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Veröffentlicht am 20.05.2021

Wissen trifft auf Lesespaß

55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn
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Es ist jetzt schon ein paar Monate her, da wurde ich zufällig auf den tollen Instagram Account des Katapult Magazins aufmerksam und fand den sofort super. Viele Informationen ansprechend und leicht verständlich ...

Es ist jetzt schon ein paar Monate her, da wurde ich zufällig auf den tollen Instagram Account des Katapult Magazins aufmerksam und fand den sofort super. Viele Informationen ansprechend und leicht verständlich dargestellt und eine politische Gesinnung, die der meinen entspricht, da wurde auch schnell das Magazin abonniert, was mir seitdem ebenfalls sehr gefällt. Doch nun wollte ich es wissen: Kann Katapult auch Bücher? Mit dem neusten Buch rund um kuriose Grenzen wollte ich das herausfinden.

Wissen trifft auf Lesespaß
Grenzen und Grenzkonflikte, das klingt vielleicht erstmal etwas trocken. Wie eine langweilige Erdkundestunde in der im Dämmerlicht des alten Overheadprojektors Karten gezeigt werden. Wer jetzt das Schütteln bekommt, schnell weiterlesen, denn dieses Buch ist alles andere als langweilig! Autor Fabian Sommavilla stellt uns 55 Geschichten rund um Grenzen vor, wobei der Text dazu selten über mehr als zwei bis drei Seiten hinausgeht. Dabei schlägt der Autor einen lockeren, leicht verständlichen Ton an. Er schafft es hervorragend die Balance zwischen Informationsfülle und Witz zu halten, was allein schon deswegen das Buch sehr kurzweilig und unterhaltsam macht.

Nun wäre ein Katapult Buch kein Katapult Buch, wen es nicht auch zahlreiche Karten und Grafiken gäbe. Jede Geschichte ist umfassend illustriert und wie immer können sich diese Grafiken sehen lassen, denn sie überzeugen mit ansprechender Gestaltung, gepaart mit Übersichtlichkeit. Zugegeben, manche sind auch einfach etwas albern-lustig, wie etwa, wenn die Umrisse von Staaten mit Essen verglichen wird. Andere Grenzverläufe sind einfach nur kurios wie die zweigeteilten Golfplätze oder die Z-Grenze zwischen Finnland und Schweden um einen falsch gebauten Leuchtturm herum. Als dritte Kategorie kann man noch die Geschichten nennen, die erstaunen und informieren. Dinge, über die man sich nie Gedanken gemacht hat, wie zum Beispiel, die Gebühren die bei einem Flug, einfach nur für das Überfliegen von Staaten anfallen und die nun beim Lesen einen Aha-Effekt auslösen. Diese breite Themenvielfalt macht einen großen Reiz des Buches aus.

Die Absurdität von Grenzen in „all ihrer Pracht”
Bei all dem Witz verliert das Buch aber nicht auch die ernsteren Themen aus den Augen. Denn auch wenn es im ersten Moment lustig anmutet, wenn zwei Länder sich um einen trostlosen Fels im Meer oder eine unbedeutende Insel streiten, oft stecken dahinter jahrelange Konflikte, Machtgier, die Ausbeutung von Ressourcen und nicht zuletzt die Schicksale der Menschen, die in dieser Grenzregion leben, denn während Staaten sich streiten, sind sie zumeist diejenigen das Leid haben und selten ist wie im Falle von San Juan Island als einziges Opfer lediglich ein Schwein zu beklagen. Trotz der Kürze der einzelnen Texte schafft es Fabian Sommavilla den Leser für diese Themen zu sensibilisieren und das finde ich ganz große Klasse. Auch die Aktualität kommt nicht zu kurz. So werden hier u.a. der Kaschmirkonflikt, der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea oder, traurigerweise brandaktuell, auch der Nahost Konflikt thematisiert.

