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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die zwei Leben der Alice Pendelbury

Die zwei Leben der Alice Pendelbury
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England, 1950: Alice Pendelbury ist Parfümeurin und lebt in London. Sie verbringt einen Tag mit ihren Freunden in Brighton. Auf dem Heimweg kommen sie an dem Wohnwagen einer Hellseherin vorbei. Alice glaubt ...

England, 1950: Alice Pendelbury ist Parfümeurin und lebt in London. Sie verbringt einen Tag mit ihren Freunden in Brighton. Auf dem Heimweg kommen sie an dem Wohnwagen einer Hellseherin vorbei. Alice glaubt nicht an Wahrsagerei und Kartenlegen. Trotzdem lässt sie sich von ihren Freunden zu einem Besuch überreden.

Die merkwürdige „Prophezeiung“ dieser Frau lässt sie nicht mehr los. Gemeinsam mit ihrem Flurnachbarn Mister Daldry, einem eingefleischten Junggesellen, begibt sie sich auf eine Reise nach Istanbul. Während Alice auf der Suche ist, wird die Beziehung zwischen ihr und Mister Daldry immer intensiver.

Nachts wird Alice von Albträumen gequält, die im Laufe der Geschichte immer mehr Sinn bekommen. Ihrem Freund Anton schreibt sie Briefe, die sie aber nie abschickt. Später im Buch findet ein reger Briefaustausch mit Mister Daldry statt. Diese Briefe bringen eine sehr persönliche Note in den Roman. Wenn die Geschichte in dieser Briefe-Form weitererzählt wird, spürt man die Gefühle des jeweiligen Verfassers besser, als wenn der Autor in der eigentlichen Erzählweise geblieben wäre.

In Istanbul lernt Daldry den „besten Führer und Dolmetscher von Istanbul“, Can, kennen. Can wird engagiert und weicht ihnen nicht mehr von der Seite. Er bring Alice auch mit einem Parfümeur aus Cihangir zusammen. Von ihm ist Alice begeistert. Denn er hat, als Hobby nebenbei, viele wunderbare Raumdüfte kreiert. Doch Alice vergisst den eigentlichen Grund ihrer Reise nicht und begibt sich gemeinsam mit Can auf Spurensuche.

Oft landen die Beiden in einer Sackgasse, was sich jedoch nicht immer als Nachteil herausstellen wird. Je mehr man sich dem Ende des Buches nähert, desto klarer wird das Bild, was sich in Alices Vergangenheit abgespielt hat. Sie findet Hinweise auf ihre Eltern, die vor ihrer Rückkehr nach London in Istanbul gelebt hatten. Diese Spuren führen Alice und Can auf einen Weg, den niemand am Beginn der Reise erahnen konnte.

Ein schönes Buch für gemütliche Stunden, egal ob auf der Couch oder am Strand. Interessant ist auch, was hinter den zwei Leben von Alice steckt. In diesem Roman greift Levy auch das damalige Zeitgeschehen auf und verarbeitet es unter anderem in der Hauptfigur Alice.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Haus der Schuld

Haus der Schuld
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Als Amali den Nachlass ihres Vaters ordnet, fallen ihr Briefe und Tagebucheinträge in die Hände. Diesen Unterlagen nach zu urteilen, wurde ihr Ururgroßvater um seine Kaffeeplantage in Afrika erpresst. ...

Als Amali den Nachlass ihres Vaters ordnet, fallen ihr Briefe und Tagebucheinträge in die Hände. Diesen Unterlagen nach zu urteilen, wurde ihr Ururgroßvater um seine Kaffeeplantage in Afrika erpresst. Nicht genug, dass – wie sich später im Buch zeigt – ihre Vorfahren durch Hinterlist und Betrug nach Afrika ausgewandert waren, hat die Familie von Eichenbaum sich später auch die Plantage durch eine List genommen.

Amali findet das von ihren Vorfahren verlassene Forsthaus und trifft auf einen der Nachkommen derer von Eichenbaum, der sie bittet, sein Grundstück zu verlassen. Doch Amalis Neugierde auf diese Seite ihrer Familie ist geweckt, denn wohl auch ihre Großmutter hatte sich auf Nachforschungen begeben.

Während Amali in der Gegenwart versucht, mehr über die Geschichte ihrer Familie zu erfahren, lernt der Leser Wilhelmina und Alexander – Amalis Ururgroßeltern – kennen und erfährt, wie diese um ihren Besitz in Deutschland gebracht wurden. Ihre beiden Kinder Perpetua und Rutger werden in Deutsch-Ost-Afrika geboren und wachsen auf der Farm auf. Ausgerechnet Rutger wird später diese Farm an einen von Eichenbaum verlieren. Somit wiederholt sich die Geschichte in der nächsten Generation.

In Tansania trifft Amali durch einen Zufall auf Bausi von Eichenbaum. Sie erzählt ihm ihre Geschichte und hofft einen Verbündeten zu haben, denn er scheint auf den deutschen Zweig seiner Familie nicht gerade gut zu sprechen zu sein. Doch kann Amali einem von Eichenbaum wirklich trauen?

