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Veröffentlicht am 26.04.2021

Ganz zauberhaft, trotz schwieriger Protagonistin.

Das Haus der tausend Räume
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Endlich. ENDLICH! Nach dreizehn langen Jahren kommen wir deutsche Leser nun auch in den Genuss den finalen Band der Howl Saga lesen zu können. Kein Wunder daher, dass Das Haus der tausend Räume für mich ...

Endlich. ENDLICH! Nach dreizehn langen Jahren kommen wir deutsche Leser nun auch in den Genuss den finalen Band der Howl Saga lesen zu können. Kein Wunder daher, dass Das Haus der tausend Räume für mich eines der am meisten ersehnten Bücher 2021 war. Als ich es dann überglücklich in den Händen hielt, legte ich auch gleich los.

Eine schwierige Protagonistin
In diesem dritten Band finden wir uns wieder in der altbekannten Welt von Howl ein, doch nach Ingari und dem Sultanat Rashput besuchen wir dieses Mal Ober-Norland. In dem Land lebt die junge Charmain, die mehr oder minder freiwillig das Haus ihres Zaubereronkels hüten soll. Was zunächst als einfache Aufgabe erschien, entpuppt sich schnell als ein wildes Chaos voller Magie.
Leider muss ich an dieser Stelle schon sagen, dass ich und Charmain nicht wirklich warm miteinander wurden. Sie ist eine schwierige Protagonistin, sie ist stur, von sich überzeugt, unfreundlich und sehr, sehr egozentrisch. Und, und ich glaube selbst nicht, dass das möglich gewesen wäre, sie ist zu besessen vom Lesen. Ja, ihr habt richtig gehört. Charmain Baker ist selbst mir als absolute Bücherliebhaberin zu versessen aufs Lesen. Den was anderes als die Aussicht auf’s nächste Buch findet tatsächlich absolut keinen Platz in Chaimains Gedanken. In dem Haus ihres Onkels trifft sie auf Magie, zauber und ein unerforschtes Netzwerk voller magischer Räume, doch das interessiert Charmain null. Sie hat absolut keine Neugier, keinen Entdeckerdrang oder Lust mal was Anderes auszuprobieren. Wo unsereins schon längst voller Freude das magische Haus erkundet hätten, sitzt Chaimain nur rum und liest und seien wir mal ehrlich: So sehr wir auch Bücher lieben, davon zu lesen, wie jemand liest, ist nicht besonders spannend,

Mein zweites Problem mit Charmain war ihre Unfreundlichkeit und ihr Egozentrismus. Alles was sie interessiert, ist das nächste Buch, wer stört wird angepamt, wer ihr sagt, sie macht einen Fehler, wird angepamt. Wer sie schief anschaut… na ihr wisst schon. Charmain denkt ausschließlich an ihre Sorgen und an ihre Bedürfnisse. In einer Szene verschwindet z.B ein Charakter, mit dem sie schon viel Zeit verbracht hat, spurlos. Doch kommt Chaimain auch nur auf die Idee nach ihm zu suchen? Nö, der ist tagelang weg und es ist ihr völlig schnuppe. Das hätte man alles noch verschmerzen können, wenn eine gewisse Entwicklung da gewesen wäre, ein Lerneffekt, aber auch hier Pustekuchen. Hin und wieder überlegt Chaimain zwar, dass sie ja mal netter sein könnte, oder sich mal was sagen lassen könnte, doch schon in der nächsten Szene ist das alles wieder vergessen und sie verfällt in ihre üblichen Muster.

Diana Wynne Jones hat’s einfach drauf!
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, denkt ihr bestimmt, ich fand das Buch echt furchtbar. Überraschenderweise tat ich das nicht. Im Gegenteil. Zwar komme ich nicht umhin aufgrund von Charmain einen Punkt abzuziehen, der Rest vom Buch hat mir aber sehr gut gefallen. Zum einen wäre da wieder die Kreativität der Autorin. Seien es die magischen Unfälle im Haus des Zauberers, eine Horde wütender Kobolde oder die neue Gestalt, die Howl sich gibt. Wie immer sprüht die Geschichte nur so vor witzigen und einfallsreichen Ideen, die einfach Spaß machen.

