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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2023

Vielversprechender Debutroman aus der Berliner Fetish- und BDSM-Szene.

Bruderhitze
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Es handelt sich bei diesem Buch um einen Krimi, der in Berlins schwuler Fetisch- und BDSM-Szene des Jahres 2015 spielt. Der Autor legt hier auf 252 Seiten einen vielversprechenden Debutroman vor.

Der ...

Es handelt sich bei diesem Buch um einen Krimi, der in Berlins schwuler Fetisch- und BDSM-Szene des Jahres 2015 spielt. Der Autor legt hier auf 252 Seiten einen vielversprechenden Debutroman vor.

Der verheiratete Basketballtrainer Martin Kowalewski hängt tot in Handschellen im Studio des Escorts Kevin. Kommissar Roland Schmidt ermittelt und erhält ungebeten Unterstützung vom Privatermittler Jan Schweitzer, der – von Kevins bestem Freund Maxime beauftragt – Kevins Unschuld beweisen will.

Der ermittelnde Kommissar und der Detektiv mit seinem Team pflegen ein fast freundschaftliches Verhältnis untereinander und teilen sogar die Ermittlungsergebnisse – für einen Krimi finde ich das ungewöhnlich. Viele Details des Falls sind nichts für schwache Nerven, denn der Verstorbene war weiß Gott kein Unschuldslamm.

Die vielen Personen, die gleich zu Anfang der Geschichte auftauchen, und der auktoriale Schreibstil mit langen, erklärenden Passagen gestalteten mir den Einstieg ins Buch etwas sperrig. Danach begann es, Spaß zu machen. Viele überraschende Wendungen inklusive einer fulminanten Schlußpointe ließen keine Langeweile aufkommen. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die etwas naive Lisa und ihren Welpen Luky sowie natürlich den #Stinkehoppel. Er stellt das Bindeglied dar zwischen den titelgebenden Brüdern Maxime und Neb, die im Verlauf der Geschichte erst wieder zusammenfinden müssen.

Der Kriminalfall gestaltet sich höchst kompliziert. Zwischenzeitlich fühlte ich mich an »Mord im Orient-Expreß« erinnert, denn jeder Verdächtige – und davon gibt es einige – hat auch ein handfestes Mordmotiv und war zudem am Mordtag am Tatort. Zudem hat die ebenso reiche wie unangenehme Familie Löffler überall ihre Finger im Spiel und versucht, Einfluß auf die Ermittlungen zu nehmen. Kommissar Schmidt hat alle Hände voll zu tun, damit ihm die Fäden nicht aus der Hand gleiten und im Showdown nach der scheinbaren Auflösung steht alles auf Messers Schneide.

Was mich erschreckt, ist, daß es mittlerweile Verlage gibt, die ihren Autoren praktisch kein Lektorat mehr zukommen lassen. Gerade bei einem Debutroman ist das problematisch, denn kein Schriftsteller beherrscht sein Metier von Beginn an perfekt. Die holprige Anfangsphase und der dadurch erschwerte Einstieg in die Geschichte hätten wirklich nicht sein müssen!

Auch der Buchsatz läßt zu wünschen übrig. Eine ganze Reihe Hurenkinder behindern beim Umblättern den Lesefluß zusätzlich. Ein echter Hingucker ist dagegen das farbenfrohe Cover! Für das Gesamtpaket vergebe ich 3,5 Sterne (aufgerundet zu vier) und freue mich auf das nächste Buch des Autoren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2019

Eine traurig-schöne Liebesgeschichte über mehrere Jahrhunderte

Gleann Comhann - Gefangen im Tal der Tränen
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Das Buch spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. Die handelnden Figuren sind bei aller Knappheit sehr lebendig und durchaus ausführlich genug beschrieben, so daß man mitleiden und mitschmelzen kann. Die ...

Das Buch spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. Die handelnden Figuren sind bei aller Knappheit sehr lebendig und durchaus ausführlich genug beschrieben, so daß man mitleiden und mitschmelzen kann. Die Handlung kommt schnell auf den Punkt, so daß man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.

