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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2019

Perfides Spiel

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Faye führt ein Leben im goldenen Käfig. Ihrem Mann Jack zuliebe hat sie ihr Studium abgebrochen, um die gemeinsame Tochter Julienne zu erziehen. Doch dann setzt Jack Faye auf die Strasse, nachdem sie ihn ...

Faye führt ein Leben im goldenen Käfig. Ihrem Mann Jack zuliebe hat sie ihr Studium abgebrochen, um die gemeinsame Tochter Julienne zu erziehen. Doch dann setzt Jack Faye auf die Strasse, nachdem sie ihn in flagranti mit einer anderen erwischt hat. Sie muss erkennen, dass Jack ihr mit der Trennung alles genommen hat. Also beschließt sie, Jack zu zerstören.

Für einen Thriller zu wenig Nervenkitzel, für einen Roman zu viel. Dennoch wollte ich beständig weiterlesen. Das Buch ist aufgeteilt in drei Zeitebenen. Eine davon ist die Gegenwart. Die anderen beiden stellen die Vergangenheit dar: Fayes Kindheit und die noch nicht so lang zurückliegenden Ereignisse, die zur Trennung von Faye und Jack geführt haben. Diese Ebenen werden miteinander verknüpft, sodass am Ende alles auf einen spannenden Countdown zuläuft.

Faye ist ein vielschichtiger Charakter. In Jacks Gegenwart das liebe Hausmütterchen, die Vorzeigeehefrau. Dennoch hat sie nicht vergessen, dass sie einst an der Universität eine vielversprechende Studentin war. In Wirtschaftsfragen kennt sie sich besser aus als Jack, was sie sich aber um keinen Preis anmerken lassen darf. Ebenso ahnt er nichts von Fayes dunkler Seite. Denn wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann setzt sie sich auch furch um an ihr Ziel zu gelangen. Während die Story voranschreitet, fragt man sich, welche der Fayes die echte ist und welche die Maske. Denn wenn sie tatsächlich einen so starken und kaltblütigen Charakter hat und intelligenter ist, als ihr millionenschwerer Mann, dann ist die Hausmütterchen-Faye unglaubwürdig. Warum sollte sie sich so unterbuttern lassen, wenn sie eine Realistin ist?
Umgekehrt könnte sie allerdings ihren Rachefeldzug nicht durchsetzen, wenn sie nicht intelligent wäre. Eine so starke Veränderung des Charakters ist noch weniger glaubwürdig.

Jack ist ebenfalls intelligent, aber seine Kaltblütigkeit stellt er auch vor Faye offen zur Schau. Er verstellt sich nicht, wozu. Weiß er doch, dass seine Frau von ihm abhängig ist – nicht nur emotional, indem sie ständig versucht, seine Anerkennung zu erlangen, sondern auch finanziell. Denn schließlich ist er der erfolgreiche Unternehmer.

Trotzdem war es spannend zu lesen, wie Faye ihrem Exmann systematisch die Existenz raubt. Denn Camilla Läckberg hat mich mitfiebern lassen, hat meine Wut auf Jack hervorgerufen und Mitleid für Faye. Durch den leichten Schreibstil ließ sich das Buch auch schneller lesen, als mir lieb war. Fayes Psychospielchen wurden nach und nach perfider, bis zur Eskalation. Dass viele Kleinigkeiten in der dargestellten Art und Weise und vor allem im Zeitrahmen, des das Buch steckt, nicht unbedingt glaubwürdig sind, hat mich weniger gestört als ich dachte. Es hat einfach zu viel Spass gemacht, dieses Buch zu lesen!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Nordmann

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
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Als Liebhaberin von nordischen Krimis kam ich um dieses Buch gar nicht herum. Zwei junge Studentinnen werden vergewaltigt. Eine dritte junge Frau wird nach der Vergewaltigung ermordet – und gerade dieses ...

Als Liebhaberin von nordischen Krimis kam ich um dieses Buch gar nicht herum. Zwei junge Studentinnen werden vergewaltigt. Eine dritte junge Frau wird nach der Vergewaltigung ermordet – und gerade dieses Opfer ist die Tochter von Nathalie Svenssons Freundin. Nathalie wird an den Tatort gerufen, um ein Täterprofil zu erstellen. Doch die Profilerin hat privat viel um die Ohren, denn sie steckt gerade mitten in einer schmutzigen Scheidung und im daraus resultierenden Sorgerechtsstreit.