Im Grund werden in diesem Buch zwei Dinge wirklich deutlich: Erstens: Grenzen sind absurd! Sie sind das Produkt menschlichen Willens Land zu besitzen, zu kontrollieren und fein säuberlich einzugrenzen. Sie sind menschengemacht und als solche voller Fehler, Widersprüche und Unsinn. Was von manchen Menschen als in Stein gemeißelte Linien deklariert wird, entpuppt sich hier schon nach ein paar Seiten als ein bröckliges Konstrukt, das bei weiten nicht als gegeben hingenommen werden sollte. Wer dieses Buch liest, dem wird automatisch ein neuer, misstrauischer Blick auf Karten mitgegeben und das Verständnis, dass schwarze Linien auf dem Papier, alles andere als sicher oder „schon immer dagewesen” sind.

Die zweite Erkenntnis ist eng mit der ersten verwandt und lautet patt gesagt: Kolonialismus war scheiße und ist es immer noch, da viele der heutigen Konflikte sich mehr oder weniger unmittelbar auf diesen zurückführen lassen. Seien es junge Nationen, die ihre Staatsgrenzen aus uneindeutig formulierten Kolonialverträge ableiteten und mit ihren Nachbarn in Streit um Gebiete geraten oder Tansania, dem ein ebensolcher Kolonialvertrag weiterhin verbietet an die größte Süßwasserquelle der Region, dem Malawisee, teilzuhaben.
Das willkürliche Ziehen von Grenzen seitens der Kolonialmächte hat bis heute tief reichende Einschnitte in die verschiedensten Regionen der Welt gebracht, das zeigt dieses Buch deutlich, was ein weiterer Punkt ist, den ich nur loben kann.

Fazit:


55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn ist ein Buch, dass ich ohne zu zögern jedem in die Hand drücken könnte. Es ist anschaulich, informativ und macht Spaß zu lesen. Gleichzeitig beleuchtet es die Hintergründe aktueller Grenzkonflikte und sensibilisiert, für wichtige Themen wie Kolonialismus, Klimakrise, oder unsinnige Machtdemonstrationen, ohne dabei einen belehrenden oder herablassenden Ton anzunehmen. Durch die tollen Katapult-Grafiken ist dieses Buch Futter für das Hirn, wie die Augen gleichermaßen. Kauft es, lest es, mehr habe ich nicht zu sagen.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Düster und märchenhaft

Der Winter der schwarzen Rosen
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Nina Blazon ist schon seit langem eine meiner liebsten deutschen Autorinnen, was man schon allein daran erkennen kann, dass man auf meinem Blog bereits Rezensionen zu Ascheherz, Faunblut und Rabenherz ...

Nina Blazon ist schon seit langem eine meiner liebsten deutschen Autorinnen, was man schon allein daran erkennen kann, dass man auf meinem Blog bereits Rezensionen zu Ascheherz, Faunblut und Rabenherz & Eismund finden könnt und auf meinem SUB liegen noch mehr Blazons. Eins konnte ich nun davon befreien.

Altbekannte Welt, neue Geschichte
Mit Der Winter der schwarzen Rosen begeben wir uns wieder in die fantastische Welt, die wir bereits aus Faunblut, Ascheherz und Der dunkle Kuss der Sterne kennen. Doch Neueinsteiger kann ich gleich beruhigen: Die Bücher spielen zwar alle in derselben Welt und es sind Querverweise untereinander zu finden, sie lassen sich aber alle trotzdem problemlos unabhängig voneinander lesen und stellen in sich abgeschlossene Einzelbände dar.

Was einem beim Lesen wieder sofort auffällt, ist Nina Blazons unnachahmlicher Schreibstil. Die Autorin versteht es meisterlich Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen, ihre Geschichten schwanken stets zwischen Erzählung und Märchen und haben immer etwas ganz individuelles. In diesem Buch herrscht eine etwas düstere Stimmung, als man vielleicht von den anderen Büchern gewohnt ist, trotzdem scheint immer wieder auch das typisch märchenhafte durch. Alles in allem eine Mischung, die fasziniert und gefangen nimmt.

