Bewohner der Kalenderwelt. So sind leider einige Protagonisten des Buches bereits zu sehen und deren Aussehen ist später kein Geheimnis mehr...

Meine Erwartungen an das Buch waren sehr hoch. Erstmals gesehen habe ich es vor vielleicht zwei Jahren auf Instagram und ich kann mich noch genau erinnern, wie stark es gelobt wurde. Der Verfasser des Posts meinte, dass es sein Lieblings-Weihnachtsbuch sei. Tja, und dann wollte ich es unbedingt selbst haben. Dieses Jahr habe ich es mal auf Arvelle als Mängelexemplar gesehen und es mir direkt bestellt. Eigentlich wollte ich die kurze Geschichte über die Weihnachtstage lesen, meine Pläne haben sich aber etwas geändert und ich habe schon eher mit dem Lesen angefangen.

Vielleicht weil meine Erwartungen so hoch waren, wurde ich ziemlich enttäuscht. Die Geschichte hat nichts magisches auf mich übertragen und sonderlich weihnachtlich oder winterlich war sie für mich auch nicht. Und gerade das verwundert mich so sehr. Eigentlich müsste ja alles stimmen. Die Geschichte beginnt einen Tag vor dem ersten Dezember, viele Teile der Handlung drehen sich um einen Adventskalender. Und doch kam keine Stimmung auf. Zumindest keine weihnachtliche. Im Gegenteil. Im Kalenderhaus herrschte eine fröhliche Partystimmung, in der Realität dagegen wirkten die Protagonisten stets gereizt und schnell sind Türen geflogen oder es wurden Worte geschrien. So war die Stimmung eher düster und nicht wirklich zu der Thematik passend...

Mir hat die Schreibweise gut gefallen. Sie war kindgerecht, einfach gehalten und recht anspruchslos. Ich bin gefühlt durch die Geschichte geflogen und hätte das Buch sicherlich innerhalb von nicht mal zwei Stunden ausgelesen, wenn ich mir dafür die Zeit genommen hätte.
Die Handlung wird auf zwei Welten geteilt, einmal die reale Welt, dazu gibt es noch die Welt der Kalenderhäuser. Ich finde die Idee richtig gut und niedlich, bin mit der Umsetzung nicht ganz zufrieden. Beides wirkt nicht vollendet und perfekt, sondern noch wie ein Entwurf. Von der Kalenderwelt konnte ich mir lediglich durch einige Illustrationen ein Bild machen, ansonsten wurde meine Fantasie nicht angeregt. Beide Welten blieben recht blass und erschienen nicht sonderlich einladend.

Für Kinder wird an einigen Stellen Spannung aufgebaut, bei mir blieb das eher aus. Klar gab es einige Ereignisse, mit denen ich so nicht gerechnet hätte, aber diese haben mich nicht vom Hocker gehauen. Ich bin wahrscheinlich zu alt, um mit Julia und den Bewohnern des Kalenderhauses mitzufiebern. Ich denke, dass es für Kinder amüsant sein könnte, das Buch zu lesen und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.

Im Buch enthalten sind einige Illustrationen, die Situationen und Protagonisten darstellen. Mir gefällt dieser Untermalung der Handlung gut, gerade bei solchen Geschichten bietet sich diese Möglichkeit sehr an. So war es mir auch möglich, ein Bild von den Protagonisten und von verschiedenen Orten zu machen. Zwar wurde dies meist ganz gut und eingängig beschrieben, doch manches war mir schwer vorstellbar. Da haben mir die Illustrationen wirklich weitergeholfen, um mir ein Bild der Protagonisten oder des Kalenderhauses zu machen.

Mir haben viele Protagonisten nicht sonderlich gut gefallen. Sie waren recht stereotyp und so nichts besonderes. Es gibt die zickige Julia, die ihren kleinen Bruder blöd findet und ihr Geheimnis für sich bewahren möchte. Der kleine Bruder Olli nervt seine Schwester ständig, sucht immer ihr Zimmer auf und erscheint ziemlich verwöhnt. Jacobus, der verrückte Wissenschaftler, dazu schnatterhafte Feen... es gibt noch einige Beispiele dieser Art. Andere Charakterzüge hätten mir an den Protagonisten gut gefallen, die sie einzigartiger, lebendiger und sympathischer machen.

