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Veröffentlicht am 08.04.2018

Ich habe mich köstlich amüsiert!

Das Rosie-Projekt
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Don ist 39 Jahre alt und hat es noch nie über ein erstes Date hinausgeschafft. Das liegt seiner Meinung an aber vor allem an seinem Gegenüber. Keine Vegetarierin, keine Raucherin, sportlich – das sind ...

Don ist 39 Jahre alt und hat es noch nie über ein erstes Date hinausgeschafft. Das liegt seiner Meinung an aber vor allem an seinem Gegenüber. Keine Vegetarierin, keine Raucherin, sportlich – das sind nur einige der Kriterien, die eine gute Partnerin für ihn erfüllen muss. Deshalb hat Don ein Ehefrauen-Projekt begonnen: Mit einem Fragebogen möchte er alle unpassenden Frauen schon vor dem ersten Date aussieben und endlich seine Traumfrau finden. Doch dann steht eines Tages Rosie vor ihm, die sein Freund Gene ihr als mögliche Kandidatin geschickt hat, die aber seine Anforderungen überhaupt nicht erfüllt. Trotzdem weckt sie sein Interesse als Genetiker, denn sie sucht ihren leiblichen Vater. Don beschließt, ihr zu helfen, womit sein Leben gänzlich aus den Fugen gerät…

Schon auf den ersten Seiten merkt man, dass Don ein eher sehr spezieller Typ Mensch ist. Sein Leben ist auf die Minute genau durchgeplant und seine Aufgaben bearbeitet er mit höchster Effizienz. Um sich beispielsweise gesund zu ernähren und gleichzeitig Zeit und kognitive Ressourcen zu sparen, kocht er jede Woche die gleichen Mahlzeiten, die er sich frisch vorverpackt beim Morgenlauf auf dem Markt abholt. Gleichzeitig geht er an einige Dinge eher naiv heran. Ich habe Dons mit seiner liebenswürdigen Schrägheit schnell liebgewonnen, denn man merkt, dass er von der Richtigkeit seines Verhaltens zutiefst überzeugt ist.

Mit dem Beginn des Ehefrauenprojekts kommen die Dinge ins Rollen. Don kommt zu dem Entschluss, dass ein gut konstruierter Fragebogen ihn zu der perfekten Partnerin führen wird. Vor allem bei seinen Versuchen, den Fragebogen in der Realität zu testen, habe ich mich köstlich amüsiert. Seine Zufriedenheit, wenn eine offenkundig nicht geeignete Frau durchgefallen ist und sein Hadern mit den Antwortoptionen gewisser Fragen haben die Seiten im Nu verfliegen lassen.

Don ist nicht der einzige ungewöhnliche Charakter in dieser Geschichte. Seine einzigen Freunde sind Don und Claudia. Die beiden führen eine offene Ehe, und Don verfolgt das Ziel, aus Forschungsgründen einmal mit einer Frau jedes Landes im Bett gewesen zu sein. Damit ist er in meinen Augen das schon wieder zu extreme Gegenteil von Don und mir mit seiner großspurigen Art nicht unbedingt sympathisch geworden. Claudia hingegen ist Don als persönliche Therapeutin immer wieder eine große Hilfe, wenn es darum geht, über seine Entscheidungen nachzudenken.

Und dann kam Rosie. Diese ist so ganz anders, als Don sich die perfekte Frau vorstellt. Doch durch seine Einwilligung, ihr bei der Suche nach ihrem leiblichen Vater zu helfen, verbringen die beiden Zeit miteinander. Graeme Simsion hat sich bei der Gestaltung seiner Charaktere wirklich selbst übertroffen. Don und Rosie bei der Suche nach Rosies Vater zuzusehen macht nicht nur großen Spaß, sondern lässt Don und den auch Leser darüber nachdenken, wie sinnvoll ein völlig durchgeplantes Leben wirklich ist. Durch Rosie bricht Don aus seinem starren Tagesablauf aus und springt über seinen Schatten. Was dann passiert, müsst ihr unbedingt selbst herausfinden. Es hat mich begeistern und berühren können.

„Das Rosie-Projekt“ überzeugt mit ungewöhnlichen, starken Charakteren und einer Geschichte, bei der ich mich vor allem köstlich amüsiert habe, gelegentlich aber auch ins Nachdenken gekommen bin. Dons ungewöhnliche Sicht auf die Dinge und Rosies lebenslustige Art sollte wirklich jeder kennenlernen! Ich empfehle diesen Roman daher uneingeschränkt weiter.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Wenn dein Körper nicht mehr dir gehört...

