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Veröffentlicht am 27.08.2020

Die '50er einfach nur toll eingefangen

Die Wunderfrauen
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„1953, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, träumt Luise Dahlmann von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft. Hier soll es nach Jahren des Verzichts wieder alles geben, was das Herz begehrt. Sie sieht ...

„1953, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, träumt Luise Dahlmann von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft. Hier soll es nach Jahren des Verzichts wieder alles geben, was das Herz begehrt. Sie sieht es schon vor sich: die lange Ladentheke mit großen Bonbongläsern darauf, eine Kühlung für Frischwaren, Nylonstrümpfe, buttriger Kuchen, sonntags frische Brötchen … und das Beste daran: endlich eigenständig sein. Endlich nicht mehr darüber nachdenken, warum ihre Ehe nicht so gut läuft, endlich sie selbst sein und etwas wagen.
Drei Frauen werden immer wieder Luises Weg kreuzen: Annabel von Thaler, die wohlhabende Arztgattin von nebenan, die junge Lernschwester Helga Knaup und Marie Wagner, geflohen aus Schlesien. Sie alle haben in den Zeiten des Aufbruchs und des Neubeginns einen gemeinsamen Wunsch: Endlich wieder glücklich sein.“ - Die vier Frauen kann man sich so vorstellen, wie sie auf dem wunderschönen Cover zu sehen sind.



Mein Eindruck nach den ersten Kapitel: Luise gefällt mir sehr, weil sie den Mut gefasst hat, ihre Idee eines eigenen kleinen Tante-Emma-Ladens zu eröffnen. Marie und Helga tun mir leid und ich bin einfach nur wütend zu lesen, wie die meisten Männer, Väter, Arbeitgeber usw. Frauen behandelt haben (und manches hat sich ja bis heute nicht geändert!). Annabell scheint ein bisschen ängstlich und überführsorglich zu sein mit ihrem kleinen Sohn Friedriches war sehr spannend zu lesen, wie es mit den Vieren weiterging und wie sie den Weg zueinander fanden.



Es ist wirklich toll, wie viele Hintergrundinformationen man beim Lesen über diese Zeit bekommt, das ist echt Wahnsinn! Was Stephanie Schuster alles weiß und dafür recherchiert haben muss, Hut ab!



Die personifizierten Kapitel mit den wechselnden Perspektiven sind sehr unterhaltsam, abwechslungsreich und lockern die ganze Geschichte auf. Das Verständnis für jede einzelne Frau wird dadurch besser, man kann in ihren Kopf gucken und die Gefühle und Lebensumstände nachvollziehen.

Die Auszüge aus Luises Notizbuch und Luise Brandstetters Schulheft mit Kochrezepten, Definitionen des alltäglichen Lebens, Arzneianwendungen uvm. sind ein richtiges Schmankerl in dem Buch. Dazu ist alles so detailliert beschrieben, dass man sich alles wirklich gut vorstellen kann, richtig in die Geschichte eintaucht und mit den Frauen mitfühlt.


Schon nach der Hälfte des Buches konnte ich sagen, dass ich mich schon auf die weiteren zwei Bände und die Geschichten und Leben der vier Frauen in den folgenden Jahren und Jahrzehnten freue und das kann ich jetzt am spannenden Ende des Buches nur nochmal wiederholen!

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Veröffentlicht am 27.08.2020

Obwohl ich Rupert nicht mag, mag ich dieses Buch!

Rupert undercover - Ostfriesische Mission
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„Rupert“, sagte Weller, „du bist der ungeeignetste Mensch für diese Aktion, den ich mir vorstellen kann.“ – „Warum?“, fragte Rupert erstaunt. – „Du sagst praktisch immer, was du denkst. Deswegen hassen ...

„Rupert“, sagte Weller, „du bist der ungeeignetste Mensch für diese Aktion, den ich mir vorstellen kann.“ – „Warum?“, fragte Rupert erstaunt. – „Du sagst praktisch immer, was du denkst. Deswegen hassen dich so viele. Und deswegen bewundern dich mindestens genauso viele…“, gab Weller zu bedenken.



Rupert bekommt die Chance seines Lebens: Er sieht dem internationalen Drogenboss Frederico Müller-Gonzáles zum Verwechseln ähnlich und das BKA braucht ihn. Da wollte er doch schon immer hin, nur haben die ihn nie genommen. Eine gefährliche Undercover-Mission beginnt und ganz auf sich allein gestellt merkt Rupert schnell, dass nichts so ist, wie es scheint und das alles doch gar kein so ungefährliches Spiel ist, wo man Geld genug hat und die Frauen nur so auf einen fliegen.

Ann Kathrin Klaasen und Frank Weller agieren im Hintergrund und geben ihr Bestes, ihren Kollegen lebend wieder da rauszubekommen. Denn das Team ist wichtig und gehört zu Rupert trotz aller Differenzen.



Das Buch startet mit einem kurzen Kapitel über einen großen, dunklen Unbekannten, der es auf eine bestimmte Person abgesehen hat. Im weiteren Verlauf der Geschichte taucht er erst nur so selten wieder auf, dass ich schon wieder ganz vergessen hatte, dass es diesen Unbekannten überhaupt noch gibt. Der kommt wirklich sehr zu kurz, man verliert ihn zwischendurch komplett aus den Augen.