Fazit:
Ich hatte mir wirklich auf das Buch gefreut und wollte unbedingt, dass es mir gefällt. Doch am Ende war es eher eine Enttäuschung. Mich hat die Geschichte nicht fesseln können, es kam keine richtige Stimmung auf und die Protagonisten haben mir auch nicht sonderlich gefallen. Ich bin vielleicht auch mit zu großen Erwartungen an das Lesen gegangen, am Ende zählt das Buch leider nicht zu meinen Favoriten, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Sehr schade!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2019

Als wir im Regen tanzten

Als wir im Regen tanzten
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Handlung:
Berlin 1928
Die Filmindustrie blüht und noch immer sind die Stummfilmschauspielerin Recha und ihr Mann, der Regisseur Willi, tonangebend in der Branche. Doch so langsam ändert sich das, Recha ...

Handlung:
Berlin 1928
Die Filmindustrie blüht und noch immer sind die Stummfilmschauspielerin Recha und ihr Mann, der Regisseur Willi, tonangebend in der Branche. Doch so langsam ändert sich das, Recha ist Jüdin, erhält immer weniger Angebote. Willi bemerkt davon gar nichts, er will einen Film herausbringen, der an seine früheren Erfolge anknüpft. Das Paar entfremdet sich und leben aneinander vorbei. Werden die Beiden eine Zukunft haben?

Meinung:
Obwohl das Cover mit zurückhaltenden Farben ausgestattet wurde, ist es interessant und gibt stark eine Stimmung wieder, die in Deutschland zu der damaligen Zeit geherrscht haben muss. Von der Autorin habe ich noch kein Buch gelesen, habe sie aber alle schon in Buchhandlungen oder im Internet gesehen. Mir gefällt es, dass die Bücher einen Wiedererkennungswert haben, anhand einer Dame, die vom Betrachter abgewandt ist und ein Bauwerk betrachtet. Diese ist edel und vornehm gekleidet, scheint unsicher zu sein.
Zu der leicht düsteren Stimmung tut der Himmel sein Übriges. Dieser ist dunkel und voller Wolken dargestellt, die kein Licht durchlassen und der Welt einen trüben Anblick geben. Es scheint auf jeden Fall etwas Dunkles auf Berlin und ganz Europa zuzurollen, vielleicht eine Anspielung auf die Nazis?

Der Prolog, im Buch als Vorspann bezeichnet, hat mir richtig gut gefallen. Er gibt ein lebendiges und authentisches Bild auf die Charaktere, sowie auf die Situation in Deutschland wieder. Die Schreibweise war leicht zu lesen, hat das Interesse auf die weitere Geschichte angeregt. Auch die bisher auftretenden Personen, allen voran Recha und Willi wirkten auf den ersten Eindruck sympathisch und freundlich. Nach diesem ersten, positiven Eindruck habe ich mich auf das Lesen und die weitere Handlung gefreut. Leider hielt die Freude nicht lange an...

Schnell wurden viele Aspekte, die ich bisher gut fand, anders. Die Protagonisten haben mir nicht mehr so gut gefallen, sie wirkten plötzlich steif und ohne Gefühle. Auch die Schreibweise ließ zwischendurch nach und hat das Lesen erschwert. Es gab seitenlange Beschreibungen von Ereignissen aus der Vergangenheit, die wohl im ersten Teil der Reihe behandelt wurden. Gut und gerne hätten diese gekürzt werden können, so war mir das zu viel. Lange Zeit gab es kaum Informationen zu der politischen Situation, diese wurden erst später leicht mit einbezogen. Ich konnte mich nicht ganz auf die Handlung einlassen, brauchte viel Zeit, um mich daran zu gewöhnen und habe mich leicht ablenken lassen, weil mich das Buch nicht fesseln konnte.

