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Veröffentlicht am 03.09.2019

Düster, brutal und absolut mitreißend!

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
2

Meine Meinung:

Eine Welt, in der niemand glücklich sein kann
Das erste was ich sagen möchte, ist eine Warnung: Magst du lieber sanftere Storys und verabscheust es von Gewalt und Sex zu lesen? Dann ist ...

Meine Meinung:



Eine Welt, in der niemand glücklich sein kann
Das erste was ich sagen möchte, ist eine Warnung: Magst du lieber sanftere Storys und verabscheust es von Gewalt und Sex zu lesen? Dann ist dieses Buch nichts für dich, denn ja es ist brutal, aber verdammt nochmal, auch unheimlich packend!
Aber zurück zum Anfang. Daniela Winterfeld porträtiert eine Welt, die im Sterben liegt. Das Wasser wird immer knapper und die Landschaft verkommt zur Ödnis, gerade in den aktuellen Zeiten ein beklemmendes Szenario. In dieser trockenen Welt ist das Volk der Sapioner auf dem Vormarsch und bestrebt, alle anderen Völker zu unterwerfen. In ihren Wasserbergwerken müssen Sklaven dem Felsen die letzten Tropfen abringen und nun fällt der Blick des machthungrigen Reiches auf die letzten wenigen grünen Flecken.

In Blutgöttin begleiten wir vier Charaktere in dieser Welt. Alia ist eine Sklavin in einem Wasserbergwerk, Dorgen und Tailin Krieger in der Sapionischen Armee und Feyla die Tochter des einflussreichsten Mannes in Sapion. Nun könnte man meinen, das Schicksal Alias sei das Schlimmste, immerhin stehen die anderen auf der Seite der Eroberer, doch die Autorin hat eine Welt geschaffen, in der niemand glücklich sein kann. In Sapion sind Frauen nichts wert und den Männern wird vom Kindesalter an mit brutalem Drill das Mitgefühl sprichwörtlich ausgeprügelt. Dementsprechend sind auch die Schicksale von Dorgen, Tailin und Feyla erschütternd. Daniela Winterfeld gelingt es, auf eindrucksvolle Art zu schildern, wie eine Spirale aus Hass entsteht und welche Auswirkungen sie auf die Menschen hat. Sie nimmt sich Zeit zu verdeutlichen, dass aus Hass immer mehr Hass entsteht. Damit dienen die brutalen Darstellungen nicht einfach nur als unterhaltsame Schocker, sondern sind vielmehr Stilmittel zur Darstellung von komplexen Zusammenhängen in einer Welt voller Missstände, wobei vereinzelte Lichtblicke dazwischen, immer wieder die Hoffnung wecken, dass die Charaktere eine Veränderung herbeiwirken könnten.

Packend, von der ersten, bis zur letzten Seite
Die Komplexität des Buches findet sich jedoch nicht nur im Weltenentwurf, sondern auch in der Handlung wieder. Bei mehr al einen Protagonisten kommt es mir ja meist so, dass ich langfristig den einen Handlungsstrang lieber mochte als den anderen. Blutgöttin hat sogar vier Protagonistin und ich mochte alle handlungsstränge! Alle Charaktere sind ausgereift und ihre Geschichten interessant und spannend. Auch wenn ich zum Ende hin eine Präferenz hatte, kann ich nicht sagen, dass ich einen Handlungsstrang als weniger spannend als die anderen empfand. Das Buch ist einfach von vorne bis hinten packend. Es beginnt im Prolog mit einem Paukenschlag und endet im Epilog mit einem weiteren. Dazwischen werden Fragen aufgeworfen, Geheimnisse bruchstückhaft enthüllt und auch einige Plottwists sorgen für Spannung. Ereignisse die zunächst trivial erscheinen, erhalten später eine Bedeutung und Zusammenhänge erschließen sich Stück für Stück. Die Autorin schafft es wunderbar ihre Geschichte ausführlich zu erzählen und dennoch nie das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Es fiel mir unglaublich schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Im Grunde kann ich nur einen „Kritikpunkt“ aufführen: Trotz Erscheinungstermin im November, dauert das Warten auf den zweiten band zu lange. Ich will jetzt weiterlesen!