Auch die Handlung an sich konnte mich überzeugen. Wir haben das für sich schon faszinierende Haus, aber auch Geheimnisse und bedrohliche böse Wesen. Zudem spielen Sophie und Howl meine all-time favourites in diesem Band auch wieder eine etwas größere Rolle, als noch in Band zwei, wenngleich sie trotzdem Nebencharaktere bleiben.

Fazit:


Es zeugt schon von Diana Wynne Jones enormen Schreibtalent, dass mich ihr Buch so gut unterhalten konnte, obwohl ich die Protagonistin absolut furchtbar fand. Ihre Kreativität und ihr unnachahmlicher Schreibstil bewirken, dass ich trotz Charmain, sehr viel Spaß mit Das Haus der tausend Räume hatte, und das ist, wenn ihr mich fragt, ganz große Schreibkunst.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Mehr Prunk, mehr Pracht, mehr Unterhaltung

Crazy Rich Girlfriend
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Nachdem Crazy Rich Asians ein Überraschungshit für mich gewesen war, musste ich unbedingt auch die Nachfolger lesen und verschwendete auch keine Zeit (im Gegensatz zum Rezension schreiben 😅). Doch bei ...

Nachdem Crazy Rich Asians ein Überraschungshit für mich gewesen war, musste ich unbedingt auch die Nachfolger lesen und verschwendete auch keine Zeit (im Gegensatz zum Rezension schreiben 😅). Doch bei Reihen, bei denen der Auftakt schon so toll war, ist das ja immer so eine Sache. Kann der Nachfolger da mithalten? Doch ich kann euch schon mal beruhigen: Bei Crazy Rich Girlfriend kann er das definitiv!

Von Singapur nach China
Nach den turbulenten Ereignissen aus Band eins sind Rachel und Nick wieder zurück in Amerika und hatten eigentlich vor der verrückten schwerreichen Familie in Singapur den Rücken zu kehren. Doch das ist natürlich nur der Anfang und schon bald nehmen die Dinge ihren Lauf, sodass plötzlich Rachel mit einer superreichen Familie dasteht und Chaos natürlich vorprogrammiert ist.
Als Schauplatz verschlägt es uns dieses Mal nach Hongkong und Shanghai und wenn man in Crazy Rich Asians schon dachte mehr Dekadenz geht nicht, setzten die “Festlandchinesen” da noch eine gewaltige Schippe drauf, denn während man in Singapur zwar gerne Geld ausgibt, sich aber in der Öffentlichkeit als bescheiden und zurückgezogen gibt, lieben es die Shanghaier und Hongkonger Superreichen mit ihrem Geld anzugeben. Da gibt es Aufzüge für Autos. Garagen im Penthouse und Koiteiche im Privatjet. Es wird also wieder herrlich schräg, protzig und urkomisch.

Bei all der Steigerung von Prunk und Pracht wird aber auch die Kritik an dieser Gesellschaft, die zwischen den Zeilen allgegenwärtig ist, zunehmend schärfer, das hat mir an diesem Band besonders gut gefallen. Wie auch schon in Band eins, legt Kevin Kwan die High Society gnadenlos bloß, doch an manchen Stellen wird er schon direkter, so zum Beispiel in der Darstellung eines kleinen Kindes, dass schon mit 2 fünf Sprachen eingetrichtert bekommt und einen minutiös durchgeplanten Tagesablauf hat. Hier kann man dann schon nicht mehr sagen, dass die Kritik zwischen den Zeilen liegt, denn der ganze Wahnsinn ist in seiner reinen Darstellung schon ein himmelschreiendes Ausrufezeichen.

Neue Perspektiven
So ganz verlassen wir Singapur aber nicht, denn in diesem zweiten Band werden neben Rachel und Nicks Geschichte auch noch zwei zweitere erzählt. Zum einen begleiten wir wieder Astrid, Nicks Cousine, deren Eheprobleme leider nicht damit aufhörten, dass ihr Mann zu Geld kam, im Gegenteil. In Michael habe ich in diesem band dann auch meinen hasschaakter Nummer 1 gefunden. Literarisch gut gemacht vom Autor, aber eine harte Probe für meine Nerven.
Des Weiteren bekommen wir mehr von Mrs. Bernard Tai, ehemals Kitty Pong zu lesen, die sich fest vorgenommen hat, in die elitären Kreisen der Superreichen aufzusteigen. Dass sie mal ein wichtiger Charakter wird, hätte man in band eins auch noch nicht vermutet, aber gerade ihre Kapitel lieferten mitunter die komischsten Situationen und den besten Einblick in die Welt der “alten Garde” der Multimillionäre, sodass ich sie auch sehr gelungen fand.

