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Veröffentlicht am 10.01.2021

Historisch fundierter und sehr gut recherchierter Roman

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Der Klappentext klang interessant, das Cover gefiel mir recht gut und ich mag durchaus Romane, die historisch gut recherchiert und Bezug zur Geschichte haben. Wenn dann die Örtlichkeiten auch heute , wenngleich ...

Der Klappentext klang interessant, das Cover gefiel mir recht gut und ich mag durchaus Romane, die historisch gut recherchiert und Bezug zur Geschichte haben. Wenn dann die Örtlichkeiten auch heute , wenngleich in diesem Fall nur als Ruine, noch existieren, aber sich die Geschichte in den Grundzügen tatsächlich so dargestellt hat, dann ist das durchaus ein Buch für mich.

So dachte ich zumindest. Und ich wurde nicht enttäuscht. Antonia Blum hat mit Kinderklinik Weißensee einen guten Auftakt einer Geschichte geschaffen, die mir Spaß gemacht hat zu lesen.

Aber von vorn. Das Cover gefällt mir sehr gut, spricht mich an und ist durch seine Schlichtheit überzeugend. Ich erfahre im Roman, warum es dieses Cover ist. Das gefällt mir.

Der Roman ist flüssig geschrieben, nimmt mich ob der Sprache auch gut mit und lässt mich aufgrund der Geschichte dran bleiben. Ich will wissen,was den beiden Waisenkindern Marlene und Emma widerfährt, welchen Weg sie einschlagen und welche Situationen sie meistern müssen.

Es ist die Zeit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Marlene und Emma sind zwei Schwestern, deren Mutter an Marlenes sechstem Geburtstag verstirbt. Die beiden Mädchen flüchten aus Angst vor dem Waisenhaus und machen sich auf eine Reise in eine unbekannte Zukunft. Aber die „Fürsorge“ findet sie in Berlin und sie kommen dennoch ins Waisenhaus. Aber irgendwie scheint ihr Weg nicht so steinig wie erwartet. Warum? Marlene kann sogar ihr Abitur mache , was für Waisenkinder zur damaligen Zeit schier unmöglich gewesen ist und sie bekommen beide die Chance eine Ausbildung zur Krankenschwester in der Kinderklinik Weißensee zu absolvieren.

Wir begleiten die beiden Schwestern auf dem Weg durch die Ausbildung, die stark von der strengen Hand der Oberin Polsfuß der Rotkreuzordensschwestern geprägt ist. Marlene und Emma erfahren Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund ihrer Herkunft und ihres “Standes“, erleben ihre erste große Liebe, Enttäuschungen, Sorgen und Nöte der damaligen Zeit, spüren die Unterschiede der verschiedene Klassen am eigenen Leib, haben mit Intrigen zu kämpfen und letztendlich wird ihre Verbundenheit auf eine harte Probe gestellt zumal die beiden Schwestern scheinbar verschieden Vorstellungen ihrer Zukunft haben.

Der Autorin ist hier aus meiner Sicht ein wirklich guter Roman gelungen, der mich mit auf eine Reise in die Vergangenheit nimmt, mir verdeutlicht mit welchen Sorgen und Nöten die Menschen damals, kurz vor dem ersten Weltkrieg zu kämpfen hatten, welche Klassenunterschiede es gab und wie stark die Leben der Personen, gerade von Frauen, davon abhängig gewesen sind. Und dies alles ist eingebettet in wirklich hervorragend historisch recherchierte Szenen, die so gut be- und geschrieben sind, dass ich das Gefühl habe, ein Teil davon zu sein. Bravourös. Ich freue mich auf den Folgeband. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Spannend mit überraschendem Ende

Hinter diesen Türen
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Danke an netgalley und den dtv Verlag, dass ich dieses Buch lesen durfte.

Das Cover ist sehr ansprechend und interessant gestaltet. Dadurch, dass ich direkt durch ein Schlüsselloch schaue, habe ich -zusammen ...