Seelen
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Melanie ist ein Mensch, was inzwischen zu einer echten Seltenheit geworden ist, denn auf der Erde ist nichts mehr so, wie es einmal war. Außerirdische, sogenannte Seelen, haben den Großteil der Menschheit ...

Melanie ist ein Mensch, was inzwischen zu einer echten Seltenheit geworden ist, denn auf der Erde ist nichts mehr so, wie es einmal war. Außerirdische, sogenannte Seelen, haben den Großteil der Menschheit in Besitz genommen, indem sie sich in menschlichen Körpern einnisten und die Kontrolle übernehmen. Lange Zeit konnte Melanie sich versteckt halten, bis sie schließlich von den Suchern gefangen wurde. Die Seele Wanderer nimmt ihren Körper in Besitz und soll herausfinden, wo sich die Menschen aufhalten, mit denen Melanie unterwegs war. Doch wider Erwarten ist Melanie noch immer im Körper, spricht mit Wanderer und überträgt ihre Gefühle auf sie. So machen sich die beiden schließlich auf den Weg, die Menschen wiederzufinden, die Melanie am meisten bedeuten…

Die Idee des Buches hat mir gleich gut gefallen. Die Seelen haben zwar von der Menschheit Besitz ergriffen, können aber nicht als grundlegend böse eingeordnet werden. Durch sie leben die Menschen nun in Frieden und Harmonie – nur sind es eben keine Menschen mehr. So ist es nur mehr als verständlich, dass die letzten echten Menschen um jeden Preis versuchen, ihren Körper zu behalten. Weil das Buch aus der Perspektive der Seele Wanderer geschrieben ist, versteht man aber gleichzeitig, dass die Seelen keine bösen Absichten verfolgen und davon überzeugt sind, mit der Übernahme der Menschheit das Richtige zu tun.

Die Annäherung zwischen Wanderer und Melanie, die beide im gleichen Körper stecken, fand ich sehr interessant. Inwieweit werden sich die beiden aufeinander einlassen und miteinander kooperieren? Wanderer befindet sich dadurch in einem echten Dilemma und ich war neugierig, wie sie sich entscheiden wird. Die Suche nach Melanies Bruder Jamie und ihrem Freund Jared ließ mich Bangen: Können sie die beiden tatsächlich finden?

Nach diesen vielen neuartigen Eindrücken zu Beginn der Geschichte erlebte ich den Mittelteil als langatmig. Wanderer und Melanie haben ihr vorläufiges Ziel erreicht, und der Schauplatz bleibt für mehrere hundert Seiten der gleiche. Wanderer und Melanie ringen lange Zeit mit sich selbst, außerdem wird ihre Vertrauenswürdigkeit von anderen in Frage gestellt und getestet. Hier gab es einige schöne Szenen, insgesamt trat die Handlung meiner Meinung nach aber viel zu lange auf der Stelle.

Mein Interesse wurde erst wieder richtig geweckt, als der Schauplatz wieder häufiger wechselt und dadurch die Spannung steigt. Können Wanda und Melanie ihre Ziele erreichen? Durch unerwartete Entscheidungen von Wanda wurde ich überrascht und das Buch konnte mich noch einmal so richtig packen. Der Abschluss hat mir dann richtig gut gefallen.

„Seelen“ beginnt interessant und konnte mich mit seiner Idee begeistern. Mit Wanderer und Melanie hat Stephenie Meyer zwei interessante Charaktere in einem Körper geschaffen. Den Mittelteil erlebte ich als langatmig, dafür konnte mich der Abschluss überzeugen. Das Buch wird Lesern von Dystopien, deren Fokus auf dem Zwischenmenschlichen liegt, sicherlich gefallen. Ich vergebe sehr gute 3 Sterne für ein interessantes Buch, das mich aber nur zeitweise fesseln konnte.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Was steckt hinter der rätselhaften Mordserie?

Invisible
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Ein neuer Mordfall wartet auf Nina und Daniel, wobei der Täter nicht lange gesucht werden muss. Mitten in einer Herz-OP betritt ein Kollege des operierenden Arztes den Raum und ersticht den Patienten vor ...