In weiteren Rückblicken erfährt man immer mehr von dem damaligen Leben und auch von der Einstellung, die damals unter den Kolonialisten üblich war. „Neger“, „Wilde“ oder auch „Ding“ sind nur einige Begriffe, mit denen damals die Einwohner bezeichnet wurden. Lena Johannson hat den Ton der damaligen Zeit gut getroffen und auch die „Scheinheiligkeit“ einiger „Kolonialherren“ beschrieben.

Wie sie selbst in ihrem Schlusswort schreibt: „…weiß selbstverständlich, dass die Bezeichnung Neger heute nicht mehr akzeptabel ist. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war das ganz anders. Die Sprache in den Passagen dieses Buches, die in der weiten Vergangenheit spielen, ist bewusst so gewählt. Sie soll die Einstellung der Europäer – von Unwissen oder auch Ignoranz geprägt – deutlich machen.“

Genau das ist ihr dadurch sehr gelungen. Die Einstellung der damaligen Zeit zu den Einwohnern des afrikanischen Kontinents war so und es ist richtig, auch in den damals üblichen Worten zu schreiben. So wirken die Passagen aus dieser Zeit glaubhaft, und leider haben sich viele der damaligen Vorurteile und Einstellungen bis in unsere – doch ach so aufgeklärte Zeit – gehalten.

Das „Haus der Schuld“ ist somit ein gut geschriebener und leicht lesbarer Roman, der die Figuren und ihre Charaktere wunderbar beschreibt und diese fast „lebendig werden“ lässt. Ein Buch, welches eine interessante und unterhaltsame Lesezeit bietet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Engelsbaum

Der Engelsbaum
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Ein spannendes Familiendrama erwartet die Leser bei diesem Buch. Mit Greta, ihrer Tochter Cheska und Enkelin Ava wird diese Geschichte über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt.

Alles beginnt mit Gretas ...

Ein spannendes Familiendrama erwartet die Leser bei diesem Buch. Mit Greta, ihrer Tochter Cheska und Enkelin Ava wird diese Geschichte über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt.

Alles beginnt mit Gretas Rückkehr nach Marchmont Hall im Dezember 1985. Sie hatte vor vielen Jahren ihr Gedächtnis verloren und verbringt nun Weihnachten mit ihrer Familie. Bei einem Spaziergang findet sie im Wald ein kleines Grab. Es ist ihr kleiner Sohn Jonny, der hier begraben wurde. 1949 war dieser im Alter von nur drei Jahren gestorben.

Durch einige „Flashbacks“ kommen Greta Erinnerungen aus dieser Zeit und sie bittet ihren Freund David, der immer für sie da ist, ihr alles zu erzählen. So erfährt der Leser in diesem Buch mehr über eine junge Frau, die sich eigentlich nur nach einem guten Leben sehnt und es doch nicht haben kann. Als sie schwanger wird und sich ihr damaliger Freund wegen ihres Lebenswandels von ihr trennt und aus ihrem Leben verschwindet, weiß sie nicht mehr weiter. Abtreiben oder das Baby doch behalten.

Ihr guter Freund David bietet ihr schließlich die Möglichkeit, nach Marchmont Hall – seinem Elternhaus – zu seiner Mutter LJ zu ziehen. Greta bekommt das Lark Cottage bereitgestellt, um dort während der Schwangerschaft zu bleiben. Der Herr von Marchmont Hall ist Owen, der Schwager von LJ. Durch ein zufälliges Treffen lernen sich Greta und Owen kennen und heiraten, so dass Greta ihre Zwillinge Jonny und Cheska nicht als ledige Mutter großziehen muss.

Doch nach dem Tod von Jonny verändert sich alles. Greta verlässt mit Cheska Marchmont Hall. Wieder ist es David, der ihr in der Not hilft, doch diese Hilfe wird sich im Laufe des Buches als Fluch erweisen. Zuviel sei an dieser Stelle nicht verraten, doch auch Cheska wird früh Mutter einer Tochter, Ava, und auch deren leiblicher Vater ist nicht der, der er zu sein scheint.

Der Leser begleitet so auch Cheska durch ihr Leben. Der Aufstieg zum gefeierten Kinderstar bis zu ihrem tiefen Fall, all dies hat Spuren in Cheskas Seele hinterlassen. Im Verlauf des Buches schildert die Autorin die verschiedensten Gefühlszustände von Cheska, ohne auf den „Mitleidsknopf“ zu drücken. Denn Cheska ist nicht nur der brave Engel, der alle Menschen um den Finger wickelt. Sie hat auch eine dunkle Seite, die zunehmend an Stärke gewinnt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht
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Eine Pathologin, welche gleichzeitig auch als Kinderärztin tätig ist, und ein Polizeichef sind durch Zufall dabei, als ein 13-jähriges Mädchen einen Jungen mit einer Pistole bedroht.

Polizeichef Tolliver ...

Eine Pathologin, welche gleichzeitig auch als Kinderärztin tätig ist, und ein Polizeichef sind durch Zufall dabei, als ein 13-jähriges Mädchen einen Jungen mit einer Pistole bedroht.