Ab ungefähr der Mitte des Buches wurde es besser. Die Schreibweise hat mir irgendwann richtig gut gefallen. Sie war immer noch einfach gehalten, ließ sich aber plötzlich flüssiger lesen und wirkte lebendiger. Das hat dem Buch definitiv gut getan und genau das habe ich auch gebraucht, um am Lesen zu bleiben. Trotzdem gab es immer noch einige Längen, die immer mal wieder auftraten. Zum Ende hin wurden glücklicherweise weniger und auch kürzer. Oft plätscherte die Handlung einfach nur vor sich hin, ohne das etwas nennenswertes geschehen ist. Ein wenig mehr Drama hätte mir gut gefallen, es hätte Schwung in den Roman gebracht und würde einen guten Gegensatz zu den Beschreibungen bilden.

Ursprünglich hatte ich angenommen, dass sich das Buch fast ausschließlich um Recha und Willi drehen wird, sie bestimmen den Klappentext und auch der Vorspann hat mir diesen Eindruck vermittelt. Dem war leider nicht so. Viellleicht wären mir die Beiden sympathischer gewesen, wenn sie die klaren Hauptfiguren gewesen wären. Doch gleichzeitig gibt es noch einen Erzählstrang um Willis Schwestern Ille, sowie um Felice, ihrem Mann und den Kindern. Einen großen Bezug zueinander gab es leider nur sehr selten, meistens liefen die Stränge nebeneinander her, ohne Berührungspunkte. Obwohl Ille nur wenig aufgetreten ist, hätte ich auf sie verzichten können. Und auch Felice fand ich ziemlich anstrengend. Sie verkörperte zu stark die moderne Frau, die Job und Familie unter einen Hut bringt. Ich glaube, von den ganzen Charakteren fand ich sie am schwierigsten und kompliziertesten.

Als Setting wurde fast ausschließlich Berlin gewählt, nur wenige Szenen spielen woanders. Wenn dies der Fall ist, hatte ich das Gefühl, dass die Orte nicht so stark beschrieben wurden und etwas untergingen, was vollkommen in Ordnung ist. Dafür ist es der Autorin gelungen, ein lebendiges Berlin mit verschiedenen Seiten zu zeigen. Allen voran fand ich die Beschreibungen der ärmeren Viertel sehr gut beschrieben, sie ließen ein schonungsloses Bild entstehen und gaben dem Roman Ernsthaftigkeit und zeigten auch die Rechercherarbeit, die hinter dem Werk steckt.

Zu guter letzt komme ich noch zu den Protagonisten. Es gibt eine überschaubare Anzahl von Hauptprotagonisten. Dazu kommen noch einige wiederholt auftretende Personen, das wars. Zu keinen einzigen habe ich einen Bezug gefunden oder Sympathie aufbauen können. Die vier Hauptprotagonisten Recha, Willi, Felice und Quintus waren durchweg schwierig. Sie lebten oft einfach nur aneinander vorbei, haben nur wenig miteinander gesprochen und waren teilweise zu karriereorientiert. Es gab keine klärenden Gespräche, wodurch leicht Missverständnisse entstanden sind. Gefühle und Probleme wurden nur selten ausgesprochen, meist wirkten besonders Willi und Felice gefühlslos, fast schon roboterhaft.
Lediglich Rechas Bruder Gabriel hat sich aus der Masse etwas herausgehoben. Er war auch nicht komplett gelungen in seinem Auftreten, aber er war eine ehrliche Seele, die freundlich war und für seine Mitmenschen, allen voran für Recha, nur das Beste will. Wenn ich eine Lieblingsfigur nennen müsste, dann wäre es definitiv Gabriel.

