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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2025

Geisterhaus, Teenie-Drama und ein paar Schattenseiten

Let's Split Up - Ein verfluchtes Haus. Vier Freunde. Eine verhängnisvolle Entscheidung.
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Ich bin mit eher mittleren Erwartungen an dieses Buch rangegangen und wurde angenehm überrascht, wenn auch nicht komplett umgehauen. Die Mischung aus Jugendbuch, Mystery und Grusel funktioniert über weite ...

Ich bin mit eher mittleren Erwartungen an dieses Buch rangegangen und wurde angenehm überrascht, wenn auch nicht komplett umgehauen. Die Mischung aus Jugendbuch, Mystery und Grusel funktioniert über weite Strecken ziemlich gut. Das Setting – ein altes, angeblich verfluchtes Herrenhaus, irgendwo im Nirgendwo – ist genau das Richtige für dunkle Herbstabende. Man merkt, dass der Autor sein Horror-Handwerk kennt, ohne gleich in Splatter abzudriften.

Die vier jugendlichen Hauptfiguren bringen Diversität rein; queer, verschiedene Backgrounds, unterschiedliche Konflikte. Das ist positiv, bleibt aber oft etwas oberflächlich. Ich hätte mir mehr Tiefe gewünscht. Viele Entwicklungen in der Gruppe werden zwar angerissen, aber nicht zu Ende erzählt. Da bleibt Potenzial auf der Strecke.

Was das Buch allerdings sehr gut kann: Atmosphäre aufbauen. Die Spannung kommt relativ schnell in Fahrt, es gibt ein paar unheimliche Szenen, bei denen man definitiv weiterblättern will. Trotzdem: so richtig überrascht hat mich keine Wendung.

Etwas schade fand ich auch, dass manche Situationen nach dem Prinzip „erst trennen sich alle, dann passiert was Schlimmes“ fast schon formelhaft wirken. Klar, der Titel nimmt das augenzwinkernd vorweg aber ein bisschen mehr Abwechslung hätte nicht geschadet. Auch das Ende war für mich eher solide als spektakulär.

Unterm Strich hatte ich Spaß beim Lesen. Es ist ein Buch, das man locker in ein, zwei Tagen durchhat, kein Meisterwerk, aber unterhaltsam. Wer Jugend-Grusel mit leichter Coming-of-Age-Note mag, wird hier fündig. Wer allerdings richtig komplexe Charaktere oder völlig neue Ideen im Genre sucht, könnte etwas enttäuscht sein.

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Veröffentlicht am 14.09.2025

Black Mirror in Buchform – kompakt und pointiert

Bittersüße Bytes
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In seinem Debüt "Bittersüße Bytes" verknüpft der Autor technologische Expertise mit literarischer Vorstellungskraft. Als Unternehmensarchitekt kennt er die Chancen und Grenzen neuer Technologien und nutzt ...

In seinem Debüt "Bittersüße Bytes" verknüpft der Autor technologische Expertise mit literarischer Vorstellungskraft. Als Unternehmensarchitekt kennt er die Chancen und Grenzen neuer Technologien und nutzt dieses Wissen, um in seinen Geschichten plausible, oft dystopische Zukunftsszenarien zu entwerfen. Herausgekommen ist eine Sammlung von zehn kompakten Kurzgeschichten, die sich mit Fragen rund um Digitalisierung, Ethik, Identität und gesellschaftlichen Wandel beschäftigen.

Der Vergleich mit der Serie Black Mirror drängt sich mehrfach auf: auch hier werden technologische Entwicklungen weitergedacht und ihre möglichen Folgen kritisch, manchmal auch bitter-ironisch beleuchtet. Dabei bleibt jede Geschichte für sich abgeschlossen aber stets pointiert und durchdacht. Die Vielfalt an Themen und Erzählperspektiven sorgt für ein dynamisches Leseerlebnis, kein Beitrag gleicht dem anderen.

"Bittersüße Bytes" ist kein klassisches Unterhaltungsbuch, sondern eher eine Einladung zum Nachdenken. Es richtet sich an Leserinnen und Leser, die Lust auf intelligente, spekulative Fiktion haben und technologische Fragen auch mal aus ungewohnten Blickwinkeln betrachten möchten.

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Veröffentlicht am 14.09.2025

Rückwärts ins Chaos: Ein Jugendthriller mit Twist

Girls' Trip - Vier Freundinnen. Eine Luxusjacht. Eine tödliche Reise.
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"Girls’ Trip" ist ein packender Jugendthriller, der direkt in die Handlung hineinspringt und einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Vier Freundinnen verbringen ihre Sommerferien auf einer luxuriösen ...

"Girls’ Trip" ist ein packender Jugendthriller, der direkt in die Handlung hineinspringt und einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Vier Freundinnen verbringen ihre Sommerferien auf einer luxuriösen Yacht – ein Traumurlaub, der Freiheit, Sonne und Abenteuer verspricht. Doch kurz vor der Rückkehr verschwindet Giselle spurlos, und ein Video legt nahe, dass Maggie, ihre enge Freundin, sie über Bord gestoßen haben könnte. Das Problem: Maggie kann sich an nichts erinnern.

Von Anfang an lebt das Buch von seiner besonderen Erzählweise. Es wird nicht einfach chronologisch erzählt, sondern spielt mit Perspektiven, Zeitsprüngen und verschiedenen Formen, darunter Verhörprotokolle, Tagebucheinträge und Rückblicke. Dadurch entsteht ein mitreißender Spannungsbogen, der sich immer weiter zuspitzt.

