Profilbild von MissDaisy

MissDaisy

Lesejury Star
offline

MissDaisy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MissDaisy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Grillen muss nicht langweilig sein!

Der Kugelgrill
0

Die Bücher vom Heel-Verlag sind ja immer toll, aber dieses hier hat mich echt umgehauen! Beim Kugelgrill geht uns nichts über den Weber. Entsprechend sind wir auch Fans der Weber-Grillbücher. Aber die ...

Die Bücher vom Heel-Verlag sind ja immer toll, aber dieses hier hat mich echt umgehauen! Beim Kugelgrill geht uns nichts über den Weber. Entsprechend sind wir auch Fans der Weber-Grillbücher. Aber die sind nichts gegen dieses Buch vom GutGlut e.V.!

Schon längst ist Grillen kein schnödes Fleisch-auf-den-Grill-Werfen mehr, es ist eine besondere Zubereitungsart, die ihre eigene Kultur hat. Inzwischen macht man auch Vor- und Nachspeisen auf dem Grill, backt Kuchen und Pizza damit und verfeinert die Techniken und Gerichte immer mehr.

Der Aufbau dieses Buches ist sehr gut strukturiert. Für Anfänger und Profis gleichermaßen finden sich hier Rezepte und Anregungen. Es ist nicht nur ein Kochbuch, es ist ein echtes Nachschlagewerk. Nach der Vorstellung des Teams und einer Einführung in die Kultur des Grillens und BBQs wird auf die Techniken eingegangen, Rubs und Marinaden vorgestellt, es gibt Rezepte für Starters & Fingerfood, Würstchen, Geflügel, Rind, Schwein & Lamm, American BBQ, Fisch & Meeresfrüchte, Klassiker, Wild, Gemüse & Beilagen, Desserts und Backwerk. Als Krönung findet sich sogar ein Rezept für „Himmel un Ääd“ auf dem Grill. Am Ende gibt es dann noch Schritt-für-Schritt-Anleitungen für hilfreiche Tricks.

Alles ist ausführlich beschrieben und reich bebildert. Das macht das Buch zu einem ganz besonderen Erlebnis. Es ist insgesamt absolut hochwertig, von der Aufmachung über die Verarbeitung bis zum Inhalt. Nicht nur altbekannte Ideen, auch grill- und vor allem essbare neue Ideen werden vom Grillverein geliefert. Die Bayern werden sich die Haare raufen, wenn sie gegrillte Weißwurstspieße sehen, aber mein Mann liebt sie! Mich sprechen besonders die Hähnchengerichte an, vorneweg die gefüllte Hähnchenbrust. Nur wenige Rezepte sind ohne Foto, was mich sehr erfreut, denn ich möchte doch sehen, wie das Ergebnis werden soll. Da wäre es schön gewesen, ein paar Fotos der GutGlut-Mitglieder wegzulassen (einige wiederholen sich sowieso) und dafür die Gerichte zu bebildern.

Bis auf wenige Ausnahmen werden nur Zutaten verwendet, die man kennt und hat bzw. leicht bekommt. Nur hin und wieder finden sich Zutaten, die etwas abgehoben sind (beispielsweise Kritharáki-Nudeln). Das macht die Rezepte für jeden machbar, fast schon mit Gelinggarantie.

Ich bin begeistert und kann jedem Grill-Fan dieses Buch nur empfehlen. Das ergibt natürlich auch die volle Sternezahl!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Strömung

Die Strömung
0

Ein kleines Mädchen wird im Sandkasten im heimischen Garten getötet. Keiner kann das Verbrechen verstehen, war das Mädchen doch keine drei Minuten alleine. Dann zwei Tage später wieder ein Mord an einem ...

Ein kleines Mädchen wird im Sandkasten im heimischen Garten getötet. Keiner kann das Verbrechen verstehen, war das Mädchen doch keine drei Minuten alleine. Dann zwei Tage später wieder ein Mord an einem Kind – und der Verdacht kommt auf, dass es sich um Rassismus handelt, denn beide Elternpaare wurden bedroht. Ausgerechnet jetzt fällt Tom Stilton ein alter Fall in die Hände: der Mord an einer Prostituierten, den er nicht aufklären konnte. Hat er etwas mit den neuen Fällen zu tun? Immerhin war auch sie eine Farbige …

Ich habe mich sehr auf ein Wiedersehen mit Olivia und Tom gefreut. Leider stellte sich sehr schnell heraus, dass diese neuerliche Begegnung nicht so verläuft, wie ich das gehofft hatte. Ich mag es, wenn sich Protagonisten weiterentwickeln und gerade Tom ist eine Figur mit großem Potenzial. Doch hier hat er verloren – war er mir als Obdachloser unheimlich sympathisch, wirkt er jetzt eigenbrötlerisch und arrogant. Auch Olivia ist mir regelrecht fremd geworden.

So ist es dann kaum noch verwunderlich, dass alle Protagonisten kühl und distanziert bleiben. Für keine Figur empfinde ich auch nur ansatzweise so viel Sympathie, dass ich großes Interesse an ihrem Schicksal entwickelt hätte. Nach dem ersten Drittel habe ich immer mehr die Lust am Buch verloren, zumal die Namen einfach zu fremdartig für mich sind. Die Bösewichte der Story sind einfach nur dumm und einfältig, aber ein echter Hass auf sie kommt nicht hoch. Das ist dann endgültig schlecht für ein Buch.