Fazit:
Nach einem richtig guten Anfang anhand des Vorspanns wurde die Handlung für mich schnell langatmig. Ich wurde mit den Protagonisten durchweg nicht sonderlich warm, sie waren für mich meist zu egoistisch, unerreichbar, nicht lebendig genug.
Auch die Geschichte fand ich nicht perfekt, es gibt zu viele und ausführliche Beschreibungen, die die Handlung nicht weitertreiben. Dadurch hatte ich oft nicht wirklich Lust, weiterzulesen und ließ mich ablenken. Glücklicherweise ließ das irgendwann ab der Mitte des Buches nach und ich die Handlung wurde etwas interessanter und das Buch ließ sich besser lesen.
Am Ende fand ich die Schreibweise recht gut, sie war einfach gehalten, wurde mit der Zeit lebendiger und gab schonungslose Einblicke in die politische Situation. Dazu hat mir auch die Beschreibung des Settings gefallen, es zeigte wahre Ecken von Berlin.
Alles in allem hat mich das Buch aber leider enttäuscht. Es wurde eine interessante Handlung mit politischen Ereignissen versprochen, was nicht eingehalten wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 10.08.2019

Tagebuch eines Buchhändlers

Tagebuch eines Buchhändlers
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Handlung:
Shaun Bythell betreibt die drittgrößte Secondhand-Buchhandlung in Schottland. Seitdem er diese 2001 erworben hat, hat er einiges miterlebt: Kunden mit besonderen Wünschen, kuriose Bücher, Auktionen ...

Handlung:
Shaun Bythell betreibt die drittgrößte Secondhand-Buchhandlung in Schottland. Seitdem er diese 2001 erworben hat, hat er einiges miterlebt: Kunden mit besonderen Wünschen, kuriose Bücher, Auktionen und Haushaltsauflösungen.
Sein riesig wirkender Buchladen scheint ein Paradies für jeden Büchernarr zu sein. Bodenlange Regale, vollkommen unterschiedliche Titel, dazu laden Sessel und ein Kamin zum Verweilen ein.
In seinem Tagebuch beschreibt Shaun Bythell ein Jahr lang fast jeden Arbeitstag, mal gibt es einiges zu berichten, mal wird der Tag in einem Satz zusammengefasst. Somit gibt er einen kleinen Einblick in sein Leben und in das Leben eines Buchhändlers.

Meinung:
Das Cover könnte ich stundenlang betrachten. Es ist einfach wunderschön gestaltet, wirkt gemütlich und urig. Der Betrachter wird dazu eingeladen, das Buch näher zu betrachten und darin zu blättern. Ich finde es richtig gelungen, das gesamte Bild wirkt einzigartig und ist für Buchliebhaber ein Traum: ein ganzes Haus voller Bücher. Nur zu gerne würde ich Mal durch den Raum streifen und die beschriebenen Regale mit eigenen Augen sehen.
Auch das regnerisch/winterliche Wetter finde ich unglaublich passend. Für mich ist das die schönste Jahreszeit, auch um in einem guten Buch zu lesen.
Einige Details des Hauses und des Herrn in der Tür, finden sich in der Handlung wieder und nur zu gerne hätte ich mir die Buchhandlung von Herrn Bythell so vorgestellt.

Für kurze Zeit, als ich das Buch erstmals gesehen habe, dachte ich, dass es sich um einen humorvollen Roman handelt, der Einzelheiten aus dem Buchhändleralltag erzählt. Schnell wurde ich eines besseren belehrt, schon beim Lesen des Klappentextes zeigt sich, dass der Buchhändler gleichzeitig der Autor ist und das Werk auf wahren Begebenheiten beruht, viele autobiographische Züge hat.
Auch mit der Tatsache konnte ich mich schnell anfreunden und war auf den ersten paar Seiten auch recht zufrieden. Mir hat die Schreibweise gefallen, es gab humorvolle Schilderungen und war in Ordnung. Doch irgendwie hat mein Interesse dafür immer mehr nachgelassen.

