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Veröffentlicht am 12.02.2020

Ganz schlecht! (gekreuzte Finger)

Familie von Stibitz - Der Riesenlolli-Raub
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- Ein ganz langweiliges Buch, das wirklich keiner braucht!
- Wirklich? Schwindelst du auch nicht?
- Neeeeein, gaaaanz bestimmt nicht (gekreuzte Finger schnell hinter dem Rücken versteckt)!

Ist dieses ...

- Ein ganz langweiliges Buch, das wirklich keiner braucht!
- Wirklich? Schwindelst du auch nicht?
- Neeeeein, gaaaanz bestimmt nicht (gekreuzte Finger schnell hinter dem Rücken versteckt)!

Ist dieses Buch voller schlechter Vorbilder? Auf jeden Fall! Wird gelogen, dass sich die Balken biegen? Mit Sicherheit! Ist die Geschichte wenigstens pädagogisch wertvoll mit einem lehrreichen Ende? Bestimmt nicht! Um Himmels willen! Warum sollte mein Kind dann jemals dieses Buch lesen? Weil es einfach unheimlich viel Spaß macht! Ja, das Buch ist tatsächlich genau so schlimm, wie der Titel vermuten lässt. Es wird gestohlen, gelogen und betrogen. Und alle kommen mit ihren Taten ungeschoren davon. Aber auf eine so sympatische und herzenswarme Art, dass man Familie Stibitz einfach lieben muss!

Sohn Ture ist der einzige in seiner Familie, der immer ehrlich ist. Denn er ist ein von Stibitz, und da ist der Name einfach Programm: Die Garage voller Diebesgut, die Küche unaufgeräumt, wird schon am Morgen von Vater Ede damit geprahlt, dass er in der Zeitung steht: als Fahrraddieb. Und auch Tochter Kriminella, von allen nur liebevoll Ella genannt, findet eine Erwähnung im vom Nachbarn gemopsten Tagesblatt: Apfelklau nimmt immer mehr zu! Mama Fia ist so stolz auf ihre beiden Ganoven und hofft im Stillen, dass aus Ture nicht irgendwann - oh Schreck - ein Polizist wird. Doch der wünscht sich zunächst einmal nur einen Riesenlolli zu seinem Geburtstag in zwei Tagen. Und stellt damit seine Familie vor eine große Herausforderung - denn dieser Lolli muss natürlich gestohlen werden. Familienehre und so!

Der Hanser-Verlag veröffentlicht hier das erste Buch des Autoren-Gespannes Anders Sparring und Per Gustavsson. Beide sind in Deutschland noch recht unbekannt. Sparring schrieb unter anderem schon Drehbücher für die Serie "Mord im Mittsommer", Gustavsson illustrierte einige in Deutschland eher unbekannte Kinderbücher. Doch nun beschert uns der Verlag mit Familie Stibitz gleich zwei neue Bücher: den hier vorliegenden ersten Band „Der Riesenlolli-Klau“ und mit „Die Ganoven-Omi“ zeitgleich sogar schon Band 2 der neuen Serie um die Verbrecherfamilie. Denn das soll es wohl werden: eine neue Kinderbuchreihe, die etwas aus der Reihe fällt.

Empfohlen ist das Buch laut Verlag ab 8 Jahren, doch empfehlen würde ich das Buch tatsächlich auch schon ab 6 Jahren. So alt ist zumindest mein Kind, mit dem ich zusammen das Buch gelesen habe, und das Kind war begeistert. Zitat: „Du kannst ruhig allen sagen, dass Buch ist toll. Aber ich geb‘ meines nicht mehr ab!“ Für Kinder ab 6 also ein schönes Vorlesebuch, ab 8 Jahren ein Buch zum selberlesen. Auch für Kinder, die vielleicht sonst eher wenig lesen. Denn sehr umfangreich ist der Band leider nicht. Und das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, der uns aufgefallen ist: man ist einfach viel zu schnell durch mit dieser lustigen Geschichte. Das vom Format her eher kleine Buch umfasst gerade einmal 62 Seiten, wobei auf jeder Doppelseite mindestens ein Bild zu finden ist. So haben wir die Gaunerei schon nach knapp 1 Stunde Lesezeit hinter uns gelassen. Doch ansonsten hinterlässt Familie Stibitz einfach nur ein gutes Gefühl bei uns. Kein pädagogisch wertvolles Gefühl, kein belehrtes Gefühl, sondern einfach nur ein entspanntes und zufriedenes Gefühl. Familie Stibitz – wir besuchen euch bald wieder (und das ganz ohne gekreuzte Finger)!

