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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2018

Probleme und viel Information

Die Kunst, einfache Lösungen zu finden
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Christian Ankowitsch fasst die Lösung aller Probleme ganz kurz zusammen. „Machen Sie etwas anders als bisher“. Manches schleicht sich einfach ein, wird zur Gewohnheit und gleichzeitig zum Problem. Hier ...

Christian Ankowitsch fasst die Lösung aller Probleme ganz kurz zusammen. „Machen Sie etwas anders als bisher“. Manches schleicht sich einfach ein, wird zur Gewohnheit und gleichzeitig zum Problem. Hier kann so ein Störmanöver sehr viel bewirken, auch wenn es auf den ersten Blick viel zu simpel und banal wirkt. Es geht erst einmal darum, Muster zu durchbrechen.

War es das jetzt schon? Ein Satz fasst alles zusammen, was in diesem Buch steht? Sicher nicht. Der Autor liefert viele interessante Ansätze und Ideen zum Umgang mit Problemen. Dies ist seiner Ansicht nach wichtig in einer Welt, in der wir nur in Problemen denken. Seine Aussagen belegt er mit Beispielen und wissenschaftlichen Zitaten. Gleichzeitig betont er, dass jeder selbst handeln muss. Doch ganz so einfach ist es manchmal nicht. Der Titel spricht entsprechend auch von der Kunst, einfache Lösungen zu finden. Im dritten Teil weist der Autor noch darauf hin, dass es gar nicht immer gut ist, Probleme zu lösen. Manchmal zieht man auch einen Gewinn aus Problemen und verliert etwas, wenn sie weg sind. Es geht also nicht immer um die Lösung.

Ich finde das Buch sehr interessant. Es sind jedoch zum Teil zu viele Informationen hineingepackt, so dass man am Schluss überwältigt ist und gerade deshalb eher weniger für sich mitnimmt. Zudem eignet sich das Buch aus meiner Sicht nicht für die Lösung existentieller Probleme.

Fazit: Alles in allem ein interessanter Ansatz und eine Sammlung wissenschaftlicher Aspekte, die man sich durchaus anschauen kann.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Nicht überzeugend

Das Mädchen, das in der Metro las
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Juliette führt ein gleichförmiges Leben ohne besondere Höhen und Tiefen. In der Metro auf dem Weg zur Arbeit liest sie selbst oder beobachtet vielmehr die anderen Fahrgäste bei ihrer Lektüre. Eines Tages ...

Juliette führt ein gleichförmiges Leben ohne besondere Höhen und Tiefen. In der Metro auf dem Weg zur Arbeit liest sie selbst oder beobachtet vielmehr die anderen Fahrgäste bei ihrer Lektüre. Eines Tages bricht sie aus ihrer Routine aus und steigt zwei Stationen früher aus. Auf dem Weg zum Maklerbüro trifft sie auf den etwas seltsamen Soliman und seine Tochter Zaïde. Soliman hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben einzelner Menschen zu verändern, indem ihnen Boten das richtige Buch übergeben.

Die ersten Seiten des Buches haben mich fasziniert und so in ihren Bann gezogen, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Diese Begeisterung hielt sich leider nicht bis zum Schluss. Mir hat die Idee des Buches zunächst sehr gefallen - Bücher in den Mittelpunkt zu stellen und zu zeigen, wie sie den Leser beeinflussen können. Ich selbst lese selten nur zur Unterhaltung, sondern weil ich hoffe, dass ich etwas für mich aus dem Buch mitnehmen kann.

Die erste Hälfte des Buches wirkte auf mich jedoch schnell düster und bedrohlich. Die Stimmung niedergeschlagen und depressiv. Juliette empfindet die Bücher geradezu als Last. Manchmal fühlte ich mich an Carlos Ruiz Zafons Friedhof der vergessenen Bücher erinnert, wobei es an diese Bücher aus meiner Sicht nicht heranreicht. Was wie ein Märchen beginnt, nimmt eine ganz andere Wendung.

Die zweite Hälfte gefiel mir wieder besser, konnte mich aber weiterhin nicht überzeugen. Juliette, Soliman, Zaïde, zwei der anderen Boten und Zaïdes Mutter sind interessante Personen mit viel Potential, das aber aus meiner Sicht nicht ausgeschöpft wurde. Auch die Möglichkeit, etwas über die beschenkten Leser oder die Bücher auszuführen, wurde nicht genutzt. Das hatte ich aufgrund des Klappentextes eigentlich erwartet.

Das Thema Mut zur Veränderung, was ist der Sinn des Lebens, wo ist mein Platz darin und wage es einfach, etwas anderes zu tun, fand ich gut, aber auch nicht umfassend umgesetzt. So bleibe ich etwas ratlos zurück. Die Idee des Buches gefällt mir, im Nachhinein hat es meine Erwartungen aber einfach nicht erfüllt und war kein besonders großer Lesegenuss.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Der Titel trifft es perfekt

Familie und andere Trostpreise
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Sonny lebt mit seinem Vormund Thomas in Kalifornien. Zu seinen Eltern besteht seit Jahren kein Kontakt mehr. An seinem 21. Geburtstag erbt er unverhofft ein Vermögen und macht sich auch auf Thomas Betreiben ...

