Tiefgründige Urban Fantasy
Immerland – Die Stadt der EwigkeitMit "Immerland – Die Stadt der Ewigkeit" legt der Comickünstler Flix (Felix Görmann), bekannt unter anderem durch seine Cartoon-Reihe "Glückskind" und die von den belgischen Rechteinhabern abgesegneten ...
Mit "Immerland – Die Stadt der Ewigkeit" legt der Comickünstler Flix (Felix Görmann), bekannt unter anderem durch seine Cartoon-Reihe "Glückskind" und die von den belgischen Rechteinhabern abgesegneten Comicalben "Spirou in Berlin" (2018) und "Das Humboldt-Tier – Ein Marsupilami-Abenteuer" (2022), seinen ersten Roman vor, eine Urban-Fantasy-Geschichte, die sich primär an jugendliche Leser richtet.
Gerade scheint es, als würden dies die ödesten Sommerferien aller Zeiten für den 12 5/6 Jahre alten Mika, denn er muss zu seiner Großmutter, die auf dem Land wohnt. Dort gibt es kein WLAN, kein Mobilfunknetz und keine Möglichkeit zum Zocken. Doch dann hat er beinahe einen Badeunfall in einem Baggersee, und in einer Gewitternacht kollabiert seine Oma. Da auch das Telefon nicht funktioniert, um Hilfe zu rufen, bugsiert Mika die alte Frau in deren Auto und versucht, sie selbst ins entfernte Krankenhaus zu schaffen. Auf dem Weg kommt er von der Straße ab und findet sich plötzlich in einer eigenartigen Welt wieder, in der es intelligente, sprechende Affen, die alle lästige Arbeiten erledigen, und Wal-Luftschiffe gibt, die in eine fremdartige Stadt fahren. Dort wird Mikas Großmutter erfolgreich medizinisch behandelt, während er zwischen einer Roboter-Olympiade und Treffen mit seinen neuen Tüftler-Freunden vom Club der großen Geister das Abenteuer seines Lebens zu erleben scheint. Anders als Zuhause, wo Mika in der Schule dank Mobbing wenig beliebt ist, wird er bewundert und beachtet. Merkwürdigerweise gibt es keine alten Menschen und die Frage taucht auf, was eigentlich nach drei Verwarnungen passiert. Doch plötzlich erscheint eine mysteriöse junge Frau, die Mika zu stalken beginnt und behauptet, seine Oma zu sein, und ihn bedrängt, aus der Stadt zu fliehen, bevor es zu spät ist. Mika muss über sich hinauswachsen und sich zwischen Leben und Tod entscheiden, denn das Immerland ist eine Zwischenwelt und ein Entkommen schwieriger als gedacht.
Mit diesem zauberhaft illustrierten ersten Immerland-Band beweist Flix, dass er nicht nur zeichnen, sondern auch mit Worten umgehen kann. Die Geschichte ist trotz des eigentlich ernsten Themas weder düster oder schwermütig, sondern voller skurriler Einfälle und humorvoller Episoden und dabei überraschend tiefgründig. Der gut aufgebaute Spannungsbogen fesselt einen beim Lesen und man fragt sich ständig, was das nur für eine seltsame Welt ist, in der der Protagonist und seine Oma gelandet sind. Sprachlich orientiert sich der Roman mit vielen Dialogen und anschaulichen Beschreibungen an seiner primären Zielgruppe, die in etwa in Mikas Alter sein dürfte. Aber wie jedes gute Kinder- und Jugendbuch hat man auch als Erwachsener Spaß an dieser phantasievollen Weltenreise. Eine zentrale Botschaft ist, Kindern wertzuschätzen und den Freiraum zu lassen, ihre Stärken zu beweisen. Auch wenn die Geschichte in sich abgeschlossen ist, lässt das überzeugende Ende Raum für die im Herbst 2026 angekündigte Fortsetzung, die den Titel "Immerland – Der Ozean der Ewigkeit" tragen soll.