Danke an netgalley und den dtv Verlag, dass ich dieses Buch lesen durfte.

Das Cover ist sehr ansprechend und interessant gestaltet. Dadurch, dass ich direkt durch ein Schlüsselloch schaue, habe ich -zusammen mit dem Titel „hinter diesen Türen“- das Gefühl, direkt in die Geschichte gezogen zu werden. Für mich ist das Cover ein absoluter eyecatcher.

Ruth Ware hat einen, für mich sehr guten Erzähl-/Schreibstil, was ein flüssiges Lesen zur Folge hat. Die Geschichte ist wirklich spannend geschrieben. Was mir sehr gut gefällt ist der Umstand, dass ich das Buch aus Sicht der Protagonistin Rowan Caine lese, die offensichtlich im Gefängnis sitzt und einem Strafverteidiger einen Brief schreibt und darin versucht, ihm ihre Geschichte zu erzählen.

Rowan Caine bekommt eine Stelle als Kindermädchen in Schottland. Was zunächst sehr einladend und ob des zu erwartenden Gehalts phantastisch klingt, entpuppt sich alsbald als Rowans persönlicher Alptraum. Hier muss ich kurz dazu sagen, dass ich mich wirklich die ganze Zeit über die Hauptprotagonistin Rowan aufgeregt habe. Aufgrund ihres, teilweise dilettantischen Verhaltens im Haus, den Kindern und der „Teilzeithaushälterin“ Mrs. Mc Kenzie gegenüber, waren mir hier und da die Folgen ihres Verhaltens ziemlich klar und ich wäre am liebsten ins Buch gesprungen um sie zu schütteln und ihr mal so einiges zu erzählen. Aber das nur am Rande erwähnt.
Die Situation im Haus finde ich von Anfang an sehr bedrückend und irgendwie düster, obwohl es ein, auf die modernste Art und mit „High-Smarthome-Technik“, umgebautes altes schottisches Landhaus ist. Alles funktioniert „App-gesteuert“. Aber irgendwas schwebt die ganze Zeit unterschwellig dunkel über dem Haus, der Familie und der Geschichte. Ich empfand es sehr beklemmend.

Der Autorin gelingt es wirklich sehr gut die Spannung durch alle , recht angenehm kurzen, Kapitel aufrecht zu erhalten und ich will sofort wissen, wie es im nächsten Kapitel weitergeht. Für mich ein pageturner.

Rowan muss gleich nach Beginn in ihrem neuen Job, allein klar kommen, da ihre Arbeitgeber beruflich verreisen müssen. Und so steht sie da mit drei Kindern und zwei Hunden und ich werde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmt; mit den Kindern, dem Haus und ihr selbst.
Seite um Seite komme ich meinem Verdacht etwas näher und da Rowan ihren Brief aus dem Gefängnis schreibt, scheint im Haus ja etwas passiert zu sein. Und das ist , so glaube ich das geniale an dieser Geschichte, denn ich beginne von Anfang an mit zu rätseln, was wann und wo passiert sein könnte und so entstand für mich eine absolute Sogwirkung; angefangen vom Buchcover bis zur letzten Seite. Und am Ende erwartet mich dann das Unerwartete und lässt mich überrascht zurück.

Ein spannendes Buch, das eine klare Leseempfehlung bekommt.

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Skurill, extrem schwarzer Humor, toll!

Frauen, die Bärbel heißen
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Bärbel Böttcher ist 54 Jahre, ledig hat keine Kinder aber eine Hündin namens Frieda. Und beide leben abgelegen am Rande der Stadt. Bärbel ist eine Eigenbrötlerin, findet das gut, meidet Kontakte zu anderen ...