Fazit:


Düster, brutal und absolut mitreißend! In einer sterbenden Welt suchen vier Menschen ihren Weg. Die Quellen von Malun: Blutgöttin ist Fesselnd und komplex erzählt, mit interessanten Charakteren und spannenden Wendungen. Mein Monatshighlight.

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  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Fantasie
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 23.01.2022

Opulent, imposant, gruselig.

Echo
1

Echo stand schon auf meiner Wunschliste, seit ich es Jan. 2021 in den Neuerscheinungen entdeckte und ich habe mich daher sehr auf das Lesen gefreut.

Die Macht des Maudit
Eigentlich wollte Nick Grevers ...

Echo stand schon auf meiner Wunschliste, seit ich es Jan. 2021 in den Neuerscheinungen entdeckte und ich habe mich daher sehr auf das Lesen gefreut.

Die Macht des Maudit
Eigentlich wollte Nick Grevers nur seinem geliebten Hobby, dem Bergsteigen nachgehen, doch sein und das Leben seines Lebensgefährten Sam ändert sich auf einen Schlag, als Nick auf seiner Tour einen Berg entdeckt, den er noch nie gesehen hat: den Maudit. Während Anwohner ihn zu fürchten scheinen und Reiseführer und Internet auffallend wenig Informationen über ihn liefern, ist Nick von dem Berg wie magisch angezogen und das Unheil nimmt seinen Lauf.

"Der Berg hat gerufen, und wir sind ihm untertan. Wir können seinem Sirenengesang nur folgen."
(Echo von Thomas Olde Heuvelt, Heyne, 2021, S. 100.)

Das Berge etwas Dunkles und Bedrohliches haben können, wissen wir nicht erst seit Lovecrafts “Berge des Wahnsinns” aus dem Heuvelt auch mehrmals zitiert. Und dennoch wie Thomas Olde Heuvelt hier einem Haufen Fels eine abgrundtief böse Seele verleiht, ist einzigartig. Der Autor ist ein Meister der Atmosphäre. Egal ob es sich um eine dunkle Berghütte, die windgepeitschten Gipfel der Berge oder um ein kleines Bergdorf vom Sturm umtost handelt, Heuvelt erschafft Gänsehautbilder im Kopf, lässt den/die Leser/in das Gefühl schwindelerregende Höhen verspüren, die Eiseskälte fühlen und die finstersten Schatten sehen. Grund dafür ist sicherlich der für einen Horrorroman eigenwillige, aber faszinierende Schreibstil. Man kann es eigentlich schon opulent nennen, denn der Autor geizt nicht an Sprachgewalt und imposanten Metaphern. Aber was anderes würde auch zu den gewaltigen alterslosen Berge der Alpen passen? Wenn man man Naturgewalten beschreiben will udn eine solche zum Kern des Romans macht, dann braucht es eben große Worte.

Die Abgründe in jedem einzelnen
Doch genauso, wie man einen Berg nicht in Eiltempo besteigen kann, lässt sich auch Echo nicht mal eben weglesen. Denn nicht nur Sprachstil, auch Heuvelts Erzählweise bedürfen einer gewissen Konzentration. Das Buch ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern eine Aneinanderreihung diverser Aufzeichnungen von Nick und Sam. Zwar fügt sich am Ende alles schlüssig und chronologisch nachvollziehbar zusammen, aber auf dem Weg dahin kann es schon mal etwas verwirrend werden. Wenn man sich jedoch darauf einlässt und akzeptiert nicht alles sofort zu erfahren, wird das Durchhaltevermögen belohnt. Dies sei ebenfalls in Bezug auf die Spannung gesagt. Nach einem nervenaufreibenden, gruseligen Prolog, der mich das Licht im ganzen Haus anmachen ließ, folgt das erste Drittel des Buches eine Phase des langsamen Storyaufbaus, in dem wir vor allem mit den Charakteren, ihren Eigenarten und Abgründen vertraut gemacht werden. Hier hätte man sicherlich die ein oder andere Szene kürzen können, aber ich kann euch trotzdem raten, drann zu bleiben, die zweite Hälfte wird dann deutlich ereignisreicher und Geheimnisse beginnen sich zu lüften.