Sonny lebt mit seinem Vormund Thomas in Kalifornien. Zu seinen Eltern besteht seit Jahren kein Kontakt mehr. An seinem 21. Geburtstag erbt er unverhofft ein Vermögen und macht sich auch auf Thomas Betreiben hin kurze Zeit später auf den Weg nach England. Einerseits um die Drehorte des Filmes „Shaun of the Dead“ zu besuchen, aber vor allem auch, um die Weggefährten seiner Eltern zu treffen und mehr über sie zu erfahren.

Das Buch ist im Prinzip ein einziger langer Brief an seine Mutter, in dem er ihr von seinen Erlebnissen berichtet. Durch die Erzählungen der verschiedenen Personen, die er besucht und die ihrerseits die Geschichte vorantreiben, erfährt man die ganzen Hintergründe und Geschehnisse aus der Vergangenheit sowie viel über seine Eltern. Auch über Thomas kommt Schockierendes ans Licht. Dieses wird in Briefen, die Thomas selbst an Sonny geschrieben hat, eingestreut. Diese verschiedenen Sichtweisen und der flüssige Schreibstil machen das Lesen zu einem Genuss.

Meine einzigen beiden, kleinen Kritikpunkte sind, dass die vielen Hinweise auf „Shaun of the Dead“ relativ belanglos sind, wenn man den Film selbst nicht kennt. Zum anderen hätte ich aufgrund des Klappentextes erwartet, dass Sonny neben seinen Phobien einfach noch etwas eigenwilliger ist. Neben seinen Eltern wirkt er jedoch geradezu normal.

Insgesamt war dieses Buch für mich ein großer Lesespaß, den ich gerne weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Berühmte Bande

Die Unruhigen
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Es ist nicht leicht, als uneheliches Kind zweier Künstler aufzuwachsen. Die Mutter ist Schauspielerin, reibt sich zwischen Beruf und Kind auf, wodurch die Tochter an wechselnden Orten und mit verschiedenen ...

Es ist nicht leicht, als uneheliches Kind zweier Künstler aufzuwachsen. Die Mutter ist Schauspielerin, reibt sich zwischen Beruf und Kind auf, wodurch die Tochter an wechselnden Orten und mit verschiedenen Kindermädchen groß wird. Der Vater, inzwischen von der Mutter getrennt und mit neuer Familie, ist ein berühmter Regisseur, der Struktur und Regeln liebt.

Linn Ullmann gibt uns einen Einblick in eine berühmte Familie, die dann doch in vielen Belangen völlig normal erscheint. Sie teilt ihre Erinnerungen, die nicht chronologisch, aber dadurch umso tiefgehender sind. Sie schreibt über Familie, Eltern und Kinder und das Altern. Auf Wunsch ihres Vaters trifft sie sich regelmäßig mit ihm, da er gerne ein Buch schreiben möchte. Tonbandaufzeichnungen sind stellenweise direkt wiedergegeben. Aufgrund seiner zunehmenden Demenz wird die Arbeit immer schwieriger. Für mich ist erstaunlich, wie versöhnlich der Ton des Buches ist. Die Autorin scheint den Eltern nichts nachzutragen. Unklar bleibt für mich nur, inwieweit das Buch autobiographische Züge trägt oder fiktiv ist, da dies auf der Rückseite explizit erwähnt wird. In jedem Fall ist das Buch empfehlenswert.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Ein Bus voll Mut

Ans Meer
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Anton fährt mit seinem Bus jeden Tag dieselbe Strecke. Er kennt seine Fahrgäste, deren Geschichten, bringt den Kindern ansatzweise gutes Benehmen bei. Glücklich macht ihn sein Beruf trotzdem nicht. Als ...

Anton fährt mit seinem Bus jeden Tag dieselbe Strecke. Er kennt seine Fahrgäste, deren Geschichten, bringt den Kindern ansatzweise gutes Benehmen bei. Glücklich macht ihn sein Beruf trotzdem nicht. Als eines Morgens die todkranke Carla mit ihrer Tochter einsteigt und ihn bittet, sie in ihr Heimatdorf am Meer zu fahren, willigt er nach einigem Zögern ein und bricht aus seinem alten Leben aus. Mehr oder weniger freiwillig mit dabei sind einige höchst unterschiedliche Menschen sowie ein Kaninchen. Eines haben sie alle gemein – eine Stärke und Mut, wenn es darauf ankommt.

Aus irgend einem Grund fällt es mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Es hat mich sehr gut unterhalten und ich habe mich mit der Geschichte wohl gefühlt. Die Figuren sind wunderbar skuril und liegen einem sofort alle am Herzen. Das Buch ist in sich rund und hat eigentlich alles, was es braucht, vor allem, da ich persönlich Bücher ohne unnötige Längen bevorzuge. Es ist stellenweise traurig, dann wieder lustig und sogar spannend. Alles ist da und trotzdem fehlt mir ein kleines bisschen Tiefe und etwas, das ich nicht benennen kann. Insgesamt möchte ich es in jedem Fall weiterempfehlen und habe mir selbst die bereits erschienenen Bücher des Autors gekauft.