Polizeichef Tolliver versucht alles, um das Mädchen davon zu überzeugen, nicht zu schießen. Doch Jenny fordert ihn regelrecht auf, sie zu erschießen. Tolliver zögert, doch ihm bleibt letztlich keine andere Wahl, das Leben des Jungen oder des Mädchens. Um den Jungen zu retten, schießt er.

Während Mark von Jenny bedroht wird, entdeckt Pathologin Linton die Leiche eines Babys, und da Jenny kurz vorher blutverschmiert nach draußen gelaufen ist, liegt der Verdacht nahe, dass es Jennys Kind ist.

Handelt es sich hier um eine Tat aus Liebeskummer? Mitnichten. Jenny und Mark sind nur die Spitze des Eisberges einer viel größeren Sache.

In einer Kleinstadt konnte sich eine wahre Brutstätte der Kinderpornographie entwickeln. Immer mehr Details kommen ans Licht, und es zeigt sich, dass nicht nur die Männer das Sagen in dieser Branche haben. Doch mehr sei hier nicht verraten.

Man fühlt mit Sara Linton mit, als sich herausstellt, dass Kinder bei ihr in Behandlung waren, die in die Geschichte verwickelt waren. Trotz dieser Gefühle flammt auch die Liebe zu ihrem Ex-Mann Jeffrey Tolliver wieder auf. Während der Leser also einerseits in die tiefsten Abgründe der Menschheit gezogen wird, spielt sich zeitgleich eine angedeutete Romanze ab.

Je mehr ans Licht kommt, desto “lauter” kann der Leser die Schreie der gequälten Kinder “hören”. Welches Leben erwartet die geschundenen Seelen, wenn sie die Torturen überleben sollten?

Erschreckend ist jedoch, dass das beschriebene Szenario weltweit so oder so ähnlich weiterhin stattfindet.

Aber Vorsicht: Eine zerstörte Kinderseele kann zu allem fähig sein.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verstummt

Verstummt
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Die Prostituierte Aleesha wird grausam zugerichtet und verstümmelt in einem Treppenhaus gefunden. Detective Michael Ormewood und Special Agent Will Trent sollen diesen Fall aufklären. Der Fall weist zudem ...

Die Prostituierte Aleesha wird grausam zugerichtet und verstümmelt in einem Treppenhaus gefunden. Detective Michael Ormewood und Special Agent Will Trent sollen diesen Fall aufklären. Der Fall weist zudem Parallelen zu anderen Vorfällen auf – ist hier ein Serientäter am Werk? Polizistin Angie Polaski, die verdeckt im Milieu arbeitet und mit Will seit ihrer Kindheit befreundet ist, wird ebenfalls in den Fall verwickelt. Der Ex-Häfltling John Shelley, der durch seinen Cousin Woody auf den Geschmack von Drogen kam, wurde wegen einer ähnlichen Tat bereits verurteilt. Ist er der Killer?

Auf der Rückseite des Buches befindet sich ein Zitat des Daily Express: „Lesen Sie diesen Thriller nicht, wenn Sie allein sind. Lesen Sie ihn nicht nach Einbruch der Dunkelheit. ABER LESEN SIE IHN“ – Dieser Hinweis sollte von zartbesaiteten Personen ernst genommen werden. Abgebissene Zungen von Opfern sind nur ein „Markenzeichen“ des Täters. Geschickt versucht dieser, die Spuren soweit es geht von sich auf eine andere Person zu lenken.

Die geschilderten Vergangenheiten der Haupt- und Nebenfiguren können nur streifen, warum ein Mensch so geworden ist, wie er nun mal ist. Was hat ihn dazu gemacht? Zwischen der Handlung des Thrillers begegnen dem Leser viele kleinere Geschichten über Figuren, die zeigen, welche Zukunft einer missbrauchten und geschundenen Seele bevorstehen könnte. Die Autorin versteht es, die Schicksale, oft in nur wenigen Sätzen, zu schildern.

Eine Mutter sagt im Buch, dass ihr Kind so was nicht macht, nein, ihr Kind sei anständig und würde niemals jemandem etwas antun. Selbst, wenn die Beweise erdrückend sind, findet diese Mutter noch Ausreden – es seien die Anderen, die seien schuld, dass ihr Kind das getan habe. Leider ist dieser Satz „Mein Kind macht so was nicht“ auch heute noch einer der meist gesagten Sätze von Eltern, wenn ihr Kind etwas angestellt haben soll. Hier stellt sich die Frage: Wie soll ein Kind lernen, was Recht und was Unrecht ist, wenn sich die Eltern „schützend“ vor es stellen und sich das Kind dadurch nie verantworten muss. Sein Kind zu schützen bedeutet nämlich auch, ihm Unrechtsbewusstsein zu lehren und es nicht auf einen „Unschuldsthron“ zu heben. Denn wenn die Liebe zum eigenen Kind so weit geht, dass ein anderes Kind für das Vergehen des eigenen bestraft wird, hat dies nichts mehr mit Liebe zu tun, sondern ist purer Egoismus.