Mir selbst hat es eine mehrstündige Bahnfahrt so versüßt, daß ich einen frischen Bänderriß im Knöchel kaum noch gespürt habe. Ich finde: mehr muß ein Buch nicht können und vergebe gerne die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 08.02.2019

Sprachgewandt wie kein anderer

Heinz Erhardt - Die Gedichte
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»In nur vier Zeilen was zu sagen,
das scheint uns leicht, doch ist es schwer.
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen.
Die meisten Dichter brauchen mehr.«

Diese vier Zeilen sagen alles über einen Mann, ...

»In nur vier Zeilen was zu sagen,
das scheint uns leicht, doch ist es schwer.
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen.
Die meisten Dichter brauchen mehr.«

Diese vier Zeilen sagen alles über einen Mann, der die Deutsche Sprache wie kaum ein anderer beherrschte. In nur einem halben Satz zwischen großer Dramatik und absurder Komik zu wechseln, das beherrschte nur er. Was er uns wohl heute zu sagen hätte?

Veröffentlicht am 08.02.2019

Lehrreich und sehr realistisch

Die Säulen der Erde
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Ich habe viel gelernt, nachdem ich dieses Buch gelesen hatte. Über das Mittelalter. Über das damalige Europa. Über den Stand der Wissenschaft. Über die Entwicklung der für den Bau gotischer Kathedralen ...

Ich habe viel gelernt, nachdem ich dieses Buch gelesen hatte. Über das Mittelalter. Über das damalige Europa. Über den Stand der Wissenschaft. Über die Entwicklung der für den Bau gotischer Kathedralen nötigen Gewölbetechnik. Das alles ist in eine trotz aller epischen Ausladung sehr spannende Rahmenhandlung eingegliedert.

Die Entwicklung der Figuren über Jahrzehnte mitzuverfolgen, macht Spaß. Wie Jack Shareburg hinter das Geheimnis seines Namens kommt, hat mich berührt. Die Reisen durch das damalige Europa wirken auf mich authentisch und wirklichkeitsnah.

Teilweise ist mir der Schreibstil des Autoren jedoch zu wirklichkeitsnah. Ich habe vieles mit Gewinn gelesen. Was ich mir aber gerne erspart hätte, ist die ausführliche Beschreibung einer Mehrfachvergewaltigung. An dieser Stelle hätte ich das Buch beinahe beiseite gelegt. Ich finde, daß man nicht alle Aspekte abbilden muß, um zu einer realistischen Beschreibung der damaligen Zeit zu kommen. Insgesamt sind das für mich vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 08.02.2019

Mehr Rückblende als Science Fiction

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
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Ich hatte nach der Lektüre des Klappentextes einen Science Fiction Roman erwartet. Das stimmt aber nur halb. Der Ich-Erzähler spricht in langen Rückblenden, die etwa die Hälfte des Buches ausmachen, von ...

Ich hatte nach der Lektüre des Klappentextes einen Science Fiction Roman erwartet. Das stimmt aber nur halb. Der Ich-Erzähler spricht in langen Rückblenden, die etwa die Hälfte des Buches ausmachen, von seiner Kindheit in der Tschechoslowakei vor dem Mauerfall. Von seinem regimetreuen Vater, der sich schuldig gemacht hat. Von der Dorfgemeinschaft, die sich an der Familie nach dem Mauerfall rächte. Vom Wirken des Predigers Jan Hus im 14. Jahrhundert und seiner Bedeutung für das böhmische Nationalbewußtsein. Von der Beziehung zu seiner Frau, die an seiner Mission zerbricht.

Die Science Fiction Rahmenhandlung kommt mit einigen spannenden Ideen daher, die für mich allerdings etwas aus der Luft gegriffen wirken und nirgends in einen Kontext zur aktuellen Wissenschaft gestellt werden. Das finde ich schade. So wirkt es auf mich, als wäre diese Rahmenhandlung nur der Aufhänger für die eigentliche Geschichte, die in der Vergangenheit spielt. Diese liest sich flüssig und durchaus fundiert, hätte als selbstständiger Roman aber vielleicht noch mehr Potential.