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Veröffentlicht am 12.10.2025

Unheimliche Gesellschaft

Unheimliche Gesellschaft
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Der Autor Tilo Eckardt hat mit seinem historischen Kriminalroman „Unheimliche Gesellschaft“ den zweiten Band seiner Roman- Reihe rund um Thomas Mann geschrieben. Dabei ist es meiner Meinung nach nicht ...

Der Autor Tilo Eckardt hat mit seinem historischen Kriminalroman „Unheimliche Gesellschaft“ den zweiten Band seiner Roman- Reihe rund um Thomas Mann geschrieben. Dabei ist es meiner Meinung nach nicht zwingend erforderlich, dass man den ersten Band „Gefährliche Betrachtungen“ bereits gelesen hat. Es werden zwar ein paar Andeutungen und Anspielungen auf die Kriminalhandlung aus dem ersten Teil gemacht, dennoch kann man die Handlung auch ohne Vorkenntnisse ohne Probleme nachvollziehen.

Inhaltsangabe:
Oktober 1933. Thomas Mann sucht mit seiner Familie Zuflucht in Zürich, weil er in seiner Heimat Repressalien oder gar eine Verhaftung fürchten muss. Doch auch in der Schweiz ist die Lage alles andere als sicher. Der Dichter wird von Ängsten geplagt, die sich noch steigern, als die forsche Autofahrerin Katia Mann vor ihrem Haus in Küsnacht einen Mann anfährt, der anschließend spurlos verschwindet. Dem eilig herbeigerufenen Getreuen Žydrūnas Miuleris alias Müller gelingt es nicht, die Identität des Unfallbeteiligten festzustellen. Dieser scheint auf rätselhafte Weise sein Äußeres zu verändern und den Spieß umzudrehen: Mit einem Mal fühlen sich Mann & Müller beschattet. Als Gerüchte laut werden, dass die Gestapo nicht davor zurückschreckt, Regimegegner bis in die neutrale Schweiz zu verfolgen, überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst versucht jemand Ludwik, Müllers vierbeinigen Gefährten, zu ermorden, dann entgeht er selbst nur knapp einem Anschlag. Doch war er das eigentliche Ziel? In einer Stadt voller Spitzel sind Mann & Müller auf Katia Manns zweifelhafte Fahrkünste und die Pünktlichkeit der Schweizer Bahn angewiesen, um einen Fall zu lösen, der – wie ihnen klar wird – einst im fernen Nida seinen Anfang nahm.

Ich persönlich habe noch kein Werk aus der Feder von Tilo Eckardt gelesen. Für mich war der Aspekt ansprechend, dass in diesem historischem Kriminalroman Thomas Mann eine wesentliche Rolle spielt und ich war auf die Umsetzung gespannt.
Dies ist schon der zweite Band, indem Müller und Mann in die Rolle eines Duos aus Detektiven schlüpfen. Wobei Müller eigentlich ein Übersetzer ist und eigentlich Miuleris mit Nachnamen heißt und Thomas Mann nur zu gerne zur Hilfe eilt, die beiden pflegen fast ein freundschaftliches Verhältnis. Den ersten Band „Gefährliche Betrachtungen“ habe ich persönlich noch nicht gelesen. Dennoch bin ich gut in den zweiten Band hineingekommen, ich hatte hierbei keinerlei Startschwierigkeiten. Es werden ein paar Andeutungen gemacht und inhaltlich auch Bezug auf den Reihenauftakt genommen, teilweise ist diese auch wichtig für die Handlung. Dennoch werden diese näher erklärt, sodass man auch als Quereinsteiger keine Schwierigkeiten hat, diesem Kriminalfall zu folgen.
Der Schreibstil ist an die damalige Zeit angepasst – wirkt dabei jedoch stellenweise etwas gestelzt, gekonnt wird auch eine kleine Prise Humor eingebunden. Dieser ist gut zwischen den Zeilen versteckt und fügt sich meisterhaft in die Handlung ein. Es gibt einige spannende Szenen, ein packender und zugleich politischer Fall entwickelt sich und steigert sich bis zum Höhepunkt. Es gibt einige Fallstricke und nicht alle relevanten Aspekte sind gleich offensichtlich. Seite für Seite entwickelt sich ein packender Fall, dabei entwickelt sich eine Schnitzeljagd durch Zürich. Dennoch hätte man manche Szenen meiner Meinung nach etwas kürzen können, es gab Aspekte, welche mich nicht vollständig überzeugen konnten. Eckardt schafft es gekonnt, die historischen Details gut in den Kriminalfall einzubinden. Positiv finde ich es auch, dass der Autor im Nachwort noch einmal darauf eingeht, was Fakten und Fiktion ist. Gekonnt wurde hier beides miteinander vermengt und nicht selten habe ich mich während des Lesens gefragt, welche Fakten in diesem Krimi alle eingebunden wurden. Auch ein umfangreiches Quellenverzeichnis ist beigefügt worden. Der Kriminalroman ist aus der Perspektive von Müller erzählt. Der Roman ist eine Rückblende, Müller erzählt seinem Urenkel Jonas Epochen aus seinem vergangenen Leben. Dadurch lernt man den Protagonisten besser kennen, kann seine Gedankengänge besser nachvollziehen und bekommt Einblicke in sein vergangenes Leben. Dennoch blieb für mich der Protagonist Müller eher flach, es fehlte mir persönlich an einem überzeugenden Charakter mit wiedererkennbaren Eigenschaften – etwas was hervorsticht. Ich habe nicht richtig mitgefiebert und habe nicht um ihn gebangt.
Interessant fand ich hier die Darstellung von Thomas Mann, dieser muss keine einfache Persönlichkeit gewesen sein. Mann ist eher stilvoll und distanziert. Er ist sehr mit seinen eigenen Problemen und seinem Exil beschäftigt. Auch scheint sich die Familie Mann noch nicht vollständig an das Leben in der Schweiz gewöhnt zu haben. Mein persönlicher Liebling war jedoch der Hund Ludwig. Er hat einige Situationen bereichert und Leben in das Werk eingehaucht. Er hat außerdem die Handlung wesentlich beeinflusst und Ludwig ist der eigentliche Held der Geschichte.