Was die Handlung angeht, so habe ich in Rezensionen schon häufiger gelesen, dass manche sie “ohne roten Faden” empfanden, lustigerweise empfand ich genau andersherum. Ich fand die Handlung pointierter und fokussierter, als noch in Band eins. Wir haben drei Handlungsstränge und diese werden gezielt weiter gesponnen. Auch von ellenlangen Auflistungen von Marken und Luxusgütern, wie sie im Vorgänger noch zu finden waren, rückt Kwan dieses Mal ab, was ich dem Lesefluss deutlich zuträglich fand. Langweilig wurde es mir nie und zum Ende hin wurde es sogar nochmal richtig dramatisch, da flogen die Seiten nur so dahin.

Fazit:


Wenn man denkt, dekadenter geht’s nicht mehr, kommt Crazy Rich Girlfiend daher. Dieser zweite Band der Crazy Rich Trilogie hat in meinen Augen alle Stärken des Vorgängers, ist aber noch protziger und noch scharfzüngiger. Diese Buchreihe macht süchtig!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Nett, aber kein Knüller.

Sandtaucher
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Dieses Buch habe ich in einem Buddy Read gelesen. Wir diskutierten über versunkene Städte, verborgene Schätze, ominöse Windrichtungen und zwielichtige Banditen, denn all das hat Sandtaucher zu bieten.

Die ...

Dieses Buch habe ich in einem Buddy Read gelesen. Wir diskutierten über versunkene Städte, verborgene Schätze, ominöse Windrichtungen und zwielichtige Banditen, denn all das hat Sandtaucher zu bieten.

Die Welt versunken im Sand

Was mich an dem Buch sofort fasziniert hat, ist die Welt: Wir befinden uns in Colorado, wobei man das nur anhand von Hinweisen im Buch sagen kann, denn die Zivilisation, wie wir sie kennen ist schon lange untergegangen und wortwörtlich vom Sand begraben. Die einst großen Städte der Menschheit liegen unter hunderten Metern von Sand verborgen. Was diese zukünftige Welt jedoch hervor gebrach hat, ist eine Technologie, die es durch (Schall? Vibration?) ermöglicht, sich im Sand zu bewegen, als sei er Wasser. Zugegeben, diese Technik wird nicht näher erklärt und erscheint aus wissenschaftlichem Standpunkt doch sehr utopisch, aber egal, das war in diesem Fall nicht für mich relevant. Viel wichtiger war es, dass es dadurch Schatzsucher, die sog. Sandtaucher gibt, die unter den Dünen nach Artefakten unserer Zivilisation suchen. Da schlug mein Archäologen-Herz gleich höher und der erste Teil des Buches bediente dann auch gleich alles was ich begehrte: untergegangene Städte, eine Schatzsuche und viel Spannung.

Die Technologie mag wage sein, aber wie das Sandtauchen an sich ist, schildert der Autor sehr eindringlich und erzeugte so großes Kopfkino bei mir. Das war definitiv einer der großen Stärken des Romans. Zudem finde ich persönlich es immer wahnsinnig interessant, wenn geschildert wird, wie zukünftige Menschen auf unsere Zivilisation zurückblicken, dieser Aspekt hat mir in dem Roman ebenfalls sehr gut gefallen.

Die Geschichte einer Familie
Nach dem sehr guten Start kam dann aber leider eine erste kleinere Ernüchterung. Das Buch ist in fünf Teile unterteilt. Begleiteten wir in teil eins noch den Sandtaucher Palmer und müssen uns mit einem fiesen Cliffhanger rumschlagen, befinden wir uns in teil zwei wir uns plötzlich kilometerweit weg bei Palmers Bruder Connor. Der Bruch zwischen den Teilen ist hart und lässt deutlich die ursprüngliche Form dieses Romans erkennen. Was in dem Buch als einzelne Teile angegeben ist, waren nämlich ursprünglich einzeln veröffentlichte Novellen des Autors und das spürt man leider immer noch. Grade eben war man noch voller Spannung und ganz hibbelig und plötzlich ist man weit weg und bekommt eine gefühlt ganz andere Geschichte erzählt. Das lässt dann erstmal die Spannung ziemlich abfallen.