Ich denke mit ein Grund, warum der Autor sich für eine so lange “Aufbauphase” entschieden hat ist, dass er die Protagonisten Sam und Nick dem/r Leser*in bis ins kleinste Detail nahe bringen wollte. Das ist nicht immer angenehm, denn gerade Sam ist kein sympathischer Charakter. Er ist egoistisch und extrem oberflächlich. Und doch, in Nachhinein, bin ich überzeugt, dass die Geschichte mit keinem anderen Charakter funktioniert hätte, denn Heuvelt arbeitet nicht nur mit dem Horror einer dunklen, uralten Macht, sondern setzt auch viel auf die ganz persönlichen Abgründe seiner Protagonisten. Die innere Finsternis, dunkle Wünsche und Begehren stellen für Sam und Nick eine ebenso große Bedrohung dar, wie der Maudit selbst. Tatsächlich kann man nicht immer sagen, was an Dunkelheit vom Maudit, und was von den Protagonisten selbst kommt. Das mag ein subtilerer Horror, als eine böse Macht ein, verfehlt ihre Wirkung aber nicht.

"Wenn man die Dynamik zwischen zwei Menschen verändert, starren beide mit großen Augen in ihre eigene Finsternis."
(Echo von Thomas Olde Heuvelt, Heyne, 2021, S. 50)

Das Einzige womit ich dann doch gar nicht klarkam, war Sams Denglisch. Das war einfach zu viel, ein Anglizismen jagt das nächste und es wirkte insgesamt einfach nur aufgesetzt, unnatürlich und lächerlich. Dies ist zusammen mit dem etwas langsamen ersten Drittel der Hauptgrund für meine einen Punkt Abzug. Was mir auch nicht hundert Prozent zusagte, war das Ende. Für meinen Geschmack war das nämlich etwas zu psychedelisch, aber das ist, glaube ich, tatsächlich eher Geschmackssache, weshalb ich das zwar erwähnen wollte, aber nicht direkt als Kritikpunkt betrachte.

Fazit:


Echo ist gewaltig, in mehr als einer Hinsicht. Sprachlich opulent und mit einem feinen Gespür für Atmosphäre und subtilen Horror erzählt Thomas Olde Heuvelt von Naturgewalten, inneren Abgründen und dem Grauen im Angesicht der Endlosigkeit. Echo muss man sich mit Muße und Geduld zugute führen, wer sich aber darauf einlässt wird mit einem imposanten Leseerlebnis belohnt. Lediglich den überbordernden Gebrauch von Anglizismen hätte sich der Autor wirklich sparen können.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Gute Ansätze, aber ausbaufähig

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
1

Auf dieses Buch bin ich, wie gesagt, durch das Cover aufmerksam geworden, der Klapptext sprach mich jedoch auch gleich an und als ich es dann in den Händen hielt, freut ich mich auf ein spannendes Fantasyabenteuer.

Spanien ...

Auf dieses Buch bin ich, wie gesagt, durch das Cover aufmerksam geworden, der Klapptext sprach mich jedoch auch gleich an und als ich es dann in den Händen hielt, freut ich mich auf ein spannendes Fantasyabenteuer.