Jonas Moström ist es wieder einmal gelungen, dieses typisch skandinavische Feeling festzuhalten. Er beschreibt Uppsala so, dass man das Gefühl hat, dabei zu sein. Ebenso setzt er nicht auf blutrünstige Action, sondern lässt die Spannung unterschwellig anwachsen. Das „Drumherum“, also das Privatleben der Ermittler, wird bei ihm immer in die Story eingebunden, sodass man die Entwicklung der Charaktere super mitverfolgen kann. Das führt manchmal dazu, dass es so scheint als ob der Fall in den Hintergrund rückt. Ich finde es aber schön zu sehen, dass nicht jeder Ermittler single und alkoholabhängig ist, und einen Fall am besten nach zig durchwachten Nächten im Alleingang löst.

Nathalie ist ein Charakter, der gern konsequent handeln würde, das aber nicht immer schafft. Insbesondere im Bezug auf ihre Kinder hat sie bei mir nicht viele Punkte sammeln können. Den Sorgerechtsstreit will sie unbedingt gewinnen, gibt die Kinder jedoch regelmäßig zur Oma, wenn sie arbeiten muss oder sich mit Internet-Dates treffen will. Trotzdem gefällt mir, wie ihre Arbeit und ihre Herangehensweisen beschrieben werden. Sie ist einfühlsam und Analytikerin.

Sympathischer ist mir jedoch Tim Walter, der ständig unsichere Kriminaltechniker. Ein bisschen tut es mir leid, dass Nathalie keine Gefühle für ihn hat, sondern ein Auge auf Johan wirft. Aber wer weiß, was in den Folgebänden noch passiert.

Der Schreibstil ist sehr bildreich, was manches Mal den Lesefluss gestört hat, im Großen und Ganzen aber der guten Story keinen Abbruch tut.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Letzte Lüge?

Deine letzte Lüge
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Im Abstand von wenigen Monaten haben sich Annas Eltern das Leben genommen und sind von der Klippe des Beachy Head gestürzt. Nach dem Tod ihrer Mutter zweifelt Anna an einem Selbstmord, und eine rätselhafte ...

Im Abstand von wenigen Monaten haben sich Annas Eltern das Leben genommen und sind von der Klippe des Beachy Head gestürzt. Nach dem Tod ihrer Mutter zweifelt Anna an einem Selbstmord, und eine rätselhafte Nachricht bestärkt sie. Mackenzie, pensionierter Ermittler, unterstützt sie bei der Suche nach der Wahrheit.

Besonders gut hat mir hier gefallen, dass der Ermittler nicht nur einfach „irgendjemand“ war. Mackenzie hat eine Geschichte, ebenso wie Anna, und als Leser war er mir sofort um einiges sympathischer. Er handelt überlegt und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit Anna hingegen konnte ich wenig anfangen. Sie macht auf mich einen labilen Eindruck, was sicher von den Erlebnissen der letzten Monate herrührt. Dennoch handelt sie manchmal sehr unüberlegt, gerade im Hinblick darauf, dass sie eine kleine Tochter hat.

Der Erzählstil gefällt mir, im Nachhinein, sehr gut. Ich bin überhaupt kein Freund von übernatürlichen Ereignissen in Thrillern und gerade in den ersten Kapiteln schimmerte so einiges durch, was darauf hingewiesen hat. Ich war kurz davor abzubrechen, bin aber nun froh, dass ich weitergelesen habe.

Die Autorin führt den Leser an der Nase herum – verdächtig sind alle und keiner. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, nicht nur wegen der Auflösung der Handlungsstränge. Das Buch ließ sich gut lesen und war spannend und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Realität oder nicht?

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Nachdem Helen von ihrem Freund verlassen wurde, beschließt sie, in ihre alte Heimat zu fahren um Mutter und Schwester Kristin von ihrer Krebsdiagnose zu berichten. Doch ihre Mutter ist distanzierter als ...