Immerhin im Verlauf der weiteren Teile bessert sie dies. Die Brüche sind zwar immer noch deutlich, doch Zusammenhänge werden klarer, Handlungsstränge laufen zusammen und der Spannungsbogen fällt auch nicht mehr so rasant, wie beim Übergang von teil eins zu Teil zwei. Letztendlich kristallisiert sich eine Familiengeschichte heraus. Die Erzählung startet bei Palmer und flechtet nach und nach seine Geschwister und Mutter ein. Diese Familie ist der eigentliche Kern dieses Buches und das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil liegt in der Charakterdarstellung. Trotz der Kürze des Buches bekommen wir zumindest von den einzelnen Familienmitgliedern einen guten Überblick über deren Charaktereigenschaften und im Großen und Ganzen waren sie mir auch sympathisch, sodass ich sie gerne begleitete.

Es hätte mehr sein können
Doch, wie bereits erwähnt, ergab sich dadurch auch Nachteile. Kurs gefasst ist das: Alles andere, außer dieser Familie bleib etwas auf der Strecke. Über die Hintergründe der Welt erfährt man leider sehr wenig, ebenso die Nebencharaktere und Antagonisten, ja die ganze Handlung erscheint manchmal gegenüber der Portraitierung dieser Familie zurückzustecken. Das fand ich schade, denn ich sehe so viel Potenzial in dieser Welt. Ich hätte so gerne mehr erfahren und auch der Schluss fühlte sich nicht ganz fertig an. Alles in allem war vieles an diesem Buch wirklich gut, aber es hätte eben noch so viel mehr, so viel besser sein können. Als Reihenauftakt wäre das vertretbar gewesen, als Einzelband kullert einem als Leser eine kleine Träne für all das, was hätte sein können, hinunter.

Fazit:


Sandtaucher hätte das Potenzial gehabt ein richtig großes und klasse Ding zu werden, wenn den tollen Ideen, gerade in der Weltgestaltung mehr Raum gegeben worden wäre. Es sind sehr gute Ansätze da und die Charaktere sind gut geschildert und sympathisch zugleich, doch das Buch kann seinen Kurzgeschichte-Charakter nicht völlig abstreifen. Es unterhaltsame, spannende Lektüre für Zwischendurch und man kann es ruhig lesen, aber es hätte eben mehr sein können.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Altbekannt und doch ganz eigen

Knochendiebin (Die zwölf Kasten von Sabor 1)
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Auch wenn ich momentan bei Jugendbüchern etwas zurück stecke, war Knochendiebin ein Buch, dass ich gleich, als ich es bei den Neuerscheinungen entdeckte lesen wollte. Letztendlich hatte es zwar etwas länger ...

Auch wenn ich momentan bei Jugendbüchern etwas zurück stecke, war Knochendiebin ein Buch, dass ich gleich, als ich es bei den Neuerscheinungen entdeckte lesen wollte. Letztendlich hatte es zwar etwas länger gedauert, bis ich mir das Buch nun zu Gemüte geführt habe, dafür wurde ich mit einer tollen Geschichte belohnt.

Altbekannt und doch ganz eigen
Auf den ersten Blick ist Knochendiebin ein recht gewöhnliches YA-Fantasybuch. Wir haben eine Waise als Protagonistin, ein Kastensystem mit Magie und einen Prinzen auf der Flucht vor einem Komplott gegen ihn. Alles sehr “klassische” Ya-Fantasy-Elemente und doch fühlt sich dieses Buch beim Lesen nicht verbraucht an. So ist das Kastensystem zwar nichts Neues, die Benennung nach Vögeln jedoch interessant. Ebenso ist es mit der Magie: Das verschiedene Klassen verschiedene Magie besitzen ist ebenfalls altbekannt, die Knochenmagie der Krähen, die die Nutzung aller anderen Talente ermöglicht wirkt hingegen wieder sehr originell und hat mir gut gefallen.
Der Autorin gelingt es durchgehend in ihrem Weltenentwurf, den Charakteren und auch dem Plot zwar auf bekannte Elemente zurückzugreifen, verpasst ihnen aber einen eigenen individuellen Anstrich, sodass man beim Lesen dennoch gut unterhalten wird.