Insgesamt konnte mich Tilo Eckardt mit seinem historischen Kriminalroman „Unheimliche Gesellschaft“ gut unterhalten. Es gab in meinen Augen einige interessante Aspekte, wie zum Beispiel die Darstellung von Thomas Mann. Aber dennoch konnte mich das Buch nicht vollständig in seinen Bann ziehen. Hierfür möchte ich 3,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 30.09.2025

Nordostrache

NordOstRache (Flensburg-Krimi)
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Mit dem Kriminalroman „Nordostrache“ hat die Autorin Nele Bruun den ersten Band der Ermittler Anders und Larsson geschrieben. Dier kann ohne Vorkenntnisse aus anderen Werken der Autorin gelesen werden.

Klappentext:
Unbeliebt ...

Mit dem Kriminalroman „Nordostrache“ hat die Autorin Nele Bruun den ersten Band der Ermittler Anders und Larsson geschrieben. Dier kann ohne Vorkenntnisse aus anderen Werken der Autorin gelesen werden.

Klappentext:
Unbeliebt war sie schon immer. Doch als die Vize-Direktorin des Flensburger Marie-Louise-Gymnasiums an einem herrlichen Sommermorgen ermordet aufgefunden wird, sorgt das für Aufregung in der ganzen Stadt. Die beiden Ermittler Anne Anders und Hendryk Larsson, die sich seit ihrer Schulzeit an eben diesem Gymnasium kennen, begeben sich sofort auf Spurensuche. Bei Fischbrötchen mit Krabben kommen sie dabei auch nicht um ihre eigene Vergangenheit herum. Schließlich decken die beiden ein Netz aus Lügen, Intrigen und Rachsucht auf und erkennen, dass der Schlüssel zum Mord weit in der Vergangenheit liegen muss. So beginnt an der sommerlichen Förde ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, der auch die beiden Ermittler mit in seinen Sog zu ziehen droht…