Spanien oder Südamerika?
Als Erstes möchte ich mit etwas beginnen, mit dem das Buch groß beworben wird. Der Verlag preist das Buch als “ungewöhnlichen High-Fantasy-Serie mit lateinamerikanisch angehauchtem Setting” an. Diesen Aspekt fand ich sofort interessant, da mir lateinamerikanisch inspirierte Fantasywelten bisher eher weniger untergekommen sind und ich es toll finde, wenn nicht nur das westliche Mittelalter als Vorbild dient. Allein für diese Idee bin ich daher schon bereit, einen Punkt zu vergeben.
In der Umsetzung hapert es dann aber leider. Denn abgesehen von ein paar spanischen Zaubersprüchen und eins, zwei erwähnten Gerichten ist von Lateinamerika in diesem Buch nichts zu spüren. Weder Flora, noch Fauna, noch die Kultur erinnern geben einen Hinweis auf das angebliche Vorbild. Es hätte ebenso gut spanisch oder kubanisch inspiriert sein, da die paar spanischen Floskeln tatsächlich die einzige Anlehnung sind, was ich sehr schade finde, hier wurde eine Menge Potenzial verspielt. Was eigentlich auch im Ganzen für das Worldbuilding gesagt werden kann, denn es sind viele wirklich gute Ideen da. Neben dem Setting kann auch das Magiesystem mit interessanten Ansätzen und Ideen aufwarten, aber auch hier, könnte es mehr ausgearbeitet werden. Die Ideen sind da, aber es fehlt das Auge für Details.

Die Diebin, der Prinz und der Psychopath
Jetzt habe ich zuerst über einen Kritikpunkt gesprochen, dabei beginne ich lieber mit etwas Positiven. Da wäre zum Beispiel die Entwicklung der Beziehung zwischen Finn und Alfie (ja, wie so viele andere, finde ich den Namen auch doof und zu kindlich für einen 23-Jährigen). Diese konnte mich nämlich auf ganzer Linie überzeugen, da sie erfrischender Weise nicht gleich ins Romantische schwenkt. Stattdessen nimmt die Autorin sich Zeit eine aufrichtige Verbundenheit in Freundschaft aufzubauen. Das hat mir an dem Buch am besten gefallen.

Doch so sehr mir das Zusammenspiel von Finn und Alfie gefiel, hatte ich leider trotzdem auch Kritikpunkte an der Charakterzeichnung. Von Alfie wissen wir, dass er 23 sein müsste, Finn soll wohl ein klein wenig jünger sein, also vielleicht 18 oder 19. Leider verhalten sich die Charaktere nicht diesem Alter entsprechend. Häufig wirken beide, als seien sie noch fest in den Fängen der Pubertät. Bei Alfie hat mich zudem noch diese extreme Naivität gestört.
Ja die Charaktere sind Sympathieträger, aber meine Stirn wurde schon ganz rot, so viele Facepalms bescherten mir die Beiden, da sie gefühlt auch eher durch die Handlung stolpern und sich Probleme eher durch Glück, als durch durchdachtes Handeln lösen.

Als Letztes aber nochmal ein Lob und das geht an den Antagonisten. Klar, zum “lieb haben” ist der überhaupt nicht, aber ich finde ihn wahnsinnig gut ausgearbeitet. Seine verdrehten Ansichten zu Liebe, die zu Hass und Besitzansprüchen auswuchern ist wirklich gut und glaubhaft dargestellt. Er ist so ein richtiger Psychopath, trotzdem machen seine Motive und Handlungen aus seiner verquirlten Sicht tatsächlich Sinn, was Ignacio zu einem sehr interessanten Gegenspieler macht.

Fazit:


Nocturna hat viele wirklich gute Ansätze und Ideen, denen es jedoch noch an Ausarbeitung fehlt. Die Stärke des Buches liegt klar bei dem Zusammenspiel der Protagonisten (und dem wirklich gelungen Antagonisten), die Protagonisten können jedoch ihrem angeblichen Alter entsprechend noch etwas mehr Reife vertragen.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Ein Pageturner

54 Minuten
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Bei diesem Buch wusste ich lange nicht, wie ich es bewerten soll. Das geht so weit, dass sogar in nächster Zeit noch ein eigener Blogbeitrag dazu erscheinen wird, denn mein Dilemma ist noch nicht ganz ...

Bei diesem Buch wusste ich lange nicht, wie ich es bewerten soll. Das geht so weit, dass sogar in nächster Zeit noch ein eigener Blogbeitrag dazu erscheinen wird, denn mein Dilemma ist noch nicht ganz gelöst.