Aus dem Leben einer Krähe
Ein weiter Grund, warum mir dieses Buch sehr gut gefalle hat, waren die Charaktere. Gut, an die Namen der Krähen muss man sich erstmal gewöhnen, denn sie tragen das Schimpfwort, mit dem sie zuerst im Leben bedacht wurden als Namen, damit das Wort ihnen nichts mehr anhaben kann und so heißt die Protagonistin eben Stur (im Original eigentlich Fie, was so viel wie pfui bedeutet, keine Ahnung wie man da in der Übersetzung auf stur kam) und ihre Krähenkollegen haben Namen wie Scheusal oder Galgenstrick. Sind die Namen anfangs gewöhnungsbedürftig, gewöhnt man sich tatsächlich recht schnell an sie und sobald man einen größeren Einblick in das Leben der Krähen bekommen hat, versteht man auch die Namensgebung und ihre Bedeutung.
Überhaupt fand ich die ganze Krähenkaste sehr gut ausgearbeitet. Auf der einen Seite sind sie als Einzige, die immun gegen die Seuche sind und die Toten wegschaffen können absolut unerlässlich für das Land, auf der anderen Seite werden sie gemieden, gedemütigt und bedroht. Das ganze zeigt deutlich Paraellen zu Berufen wie Henker, Totengräber oder Gerber im Mittelalter. Auch diese waren notwendig, die Ausübenden wurden jedoch vom Rest der Gesellschaft gemieden. (Funfact: Optisch sind für die Krähen sicherlich die Pestdoktoren des 13. Jh. Inspiration gewesen, die wurden jedoch deutlich besser behandelt). Diese historischen Parallelen haben mir gut gefallen.

Aber zurück zu den Charakteren. Stur war mir als Protagonistin sehr sympathisch. Ich mochte ihr Pflichtbewusstsein und wie sie sich stets für die Krähen einsetzte. Allgemein fand ich den geschilderten Zusammenhalt und das Familiengefühl zwischen den Krähen ganz klasse geschildert. Ich empfand es erfrischend, dass es mal weniger um einen persönlichen Rachefeldzug ging, sondern vielmehr um die Gemeinschaft und die Verbesserung der Bedienungen für alle. Stur agiert dabei auch deutlich reifer, als für ihre 16 Jahren üblich, wodurch ich mich besser in sie einfühlen konnte.
Auch die wohl in Jugendbüchern unvermeidbare Liebesbeziehung lief hier angenehm im Hintergrund ab. Sie ist präsent, steht jedoch nicht im Fokus und gefiel mir dadurch umso besser.

Fazit:


Knochendiebin erfindet das “Ya-Fantasy-Rad” nicht neu, schafft es aber dennoch zu unterhalten und doch individuelle Details im Gedächtnis zu bleiben. Das Buch macht Spaß und ist flott durchgelesen, was will man mehr (außer dem zweiten Band 😂).

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Gute Fortsetzung, nur minimal schwächer, als der Auftakt

Die Quellen von Malun - Blutsohn
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Der erste Band der Die Quellen von Malun Reihe wurde von mir 2019 zum Jahreshighlight gekürt ist aber leider immer noch ein Geheimtipp, ebenso dieser Folgeband. Daher bedeutet mir die Rezension, die ich ...

Der erste Band der Die Quellen von Malun Reihe wurde von mir 2019 zum Jahreshighlight gekürt ist aber leider immer noch ein Geheimtipp, ebenso dieser Folgeband. Daher bedeutet mir die Rezension, die ich heute schreibe noch ein bisschen mehr, als sonst, denn eins verrate ich euch vorab: Diese Reihe hat wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient!

Zurück in Ruan
Es ist nun eineinhalb Jahre her, dass ich den ersten Band von Malun las, und zugegeben, ich brauchte ein paar Seiten, um wieder in die Geschichte hineinzukommen. Bei einer so komplexen Geschichte, wie diese, wäre vielleicht eine kurze 1-2 seitige Zusammenfassung der Ereignisse aus Band eins nicht schlecht gewesen, denn diese Fortsetzung setzt nahtlos dort an, wo ihr Vorgänger endete und durch die vielen Figuren muss man anfangs erstmal wieder kräftig sein Gedächtnis ankurbeln, immerhin, das Glosar war dabei ganz hilfreich, trotzdem hätte ich zusätzlich gern noch noch eine kurze Zusammenfassung gehabt.