Der Kriminalroman mit Lokalkolorit „Nordostrache“ ist nun schon der zweite Roman aus der Feder von Nele Bruun, welchen ich gelesen habe. Hier hat mich auch wieder die norddeutsche Location interessiert. Daher habe ich mich mit Vorfreude auf diesen Roman gestürzt und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Der Schreibstil der Autorin Nele Bruun ist, wie ich es bereits aus „Frieslandopfer“ gekannt habe, leicht und hat sich dadurch flüssig lesen lassen. Dies führt dazu, dass hier ein kurzweiliger Kriminalroman entstanden ist, welcher sich flott weg lesen lässt. Durch die Schreibweise, wie der Mordfall aufgeklärt wird, entwickelt sich eine Art Sogwirkung. Als Leser möchte man nur zu gerne wissen, was hinter diesem Gewaltakt steckt und wie die genauen Tathergänge sind, die dazu geführt haben. Auch hat die Autorin einen bildhaften Schreibstil, sodass man sich die Örtlichkeiten gut vorstellen kann. Ebenso hat man als Leser quasi das Gefühl, dass einem Mal ein lauer, frischer Nordseewind um die Nase weht. Meiner Meinung nach schafft es Bruun auch ganz gut, die Spannung konsequent oben zu halten. Dies schafft sie auf verschiedene Art und Weise. Sei es durch den Mordfall an sich und den Ermittlungsarbeiten, oder auch durch diverse Charakterkonstellationen, welche ebenfalls viel Konfliktpotential aufweisen. Es gibt auch einige Wendungen, welche ich so nicht erwartet hätte. Diese halten die Spannung ebenso hoch und führen zu immer neuen Anregungen und Denkanstößen. Sowohl im privaten Umfeld der Ermittler kommt es zu Überraschungen als auch im Privatleben der ermordeten Vize- Direktorin, sodass man stellenweise ein ganz anderes Bild von ihr als Person bekommt. Dabei entstehen einige offene Fragen in Bezug auf den Mordfall an Frau Maternus, welche nun geklärt werden müssen. Es entsteht ein komplexer Kriminalfall, der zu Beginn der Tat so nicht ersichtlich gewesen war. Immer tiefer geraten die Ermittler in einen Strudel und es stellt sich heraus, dass auch Lehrer in ihrem Privatleben anders sein können, als man zunächst vermuten würde. Es entwickelt sich ein kniffliger Mordfall, bei dem sich das Ermittlerteam nicht nur einmal die Frage stellt, welche Motivation der Mörder hatte.
Auch die Charakteraufstellung hat mir persönlich ganz gut gefallen. Die Protagonisten sind in dieser Kriminalreihe Anne Anders und Hendryk Larsson. Beides sind Ermittler und sollen nun als Team zusammenarbeiten. Anne bekommt einen neuen Partner und muss feststellen, dass dies ein Exfreund von ihr ist. Hendryk wurde nach einem Vorfall bei seiner bisherigen Abteilung in eine andere versetzt und muss sich in diese neuen Gegebenheiten erst einmal einfinden. Dass die beiden Ermittler eine gemeinsame Vergangenheit haben, welche für beide nicht unbedingt positiv geendet hat, bringt viel Konfliktpotential in die Geschichte. Ich finde es interessant zu lesen, wie unterschiedlich die beiden mit dieser Situation umgehen. Anne Anders möchte die damaligen Beweggründe nur zu gerne wissen und Hendryk möchte eher professionell bleiben. Es macht Spaß zu verfolgen, wie die beiden zusammenarbeiten und sich dabei zusammenraufen müssen. Sie haben einen unterschiedlichen Ermittlerstil und müssen diesen erst mal aufeinander abstimmen. Im Verlauf des Buches wachsen die beiden zu einem guten Team zusammen und auch die privaten Angelegenheiten kommen zur Sprache. Mir haben die beiden als Team ganz gut gefallen. Es hat mir Freude bereitet, die beiden bei ihren Ermittlungen in dem Mordfall mitzuverfolgen. Aber es gab auch einige interessante Nebencharaktere, welche die Geschichte noch zusätzlich bereichert haben. Besonders ansprechend fand ich hier Opa Nissen, wie er seine Anekdoten aus der damaligen Zeit zum Besen gebracht hat und dabei seine kleine Bude betrieben hat. Für mich hat dies den richtigen norddeutschen Charme versprüht.

Insgesamt konnte mich die Autorin Nele Bruun mit „Nordostrache“ wieder gut unterhalten. Das Ermittlerteam Anne Anders und Hendryk Larsson konnte mich ebenfalls überzeugen. Nur gut gerne möchte ich weitere Fälle mit ihnen lesen. Von mir gibt es 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.09.2025

Rabenthron

Rabenthron
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Mit dem historischen Roman „Rabenthron“ ist das neuste Werk von Rebecca Gable auf dem Büchermarkt veröffentlich wurden. In diesem Buch wird die Geschichte rund um die Familie Helmsby erneut aufgegriffen. ...

Mit dem historischen Roman „Rabenthron“ ist das neuste Werk von Rebecca Gable auf dem Büchermarkt veröffentlich wurden. In diesem Buch wird die Geschichte rund um die Familie Helmsby erneut aufgegriffen. Die Familie Helmsby steht in ihren historischen Romanen „Das zweite Königreich“ und „Hiobs Brüder“ im Fokus. Jedoch kann man „Rabenthron“ auch ohne weitere Vorkenntnisse lesen, wird doch eine andere Generation beleuchtet. Dennoch bereitet es natürlich Freude, wenn man ein paar Zusammenhänge zwischen den einzelnen Familienmitgliedern erkennt.