Das Tagebuch geht genau ein Jahr, nur wenige Tage, bei denen es sich stets um Sonntage handelt, wurden ausgelassen. Ansonsten gibt es immer einen Eintrag über die Geschehnisse des Tages, der mal länger, mal kürzer ausfällt. Dazu gibt es am Anfang eines jeden Monats ein Zitat von George Orwell, dass von dem Autor kommentiert wird. Außerdem werden noch kleine Extra-Details angegeben, wie bestellte Bücher, die Anzahl der Kunden oder die Einnahmen des jeweiligen Tages. Diese Aufmachung ist auf jeden Fall top!
Fast durchweg gut fand ich die Schreibweise. Die Tage wurden meist kurzweilig beschrieben, es gibt eine lockere humorvolle Art, perfekte Lesebedingungen. Das Buch lässt sich leicht vom Fleck weglesen und wenn man sich einen Tag vornimmt, kann man es locker auslesen.
Was mich gestört hat, waren einige Beschreibungen von Systemen, die online genutzt werden und zu denen der Autor einen Einblick geben will. Das war ein netter Versuch, dessen Inhalt bei mir aber nicht angekommen ist. Ich bin nie richtig dahinter gestiegen, was er damit sagen will und habe irgendwann solche Szenen etwas überflogen.

Ich hatte selbst schon Praktikas in einer Buchhandlung gemacht und einige kuriose Momente miterlebt. Daher war ich gespannt, was mich hier erwartet, mit was für lustigen Geschichten Shaun Bythell aufwartet. Leider gab es aber meist nicht so viel spannendes. Er fährt regelmäßig zu Auktionen oder kauft gefühlt täglich Bücher an. Lässt sich über Kunden und seine Mitarbeiter aus und fährt mit seiner Freundin durch die Gegend. Das wars im Grunde schon. Ich hatte wahrlich nicht einen dramatischen Roman mit Action erwartet, aber einige Szenen, in denen wirklich mal etwas passiert. Zum Beispiel wird in der Inhaltsangabe von einem besonderen antiquarischen Fund berichtet. Im Buch kam das nicht vor...

Einige Beschreibungen des Ortes Wigtown sind vorhanden, ebenso wie von dem Haus mit der Buchhandlung und Wohnung Bythells. Die Landschaftsbeschreibungen sind ganz gelungen, doch alles wirkt etwas wirr. Ich kann die Läden und Häuser für mich nicht ansatzweise auf einer imaginären Karte verorten. Und auch mit dem Buchladen selbst hatte ich Probleme. Nicht nur, ihn mir vorzustellen, sondern er wirkt nicht einladend. Wie ein grauer Kasten, der kalt und starr erscheint. Es scheint keine schön gestalteten Schaufenster zu geben oder irgendetwas, was dazu verführen könnte, den Laden zu betreten. Außer seinem Ruf...

Mein wahrscheinlich größtes Problem hatte ich mit der Person Shaun Bythell. Von Anfang an lässt sich herauslesen, dass er nicht mit der Masse schwimmt und sein eigenes Ding macht. Was ich richtig toll finde. Doch schnell ging er mir auf den Keks. Er scheint von allen genervt zu sein: von Mitarbeitern, Kunden und teilweise auch von Freunden. Aller paar Seiten liest man, wie selten seine Mitarbeiter Aufgaben von ihm befolgen. Doch Bythell scheint sich fast darüber zu freuen und spricht nicht mal ein Machtwort.
Die Kunden nutzt er nur zum beobachten, an so gut wie keinem wird ein gutes Wort ausgelassen. Auf Konversationen scheint der Besitzer keinen Wert zu legen. Entweder die Leute kaufen was oder lassen ihn in Ruhe. Dadurch verstehe ich es nicht, dass die Buchhandlung doch so bekannt und einigermaßen beliebt ist. Ich würde dort nicht gern reingehen, wenn ich wüsste, dass der Herr mich genau beobachtet, möglicherweise bei Facebook postet und nicht sonderlich freundlich auftritt.
Oft habe ich mich gefragt, wie die Buchhandlung überleben kann. Nicht immer sind die Einkünfte sehr hoch und scheinbar jede Woche kauft Bythell mehrere Bücher an. Da frage ich mich, wie die finanzielle Lage von ihm wirklich ist, es wird in der Beschreibung auch erwähnt, dass die Kasse ständig leer sei. Das ist da ja eigentlich ein Widerspruch....
Seine Person fand ich auch nicht sehr sympathisch. Zum einen, wie erwähnt, die herablassende und genervte Art gegenüber Kundschaft, zum anderen ein betont lässiges Auftreten mit einer „mir doch egal – Haltung“ . Bythell wollte vielleicht betont locker und cool wirken, auf mich war es nur ein Versuch dessen.

