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Veröffentlicht am 06.11.2023

berührendes Drama über eine Mutter-Tochter-Beziehung mit einigen Längen

Paradise Garden
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Die 14jährige Billie, die eigentlich Erzsébet heißt, plant DEN Sommer mit ihrer Mutter: aufgrund eines Gewinns haben sie zum ersten Mal Geld, um auf Urlaub zu fahren.
Doch dann kommt Billies Großmutter ...


Die 14jährige Billie, die eigentlich Erzsébet heißt, plant DEN Sommer mit ihrer Mutter: aufgrund eines Gewinns haben sie zum ersten Mal Geld, um auf Urlaub zu fahren.
Doch dann kommt Billies Großmutter aus Ungarn, die sie nicht kennt. Weil sie angeblich sterbenskrank ist. Und Billies Mutter sie dahaben will, auch wenn sie sie nicht mag und deshalb schon mit 14 von zuhause abgehauen ist. Der Urlaub fällt somit ins Wasser.
Und dann passiert das Allerschlimmste, was einem Kind passieren kann: es gibt einen Streit, einen Unfall, und Billie verliert ihre Mutter.

Billies Welt wird eindrücklich dargestellt: die Liebe zu ihrer Mutter Marika, die alleinerziehend ist und mit viel Phantasie Billies Leben bunt macht und somit das fehlende Geld ausgleicht. Kein Wunder, dass sich beide riesig freuen, bei einem Preisausschreiben gewonnen zu haben, um endlich wirklich in Urlaub fahren zu können - und nicht wie bisher nur die Liegestühle auf den Laubengang ihrer Hochhauswohnung zu stellen.
Und was sich ihre Mutter alles einfallen hat lassen, um mit dem bisschen Geld durchzukommen, trotz zweier Jobs. Es war sooo traurig, dass die beiden am Monatsende nur mehr Nudeln mit Ketchup gegessen haben.

Die Charaktere sind detailliert dargestellt, auch die Nachbarn Luna und Ahmed, deren Freundschaft die große Herzenswärme und Hilfsbereitschaft auszeichnet.
Und besonders die ungarische Großmutter, die an allem etwas auszusetzen hat.
Allerdings kann ich das Verhalten von Billies Mutter soo oft nicht nachvollziehen. Warum verschweigt man seinem Kind wichtige Dinge? Ja, auch wenn es einem wehtut, daran zu denken, aber ein Kind hat die Wahrheit verdient.
Noch dazu, wo der Leser im Lauf der Geschichte Einiges erfährt, fragt man sich , warum Marika nichts über ihr Leben an der Nordsee erzählt hat? Auch den Grund für ihr Verschwinden von dort bzw. das Schweigen kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Als dann Billies Mutter stirbt, und auch der Grund dafür, ist einfach nur sooo traurig, man fühlt mit Billie soo sehr mit. Sie trauert so sehr, dass ihr sogar die Haare ausfallen.
Dass sie von ihrer Großmutter weg will, kann man total nachvollziehen, und selbstverständlich auch, dass sie sich auf die Suche nach ihrem Vater macht, von dem sie ja überhaupt nichts weiß.
Allerdings war es sehr absurd, dass ein Teenager mit einem alten Nissan allein quer durch Deutschland fährt, ohne aufzufallen. Und wer kann mit 14 schon so gut Auto fahren, um keinen Unfall zu bauen? Das fand ich sehr unglaubwürdig. Ebenso, dass der Jäger, der sie 'erwischt' hat, einfach weiterfahren lässt...

Im Mittelteil war die Geschichte etwas zäh, doch als Billie endlich an der Nordsee ankommt und glaubt, ihren Vater zu finden, wird es wieder fesselnd. Man fiebert wieder total mit.
Und das halboffene, schöne Ende hat einen mit der Traurigkeit der ersten Hälfte versöhnt.
Dafür, dass es auf der Longlist für den Buchpreis war, hatte ich mir doch etwas mehr Tiefgang erwartet.

PS. Gestört haben mich die deutsch/englischen Namen der Islandpferde. Islandpferde bekommen nämlich immer isländische Namen.


Fazit:
Ein berührendes Drama über eine Mutter-Tochter-Beziehung mit einigen Längen im Mittelteil, einer unglaubwürdigen Autofahrt quer durch Deutschland, aber einem Ende, das versöhnt.

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Veröffentlicht am 01.11.2023

herzallerliebst!