War ich dann aber erstmal wieder in Ruan angekommen, hat mich das Buch auch wieder in seinen Sog gezogen. Daniela Winterfeld hat ein Talent dafür den Leser in den Bann zu schlagen. Sie schreibt eindringlich und anschaulich, verzichtet jedoch auf unnötige Ausschmückungen. Ein Stil, der hervorragend zur düster, brutalen Welt von Ruan passt.
Trotz dieses Sogs, habe ich aber einen kleinen Kritikpunkt, der auch der Grund warum es einen Punkt Abzug gibt. Kurz gesagt: Im ersten Drittel des Buches ist mir das Verhältnis von Informationen und Handlung zu unausgewogen. Die Autorin nutzt diese Seiten vorrangig, um Fragen aus dem ersten Band zu beantworten, uns Hintergründe zu eröffnen und näher auf das Magiesystem und die Götter einzugehen. Das ist prinzipiell eine tolle Sache, ich bin immer für mehr Background zu haben, leider wird für meinen Geschmack diese Informationsflut mit zu wenig Handlung verknüpft. Gerade bei den Passagen von Tailin hat man öfters das Gefühl einen Erklärbär vor sich sitzen zu haben, der die (zwar nicht uninteressanten) Infos runterrattert. Hier hätte ich mir mehr “Show, don’t tell” gewünscht. Es ist jetzt nicht so, dass das meinen Lesefluss komplett zerstört hätte, aber es war eben ein Punkt, der zur Perfektion gefehlt hat,

Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo noch Schlimmeres daher
Nachdem wir als Leser aber erstmals mit neuen Hintergründen, Geheimnissen und Hinweisen gefüttert wurden, geht es wieder ordentlich zur Sache und um es mal ganz unverblümt zu sagen, ist die Kacke so richtig am dampfen. Wer denkt, dass Ruan im ersten Band schon ein gelinde gesagt ungemütlicher Ort war, sollte sich warm anziehen (oder eher ausziehen, bei der Hitze dort 🤭), denn auf unsere Lieblingscharaktere kommt so Einiges zu und immer wenn ich dachte “So, das ist jetzt der Tiefpunkt, jetzt muss es mal langsam wieder bergauf gehen, damit das am Ende der Reihe noch irgendwie gelöst werden kann”, haut die Autorin noch etwas raus. Nochmal einen Schlag in die Magengrube. Selbst jetzt, wo ich die Brutalität und Grausamkeit dieser Welt schon gut kennengelernt habe, schafft es die Autorin mich trotzdem noch mit Wendungen zu überraschen und das finde ich ganz große Klasse! Und ganz ehrlich? Ich habe echt null Plan, wie diese verworrene Situation am Ende aufgelöst werden soll und das macht mich ganz kribbelig vor Vorfreude.

Als Letztes möchte ich nochmal etwas besonders positiv hervorheben, was mich auch schon beim ersten Band begeistertet und das ist die Art und Weise, wie Gewalt, deren Entstehung und Auswirkung in diesem Buch dargestellt wird. Die in diesem Buch dargestellten Grausamkeiten dienen nicht einfach nur der “Unterhaltung durch Schocker” wie in einem Splatter-Film, vielmehr verdeutliche sie ein komplexes Geflecht aus Machtmissbrauch und Unterdrückung. Niemand wird böse geboren, das wird in dieser Reihe mehr als deutlich. Vielmehr entsteht Hass fast immer aus anderem Hass heraus, Gewalt beantwortet selbst erlittene Gewalt. Dieser Teufelskreis und die Mechaniken, die dahinter stecken, werden wie auch schon im ersten Band, auch in dieser Fortsetzung sehr gut dargestellt und machen die Reihe so komplex, tiefgründig und empfehlenswert.

Fazit:


Auch der zweite Band der Malun Reihe konnte mich wieder überzeugen. Die Reihe hat eine Sogwirkung und Komplexität, die in der Fantasywelt ihresgleichen sucht, da lässt sich auch die etwas zu viel geratene Informationsflut am Anfang leicht verschmerzen. Die Reihe ist und bleibt eine absolute Empfehlung!

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