Die Geschichte zweier Schwestern
Während mich die Atmosphäre und Blazons Stil wieder sofort in ihren Bann schlugen, muss ich leider sagen, dass mich die Handlung dieses Mal nicht vollkommen überzeugen konnte. Es gab ein paar Punkte, die mir sehr gut gefallen haben: Das war zum einen eigentlich der gesamte Handlungsstrang von Liljann, die von mir über das gesamte Buch hinweg die favorisierte Protagonistin war und zum anderen die Undurchsichtigkeit der Charaktere. Gerade bei den Herren wusste man lange Zeit nicht, was ihre wahren Motive sind, was die Handlung deutlich spannender machte. Selbst bei den beiden Schwestern, deren Gedanken wir als Leser ja sogar mitverfolgen konnten, war es nicht immer klar, was ihre wahren Ziele sind, sodass man beim Lesen durchaus das ein oder andere Mal überrascht wurde.

Der Grund, warum das Buch mich, wie gesagt, trotzdem nicht voll überzeugen konnte war, dass es n einigen Stellen doch zäher war, als ich es von Nina Blazon gewohnt bin. Zumeist waren das Passagen von Tajann, die ich zwar im Verlauf der Handlung immer besser verstehen konnte, mit der ich aber trotzdem bis zum Schluss nicht so richtig warm wurde.
Gut gefallen hat mir hingegen dann wieder der Schluss. Er passte wunderbar zur Geschichte und ich finde es immer gut, wenn Autoren sich auch mal an solche Enden heranwagen.

Fazit:


Der Winter der schwarzen Rosen ist deutlich düsterer, als die anderen Bücher aus derselben Welt und hat mit ein paar zähen Passagen zu kämpfen, bereitet aber trotzdem Lesefreude, was nicht zuletzt wieder an dem meisterlichen Talent der Autorin liegt, magische, kreative und geheimnisvolle Geschichten zu erschaffen, weshalb ich trotzdem guten Gewissens eine klare Leseempfehlung ausbrechen kann.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Wer mit dem Roman nicht ganz warm wurde, sollte unbedingt zu dieser Graphic Novel greifen (und alle anderen auch)

Der Report der Magd
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Ich habe tatsächlich im letzten Jahr mich an dem Roman Der Report der Magd versucht. Zu meiner Schande konnte es mich jedoch nicht abholen und ich brach das Buch nach ca. der Hälfte ab. Das wurmte mich, ...

Ich habe tatsächlich im letzten Jahr mich an dem Roman Der Report der Magd versucht. Zu meiner Schande konnte es mich jedoch nicht abholen und ich brach das Buch nach ca. der Hälfte ab. Das wurmte mich, wo der Roman doch so gelobt und als literarische Größe angepriesen wurde. Als ich dann in der Bibliothek die Graphic Novel entdeckte wollte ich es nochmal mit dem Stoff versuchen und siehe da, es hat gefunkt.

Ein zugänglicheres Medium
Was mich beim Lesen des Romans am meisten gestört hatte, war die Zähigkeit mancher Passagen. Es kam nicht selten vor, dass seitenlang nichts passierte und man als Leser stattdessen Desfreds ewig langen inneren Monologen “lauschte”. Da diese sich in ihren Gedanken des öfters wiederholte, waren diese Monologe für mich nach einiger Zeit eher ermüdend, als interessant.
Die Graphic Novel hingegen ist da deutlich gestraffter. Der Band umfasst den gesamten Roman, klar, dass es da Kürzungen gibt, dennoch kann man nicht sagen, dass wirklich was verloren ging, denn die Art und Weise, wie der Roman als Comic adaptiert wurde, ist wirklich sehr gut gemacht. Alle wichtigen Handlungselemente und Szenen sind da und auch die Hintergründe zu Entstehung von Gilead werden erläutert, sodass auch Leser, die den Roman nicht kennen, problemlos der Novel folgen können.