Kater Chaos – Au Backe, ein Hamster!
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Kater Pommes lebt glücklich und zufrieden mit seinem Rudel; das sind Jonah, seine Schwester Pauline, und Mama und Papa (der Einfachheit halber nennt er sie auch so).
Bis eines Tages ein Hamster einzieht, ...

Kater Pommes lebt glücklich und zufrieden mit seinem Rudel; das sind Jonah, seine Schwester Pauline, und Mama und Papa (der Einfachheit halber nennt er sie auch so).
Bis eines Tages ein Hamster einzieht, den sich Pauline sooo sehr gewünscht hat: Hamstermädchen Mimi.

Typische Alltagsgeschichten von Familien werden humorvoll dargestellt; auch der große Wunsch nach einem Haustier und dessen Umsetzung. Und dass es wichtig ist, sich um ein Haustier auch gut zu kümmern und es artgerecht zu halten.
Witzig ist, dass Pauline auf Gleichberechtigung pocht und dass der Hamster deshalb ein Mädchen sein muss. Weil Pommes ja schon ein Kater ist.

Besonders lustig ist natürlich, dass alles aus Sicht von Kater Pommes, den seine Rudelmitglieder auch Kater Chaos nennen, erzählt wird. Es ist einfach total niedlich! Pommes ist natürlich das Oberhaupt und der Wichtigste in der Familie, und alles muss sich um sein Wohl drehen (tja, typisch Katze halt lach)
Und als dann so ein kleiner Zwerg kommt und droht, ihm die Schau zu stehlen, ist er natürlich gar nicht erfreut.
Aber er merkt, dass seine Angst und Vorurteile gegenüber dem kleinen Hamster - der ein HERR Mimi ist, aber das muss man Pauline ja nicht verraten ;) - völlig unbegründet sind. Und dass er ihn dann doch mag. So irgendwie ein bisschen halt. ;)

Die wichtigen Themen in dem Buch sind natürlich Familie, Zusammenhalt, Freundschaft und ein höflicher Umgang miteinander; aber auch Veränderungen und wie man damit umgeht. Und dass man seine Scheuklappen ablegen und nicht nach dem Äußeren gehen soll.
Die Umsetzung ist sehr gut gelöst, die Kinder streiten auch mal, versöhnen sich aber wieder - ebenso wie die Eltern.
Man kann sich als junger Leser gut in die Kinder hineinversetzen bzw. sich mit ihnen identifizieren.

Die Geschichte ist kindgerecht und leicht verständlich geschrieben, die Kapitel haben eine gute Länge, deshalb ist es nicht nur zum Vor-, sondern auch zum Selberlesen geeignet. Viele wundervolle, färbige Illustrationen untermalen das Gelesene.


Fazit:
Eine herzallerliebste, humorvolle Geschichte über einen Familienalltag; erzählt von Kater Pommes! Nicht nur für Katzen- (oder Hamster-)Fans geeignet! :D

Veröffentlicht am 25.10.2023

ein magisches Wende-Abenteuer

Tritt ein, wenn du dich traust!
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Bente ist neu an der Schule und wäre am liebsten unsichtbar; er glaubt, dass ihn keiner mag, weil er uncool ist.
Schlimmer wird es noch, als plötzlich immer wieder eine gestreifte Tür auftaucht, die nur ...

Bente ist neu an der Schule und wäre am liebsten unsichtbar; er glaubt, dass ihn keiner mag, weil er uncool ist.
Schlimmer wird es noch, als plötzlich immer wieder eine gestreifte Tür auftaucht, die nur er sehen kann, und wo dahinter immer etwas passiert, das ihn dann in eine peinliche Situation bringt, zB als er nass wieder herauskommt. MEGA PEINLICH!!
Und dann ist da auch noch dieses Riesenmeerschweinchen hinter der Tür...

Die Geschichte ist in einem einfachen, leicht verständlichen Stil geschrieben und sehr humorig, v.a. auch die Namen aller Personen und die Reim-Varianten zu Bentes Namen und was eben so alles Kurioses passiert.
Die Idee, das Buch immer auf den Kopf drehen zu müssen, wenn Bente in die bunte Tür eintritt, ist ja echt mal neu und total witzig!! Es macht großen Spaß, das Buch hin und her zu drehen! :D

Aber diese mysteriöse Tür... was es damit wohl auf sich hat? Bente denkt, dass die Tür und deren (wechselnder) Inhalt (und das Meerschweinchen) etwas böses wollen, er fürchtet sich jedes mal und rennt immer davon. Tja, und so kommt er von einem Schlamassel ins nächste...