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Achtung - Suchtgefahr

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Oh, wie ich solche Bücher hasse! Nächte schlägt man sich wegen ihnen um die Ohren, am nächsten Tag muss man völlig übermüdet ständig über das Gelesene nachdenken. Wartet, dass es endlich wieder Abend ist ...

Oh, wie ich solche Bücher hasse! Nächte schlägt man sich wegen ihnen um die Ohren, am nächsten Tag muss man völlig übermüdet ständig über das Gelesene nachdenken. Wartet, dass es endlich wieder Abend ist und man weiterlesen kann, natürlich wieder viel zu lange. Jetzt habe ich den ersten Band durchgelesen und bin froh, dass Band zwei noch nicht bereit liegt. So kann ich wenigstens erst einmal ein wenig Schlaf nachholen...

Solche Bücher sind für mich selten geworden: Bücher, die einen fesseln und ganz in ihre Welt ziehen. Die einen nicht mehr aufhören lassen zu lesen. Erst jetzt habe ich gelesen, dass die Reihe mit Harry Potter verglichen wird. Ja, da hatte mich ein ähnliches Suchtlesen gepackt und ja, beide sind im Bereich Fantasy einzuordnen. Aber dann hört die Ähnlichkeit auch schon auf.

Ophelia ist erwachsen, hat bereits zwei Verlobungen abgewiesen und leitet ein Museum. Denn sie ist eine "Leserin" und und kann durch bloßes Berühren eines Gegenstandes seine und die Vergangenheit seines Besitzers sehen. Die Welt, in der Ophelia lebt, ist in Archen zersplittert. Große und kleine schwebende Inseln, die nur mit Luftschiffen zu erreichen sind. Sie selbst lebt auf Anima, einem Land, in dem alle eine große Familie sind und das Leben friedlich ist. Doch sie wird vermählt mit Thorn, einem kaltäugigen, riesenhaften Mann vom Pol. Ein Welt, so weit entfernt von ihrem Zuhause. Hier gibt es strenge Rangordnungen, Bedienstete, die keinen eigenen Willen haben dürfen, Intrigen, Machtkämpfe und Mord. Und scheinbar jeder trachtet Ophelia nach dem Leben.

Tatsächlich spielt das Buch hauptsächlich am Hof des Pols. Intrigen, Lügen und Machtkämpfe bestimmen die Handlung. Aber Christelle Dabos schreibt dabei so spannend, dass man einfach immer mehr lesen will. Eine Liebesgeschichte deutet sich äußerst zart an, wer also hier viel Romantik erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden. Wie sind die Kräfte der Familien auf den Archen entstanden? Wer sind diese Ahnen? Und wie ist die Welt überhaupt in einzelne Teile zerfallen? All diese und noch viele weitere Fragen brennen mir nach dem Lesen unter den Nägeln und ich hoffe, dass sie in den nächsten Bänden beantwortet werden. "Die Verlobten des Winters" ist auf jeden Fall ein grandioser Auftakt zu dieser Buchreihe und ich bin froh, dass es bis zum Erscheinen des vierten und letzten Bands nicht mehr lange dauert. In der Zwischenzeit werde ich Band 2 und 3 verschlingen. Denn nicht weiterlesen bereitet leider auch schlaflose Nächte...