Ein Amoklauf, vier Perspektiven...
Aber zurück zum Buch. 54 Minuten heißt es, denn genau so lange dauert der Amoklauf an Thomas, Autums, Sylvs und Claires Highschool. 54 Minuten in denen Tyler auf seine Mitschüler und Lehrer schießt und alle Vier, aus deren Perspektiven dieses Buch geschrieben ist, haben eine Verbindung zu ihm (Eine genaue und toll gemachte Figurenkonstellation findet ihr bei Melanie liest, der Link seht unten). Am Anfang kam ich mit diesen Beziehungen etwas durcheinander, wusste nicht mehr wer nun die Schwester von wem war, aber nach einer Weile hat man sich eingefuchst.

Das Buch startet zum Glück unmittelbar vor Beginn des Amoklaufs, welcher dann auch ziemlich schnell beginnt. Dadurch wird von Anfang an ein hohes Spannungslevel angesetzt und für mich hat sich dieses, trotz so einiger Rückblicke in die Vergangenheit der Charaktere, nicht wieder gesenkt. Das Buch war für mich ein echter Pageturner, ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht und las das Buch in einem Rutsch durch. Lediglich Clairs Perspektive fand ich nicht so spannend, da sie sich mit Beginn des Amoklaufs außerhalb des Schulgebäudes aufhält und daher zu den Ereignissen drinnen nicht viel beizutragen hatte.

...nur Eine fehlt
Ich habe das Buch also gerne gelesen, warum dann mein Dilemma? Nun, hauptsächlich, weil eine entscheidende Perspektive fehlt: Die des Täters. Wir lernen Tyler nur durch die Erinnerungen der anderen Charaktere kennen. Wir erfahren, dass er Probleme hatte, dass er gemobbt wurde, doch nichts davon kristallisiert sich als echtes Motiv heraus. Stattdessen scheint er einfach böse zu sein. Eine fatale Beschreibung eines Amokläufers, suggeriert es doch, dass manche Menschen eben böse sind und man Amokläufe daher kaum verhindern kann. Die anderen Charaktere fragen sich auch weniger, wie hätten die Tyler frühzeitig helfen können, sondern stattdessen warum haben sie das Böse in ihm nicht gesehen?

Die entscheiden Frage ist also nun, darf ich ein Buch, dass die Hintergründe eines sensiblen Themas wie den Amoklauf fraglich beschreibt unterhaltsam finden? Was sagt das über mich aus und was über das Buch? Darf ich ein solches Buch gut bewerten, weil ich es spannend fand? Das sind Fragen, die mich nun umtreiben und auf die ich noch keine pauschale Antwort habe und die ich demnächst mit euch diskutieren möchte. Im Falle von 54 Minuten habe ich mich letztendlich doch für eine positive Bewertung entschieden, allerdings eben, wie ihr im Fazit lesen könnt, nicht ohne Vorbehalte.

Fazit:


Als Schullektüre zum Thema Amoklauf ist dieses Buch völlig ungeeignet, da die entscheidende Perspektive des Täters und dessen Beweggründe fehlen. Allerdings war es für mich wahnsinnig spannend und ich habe es gerne und in einen Rutsch durchgelesen. Und wenn auch nur ein Mensch, ausgelöst durch diese spannende Lektüre doch damit anfängt, mehr über Hintergründe und die Verhinderung von Amokläufen nachzudenken, ist ja auch schon was getan.

Veröffentlicht am 10.01.2020

Ophelia und Thorn haben (wieder) mein Herz gestohlen

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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Was habe ich diesem Band entgegen gefiebert, denn der zweite Band der Spiegelreisende endete mit einem richtig fiesen Cliffhanger. Und so wartete ich hibbelig und zappelig. Zum Glück hat das Warten sich ...

Was habe ich diesem Band entgegen gefiebert, denn der zweite Band der Spiegelreisende endete mit einem richtig fiesen Cliffhanger. Und so wartete ich hibbelig und zappelig. Zum Glück hat das Warten sich gelohnt.