Zudem gelingt es Reneé Nault ganz hervorragend mit ihren Zeichnungen zu erzählen. Was Atwood auf mehreren Seiten wortgewaltig ausdrückt, gelingt es Rault in ihren Bildern auszudrücken. Sie braucht gar nicht so viele Sprechblasen und Textboxen, da viele ihrer Zeichnungen selbst erzählend sind. Ebenso gut eingefangen ist auch die Atmosphäre des Romans. Rault benutzt für die verschiedenen Zeitebenen unterschiedliche Farbgestaltungen. So ist die Vergangenheit, vor der Entstehung Gileads in sanften frohen Farben gestaltet, während die Gegenwart in Gilead grau und trist ist, nur durchbrochen von den grellen Farben, die die Frauen in ihre Rollen zwingen. Besonders das Rot der Mägde sticht immer wieder heraus, wirkt dabei aber nicht fröhlich, sondern eher anklagend und bedrohlich, wie Blut.

Alles in allem empfindet man beim Lesen der Graphic Novel ähnliche Gefühle, wie beim Lesen des Romans: Bedrückung, Wut, das Gefühl der Ungerechtigkeit, der Leere und der Ohnmacht. AN manchen Stellen ist die Graphic Novel fast sogar noch eindringlicher, als der Roman, wenn visualisiert wird, was im Roman nur angedeutet wurde.

Fazit:


Wer, wie ich, mit dem Roman nicht ganz warm wurde, sollte unbedingt zu dieser Graphic Novel Adaption greifen, denn Desfreds Geschichte ist eine, die erzählt werden muss! Sie ist bedrückend und beklemmend, weil sie erschreckend real ist, diese Botschaft transportiert auch diese Adaption sehr ausdrücklich. Der Roman wird hier auf exzellente Weise in ein neues Medium übertragen und durch dieses ergänzt, ohne seine Atmosphäre und seinen Kern zu verlieren. Ich kann die Graphic Novel daher ohne Bedenken sowohl an Kenner des Romans, als auch an Neueinsteiger in Desfreds Geschichte uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Eine Hommage an die Natur

Die Welt ohne Fenster
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Mit diesem Buch wollte ich mal wieder über meinen Tellerrand hinausschauen. Ich bin zwar eigentlich eher eine Großstadtpflanze, als ein Naturmensch, aber dass die Autorin, als sie dieses Buch geschrieben ...

Mit diesem Buch wollte ich mal wieder über meinen Tellerrand hinausschauen. Ich bin zwar eigentlich eher eine Großstadtpflanze, als ein Naturmensch, aber dass die Autorin, als sie dieses Buch geschrieben hat, erst zwölf Jahre alt war und es auch noch von 1926 stammte, fand ich faszinierend und so wollte ich es unbedingt lesen.

Ein Buch von Freiheit und Flucht
Die Handlung von Die Welt ohne Fenster ist schnell erzählt. Das junge Mädchen Eepersip fühlt sich von Häusern mit ihren Wänden und Glasscheiben eingeengt und möchte viel lieber draußen in der Natur leben. Also schleicht sie eines Morgens aus dem Fenster und verschwindet sehr zum Leidwesen ihrer Eltern hinaus in die Natur, wo sie fortan in der freien Natur lebt.
Das Büchlein ist dabei in drei Teile unterteilt, die jeweils Eepersip Stationen auf ihrer Reise durch die Natur darstellen: die Wiese, das Meer und die Berge, wobei Reise eigentlich auch nicht ganz das richtige Wort ist, denn sobald Eepersip das Elternhaus verlassen hat, ist sie eher wie ein Blatt im Wind, lässt sich hierhin und dorthin tragen, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Sie entdeckt die Natur auf ihre Art und Weise und findet Freude an jeder Pflanze und jedem Tier, dem sie begegnet. Sie dabei zu begleiten, ist sehr entschleunigend und das Buch daher für jeden geeignet, der dem Alltag entfliehen möchte.