Fazit:
Ich hatte mir viel mehr von dem Buch vesprochen. Einen humorvollen Einblick, mit teilweise ausführlicheren Beschreibungen und nicht so vielen Nichtigkeiten, wie wann er seine Freundin nahc London gefahren hat oder wieder abgeholt hat. Klar, gehört das zu seinem Alltag, aber nicht in den Alltag seines Berufslebens, von dem ich gerne mehr erfahren hätte.
Negativ bewerte ich die gesamte Figur von Shaun Bythell, den ich durchweg unsympathisch fand. Mich haben viele Eigenheiten gestört, ich kam mit seinem Wesen und Auftreten einfach nicht klar.
Sehr gut gefallen hat mir die gesamte Aufmachung des Buches, angefangen von dem Cover bis hin zur Seitengestaltung und oft die Schreibweise. Dazu habe ich zwar auch einen kleinen Kritikpunkt genannt, doch konnte ich mich ganz gut damit arrangieren.

Veröffentlicht am 29.05.2019

In der Mitte der Nacht

In der Mitte der Nacht
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Handlung:
September 1348
In ganz England fordert die Pest immer wieder neue Opfer, nur Lady Anne of Develish ist es gelungen, sich selbst und ihre Untergebenen zu schützen. Voller Hoffnung wartet sie darauf, ...

Handlung:
September 1348
In ganz England fordert die Pest immer wieder neue Opfer, nur Lady Anne of Develish ist es gelungen, sich selbst und ihre Untergebenen zu schützen. Voller Hoffnung wartet sie darauf, dass der Verwalter Thaddeus mit seinen Kumpanen von einer Reise zurückkehrt, auf der sie nach Vorräten suchten. Auf seiner Reise rettete Thaddeus ein kleines Dort, wo er sich aber nicht als Leibeigener zeigte, sondern als Adliger. Die dortigen Bewohner begleiten Thaddeus und seine Männer nach Develish und ein verhängnisvolles Versteckspiel beginnt.
Lady Anne und Thaddeus gehen in der Geschichte zurück und schließlich wird aus dem Leibeigenen „Milord of Athelstan“. Durch diese Erhebung in den Adelsstand ist es den Beiden möglich, Einfluss auf die Bevölkerung, aber auch andere Fürsten zu nehmen. Doch Lady Anne und Athelstan, sowie die gesamte Bevölkerung von Develish müssen stets auf der Hut sein, um sich nicht zu verraten...

Meinung:
Das Cover gefällt mir richtig gut, es fällt sofort ins Auge und wird von einem royalen Blau beherrscht. Es ist dem des Vorgängerbandes nachempfunden und bietet dadurch einen hohen Wiedererkennungswert. Die Schrift wurde wieder in einem goldenen Farbton gehalten und wirkt sehr edel in Verbindung mit dem blau, aber auch durch die blumenartige Figur. Insgesamt ein richtig schönes Gesamtbild, gefällt mir sogar besser als das Cover des ersten Teils.

Vor dem Beginn der Handlung befinden sich drei Karten, die verschiedene Gegenden Englands zeigen und in welchen einige Szenen stattfinden. Das hat mir ansatzweise dabei geholfen, Entfernungen abzuschätzen und mir ein Bild von Orten zu machen, was mir doch ab und an schwerfiel.
Darauf folgen verschiedene Hinweise zu Personen, Orten und Ereignissen aus dem ersten Band, was gerade für Leser hilfreich ist, die die beiden Romane mit einigem zeitlichen Abstand lesen. Mir haben die Einführungen richtig gut gefallen, sie haben das Wichtigste wieder in das Gedächtnis gerufen und waren liebevoll geschrieben. Gerade eine kleine Auflistung der wichtigsten handelnden Personen hatte mir im ersten Teil gefehlt und ich finde es richtig gut, dass dies hier hinzugefügt wurde.