Man kann sich gut in Bente hineinfühlen, die Teenager-Probleme und alles, was damit zusammenhängt, Ängste, Schamgefühle, Unwohlsein, sind eindrücklich dargestellt.
Sehr schön ist die Freundschaft, die sich zwischen Bente und Leonie (die übrigens alles einstrickt-was für eine schräge Idee) entwickelt und dass Bente feststellt, dass er gut ist, genau so, wie er ist.

Die Geschichte ist magisch, witzig, skurril - und der enthaltene Krimi bringt auch Spannung.
Toll finde ich den Comic-Stil, der auch unterschiedliche Schriftarten und -größen enthält sowie Sprechblasen usw. So bleibt man - auch als Lesemuffel - am Ball und verliert nicht das Interesse (natürlich besonders auch durch das Drehen des Buches).
Die Illustrationen sind detailreich und untermalen das Gelesene.

Auch der Bildungsauftrag wird erfüllt: Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit forcieren und auf die Gefahren von zu viel Handy-Konsum aufmerksam zu machen.
Und das Thema Mobbing ist leider ein alltägliches Drama für viele Kinder, daher finde ich es gut, dass es hier angesprochen wird.


Fazit:
Schräg-humoriges Wende-Abenteuer um Bente und eine magische Tür in einem unterhaltsamen Comic-Stil.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Würdest du deinen Schatten eintauschen?

Schatten – Der Pakt (Schatten 1)
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Sara, die beste Freundin des 13-jährigen Petes, ist sterbenskrank. Aber niemand weiß, was sie genau hat.
Deshalb schleicht sich Pete ins Einkaufszentrum und flüstert dem dortigen Weihnachtsmann, was sein ...

Sara, die beste Freundin des 13-jährigen Petes, ist sterbenskrank. Aber niemand weiß, was sie genau hat.
Deshalb schleicht sich Pete ins Einkaufszentrum und flüstert dem dortigen Weihnachtsmann, was sein größter Weihnachtswunsch ist: dass seine Freundin wieder gesund wird.
Doch in der Nacht kommt ein seltsamer, schauriger Elf zu ihm und bietet ihm einen Tausch an: die Erfüllung seines Weihnachtswunschs gegen seinen Schatten.
Das geht klar, denkt sich Pete, wer braucht schon einen Schatten; wofür ist der eigentlich gut?

In einer schaurig-düsteren Erzählweise und finster-gruseligen Atmosphäre des kalten Nordens erfährt der Leser, dass es eben doch nicht egal ist, ob man einen Schatten hat oder nicht.
Pete bemerkt, dass viele Menschen keinen Schatten mehr haben; auch sein Lehrer und sogar sein Vater. Doch Pete hat - im Gegensatz zu fast allen anderen - ein seltsames, hässliches Glöckchen zu Weihnachten bekommen, das eine wichtige Funktion hat. Diesen Teil fand ich besonders bedrückend; darüber nachzudenken, wofür Menschen gedankenlos ihren Schatten eintauschen, was das mit ihnen bewirkt; und was der Unterschied zu Petes Wunsch und dessen Folgen ist.
Auch der Grund für den Verlust der Schatten sowie Saras Schicksal überrascht.

In zwei Erzählsträngen liest man über Pete und wie er gemeinsam mit Sara versuchen will, die Schatten wieder zurückzubekommen; sowie in der anderen Welt über Uudit und ihren Kampf gegen die dunklen Mächte. Die Auflösung, wer das Böse ist, ist mMn sehr gut gelungen; jedoch ist man nun umso neugieriger darauf, wie es weitergeht und wie Pete und Sara sowie Uudit den Kampf gegen das Böse im nächsten Band aufnehmen werden.

Die Kapitel haben eine gute Länge, sodass man zum Weiterlesen motiviert wird.
Manche Stellen fand ich dann doch etwas zu gruselig für junge Leser/innen ab 10 Jahren; auch was die Zeichnungen betrifft.
Die Illustrationen gefallen mir jedoch sehr gut. Sie sind dunkel und düster; das passt perfekt zur Geschichte.