Bärbel Böttcher ist 54 Jahre, ledig hat keine Kinder aber eine Hündin namens Frieda. Und beide leben abgelegen am Rande der Stadt. Bärbel ist eine Eigenbrötlerin, findet das gut, meidet Kontakte zu anderen Menschen und ist am liebsten mit ihrer Hündin allein. Das war auch gut so, bis zu dem Tag, an dem Bärbel beim Gassi gehen ein Stöckchen für Frieda findet, was allerdings im Auge eines toten Mannes steckt. Das bedauert Bärbel zutiefst, denn es wäre das perfekte Stöckchen für Frieda.

Bärbel und ihr Hund stapfen am Tatort umher, bevor sie dann die Polizei informieren. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf und ab dem Zeitpunkt verändert sich Bärbels Leben schlagartig.

Marie Reiners ist hier ein leicht zu lesender, irrwitzig, skuriller Krimi gelungen. Ein Buch dass sich ob seines flüssigen Schreibstils sehr gut lesen lässt und ist für mich ein gutes Buch zur Unterhaltung für zwischendurch. Ich habe mich köstlich amüsiert.

Bärbel finde ich wirklich schrullig. Manchmal wirkt sie einfältig ob der Einsamkeit in der sie lebt und dann wiederum ist sie so gewieft und hat schräge Ideen, um aus dieser Geschichte wieder heraus zu kommen, in die sie sich aber immer weiter hinein bugsiert, da ihr immer noch mehr schräge Situationen und Entscheidungen das Leben schwer machen. Zugegeben, ihre Ideen führen dann nicht immer zum gewünschten Erfolg.

Bärbel verstrickt sich immer weiter in den Mordfall, entdeckt Zusammenhänge, kommt hinter die Geschichte und wird am Ende selbst von der Polizei gesucht und ist dann plötzlich auf der Flucht; aber nicht allein, denn nicht nur ihre Hündin ist bei ihr.

Eine turbulente, schwarze Komödie, die mir richtig gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Schade

Die Mauer
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Ein Buch, dass mit empfohlen wurde und da war ich dann doch enttäuscht, aber das kann ja mal vorkommen.

Worum geht es? Die Geschichte spielt in ferner Zukunft und ganz England ist von einer riesigen Mauer ...

Ein Buch, dass mit empfohlen wurde und da war ich dann doch enttäuscht, aber das kann ja mal vorkommen.

Worum geht es? Die Geschichte spielt in ferner Zukunft und ganz England ist von einer riesigen Mauer umgeben, die es zu verteidigen gilt. Die Mauer und die Verhältnisse, die damit einhergehen sind seit dem sogenannten „Wandel“ so. Und alle jungen Engländer müssen, egal ob männlich oder weiblich, ihren zweijährigen Dienst auf der Mauer ableisten. Ziel dieses Dienstes ist es „die Anderen“, also all diejenigen, welche nicht innerhalb der Mauer leben, am eindringen zu hindern, sprich abzuwehren und letztendlich auch zu töten. Sollte dies nicht gelingen, und „die Anderen“ können eindringen, werden die Verteidiger als Strafe aufs Meer verbannt.

Grundsätzlich kein schlechtes Thema, wie ich finde, aber aus meiner Sicht völlig an einem guten, spannenden Roman vorbei geschrieben. Der Klappentext erwähnt Parallelen zur aktuellen Einwanderungspolitik, Migranten und auch dem Brexit was ich allerdings überhaupt nicht so empfinde beim Lesen. Der Roman ist für mich alles andere als politisch und auch die Erwähnung im Klappentext von „hochgradig spannend“ kann ich nicht nachvollziehen.