Ich hatte absolut keine Probleme, wieder in die Handlung zu finden und die Personen wiederzuerkennen. Es ist wirklich praktisch gewesen, dass ich den ersten Teil vor kurzer Zeit gelesen habe.
Ich bin mit vollem Elan in das Buch gestartet und die Schreibweise ist mir sofort wieder positiv aufgefallen. Der handelnden Zeit gut angepasst, einige historische Begriffe wurden eingebunden und insgesamt sehr anspruchsvoll. Mir war sie manchmal zu hochtrabend und ich hätte es mir gewünscht, wenn ab und an Dinge einfach ausgesprochen worden wären. So wurden viele Details hinter Sätzen verborgen und mehrmals musste ich innehalten oder Stellen wiederholt lesen, um die Geschehnisse zu begreifen und zu verarbeiten. Auf die Zeit war dieses stets hochkonzentrierte Lesen anstrengend und hat meine Lesefreude getrübt, weshalb ich am Ende auch recht lange mit dem Lesen gebraucht habe.
Anhand von Tagebucheinträgen von Lady Anne gab es immer mal wieder eine kleine Unterbrechung der Handlung. Zwar haben sich diese Einträge in einem kleinen Rahmen gehalten, doch mir haben sie richtig gut gefallen und ich hätte mir gewünscht, dass es mehr davon gibt. Sie wirkten lebendig und nicht so steif, gaben einen anderen Blick auf Lady Anne frei.

Auch hier agiert ein allwissender Erzähler, der die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven schildert. Man folgt mal Lady Anne, dann wieder Thurkell oder einer ganz anderen Person. So entsteht keine Langeweile und es kommt stets neuer Schwung in die Handlung.
Diese erstreckt sich über weniger als ein Jahr, ab und an gibt es eine Angabe, in welchem Monat die Handlung stattfindet. Doch häufig hatte ich das Gefühl, zeitlich in der Schwebe zu hängen. Mir waren die Angaben zu selten, teilweise wurde über einige Wochen nichts berichtet und dann wurde ein Tag äußerst detailliert wiedergegeben. Diese Mischung hat für mich nicht recht funktioniert.

Auch mit den Protagonisten war ich wieder nicht so zufrieden. Bei ihnen war keine Steigerung zu sehen, nur die Jugend hat sich geändert und ist reifer geworden. Ansonsten war wenig Entwicklung zu spüren, was ich sehr schade finde. Durch die Pest und ihre Auswirkungen war die Möglichkeit vorhanden, dass viele Protagonisten sich entwickeln, noch reifer werden oder ihr bisheriges Leben überdenken. Gab es aber leider zu wenig.
Die Darstellung war wieder etwas steif und müde. Niemand agierte richtig lebendig und aktiv, vieles wirkte lahm und zu durchdacht. Spontane Handlungen traten kaum auf und wiederholt ist mir das fortschrittliche Denken und Handeln aufgefallen, dessen Authentizität ich bezweifle.

Fazit:
Auch der zweite Teil der Pest-Saga war nicht wirklich überzeugend. Ein ganzes Stück habe ich mich durch die Handlung gequält, wollte aber auch nicht abbrechen, sondern dem Buch bis zum Ende eine Chance geben. Es hat mich nicht vom Hocker gerissen, zu viele kleine Punkte und Details fand ich schwierig.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Weit weg von Verona

Weit weg von Verona
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Handlung:
Egal in welcher Situation sich Jessica befindet, sie sagt stets ihre Meinung, egal ob erwünscht oder unerwünscht. Durch diese Besonderheit fällt sie in dem kleinen englischen Badeort auf und ...