Babel: Eine neue Arche
Christelle Dabos hat ein einzigartiges Buchuniversum geschaffen. Eine Welt, zersplittert ins schwebende Inseln, jede mit anderen Menschen die unterschiedliche Kräfte haben, mit eigenem Klima, Landschaften und Kultur. Nachdem wir Ophelia zwei Bände lang auf Anima und vorrangig dem Pol begleitet haben, brechen wir nun mit ihr gemeinsam zu neuen Ufern auf, genauer gesagt zur Arche Babel, wo Ophelia Thorn auf den Spuren Gottes vermutet.
Auch wenn es am Pol sicherlich noch genügend Orte zum Erkunden gegeben hätte, freute ich mich sehr eine neue Arche entdecken zu können. In diesem Band haben wir auch erstmals eine "Weltkarte" sowie eine Auflistung aller Hauptarchen, mit ihren jeweiligen Familiengeister und über was für Kräfte diese verfügen. Das fand ich sehr interessant.

Babel ist dann auch eine ganz andere Welt, als der Pol. Was Klima, Flora und Fauna und Architektur angeht, scheint Babel von Indien mit ein paar antiken Einflüssen inspiriert zu sein, die Bewohner werfen auch immer wieder mal englische Floskeln ein, was an Indien zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft erinnert. Aber wie gesagt, es ist eher eine wage Inspiration, wie für Christelle Dabos typisch, hat sie wieder eine außergewöhnliche und individuelle Kulisse geschaffen, die mit ihren strengen Regeln und dem totalitären System aber auch einige Herausforderungen für Ophelia zu bieten hat.

Ophelia geht ihren Weg
Der dritte Band der Tetralogie ist etwas weniger turbulent als seine Vorgänger, das macht ihn aber keineswegs schlechter. Er legt in vielen Punkten die Weichen für ein mit Sicherheit großartiges Finale und fängt dabei allen voran bei seinen Charakteren an. Besonders für Ophelias Charakterentwicklung ist dieser Band maßgebend. Erstmals auf sich allein gestellt und erschüttert von einer Identitätskrise muss Ophelia viele, auch innere, Hürden überwinden und das braucht eben Zeit, die sich die Autorin auch nimmt. Das mag vielleicht nicht ganz so mega spannend sein, wie ihre Abenteuer in den Vorgänger (wobei mir persönlich zu keinem einzigen Zeitpunkt langweilig war), dafür wird man am Ende aber mit ausgereiften und authentischen Charakteren belohnt.

Eine Achterbahn der Gefühle
Wirklich langweilig kann einem in diesem band aber trotzdem nicht werden, dafür schreibt Christelle Dabos einfach zu gut. Nicht nur, dass sie neue Charaktere, wie Viktoria oder Blasius die, gewohnt schrullig, aber auch herzallerliebst sind, eingeführt hat, sie lässt ihre Leser auch eine wahre Achterbahn der Gefühle durchleben. Zuerst Wut, bis Hass (Stichwort: Mediana, die glatt Dolores Umbridge's Tochter sein könnte, was meine Antipathie einem Buchcharakter gegenüber angeht). Und dann noch Ophelia und Thorn, viel kann ich ja nichts sagen, ohne zu spoielrn, aber ich versichere euch, beide hätte ich hin und wieder am liebsten kräftig durch schütteln können. Wenigstens am Ende wurde mein armes Herz wieder etwas aufgeheitert, bis dahin hatte ich aber auch schon echt die ganze Bandbreite durch und nun bin ich ganz ungeduldig in Erwartung des Finales.

Fazit:


Die Spiegelreisende ist meine Highlightreihe 2019. Jeder band hat mich bisher begeistert,s o auch Das Gedächtnis von Babel. Sämtliche Gefühle habe ich durchlebt, vom tiefsten Zorn bis zur unbändigsten Freude. Ophelia und Thorn haben (wieder) mein Herz gestohlen. Ich wünschte diese Reihe würde niemals enden.

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