Überhaupt dreht sich in diesem Buch alles um Flucht und Freiheit. Der Flucht aus den Einengungen der Zivilisation und die Freiheit eins zu werden mit der Natur. Das zusammen mit dem kindlichen Blick auf die Natur ergibt eine faszinierende Mischung die, wie bereits gesagt unglaublich entschleunigend wirkt. Interessant ist die Geschichte auch im Hinblick auf die Hintergründe der jungen Autorin, die Jackie Morris in einem Vorwort wirklich sehr gut zusammenfasst, ohne aber die eigentliche Geschichte zu spoilern. Durch dieses Vorwort erhält man gerade als erwachsener Leser eine sehr interessante Perspektive auf die Geschichte und sieht manches im ganz neuen Licht, das hat mir sehr gut gefallen.

Trotzdem nicht ganz, was ich erwartet hatte
So faszinierend ich die kindlichen Naturphantasien auch fand, so ganz überzeugen konnte mich das Buch dann leider trotzdem nicht. Vielleicht habe ich etwas zu anderes erwartet, doch mir persönlich gibt es in Die Welt ohne Fenster einfach zu wenig Handlung. Der Großteil des Buches besteht daraus, wie Eepersip durch die Gegend stromert, hier einen hübschen Teich und da eine schöne Blume entdeckt und immer wieder tanzt und singt. Die Beschreibungen ihrer Entdeckungen sind zwar weiterhin schön zu lesen, nach der Hälfte wird es jedoch etwas langweilig vom x-ten Tanz mit den Schmetterlingen zu lesen. Es gibt zwar durchaus kurze Einschübe, in denen etwas mehr passiert, meist wenn Eepersip durch die Umstände doch gezwungen wird mit anderen Menschen zu interagieren, diese bleiben aber eben genau das: Einschübe. Insgesamt liest sich das Buch eher wie ein literarisches Essay über die Natur, als ein Roman.
Gut gefallen hat mir hingegen das Ende. Es ist wohl nicht das, was man am Anfang erwartet hätte, für mich aber eine sehr schöne Auflösung der Geschichte.

Fazit:


Dieses Buch ist für all jene, die aus der Hektik des modernen Alltags entfliehen wollen, die Ruhe und Entschleunigung suchen und dabei einen kindlichen Blick auf die Natur entdecken möchten. Man sollte jedoch nicht allzu viel Handlung erwarten.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Ein gelungener Abschluss

Crazy Rich Problems
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Es spricht eindeutig für eine Reihe, wenn ich sofort nach dem Beenden eines Bandes, den nächsten lesen muss und dafür sogar mein leeres Portmonee ignoriere und in die nächste Buchhandlung renne. So erging ...

Es spricht eindeutig für eine Reihe, wenn ich sofort nach dem Beenden eines Bandes, den nächsten lesen muss und dafür sogar mein leeres Portmonee ignoriere und in die nächste Buchhandlung renne. So erging es mir mit dem letzten Band der Crazy Rich Reihe. Crazy Rich Girlfriend war gerade erst ausgelesen und schon musste ich das Finale haben, doch konnte das meine hohen Erwartungen erfüllen?