Ein neuer Mordfall wartet auf Nina und Daniel, wobei der Täter nicht lange gesucht werden muss. Mitten in einer Herz-OP betritt ein Kollege des operierenden Arztes den Raum und ersticht den Patienten vor den Augen aller Anwesenden. Danach kann er seine Tat kaum fassen. Er sei so wütend gewesen, nachdem der Ermordete ihn wochenlang online bedroht hat. Wenige Tage später ereignet sich ein weiterer Mord – ein Mann wurde in seiner Wohnung mit zahlreichen Messerstichen niedergestreckt. Die Opfer scheinen sich gekannt zu haben, doch der erste Täter war zum Tatzeitpunkt schon in Haft – was geht hier vor sich?

Mit „Invisible“ legen Ursula Poznanski und Arno Strobel ihr drittes gemeinsames Buch vor, auf das ich mich sehr gefreut habe. Der zweite Fall für Nina Salomon und Daniel Buchholz startet gleich mit einer dramatischen Szene. Ein Arzt betritt den OP-Saal eines Kollegen, um dessen Patient zu erstechen – was ist sein Motiv? Auf Nachfrage der Polizisten gibt er ein nicht allzu überzeugendes Motiv an: Er kenne das Opfer eigentlich kaum, aber sei nach dessen wochenlangen Bedrohungen über das Internet unglaublich wütend gewesen.

Schon wenige Tage und Seiten später ereignet sich ein zweiter Mord und zahlreiche Messerstiche weisen darauf hin, dass der Täter in Rage gehandelt hat. Fast gleichzeitig zeigt die Untersuchung des Täters vom ersten Mord, dass die Drohmails von seinem eigenen Rechner versendet wurden. Die Ereignisse überschlagen sich und ich war im Nu mitten in der Geschichte. Wie die Ermittler hatte ich zahlreiche Fragen im Kopf und hoffte darauf, bald Antworten zu erhalten.

Die Kapitel sind wie schon im ersten Fall „Anonym“ abwechselnd aus der Sicht von Nina und Daniel geschrieben. Die Entwicklungen in ihrem Privatleben nehmen einigen Raum ein. Daniel muss sich damit auseinandersetzen, ob er seine Beziehung mit Isabell vertiefen will, und das Grübeln lässt ihn oft gereizt reagieren. Nina arbeitet nicht nur mit Daniel, sondern auch mit dem neuen Kollegen Philipp eng zusammen, der ihr Avancen macht und Daniel ein Dorn im Auge ist. Ich fand es interessant, mehr über die beiden zu erfahren. Im Mittelteil nahmen mir diese Handlungsstränge aber zu viel Raum ein.

Der Druck auf die Ermittler steigt im Verlauf der Geschichte immer weiter, denn weitere Morde passieren auf ähnliche Weise. Es zeichnet sich ein Muster ab, das kein Zufall mehr sein kann. Was ist es, das die Täter so wütend werden lässt? Etwas merkwürdig fand ich, dass fast die ganze Ermittlungsarbeit von Nina und Daniel gemacht wird, obwohl sie von zahlreichen Kollegen unterstützt werden. Für mich war nicht so klar, welche Aufgaben diese in der Zwischenzeit wahrnehmen und ich hatte das Gefühl, dass man mit großer Mannstärke einige Dinge schneller hätte herausfinden können. Als endlich die ersten Puzzlestücke an ihrem Platz fallen steigt die Spannung noch mal an bis hin zu einem dramatischen Showdown. Obwohl ich eine Vermutung hatte, worauf das Ganze grundsätzlich hinaus läuft, konnte dieser mich überraschen.

„Invisible“, der zweite Fall für Nina Salomon und Daniel Buchholz, startet temporeich und dramatisch. Die beiden Ermittler versuchen fieberhaft, den Ursprüngen einer Mordserie auf die Spur zu kommen. Was ihr Privatleben betrifft müssen sie außerdem einige wichtige Entscheidungen treffen. Das Buch schildert ein erschreckendes Szenario, das für mich allerdings ein wenig zu überzogen war und dadurch an Glaubwürdigkeit verloren hat. Insgesamt konnte mich die Geschichte aber gut unterhalten, weshalb ich knappe vier Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Gelungener Roman auf zwei Zeitebenen mit einigen Geheimnissen

Das Geheimnis der Muse
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London, 1967: Odelle Bastien ist mit großen Hoffnungen von Trinidad nach London gekommen, doch trotz ihrer ausgezeichneten Bildung sehen potentielle Arbeitgeber meist nur ihre schwarze Hautfarbe. Sie arbeitet ...