Leider hat mich das Autorenpaar im Laufe der Geschichte immer mehr verloren und auch nicht mit den beiden Knalleffekten am Ende wieder einfangen können. Ganz so überraschend kamen diese nämlich dann doch nicht und vor allem haben sie die Langeweile auf weiten Strecken nicht wettmachen können.

Die Idee des Plots ist sehr gut, es gibt gerade aktuell Grund genug, dieses Thema anzugehen. Auch die Aufarbeitung von Breiviks Attentat, die Ideologie, die er verbreitet und wie er für einige Verwirrte tatsächlich zum Helden werden konnte, ist gut geschildert. Trotzdem fehlt dem Buch an Tiefe und vor allem Spannung. Das ist sehr schade, denn ich mochte den ersten Band sehr.

Möglicherweise hätte es dem Buch gutgetan, wenn der Rotstift kräftig angesetzt und einiges gekürzt worden wäre. Zudem ist mir leider auch entgangen, wie der Anfang nun mit dem Ende zusammenhängt. Mag sein, dass es eigentlich Sinn macht. Ich hab den Sinn leider nicht gefunden – zu sehr habe ich mich ans Ende des Buches quälen müssen.

Auch wenn sich alles recht gut lesen lässt, fesselt es doch nicht, es interessiert auf weite Strecken auch gar nicht. In Kombination mit den ungewohnten Namen ist da schnell alles anders, als es sein sollte. Deshalb kann ich diesem Buch auch leider nur drei Sterne geben.

Veröffentlicht am 08.07.2017

Er neigte den Kopf zur Seite und ließ die Nackenwirbel knacken

Ich bin die Nacht
0

Francis Ackerman junior ist ein brutaler, bestialischer Massenmörder. Seine Opfer müssen entsetzlich leiden, nachdem er mit ihnen „ein Spiel“ gespielt hat. Die Regeln sind schräg, der Gewinner immer er. ...

Francis Ackerman junior ist ein brutaler, bestialischer Massenmörder. Seine Opfer müssen entsetzlich leiden, nachdem er mit ihnen „ein Spiel“ gespielt hat. Die Regeln sind schräg, der Gewinner immer er. Der ehemalige Polizist Marcus Williams landet in Dimmit County, weil seine Tante, die ihn nach dem Tod seiner Eltern großgezogen hatte, vererbt hat. Schnell wird er in die Geschehnisse hineingezogen. Immer öfter kreuzen sich die Wege von Francis und Marcus. Die Katastrophe scheint vorprogrammiert …

Die Idee des Buches ist schlicht und ergreifend genial. Leider ist die Umsetzung nur bedingt gelungen. Insgesamt liest sich das Buch weg wie nix. Doch leider nicht, weil es so super toll und in sich stimmig wäre, sondern weil man immer öfter den Kopf schütteln muss und nur noch denkt: „Ja, nee, is klar!“, „Echt jetzt?!“, „Im Ernst??“ oder „Hallo?!?“. Ein Bolzen jagt den nächsten und in vielen Teilen habe ich mich gefragt, ob mich Ethan Cross verschaukeln will. Ich habe dann für mich beschlossen, das Buch als Persiflage zu lesen. Das machte es mir etwas leichter, wenn unser Held Marcus mal wieder aus einer ausweglosen Situation ohne jede Schramme herauskam und dabei noch die halbe Welt gerettet hat.

Viele Phrasen wiederholen sich immer und immer wieder. Besonders genervt hat mich irgendwann dieses elende Genickknacken von Marcus. Seine wundersamen Fähigkeiten hat er laut eigener Aussage von Chuck-Norris-Filmen – und das ist ein eindeutiger Hinweis auf alles, was kommt.

Cross versucht, den Leser eine gewisse Sympathie für Francis aufbringen zu lassen. Bei mir hat das allerdings nicht funktioniert. Auch die nach und nach einsetzende Entwicklung dieser Figur macht es nicht besser.

Der Titel ist, wie so oft, ganz gruselig gewählt worden. Im Original lautet er „The Shepherd“. Das macht in mehrerlei Hinsicht wesentlich mehr Sinn, als „Ich bin die Nacht“. Die Kapitel beziehen sich auf eine Herde und deren Schutz und in der Handlung wird ebenfalls mehrfach Bezug dazu genommen. Der Bezug zur Nacht ist kurz auch gegeben, spielt aber eine sehr viel kleinere Rolle.

Das Ende kommt mit einem gewaltigen, überwältigenden Showdown, der quasi die Krönung der ganzen Kampfszenen auf den vorherigen Seiten darstellt. Die einen nennen es Wendung, die anderen sehen darin die Bestätigung der Vermutungen beim Lesen. Für mich ist diese Auflösung ein wenig zu sehr drüber, auch wenn sie mich ein wenig mit dem Verlauf versöhnt.

Für mich ist „Ich bin die Nacht“ eine zu lang geratene Vorgeschichte für die folgenden Bände. Ob ich diese lesen werde, vermag ich jetzt noch nicht zu sagen. Noch fühle ich mich zu sehr verschaukelt, noch habe ich keine Lust auf weitere Überhelden und bitterböse Psychopaten mit Wahnvorstellungen. Für die Älteren unter uns: das Buch hat einen „Dallas“-Faktor, Stichwort: Bobby unter der Dusche. Doch ein kleiner Funke in mir lodert immer wieder auf und will mich dazu bringen, herauszufinden, ob sich das Niveau doch noch steigert. Wir werden sehen.

Für den ersten Band der Shepherd-Reihe gibt es von mir jedenfalls nur drei Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Handlung
  • Erzählstil