Klappentext:
England im Herbst 1013: Um den dänischen Gefangenen Hakon bei Hofe abzuliefern, reist der junge Engländer Ælfric of Helmsby nach London. Die Stadt liegt in Trümmern, denn dem schwachen König Ethelred gelingt es nicht, sein Reich gegen die ständigen Wikingerüberfälle zu schützen. Doch anders als England und Dänemark sind Ælfric und Hakon keine Feinde - während der gefährlichen Reise sind sie zu Freunden geworden. Bald schon gehören sie zum inneren Kreis um die machtbewusste Königin Emma. Aber der Widerstand der Engländer droht zu brechen, und als der dänische König stirbt, steht bald ein noch gefährlicherer Feind vor den Toren ...

Die Autorin Rebecca Gable hat sich im Bereich der historischen Romane bereits einen Namen gemacht. Auch ich habe ihre bisherigen Bücher immer mit großer Freude gelesen, sie hat es bisher immer geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen und in eine fremde, längst vergangene Zeit zu entführen. Als ich dann gelesen habe, dass Gable ihr nächstes Werk wieder von der Familie Helmsby handeln wird, war meine Vorfreude und auch meine Erwartungen groß.
Zunächst möchte ich diese wundervolle Gestaltung positiv erwähnen. Der Farbschnitt ist hier wirklich gelungen und passt ziemlich gut zum Buch. Zunächst war ich skeptisch, warum jetzt auch bei historischen Romanen dieser Hype notwendig ist. Aber hier finde ich ihn passend. Außerdem ist das Buch mit einer farbigen Karte ausgestattet. Diese habe ich während des Lesens nur zu gerne zur besseren Orientierung zu Rate gezogen. Auch gibt es eindrucksvolle Darstellungen zu Beginn des Abschnittes, dadurch kann man sich die Protagonisten noch besser vorstellen.
Der Schreibstil von Gable ist, wie ich es bereits aus ihren bisherigen Werke gewohnt bin, flüssig, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Man merkt dem Buch gar nicht seinen Umfang an. Diese knapp 900 Seiten sind zügig gelesen und nur zu gerne hätte ich sogar noch mehr gelesen. Als Leser wird man in eine vergangene Zeit entführt und hat dabei das Gefühl, dass man selbst mitten in der Geschichte drin ist. Man mittendrin, kann sich alles sehr gut vorstellen und erlebt zusammen mit den Charakteren Abenteuer und muss die ein oder andere schwierige Situation meistern. Auch bangt man um die Charaktere und ist sich nicht immer sicher, dass es gut für diese ausgehen wird. Der Spannungsbogen wird über die komplette Seitenanzahl hochgehalten. Auf sehr vielseitige Art und Weise wird Spannung aufgebaut und zum Höhepunkt gesteigert, viele unverhofften Wendungen werden eingebaut und nicht selten habe ich mitgelitten, wurde von meinen Emotionen während des Lesens überwältigt oder habe auflachen müssen. Gekonnt werden historische Gegebenheiten oder auch Anekdoten in die Handlung mit eingebaut. Oftmals habe ich überlegt, ob diese Situation so stattgefunden ist, ob diese durch Quellen belegt ist. Es hat mir Freude bereitet, hier mitzufiebern und mitzurätseln. Nicht selten habe ich während des Lesens das Internet um Rat gefragt. Auch viele historische Personen sind ein essentieller Teil der Handlung und werden vielseitig dargestellt. Hierbei hilft das Personenverzeichnis. In diesem ist aufgeführt, welches eine historische Person ist und welcher Charakter fiktiv ist. Man merkt auf jeder Seite des Buches die umfangreiche und tiefgründige Recherchearbeit der Autorin, welche im Vorfeld von ihr geleistet wurde. Die englische Geschichte im 11. Jahrhundert wird lebendig erzählt und ganz nebenbei lernt man noch einiges über die damaligen Gegebenheiten und auch die Probleme des Königshauses aber auch des einfachen Volkes. Man erlebt die englische Geschichte hautnah und dies auf so facettenreiche und spannende Art und Weise, dass es einfach Spaß macht die Handlung gebannt zu verfolgen und in die damalige Zeit abzutauchen, welche ganz anders als die heute