Fazit:
Auftakt der düster-magischen, nordischen Märchen-Trilogie zur Weihnachtszeit, das zum Nachdenken anregt und das sowohl junge wie auch 'alte' Leser in seinen Bann zieht. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Auftakt der Reihe über einen Klein-Gauner und seine illustre Truppe

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Monsieur Guillaume Lipaire, der als gardien (Schlüsselmeister einer Eigentümergemeinschaft, Wächter zahlreicher Ferienhäuser und Wohnungen) in Port Grimaud an der wunderschönen Côte d’Azur tätig ist, hat ...

Monsieur Guillaume Lipaire, der als gardien (Schlüsselmeister einer Eigentümergemeinschaft, Wächter zahlreicher Ferienhäuser und Wohnungen) in Port Grimaud an der wunderschönen Côte d’Azur tätig ist, hat sein ganzes Geld verloren und versucht sich nun, sich mit Charme und kleinen Gaunereien über Wasser zu halten. Übrigens ist sein richtiger Name Wilhelm Liebherr und er kommt aus Deutschland; selbst sieht er sich aber als Franzose. Doch die Einheimischen von Port Grimaud, das vom Architekten Gilbert Roudeau geplant und gebaut wurde, entlarven ihn aufgrund seiner Pedanterie sofort als Deutschen ;)
Seinem jugendlichen Schützling, Karim Petitbon, schanzt er immer wieder kleine Jobs zu, indem er ihm die Reinigungsarbeiten an den von ihn überwachten Häusern überträgt. Dieses Putzen ist jedoch nur deshalb notwendig, weil Lipaire die Häuser der Reichen, die ja sowieso die meiste Zeit leer stehen, unter der Hand an Touristen vermietet.

So haben die beiden eines Tages Stress, da sich die Familie Vicomte kurzfristig angesagt hat, und das Anwesen noch auf Vordermann gebracht werden muss - und dabei finden sie einen Toten im Haus, den es nun zu entsorgen gilt.
Das muss natürlich alles geheim vonstatten gehen - doch wie erwartet stellen sich die beiden etwas dümmlich dabei an, sodass am Ende insgesamt 6 Personen von dieser Aktion wissen. Gemeinsam wollen sie den großen Familienschatz finden und somit Geld aus den Vicomtes pressen, die, angeführt von Marie Yolante, wegen eines Geschäfts mit eben jenem Toten angereist sind.

Jeder Charakter der "Unverbesserlichen", wie sie sich selbst nennen, hat eine andere hilfreiche Eigenschaft für den großen Coup: Lipaire ist der der Kopf und Planer der ganzen Sache; Petitbon ist Fahrer des Taxibootes, und ein Boot wird oft gebraucht); dann sind noch der Belgier Paul Quenot dabei, der immer im Tarnfleckenanzug herumläuft, kräftig ist und Militärerfahrung hat; die etwas übergewichtige Delphine Berté, die einen Handyshop betreibt und alle Handys knacken kann; Jacqueline Venturino, die Tochter des Bürgermeisters, die sich sehr gut in der Geschichte des Ortes auskennt, was für die Jagd nach den Symbole durch den Ort natürlich äußerst hilfreich ist; und die 84-jährige Lizzy Schindler mit ihrem Hund Louis Quatorze, eine Lebefrau aus den 70ern, die den Architekten noch von damals kennt und somit natürlich auch hilfreiche Tipps geben kann.
Und dann ist da noch der klischeehafte einfältige commissaire Marcel, von dem ich mir eigentlich eine größere (tragendere) Rolle erwartete hätte. Irgendwie geht er unter; wenn er keinen Part gehabt hätte, wäre es quasi auch egal gewesen.

Die Geschichte ist im Stil alter Louis de Funès-Filme gehalten und komplett anders als die beliebte Kluftinger-Reihe des Autorenduos (aber dann irgendwie doch nicht ;D); alles ist chaotisch, eine Katastrophe jagt die nächste; die Personen sind teilweise dümmlich; viele Zufälle spielen die Gruppe in den Vorteil; und das alles ist natürlich sehr humorvoll, wenn auch teilweise sehr überzogen - aber zu jeder Zeit äußerst unterhaltsam.
Am Ende des Buches gibt es ein hilfreiches Glossar mit allen vorgekommenen französischen Wörtern/Redewendungen (die im Text kursiv gedruckt sind).


Fazit:
Auftakt der Reihe um einen Klein-Ganoven und seine illustre Truppe, die DEN großen Coup landen wollen, im etwas überzogen-humorigen Louis de Funès-Stil.

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