London, 1967: Odelle Bastien ist mit großen Hoffnungen von Trinidad nach London gekommen, doch trotz ihrer ausgezeichneten Bildung sehen potentielle Arbeitgeber meist nur ihre schwarze Hautfarbe. Sie arbeitet in einem Schuhgeschäft, bis sie endlich eine Chance erhält: Sie wird am Skelton Institute als Schreibkraft eingestellt. Bei der Hochzeitsfeier ihrer besten Freundin lernt sie Lawrence kennen, dem seine kürzlich verstorbene Mutter nur ein Gemälde vermacht hat. Doch als er dieses Odelles Arbeitgeber zeigt, sorgt das für einige Aufregung.

Andalusien, 1936: Olive ist mit ihren Eltern gerade erst von London in ein Herrenhaus in Südspanien gezogen. Ihr Vater ist als Kunsthändler ständig unterwegs, ihre Mutter psychisch angeschlagen und unberechenbar. Ihre heimliche Leidenschaft ist das Malen, denn in den Augen ihres Vaters können nur Männer Kunst schaffen. In der Haushälterin Teresa findet sie bald eine Freundin, während deren Bruder Olive von der ersten Minute an fasziniert.

Zu Beginn nimmt sich das Buch Zeit, die beiden Protagonistinnen Odelle und Olive ausführlich vorzustellen. Odelle hat es als Einwanderin aus der Karibik im London der 60er trotz der Bildung, die sie genossen hat, nicht einfach. Doch mit Marjorie Quick und der Stelle im Skelton wendet sich das Blatt für sie. Olive hingegen muss sich in einem südspanischen Dorf der 30er einleben, nachdem sie bislang vor allem in Großstädten unterwegs war. Die beiden Handlungsorte stehen im Kontrast zueinander und die Geschichte springt regelmäßig zwischen den Zeitebenen hin und her.

Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist ein Gemälde, das Odelles Freund Lawrence zum Skelton Institute bringt. Ist das etwa ein verschollenes Bild von Isaac Robles? Genau diesen lernt Olive kurz nach ihren Eintreffen in Andalusien kennen. Was ist die Geschichte des Bildes, und wie verbindet es die Schicksale von Odelle und Olive? Meine Neugier war geweckt. Auf beiden Zeitebenen taucht man immer tiefer in das Leben der Protagonistinnen ein und erfährt mehr über ihre Wünsche und Ängste. Der Autorin ist es gelungen, die beiden ganz unterschiedlichen Atmosphären einzufangen und in Kontrast zu setzen.

Odelle fühlte ich mich schnell nahe. Sie merkt schon bald, dass ihr Dinge verschwiegen werden und zeigt Entschlusskraft bei ihren Versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen. Olive hingegen blieb für mich ein wenig rätselhaft. Mit ihrer egozentrischen Denkweise fällt es ihr schwer, die Konsequenzen ihres Handelns abzusehen. Immer tiefer verstrickt sie sich in Lügen und Geheimnisse, während es politisch brodelt. Der Bürgerkrieg steht kurz bevor, und unter diesen Bedingungen verhält sich Isaac als Objekt ihrer Begierde und Teil ihrer Geheimnisse überhaupt nicht so, wie sie es sich wünschen würde.

Die Situation spitzt sich auf beiden Zeitebenen immer weiter zu. Als Leser erhält man immer mehr Hinweise, die allmählich ein Gesamtbild entstehen lassen. Zu diesem tragen beide Handlungsstränge gleichermaßen bei, was mir gefallen hat. Ich hatte nie das Gefühl, gerade lieber in der anderen Zeit unterwegs sein zu wollen, denn beide waren auf ihre Weise interessant und wichtig, um das Geschehene und dessen Konsequenzen zu begreifen. Alle drängenden Fragen werden schließlich beantwortet und die Geschichte konnte mich bis zum Schluss immer wieder überraschen.

In „Das Geheimnis der Muse“ lernt man zwei ganz unterschiedliche Frauen kennen. Vom London der 60er, in der Odelle ihre Chance als Schreibkraft im Skelton Institute nutzen will, geht es ins schwüle Spanien der 30er kurz vor dem Bürgerkrieg, um an der Seite von Olive mehr über das rätselhafte Gemälde zu erfahren, das am Skelton für Aufregung sorgt. Ein gelungener Roman über Geheimnisse, Leidenschaft und Entschlossenheit mit starken Frauenfiguren, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein Mord beim Marathon

Château Mort
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Luc Verlain genießt gemeinsam mit seinem Pariser Kollegen und Freund Yacine den Sommer im Aquitaine. Gemeinsam wollen die beiden beim bekannten „Marathon du Médoc“, bei dem viele Läufer verkleidet auf ...