Auch das Setting ist ein echter Pluspunkt. Die abgeschiedene Welt auf der Yacht wirkt gleichzeitig glamourös und bedrohlich. Eine perfekte Bühne für ein Spiel aus Misstrauen, Geheimnissen und überraschenden Wendungen. Jan Gangsei gelingt es, die Atmosphäre so dicht zu zeichnen, dass man als Leser:in das Gefühl hat, selbst mit an Bord zu sein, mitten im Geschehen, mitten in einem Netz aus Lügen, Freundschaft und Verrat. Während sich das Netz aus Erinnerungen, Andeutungen und Enthüllungen langsam zusammenfügt, wird klar: Nichts ist so, wie es scheint und jeder trägt mehr mit sich herum, als anfangs gedacht.

"Girls’ Trip" ist ein temporeicher, clever konstruierter Jugendthriller, der nicht nur durch seine Handlung, sondern auch durch die besondere Erzählform und das außergewöhnliche Setting überzeugt. Ein echtes Pageturner-Erlebnis, das Spannung, Emotion und Sommerflair vereint.

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Veröffentlicht am 11.09.2025

Ein facettenreiches Debüt

Coram House
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Bailey Seybolt nutzt das Setting im winterlichen Vermont meisterhaft, um eine düstere, beinahe beklemmende Stimmung zu schaffen. Der Kontrast zwischen dem heißen Sommer 1968 – als der neunjährige Tommy ...

Bailey Seybolt nutzt das Setting im winterlichen Vermont meisterhaft, um eine düstere, beinahe beklemmende Stimmung zu schaffen. Der Kontrast zwischen dem heißen Sommer 1968 – als der neunjährige Tommy spurlos aus dem Waisenhaus verschwand – und der frostigen Gegenwart verleiht der Geschichte eine besondere Intensität.

Im Zentrum steht Alex Kelley, eine angeschlagene True-Crime-Autorin, die auf der Suche nach einem beruflichen und persönlichen Neuanfang ist. Der Auftrag, die Geschichte von Coram House aufzuarbeiten, entwickelt sich für sie schnell zu mehr als nur einem Schreibprojekt. Ihre Recherchen fördern verstörende Hinweise zutage, die sie nicht nur tiefer in den alten Fall ziehen, sondern auch ihr eigenes Leben in Gefahr bringen.

Besonders stark ist die Figur der Alex gezeichnet. Ihre innere Zerrissenheit, ihr Zweifel, ihre Ambivalenz gegenüber der Wahrheit machen sie greifbar und glaubwürdig. Ihre persönliche Entwicklung verläuft parallel zur Aufdeckung des Falls, das gibt der Geschichte emotionale Tiefe.

Auch stilistisch überzeugt das Buch: Die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind gut getaktet, die Dokumente und Transkripte fügen sich organisch in die Handlung ein. Das Pacing bleibt durchgehend hoch, mit stetig wachsender Spannung.

"Coram House" ein intensiver, vielschichtiger Thriller, der mit seiner dichten Atmosphäre, den düsteren Geheimnissen und einer starken Protagonistin überzeugt. Wer sich für psychologische Spannung und dunkle Vergangenheiten interessiert, findet hier ein lesenswertes Debüt.

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Veröffentlicht am 11.09.2025

Monstergott im Zwielicht

Monstergott
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"Monstergott" ist ein literarisch ambitionierter Roman, der große Themen aufgreift: Glaube, Schuld, Selbstbestimmung, Geschlechterrollen und das alles eingebettet in das Leben einer konservativen Freikirche. ...

"Monstergott" ist ein literarisch ambitionierter Roman, der große Themen aufgreift: Glaube, Schuld, Selbstbestimmung, Geschlechterrollen und das alles eingebettet in das Leben einer konservativen Freikirche. Die Geschwister Esther und Ben wachsen in einem Umfeld auf, das sich äußerlich modern gibt, aber innerlich strikt normativ ist. Immer wieder entsteht bei der Lektüre das Gefühl: Hier stimmt etwas nicht, aber was genau das wird erst nach und nach klar.

Positiv hervorzuheben ist Schmitts Sprache: klar, oft eindringlich, mit vielen Details, die das Innenleben der Charaktere spürbar machen. Die Ambivalenz zwischen Zugehörigkeit und Rebellion, zwischen Liebe und Unterdrückung, gelingt ihr gut. Die Konflikte sind echt, und die Spannung, wie weit Esther gehen kann, ohne ihre Wurzeln zu verlieren oder wie sehr Ben sich den Erwartungen beugt, ist konstant vorhanden.

Allerdings konnte mich das Buch nicht völlig überzeugen. Einige Entwicklungen wirken zu abrupt: Entscheidungen, innerer Wandel oder Erkenntnisse der Figuren werden manchmal zu plötzlich oder ohne tieferes Vorleben im Text übergangen. Dadurch verliert die Geschichte stellenweise an Glaubwürdigkeit. Auch bleibt das Ende etwas offen, was zwar passt zu vielen der aufgerissenen Fragen, aber mich persönlich ein wenig ratlos zurückgelassen hat.

"Monstergott" ist wichtig, unbequem und mit viel Potenzial aber leider nicht ganz konsequent in der Umsetzung. Wer gerne über Glaubenswelten nachdenkt und ambivalente Charaktere schätzt, findet hier Stoff zum Weiterdenken.

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