Ich finde es erfrischend, dass diesmal die Täter nicht nur kurz zu Wort kommen, sondern seitenweise über Frederico und sein Kumpel Kleebowski berichtet wird. Es wird ja fast sein ganzes Leben erzählt. Ein Leben als Kind zweier Verbrecherbosse, das er freiwillig nie so gewählt hätte und das er am liebsten sofort und für immer verlassen möchte. Das ist ja schon fast sympathisch. Und diesen Menschen soll Rupert nun imitieren. Herrlich!



Ehrlich gesagt, hatte ich keine großen Erwartungen in dieses nur Rupert gewidmete Buch. Als Leserin aller Ostfriesenkrimis kenne ich Rupert und bin so gar kein Fan von ihm. Seine herabblickende Haltung gegenüber Frauen und seine Seitensprünge sind schrecklich, sein Verhalten ist für mich nicht Kult und ich finde ihn auch überhaupt nicht witzig (nur, wenn man ihn vielleicht auslachen kann). (Tut mir leid, Klaus-Peter Wolf!) Ich kann wirklich nicht verstehen, warum er so beliebt ist. Doch… nach dem Lesen der ersten paar Seiten musste ich meine Meinung revidieren. Rupert ist mir immer noch nicht sehr sympathisch mit seiner stumpfen, jederzeit von sich überzeugten und doch naiven Art, aber Klaus-Peter Wolf kann mit seinem Schreibstil einfach überzeugen.



Wenn man noch nie ein Buch eines bestimmten Autors gelesen hat, ist das erste immer gewöhnungsbedürftig. So war es bei mir auch mit dem ersten Krimi, Klaus-Peter Wolfs Ostfriesenkiller. So stelle ich mir das jetzt auch vor für jemanden, der Rupert Undercover liest und die Charaktere und Schauplätze und besonders den Schreibstil von Klaus-Peter Wolf noch gar nicht kennt. Man muss sich erstmal an alles gewöhnen und findet vielleicht das ein oder andere total doof, was ich als alter Hase, der alle Ostfriesenkrimis gelesen hat, als einen lustigen Insider total zum Lachen finde. Typisch Ostfriesen eben.

Dazu vermischt Klaus-Peter Wolf oft und gerne seine Geschichten mit der Realität, mit Menschen und besonders Orte aus dem echten (ostfriesischen) Leben. Man muss sich in seiner Welt schon ein bisschen auskennen, um alles zu verstehen. Dann ist es, als würde man alte Bekannte wiedertreffen. Jedes Mal ein schönes Wiedersehen. Man kennt den Charakter der Protagonisten, weiß, wo sie wohnen, wo sie gerne essen und spazieren gehen. Man kennt ihre Marotten, Ticks und Lieblingsdinge. Jedes Mal, wenn ich ein Buch von Klaus-Peter Wolf lese, möchte ich sofort ans Meer oder am besten noch auf eine Nordseeinsel, einfach an den Strand und den Wind im Gesicht spüren.

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Veröffentlicht am 27.08.2020

Nichts ist wie es scheint

Wozu wir fähig sind
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Alina und Patrick fühlen sich als langjähriges, beliebtes und erfolgreiches Paar an der Uni umgeben von ihren Freunden Robin, Hannah und Maximilian wohl. Es läuft alles bestens bis plötzlich Alexander ...

Alina und Patrick fühlen sich als langjähriges, beliebtes und erfolgreiches Paar an der Uni umgeben von ihren Freunden Robin, Hannah und Maximilian wohl. Es läuft alles bestens bis plötzlich Alexander und Leonora auftauchen. Erst charmant und zuvorkommend, dann undurchschaubar und bedrohlich ziehen sie alle magisch an. Warum tun sie das? Was ist ihr Plan? Langsam bekommt Alina eine Ahnung doch da stürzt ihr und das Leben der anderen schon zusammen.



Ich finde es toll, dass Laila El Omari ihren Roman in Deutschland spielen lässt. Sonst finden so viele Jugenddramen in den USA statt und so ist es viel näher und heimischer. Die einfache Sprache und die wenige Beschreibung der Charaktere mit ihren Gefühlen und Bewegungen lässt den Roman fast wie ein Drehbuch erscheinen. Dieser schnelle Lesefluss gefällt mir, aber ich kann die gewünschte Spannung nicht greifen. Und auch die Charaktere bleiben dabei sehr blass und unbeschrieben, man hat als Leser Schwierigkeiten Bezug oder eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Es ist gewiss nicht langweilig, aber es passiert im ersten Drittel des Buches gefühlt sehr wenig. Man lernt zwar die Charaktere kennen, aber bei dem vielversprechenden Cover und teasernden Klappentext habe ich mit einer frühen spannenden Story und packenden Situationen gerechnet.



Nichts ist, wie es scheint. Nicht nur die gesamte Story, sondern auch das Buch an sich. Am Ende war ich leider etwas enttäuscht, weil vieles einfach weit hergeholt, zu plump, wenig überraschend und einfach durchschaubar war. Manches wurde einfach so nebenbei offenbart und aufgeklärt, und knapp und oberflächlich abgehandelt. Es fehlte eine gewisse Tiefe.

Andersherum kann es natürlich sein, dass das genau die Absicht von Laila El Omari war. Nicht zu sehr auf die einzelnen Charaktere einzugehen, sondern mehr den Fokus auf die Taten zu setzen und eben zu zeigen, wozu Menschen fähig sind.

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