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Mehr als nur Dinosaurier

Ausgestorben - Das Buch der verschwundenen Tiere
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Wenn es um ausgestorbene Tiere geht, denkt man wohl als allererstes an Dinosaurier. Vor allem bei einem Kinderbuch liegt das nahe. Doch "Ausgestorben" ist zum Glück viel mehr als ein weiteres Dinobuch. ...

Wenn es um ausgestorbene Tiere geht, denkt man wohl als allererstes an Dinosaurier. Vor allem bei einem Kinderbuch liegt das nahe. Doch "Ausgestorben" ist zum Glück viel mehr als ein weiteres Dinobuch. Stattdessen erhält man einen Überblick über fast 400 Millionen Jahre Erdgeschichte und die Tiere, die in den verschiedenen Zeitaltern lebten. Natürlich kann ein Buch mit einer Länge von 63 Seiten dabei nicht groß ins Detail gehen. Doch ich finde, die Autorin Nikola Kucharska hat hier einen guten Mittelweg gefunden: Es gibt zunächst jeweils einen Überblick über das Erdzeitalter, danach werden einige interessante Tiere näher betrachtet. Wenn es dann Richtung Neuzeit geht, werden einzelne ausgestorbene Tiere dann auf Einzel- oder Doppelseiten vorgestellt. Ehrlicherweise war ich auch froh, als die ersten Seiten mit den Dinosauriern gelesen waren - während das Kind quasi ein halber Paläontologe ist, breche ich mir gerne einmal die Zunge beim Vorlesen der wissenschaftlichen Namen. Um so spannender fand ich dann die zweite Hälfte des Buches, in dem bekanntere Tiere wie Mammut, Auerochse oder Dodo vorgestellt werden. Begeistert haben uns die großen Doppelseiten der einzelnen Tiere wie tasmanischer Wolf oder Moa und Haastadler. Wunderbar kindgerecht werden zu den letzten beiden die Zusammenhänge ihres Aussterbens erklärt: wie die Moas verschwanden und damit der Haastadler seine Hauptnahrungsquelle verlor. Eine Seite dieser Doppelseiten ist dabei wie ein Wimmelbild gestaltet. Wir haben wirklich lange jede dieser Wimmelseiten betrachten können und auch der fast 3-jährige konnte hier viel entdecken.

Empfehlen würde ich das Buch tatsächlich erst ab 8 Jahren. Sehr interessierte Kinder ab 6 Jahren haben hier aber auch schon ihren Spaß. Allerdings muss dann etwas mehr erklärt werden beim Vorlesen, da doch viele Fachbegriffe verwendet werden. Diese werden zwar oft beim ersten Erwähnen erklärt - wie zum Bespiel der Begriff "endemisch" - aber das Kind muss dann einige Seiten später immer noch wissen, was das Wort bedeutet. Denn später werden diese Begriffe dann meist nicht mehr erklärt.

Auf den letzten Seiten werden Gründe für das Aussterben von Arten genannt und kürzlich ausgestorbene Tiere vorgestellt. Ein Buch mit dem Thema Artensterben hätte jetzt hier natürlich die Chance gehabt, den Holzhammer hervor zu holen und dem Leser ein schlechtes Gewissen zu machen. Das hätte ich für ein Kinderbuch allerdings völlig unpassend gefunden, Kinder können schließlich nichts dafür, wie wir Erwachsenen mit unserer Umwelt umgehen. Natürlich kommen auch Klimawandel und Umweltzerstörung zur Sprache. Allerdings in einem neutralen Ton und ohne Ängste zu schüren.

Alles in allem sind wir sehr begeistert von "Ausgestorben". Es ist ein schönes Buch zum einfach einmal Durchblättern und Anschauen, zum Vorlesen und Selberlesen und um immer wieder etwas Neues zu entdecken. Ein Buch für Dinofans, aber auch für naturbegeisterte Kinder, die mehr wissen wollen über Evolution, Erdgeschichte und Zusammenhänge in der Umwelt.

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