Den Schreibstil des Autors finde ich ja noch in Ordnung, aber dann verlässt mich die Euphorie. Aus meiner Sicht wären spannende Momente da gewesen, die hätten wesentlich intensiver beschrieben werden können – sogar müssen. Aber so plätschernde Geschichte von einer Belanglosigkeit zur nächsten und das schlechte Wetter auf der Mauer schein die einzige Konstante im Roman zu sein.
Mir war der erste Teil „auf der Mauer“ zu langatmig, zu langweilig und zu wenig aufregend. Der zweite Teil „Die Anderen“ war dann leider auch nicht spannender, denn ich hätte gern erfahren, warum die Mauer da ist, warum die „Anderen“ auf dem Meer umherirren und hinter die Mauer wollen und wer die „Anderen“ denn überhaupt sind und wo sie herkommen. Und dann im dritten Teil „Das Meer“ erfahre ich auch nicht wirklich etwas wichtiges, spannendes, etwas das mich mitreißt, mich mitnimmt auf eine tolle, aufregende und spannende Reise. Vielmehr verliert sich die Geschichte immer mehr in belanglosen Handlungen, und die möglichen spannenden Momente werden dann, meines Erachtens durch extrem schwache Dialoge und schwache Charaktere zunichte gemacht. Und das Ende? Na ja, was soll ich sagen…….anders als erwartet, aber alles in allem ist „die Mauer“ für mich nicht das was ich mir erwartet oder erhofft hatte. Wirklich sehr schade. Deshalb nur noch zwei von fünf *. Sorry

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Absolut genial

QualityLand (QualityLand 1)
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Die Zeit schreibt: „eine Gesellschaftssatire zum Totlachen, für alle, die noch nicht tot sind“.

Willkommen in QualityLand. So beginnt nicht nur die Werbung, sondern auch das ein oder andere Kapitel im ...

Die Zeit schreibt: „eine Gesellschaftssatire zum Totlachen, für alle, die noch nicht tot sind“.

Willkommen in QualityLand. So beginnt nicht nur die Werbung, sondern auch das ein oder andere Kapitel im Buch. Und was soll ich sagen? Ich war begeistert und verärgert zugleich!

Begeistert vom HörBuch und enttäuscht ob der Tatsache, es nicht schon viel eher gelesen/gehört zu haben.

Nur kurz zum Inhalt:

Beschrieben wird unser Land in nicht all zu ferner Zukunft. Es heißt nicht mehr Deutschland sondern QualityLand, und ist gespickt mit Humor, Pointen und ist doch extrem gesellschaftskritisch. Einerseits beängstigend, andererseits belustigend. Nur bin ich mir nicht ganz sicher was überwiegt. Sicherlich siegt im Moment des Lesens der Humor. Aber dennoch schwebt unterschwellig das Damoklesschwert über einem, wenn man wirklich über die beschriebenen Szenen im Buch nachdenkt. Und das sollte man nicht nur, man muss es sogar.
In der Geschichte geht es um Peter Arbeitsloser. In QualityLand heißen die Menschen nicht mehr Meier, Müller oder Schulze, sondern die Nachnamen sind nach dem Beruf des Vaters (bei Männern) und dem Beruf der Mutter (bei Frauen) zum Zeitpunkt der Geburt gewählt. Geniale Kombi! So z.B. Julia Nonne 😂
Wir lernen auch dass es Drohnen mit Höhenangst gibt, einen eitlen Sexroboter oder ein Tablet namens „Pink“.
Es ist unterm Strich eine Satire, welche sich mit den Algorithmen, Cookies, der Digitalisierung, dem größten Onlinehandel genannt „the Shop“, oder aber auch mit den Gefahren der Digitalisierung beschäftigt. Und wir stellen sehr schnell die Parallelen zu unserem jetzigen Leben fest.
Erschreckend und faszinierend zugleich. Ich mag den Humor von Marc-Uwe Kling, ich liebe die irrwitzig abgefahrenen, extrem verschachtelten Dialoge und bin begeistert vom Spiegel, der mir hier seitenweise vorgehalten wird.
So kurzweilig und humorvoll, hintersinnig und ironisch ist das (Hör)Buch aus meiner Sicht ein absolutes „Muss“. Nur wirklich schade, dass ich es erst jetzt gehört habe. Absolute Lese- oder noch besser Hörempfehlung.

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