Nachdem Helen von ihrem Freund verlassen wurde, beschließt sie, in ihre alte Heimat zu fahren um Mutter und Schwester Kristin von ihrer Krebsdiagnose zu berichten. Doch ihre Mutter ist distanzierter als je, und ihre Schwester ist inzwischen mit Leon verheiratet. Helen verdächtigt ihn, die schwangere Kristin zu schlagen – und zwei Tage später wird er ermordet aufgefunden. Doch Helen kann sich an nichts erinnern …

Das Cover kommt mit einer tollen Haptik daher und spricht mich sehr an.

Jutta Maria Herrmann ist hier ein spannender Thriller gelungen. Die Handlung prescht nicht voran, sondern die Charaktere werden der Reihe nach eingeführt. So hält sich die Spannung unterschwellig, aber konstant, denn jeder birgt ein Geheimnis. Kristin und Helen könnten als Schwestern gar nicht unterschiedlicher sein, und das macht sie beide auch authentisch.

Bedingt durch die Medikamente, die Helen nehmen muss, hat sie Gedächtnislücken – unter anderem weiß sie oft nicht, ob sie schon Tabletten genommen hat oder sie noch nehmen muss. Dieser Teufelskreis ist beängstigend gut beschrieben, ebenso wie die Auswirkungen. Nicht selten verschwindet Helens Welt in einem Nebel, an den sie sich nachher nur fetzenweise erinnern kann. Aber nicht nur der körperliche Zustand macht ihr zu schaffen, auch der seelische: denn sie kann nicht mit Sicherheit sagen, dass sie mit dem Mord nichts zu tun hat.

Der Schreibstil ist fesselnd, passt sich Helens Gemütszustand an. In wirren Momenten unterscheidet sich die Erzählweise von den klaren Momenten.

So weiß der Leser also nicht mehr als Helen – und ist gefangen in einer Spirale aus Vergessen und Verzweiflung. Diese Atmosphäre zieht sich durch das ganze Buch und so bleibt es bis zum Ende spannend. Mein erstes Buch von der Autorin – aber sicher nicht mein Letztes.

Veröffentlicht am 16.02.2019

unerwartet

Warte, was der Morgen bringt
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Veronica ist Mutter einer süßen Tochter, doch das Schicksal hat ihr kurz nach der Geburt den Ehemann genommen. Das hat dazu geführt, dass Veronica ihrer Tochter Sophie nicht geben kann, was diese braucht: ...

Veronica ist Mutter einer süßen Tochter, doch das Schicksal hat ihr kurz nach der Geburt den Ehemann genommen. Das hat dazu geführt, dass Veronica ihrer Tochter Sophie nicht geben kann, was diese braucht: Mutterliebe, Körperwärme und Geborgenheit. Barb, Veronicas Mutter, greift ihrer Enkelin zuliebe gerne mit an und ist zu ihrer Tochter gezogen. Nach einem Einbruch in das Haus ist Sophie verschwunden. Veronica setzt alles daran, sie wiederzufinden - denn sie wird als Hauptverdächtige gesehen.

Mit einer unvorhersehbaren Wendung konnte dieser Thriller mich überzeugen. Lange plätscherte die Handlung vor sich hin, die Gedanken Veronicas zogen das Ganze in die Länge. Doch das wandelte sich bald, sodass sich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Die Autorin schilderte Veronicas inneren Aufruhr so eindringlich, dass man selber mitgefühlt hat. Ihre Panikattacken und Depressionen bestimmen über einen Großteil ihres Lebens, und sie schafft es nicht, sich aus dieser Spirale zu befreien.

Lange Zeit der Handlung wusste ich nicht, was ich von Veronica halten soll. Sie erschien mir nörgelig, hat sich zu sehr bemitleidet. Ihre Mutter, die anscheinend ihre Unabhängigkeit aufgegeben hat um Tochter und Enkelin zu helfen, wird nicht geschätzt, sondern als nervig und übergriffig beschrieben. Dabei ist sie für mich die heimliche Heldin des Buchs. Irgendwann wandelte sic meine Ratlosigkeit in Mitleid, aber zu mehr konnte ich mich nicht durchringen.

Der Schreibsil war einfach und die vielen Gedanken passten super in die Geschichte. Dadurch lies es sich flüssig lesen, es gab keine Unebenheiten oder Zeitsprünge.

Eine Leseempfehlung für alle, die es weniger blutig und mehr psychologisch haben möchten.