Luc Verlain genießt gemeinsam mit seinem Pariser Kollegen und Freund Yacine den Sommer im Aquitaine. Gemeinsam wollen die beiden beim bekannten „Marathon du Médoc“, bei dem viele Läufer verkleidet auf die Strecke gehen und an den Pausenständen Wein ausgeschenkt wird, als Streckenposten arbeiten. Doch dann kommt es zu einem fatalen Zwischenfall: Der Unterpräfekt bricht mitten im Lauf zusammen und muss wiederbelebt werden. Wenige Minuten später trifft es auch den Winzer Hubert de Langeville, bei dem jede Hilfe zu spät kommt. Beide haben kurz zuvor am Pausenstand des Winzers Richard gerastet, der ein alter Freund von Luc ist. Kann Luc herausfinden, was dahinter steckt?

Im letzten Jahr habe ich bereits den ersten Fall für Luc Verlain, „Retour“, gelesen, und war nun neugierig, was den Kommissar bei seinem nächsten Fall erwartet. Rund zwei Monate sind im Buch seit dem ersten Fall vergangen und es ist Hochsommer geworden. Luc nutzt die ruhige Zeit, um gemeinsam mit seinem Pariser Freund Yacine den Sommer feiernd zu genießen. Und obwohl die Surflehrerin Cecilia fast jede Nacht zu ihm kommt geht ihm Anouk nicht aus dem Kopf, die nach ihrem Kuss in ihre Heimat gereist ist.

Die ganze Region fiebert dem „Marathon du Médoc“ entgegen, einem Großereignis mit buntem Treiben, bei dem natürlich auch Luc aushilft. Doch als beim Lauf der Unterpräfekt zusammenbricht und der Winzer Hubert de Langeville auf der Strecke stirbt, sind seine Ermittlungskünste gefragt. Dabei wird er von Yacine unterstützt, aber auch von Anouk, die kurz vor dem Zwischenfall zurückgekehrt ist.

Der Verdacht, dass es sich um Mord handelt, ist schnell bestätigt. Luc findet sich in einer emotionalen Zwickmühle wieder, denn sein alter Freund Richard ist der Hauptverdächtige: An seinem Stand machten beide Opfer zuletzt Rast. Außerdem hat er Luc noch am Vorabend erzählt, dass er de Langevilles Weingut kaufen will, dieser aber in letzter Sekunde einen Rückzieher machen wollte. Luc gibt sich mit dieser naheliegenden Erklärung nicht zufrieden und beginnt, in alle Richtungen nachzuforschen. Dabei macht er bald überraschende Entdeckungen, was Hubert de Langeville angeht. Leiten sich aus diesen neue Motive anderer Personen ab, oder führt alles doch wieder nur zum Ursprung zurück?

Die atmosphärischen Beschreibungen der Landschaft und des guten Weins machen beim Lesen Lust auf einen Besuch im Aquitaine. Der Tonfall bleibt trotz des Mordfalls eher locker. Im Vergleich zum ersten Fall hat mir der Spannungsbogen in diesem Buch deutlich besser gefallen. Es werden viele Befragungen durchgeführt, die stückweise neue Informationen und Erkenntnisse liefern. Gleichzeitig geht es immer wieder auch darum, wie es für Luc und Anouk weitergeht. Für einen Krimi nahmen mir Lucs Frauengeschichten und die Frage, warum er immer einen Rückzieher macht, wenn es ernst wird, aber zu viel Raum ein. Die Auflösung fand ich zudem recht weit hergeholt.

In „Château Mort“ brechen während des bekannten „Marathon du Médoc“ zwei Läufer auf der Strecke zusammen – der Unterpräfekt kann gerettet werden, doch der Winzer Hubert de Langeville verstirbt. Besonders brisant für Luc ist diesmal, dass ein alter Freund der Hauptverdächtige ist. Mir haben die atmosphärischen Beschreibungen gefallen, und im Vergleich zum ersten Fall hat sich der Autor in Sachen Dramaturgie steigern können. Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung für Frankreich- & Krimi-Fans!