Handlung:
Egal in welcher Situation sich Jessica befindet, sie sagt stets ihre Meinung, egal ob erwünscht oder unerwünscht. Durch diese Besonderheit fällt sie in dem kleinen englischen Badeort auf und kommt in verschiedene Situationen. Doch darum kümmert sich das Mädchen nur kaum, sie konzentriert sich vollkommen auf ihr Ziel: Schriftstellerin zu werden.

Meinung:
Das Cover ist recht zurückhaltend, das gemalte Mädchen steht im Vordergrund. Die Farben sind sehr stimmig gewählt, jedoch ist es auch etwas nichtssagend und nicht sehr auffällig. Hier fehlt mir noch das gewisse Etwas, welches dem Cover Ausdruck verleiht und markant ist, sodass man nicht daran vorbeigehen kann.

Bei dem Buch habe ich lange Zeit überlegt, ob es mich denn wirklich interessiert, oder ob ich abgeneigt bin. Grund dazu war die Inhaltsangabe. Sie war mir viel zu vage, ohne richtige Details. Zum Beispiel steht zwar darin, dass die Hauptprotagonistin ein Mädchen ist, jedoch gibt es Information über das Alter von ihr. Dies fände ich allgemein sehr hilfreich, weil ich mir nach dem Lesen des Klapptextes nicht vorstellen konnte, in welcher Altersklasse sich die Protagonistin befindet und daher unsicher war, ob mir ein Jugendbuch vorliegt, oder doch eher ein klassischer Roman. Hätte am Anfang nicht der Zusatz gestanden, dass eine Mädchenfigur ihre Ereignisse schildert, hätte ich mir eher vorgestellt, dass Jessica erwachsener ist und nicht erst um die 13 Jahre alt ist.

Trotzdem hat mich der Roman irgendwie nicht losgelassen. Ich hatte einfach das Bedürfnis, mir die Leseprobe mal anzuschauen und dadurch mehr Informationen zu erhalten. Diese fand ich dann große klasse. Mir gefiel es richtig gut, wie alles geschildert wurde und besonders die Darstellung von Jessica.
Trotzdem konnte mich der Roman nach ungefähr 100 Seiten nicht mehr fesseln. Die Spannung und auch mein Interesse war einfach dahin und ich musste mich zwingen, dem Roman zu folgen.

Während ich Jessica anfangs noch unglaublich interessant fand, ging sie mir mit der Zeit auf die Nerven. Zum einen hat sie sich nicht weiterentwickelt, obwohl der Roman wenige Jahre umfasst, in denen sie sich von einem Kind zum Teenager entwickelt. Trotzdem bleibt sie ziemlich naiv und nervig. Bei vielen Dingen war ich mir unsicher, ob die Protagonistin dies wirklich erlebt oder sie gerade nur einen Traum schildert. Dafür waren dann doch einige Situationen und Handlungen zu absurd, fern der Realität.
Besonders positiv fand ich bei ihrer Figur, wie selbstreflektiert sie ist. Trotzdem hat sie sich für mich nicht weiterentwickelt und ist nicht reifer geworden, sondern noch genauso kindlich wie am Anfang.

Die anderen Protagonisten fand ich durchweg merkwürdig. Sie wirkten steif und starr, ohne einen Hauch von Lebendigkeit. Alle wirken zerstreut und genauso absurd wie einige Teile der Handlung. Keinen von ihnen fand ich auch nur ansatzweise sympathisch, dafür verkörperten sie zu wenig Menschlichkeit.

Es herrschte eine locker Schreibweise vor, die das Lesen an sich leicht gestalten und ein fixes vorankommen in der Handlung zulassen. Viele Ereignisse und Geschehnisse wirken zufällig und willkürlich, wodurch sich bei mir, wie schon erwähnt, ein Gefühl des Zweifels eingestellt hat, weil ich mir bei vielen Dingen unsicher war, ob sie wirklich so passiert sind.

Fazit:
Ich hatte nach der Leseprobe große Erwartungen, welche nicht gehalten wurden. Das Buch wird mir wahrscheinlich kaum in Erinnerung bleiben, dadurch ist zu wenig passiert und hat mich nicht genug mitgenommen.