ist. Hierzu möchte ich auf jeden Fall auch nochmal das Nachwort erwähnen, welches sehr lesenswert ist. Wie man es bereits von ihren vorherigen Büchern kennt, geht Gable in diesem nochmal auf die Fakten ein und was Fiktion ist, was aus ihrer Feder stammt und was sie hier aus diversen Quellen zur damaligen Zeit zusammengetragen hat – aber auch, wie glaubwürdig solche Quellen sind. Dies gefällt mir immer recht gut, lernt man die damalige Zeit nochmal aus einer anderen Sicht kennen – oftmals sind die unglaubwürdigsten Anekdoten höchstwahrscheinlich doch genau so geschehen.
Geschichtlich fand ich dieses Buch auch sehr ansprechend. Zu Beginn des Buches lernen wir den König Ethelred, der Unberatene kennen. An seiner Seite steht seine Frau, die schlaue und bedachte Emma. Sie hadert mit ihrem Schicksal, ist der Gemahl an ihrer Seite doch leider kein kluger König. Es dauert nicht lange und Ethelred verstirbt. Der Kampf um den Thron beginnt und auch die Dänen erheben Anspruch auf den Thron. Ich fand den geschichtlichen Hintergrund hier sehr informativ und mir persönlich hat es Freude bereitet, dass dieses Stück Geschichte beleuchtet wurde. Lernen wir doch auch König Knud besser kennen. Auch die Darstellung von Emma fand ich gelungen und konnte mich überzeugen. Sie ist eine gute Strategin und hat politisches Talent. Doch nicht immer ist sie eine gute Mutter. Besonders hat mich jedoch die Charakterdarstellung von Edward begeistern können. Dieser historische Charakter war gut gezeichnet. Seine Passagen haben mir immer besonders gefallen und nur zu gerne habe ich gelesen, wie es ihm ergangen ist und was für Hürden er meistern musste. Die historische Person des Mönches Eilmer of Malmesbury hat mir persönlich auf sehr zugesagt. Ich mochte seine gebildete Art und auch, wie er die Welt sieht. Er war kein allzu strenger Kirchenanhänger und hatte wohl eine recht offene Art. Er hat dieses Buch meiner Meinung nach sehr bereichert, seine Passagen haben mir immer besonders gut gefallen.
Mit Aelfric hat Gable einen Helmsby als fiktiven Protagonist geschrieben, welcher typische Heldeneigenschaften hat. Er steht Königin Emma mit Rat und Tat beiseite, auf ihn ist Verlass und nicht selten war seine Hilfe für Emma essentiell, sie konnte sich auf ihn verlassen. Aelfric ist ein hilfsbereiter Mann mit einem guten Herzen. Und da kommen wir, meiner Meinung nach, zu seiner Schwachstelle. Es gibt einige Stellen, da war mir Aelfric zu nachsichtig. Sein Vetter Offa ist quasi sein Gegenpart – die beiden sind sich nicht immer einig und stehen auf unterschiedlichen Seiten. Innerhalb des Buches gibt es einige Streitigkeiten und auch Gewalttaten zwischen den beiden und dennoch zeigt Aelfric immer Nachsicht und verzeiht Offa. Dies hat am Ende katastrophale Folgen und dennoch hat er eher Mitleid für Offa. Dies war mir persönlich nicht ganz authentisch. Auch hätte ich mir gewünscht, dass seine besondere Freundschaft zu dem Dänen Hakon und auch dem Mönch Eilmer ein bisschen mehr in den Fokus gerückt wird. Meiner Meinung nach wurde hier Potential zu Gunsten von der ein oder andere Liebesgeschichte verschenkt.
Dafür hat mir Penda, der Sohn von Aelfric gut gefallen. Als Leser begleiten wir ihn als kleiner Junge bis zu einem Erwachsenen und sind an seiner Seite, wenn er in der Fremde sich behaupten muss und dabei seinen Weg suchen muss. Seine Geschichte und auch seine Charakterentwicklung fand ich ganz gelungen. Lediglich seine Liebesgeschichte fand ich persönlich nicht so überzeugend.
Allgemein gibt es hier die ein oder andere Liebesszene. Diese fand ich persönlich nicht immer passend. Aber dies ist bekannter Maßen Geschmackssache. Dafür fand ich die kriegerischen Szenen und auch die Schlachten besser dargestellt. Als Leser hat man einen umfangreichen Eindruck erhalten, ohne dass Gable hier zu sehr ins Detail gegangen ist.