Die Aasgeier von Tyersall Park
Was passiert, wenn ein millionenschweres Familienoberhaupt im Sterben liegt? Genau, die Aasgeier kommen angeflogen und der Kampf beginnt. Nicht anders läuft es auch in diesem Finale der Crazy Rich Reihe, denn während Nick sich nur mit seiner Großmutter aussöhnen möchte, bevor es zu spät ist, schielt seine Verwandtschaft, allen voran Edie schon mit beiden Augen auf das Erbe.
Normalerweise bin ich kein großer Fan von familiären Intrigen und Machtspielchen, doch hier hat mich der “Kampf ums Erbe” tatsächlich sehr gut unterhalten können. Das liegt zu einem daran, dass man die Charaktere mittlerweile gut kennt. Als Auftaktband hätte dieses Gerangel wohl nicht funktioniert, doch nun nachdem man als Leser schon zwei Bände in dieser verrückten Welt der Superreichen verbracht hat, kennt man seine Pappenheimer und fiebert daher umso mehr mit. Auch beweist Kevin Kwan schon seit Band eins ein großartiges Talent bei der Ausarbeitung seiner Charaktere. Es gelingt ihm mühelos Herzenscharaktere wie Astrid, Rachel oder Nick zu erschaffen, ebenso aber auch absolute Hasscharaktere wie Michael oder Eddie. Dadurch durchlebt man als Leser eine regelrechte Achterbahn der Gefühle und auch wenn ich häufig Eddie oder Michael am liebsten angebrüllt oder eine geklatscht hätte, finde ich es immer lobenswert, wenn ein Buch es schafft so heftige Emotionen bei mir auszulösen, selbst wenn es negative sind, zeigt es doch, wie sehr man mitfiebert.

Ein weiterer Punkt, der mir an dieser Storyline gefallen hat, sind die zahlreichen Aufdeckungen, denn die Grand Dame Su Yi hat noch das ein oder andere Geheimnis in petto, von dem ihre Familie nichts weiß. Im Laufe der Handlung werden daher einige Geheimnisse aufgedeckt, manche davon führen uns sogar tief in die Geschichte Singapurs, was ich wahnsinnig interessant fand.

Etwas mehr Rachel & Nick und weniger Kitty wäre schön gewesen
Doch das Drama um das Millionenerbe ist nicht der einzige Handlungsstrang in Crazy Rich Problems. Wie auch schon im Vorgänger begleiten wir auch wieder Astrid, deren Scheidung sich mittlerweile zu einem richtig dreckigen Rosenkrieg ausgeweitet hat. Sie ist mit Sicherheit die tragischste Figur in dieser Reihe, gleichzeitig aber auch ein der herzlichsten, sodass man ihr einfach nur alles Glück und Gute wünscht und die ganze Zeit hofft, dass sie es irgendwie noch zu einem glücklichen Ende schafft.
Als dritten Handlungsstrang hätten wir dann weiterhin Kitty und ihren Wunsch endlich von den Elitären akzeptiert zu werden. Fand ich Kittys Handlungsstrang im Vorgänger noch ganz amüsant, wurde sich ihr hier ein klein wenig überdrüssig, da sich Einiges in meinen Augen wiederholt. Tatsächlich hätte ich stattdessen lieber noch mehr von Rachel und Nick gelesen, die für meinen Geschmack etwas zu kurz kamen. Das ist zwar alles immer noch Meckern auf hohem Niveau, führte aber letztendlich zu dem einen Punkt Abzug in meiner Wertung.

Das Ende wiederum hat mir gut gefallen. Es hätte noch etwas detaillierter und länger sein können, die Art, wie alles am Ende jedoch aufgelöst wurde mochte ich aber sehr. Es mag vielleicht etwas idealistisch sein, aber wenn man so an den Charakteren hängt, mit ihnen leidet, lacht und zittert, dann will man auch ein glückliches Ende, basta.

Fazit:


Zwar kommt Crazy Rich Problems für mich nicht ganz an seine beiden Vorgänger heran, es ist aber trotzdem ein gelungener und würdiger Abschluss dieser Reihe, die ich jedem nur ans Herz legen kann und ich bin jetzt wirklich ziemlich traurig, dass es vorbei ist. Ich hätte noch locker drei weitere Bände in der schillernden Welt der Superreichen verbringen können.

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