Skurril und irrwitzig
Willkommen in Night ValeJackie betreibt ein Pfandhaus in Night Vale. Es spielt dabei keine Rolle, was gebracht wird und wie viel Jackie bietet. Sie ist gerade neunzehn geworden, betreibt dieses Pfandhaus vielleicht schon seit ...
Jackie betreibt ein Pfandhaus in Night Vale. Es spielt dabei keine Rolle, was gebracht wird und wie viel Jackie bietet. Sie ist gerade neunzehn geworden, betreibt dieses Pfandhaus vielleicht schon seit Jahrzehnten und wird immer gerade neunzehn geworden sein.
Diane lebt mit ihrem 15- jährigen Sohn Josh, einem Formwandler, in einem sprechenden Haus. Sie arbeitet in einem Büro, Kontakt zu Kollegen pflegt sie kaum. Auch die Beziehung zu ihrem Sohn ist schwierig.
Gefühle, Entwicklungen sind nicht vorgesehen in Night Vale. Jeder hat seinen Platz, hinterfragt nichts, funktioniert. Alles wird überwacht, kontrolliert und reglementiert. Das vielleicht einzige Gefühl ist die Angst vor Veränderung, vor Gefahren von außen. Night Vale ist einzigartig, doch irgendwie gewöhnlich, und von der Außenwelt abgeschottet.
Eine Veränderung tritt ein, als ein fremder Mann zu Jackie ins Pfandhaus kommt und ihr einen Zettel mit der Aufschrift „KING CITY“ verpfändet. Sie versucht sich später des Zettels zu entledigen, aber sie kann ihn nicht mehr loswerden. So beschließt sie, den Mann, der in die Wüste verschwunden ist, zu suchen bzw. mehr über ihn zu erfahren.
Auch Dianes Gefühlswelt verändert sich. Zwei Kollegen fehlen unentschuldigt und nur einer taucht nach Tagen wieder auf. Den anderen hat es nach Aussage der Chefin und der Kollegen nie gegeben. Als dann noch ihre Mutter ganz gegen ihre Gewohnheit um ein dringendes Gespräch bittet, brechen bei Diane die Dämme.
Joseph Fink und Jeffrey Cranor haben mit Willkommen in Night Vale eine Fantasiegeschichte geschrieben, die vor Wortwitz, Doppeldeutigkeit, Skurrilität und Irrwitz nur so sprüht. In ganzen Kapiteln und einzelnen Sätzen gibt es fortwährend überraschende Wendungen, so dass der Sinn phasenweise völlig verloren geht.
Ich finde es spannend, mit Sprache zu spielen, und das beherrschen die beiden Herren meisterhaft.
In Podcasts, Gedichten und Kurzgeschichten finde ich das super. In einem fast 400 Seiten starken Roman ist für mich der Punkt des Erträglichen überschritten. Das soll die Leistung der Autoren aber nicht schmälern.