Insgesamt konnte mich der historische Roman „Rabenthron“ von Rebecca Gable in den Bann ziehen. Man merkt diesem Buch die umfangreiche Recherchearbeit an und durch den flüssigen Erzählstil merkt man gar nicht, dass dieses Werk so umfangreich ist – als Leser kann man sich gekonnt in der Geschichte und den Charakteren fallen lassen. Jedoch gab es meiner Meinung nach ein paar kleine Kritikpunkte. Die zwischenmenschlichen Beziehungen hätten hier in Bezug auf Aelfric, Hakon und Eilmer mehr in den Mittelpunkt gerückt werden können. Deswegen möchte ich 4 Sterne vergeben und spreche auch eine Leseempfehlung für Liebhaber von historischen Romanen aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Cover
Veröffentlicht am 11.09.2025

Der Laden in der Mondlichtgasse

Der Laden in der Mondlichtgasse
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Die Autorin Hiyoko Kurisu hat mit „Der Laden in der Mondlichtgasse“ den Auftakt ihrer Romanreihe geschrieben. Daher lässt sich dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen.

Klappentext:
Die Mondlichtgasse ist ...

Die Autorin Hiyoko Kurisu hat mit „Der Laden in der Mondlichtgasse“ den Auftakt ihrer Romanreihe geschrieben. Daher lässt sich dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen.

Klappentext:
Die Mondlichtgasse ist ein geheimnisvoller Ort: Zwischen Vollmond und Neumond ist sie geöffnet und nur Menschen, deren Leben aus dem Gleichgewicht geraten sind, können sie betreten. Wie die Schülerin Kana, die sich einsam fühlt und an ihrer Beziehung zweifelt, oder der Immobilienmakler Koguma, der glaubt, wegen seines Äußeren nicht ernst genommen zu werden. In der Confiserie verkauft ihnen der rätselhafte Kogetsu eine traditionelle japanische Süßigkeit, die scheinbar ihre Probleme löst. Anschließend beobachtet Kogetsu ungesehen, wie sich das Leben seiner Kunden zum Besseren verändert. Denn Kogetsu ist ein Fuchsgeist, der verstehen will, was es bedeutet, ein Mensch zu sein …

Ich persönlich fand den Klappentext hier ziemlich vielversprechend und habe mir ein fantastisches, vielleicht ein leicht märchenhaftes Buch erhofft, welches gut in die Herbststimmung passt.
Schon die Gestaltung des Buches finde ich sehr gelungen, der haptische Effekt ist gelungen und ich finde die Darstellung des kleinen Ladens auf dem Cover recht ansprechend. Positiv möchte ich auf jeden Fall noch das Glossar am Ende des Buches erwähnen. In diesem wird auf die japanischen Begriffe eingegangen. Auch auf die traditionellen japanischen Süßigkeiten, welche in dem Roman ihren Raum finden, wird hier näher eingegangen, sodass man sich als Leser diese besser vorstellen kann.
Der Schreibstil ist eher leicht, dafür aber sehr liebevoll. Beim Lesen kommt eine cozy Atmosphäre auf, sodass man sich in diesem Werk gut fallen lassen kann. Dieses Buch ist nicht so zu anspruchsvoll, es ist eher ein leichtes Wohlfühlbuch mit einem leicht märchenhaften Einschlag, ohne dabei allzu aufdringlich zu sein. Der Roman ist in sechs Kapitel unterteilt. In diesen steht immer eine andere Person im Vordergrund mit einem ganz individuellen Problem oder eigenen Gedanken. Verbunden sind diese einzelnen Kapitel durch einen gemeinsamen Charakter – der Fuchsgeist Kogetsu. Die einzelnen Kapitel sind quasi abgeschlossene kleine Geschichten, welche ein wenig an Fabeln erinnern. In den einzelnen Episoden steckt immer eine kleine Botschaft oder Weisheit verborgen, ohne dabei allzu belehrend oder aufdringlich zu sein. Dies hat mir persönlich gut gefallen und ich fand die Umsetzung hier gelungen. Was meinen Lesefluss ein wenig gestört hat, waren die Wortwiederholungen. Besonders bei der jeweiligen Beschreibung der Mondlichtgasse, welche in jedem Kapitel stattfindet, wurden immer die selben Wortgruppen verwendet und der Fokus lag größtenteils auf genau denselben Aspekten dieser historisch anmutenden, leicht heruntergekommen und verlassenen Gasse. Dies fand ich spätestens nach der dritten Wiederholung eher störend. Ich persönlich hätte es gelungener gefunden, wenn vielleicht jede Person eine andere Besonderheit entdeckt hat oder hier einen anderen Fokus gehabt hat. Teilweise wird hier auch versucht, den Schwerpunkt auf einen anderen verlassenen Laden zu lenken, nur um dann doch wieder dieselben Details zu betonen. Dies fand ich leider nicht so gelungen.
Der rote Faden in „Der Laden in der Mondlichtgasse“ ist quasi der Charakter Kogetsu. Dieser ist ein Fuchsgeist und der Ladenbesitzer mit den traditionellen japanischen Süßigkeiten, welche einen magischen Effekt hervorrufen. Diese Idee und auch die Umsetzung fand ich persönlich gelungen. Mir hat es gefallen, wie Kogetsu erst lernt wie man mit den Kunden, also den Menschen in seinem Geschäft umzugehen. hat Es hat mir Freude bereitet zu lesen, welchen Effekt die Süßigkeiten haben. Am jeweiligen Kapitelanfang bekommt man hier schon mal einen kleinen Vorgeschmack, der Titel des Kapitels heißt nach der jeweiligen Süßigkeit und eine kleine Illustration dieser ist ebenfalls beigefügt. Aber auch die Menschen, welche im jeweiligen Kapitel im Fokus stehen, waren liebenswert und ihre Sichtweise und Probleme konnten mich überzeugen. Nur zu gerne habe ich ihre Story gelesen und habe überlegt, wie die Süßigkeit ihren Sorgen entgegenwirken könnte. Im letzten Kapitel lernen wir Kogetsu besser kennen. Wir erfahren mehr über ihn und seine Gedankengänge und auch seine Beweggründe. Der Leser bekommt einen kleinen Einblick in seine Vergangenheit und wie er auf die Idee gekommen ist, dieses Süßwaren- Laden in der Mondlichtgasse zu eröffnen. Auch was es mit seinen Öffnungszeiten auf sich hat, erfahren wir. Allgemein hat es mir gefallen, dass der Leser endlich mehr über Kogetsu erfährt. Aber leider fand ich persönlich das Ende und damit die Aufklärung von seinem Problem nicht so gelungen. Mich hat dies etwas melancholisch zurückgelassen. Dies ist natürlich Geschmackssache, aber ich fand die Auflösung seiner Sorgen nicht zufriedenstellend.

Insgesamt konnte mich Hiyoko Kurisu mit ihrem Roman „Der Laden in der Mondlichtgasse“ gut unterhalten, mir hat hier die Atmosphäre richtig gut gefallen. Die einzelnen Kapitel fand ich ebenfalls gelungen. Lediglich das Ende des Buches hat mir persönlich nicht leider gar nicht gefallen. Daher bin ich auf die Weiterführung gespannt, welche magischen Süßigkeiten Kogetsu noch in seinem Laden verbirgt. Daher möchte ich 3,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 27.08.2025

Hunger und Zorn

Hunger und Zorn
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Mit „Hunger und Zorn“ hat Alice Renard ihren Debütroman geschrieben, welcher ein eigenständiges Buch ist. Dieser Roman ist ein besonders Werk, handelt es von einem neurodivergenten Mädchen und wie sie ...

Mit „Hunger und Zorn“ hat Alice Renard ihren Debütroman geschrieben, welcher ein eigenständiges Buch ist. Dieser Roman ist ein besonders Werk, handelt es von einem neurodivergenten Mädchen und wie sie sich selbst und auch ihre nähere Umwelt es wahrnehmen.

Klappentext:
Wenn die kleine Isor von ihren Streifzügen zurückkehrt, kann ihre Mutter nur erahnen, wo sie war. Mit den Fingern löst sie die Zöpfe der Tochter, findet Löwenzahnblüten, Grashalme, einen Käfer. Erzählen wird Isor nichts – denn Isor ist nicht wie andere Kinder. Sie spricht nicht, lernt nicht, lebt in stummen Gedanken und tobenden Wutausbrüchen. Gefangen in einer Realität, die nicht die ihre ist, treibt sie ihre Eltern in die Verzweiflung. Bis sie eines Tages auf Lucien von nebenan trifft und in dem vorsichtigen, einsamen Alten eine verwandte Seele erkennt.

Bei diesem Roman hat mich der Klappentext neugierig gemacht. Es klang nach einem besonderen und berührenden Werk und ich muss gestehen, dass ich keine großen Erwartungen an dieses Buch hatte. Daher war ich positiv überrascht, dass mich dieses Werk so bewegt hat.
Der Debütroman ist in drei Abschnitte unterteilt, indem unterschiedliche Protagonisten zu Wort kommen. Ich finde es gelungen, wie Renard hier mit der Sprache spielt. Die jeweiligen Charaktere haben unterschiedliche Ausdrucksweise, zusätzlich zu ihrer verschiedenen Ansicht zur aktuellen Situation. Dies führt dazu, dass man sich als Leser besser orientieren kann, wer hier das Wort hat. Aber auch, dass man sich besser in den jeweiligen Charakter einfinden kann und ihn dadurch noch mal besser kennen lernt. Gekonnt schafft es Renard hier eine dichte Atmosphäre und ein passendes Erzähltempo zu wählen. Als Leser merkt man gar nicht, wie die Seiten nur so dahinfliegen. Immer tiefer gelangt man in diesen Strudel und möchte wissen, wie es mit dem neurodivergenten Mädchen Isor weitergeht, wie sie ihren Weg geht.
Im ersten Teil wird die Geschichte aus der Sicht der Eltern erzählt. Sie müssen erkennen, dass ihr Mädchen Isor anders ist, dass sie etwas Besonderes ist und wohl nie so wie andere Mädchen in ihrem Alter sein wird. Man merkt den Eltern an, dass sie an ihre Grenzen kommen und dass sie allgemein mit der Situation überfordert sind. Aber dennoch versuchen sie ihr bestes und geben sich Mühe, sie gehen auf Isor ein und erkennen, was ihr Freude bereitet oder was ihr nicht so gut tut. Die Mutter spricht voller Liebe von Isor und man merkt ihr an, wie erschüttert sie ist, dass Isor anders ist. Dennoch hat sie Angst und stößt an ihre Grenzen. Der Vater ist oftmals überfordert und hat ebenso seine Zweifel. Teilweise arbeiten die beiden als ein gutes Team zusammen, aber es gibt auch Momente, wo sich beide uneinig sind. Im Grunde eine alltägliche Situation, stellenweise haben sie verschiedene Ansätze und Sichtweisen. Dennoch ist auf jeder Seite zu spüren, wie sie mit Isor ihr Bestes geben und ihr ein gutes Leben geben wollen. Oftmals ist die Verzweiflung zu erkennen, wie beide an ihre Grenzen stoßen. Ich fand diesen Abschnitt sehr bewegend. Die Eltern sind hin- und hergerissen. Sie versuchen, Isor so viel Liebe zu geben und dennoch ist es für die beiden kein einfaches Leben.
Im zweiten Teil wird aus der Perspektive von dem älteren Nachbarn Lucien erzählt. Er hatte bisher nur wenige Berührungspunkte mit Isor, bis sich dies schlagartig von einem Tag auf den anderen ändert. Dies passiert auch nur wegen einem Zufall, Lucien soll auf Grund eines Handwerker- Notfalls auf Isor aufpassen. Daraus entwickelt sich eine tiefe und wunderbare Freundschaft zwischen den beiden, welche sehr bewegend ist. Lucien akzeptiert Isor so, wie sie ist. Seine Sicht auf dieses Mädchen ist viel offener und nicht so voller Zwänge. Er geht auf sie ein und versucht Isor zu verstehen, möchte sie glücklich machen und dabei entwickeln die beiden gemeinsame Hobbies. Am Ende des zweiten Abschnittes pflegen die beiden eine besondere und innige Freundschaft und es hat mir Freude bereitet, mitzuerleben wie diese tiefe Beziehung aufgebaut wird. Diesen Teil habe ich sehr genossen, erlebt man hier Isor noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive und lernt neue Facetten an ihr.
Im dritten Teil kommt Isor selbst zu Wort. Als Leser bekommt man Einblicke in ihre Gedankengänge und lernt sie noch einmal mit ganz anderen Facetten kennen. Diese Eindrücke fand ich sehr gelungen und interessant. Jedoch bin ich bezüglich der Entwicklung von Isor etwas skeptisch. Ist solch eine Weiterentwicklung realistisch? Hier musste ich mir bewusstwerden, dass dies ein Roman ist und nicht immer alles realistisch sein muss. Für mich persönlich, hat dieser Abschnitt den realistischen Rahmen gesprengt und ist eher in den Bereich der Fiktion abgedriftet. Aber teilweise ist man auch überrascht, was der Mensch alles leisten kann. Daher hat mir zum Ende hin auch dieser Abschnitt auch wieder gefallen und ich habe mich für Isor gefreut, dass sie ihren Weg gegangen ist und ihr eigenes Leben gelebt hat.

Insgesamt hat Alice Renard mit „Hunger und Zorn“ einen berührenden und bewegenden Roman geschrieben, welcher den Leser nachdenklich zurücklässt. Es ist auf jeden Fall ein Werk, welches nachklingt und auch wenn man das Buch am Ende zuklappt, so bleibt einem der Inhalt noch länger im Gedächtnis. Von mir gibt es für diesen Debütroman 4 Sterne.