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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2017

Ärztin aus Leidenschaft

Sturmjahre
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Samantha hat eine schwere Kindheit. Ihr religiös besessener Vater wirft ihr vor, die Mutter getötet zu haben, die bei ihrer Geburt starb, und so wächst sie ohne Liebe und Förderung auf. Es stellt sich ...

Samantha hat eine schwere Kindheit. Ihr religiös besessener Vater wirft ihr vor, die Mutter getötet zu haben, die bei ihrer Geburt starb, und so wächst sie ohne Liebe und Förderung auf. Es stellt sich jedoch bald heraus, dass sie sich gut um kranke Tiere und Menschen kümmern kann. Bei einem Nachbarn macht sie erste Erfahrungen zu Heilkunde und, nach dem Tod des Vaters, lernt sie im Internat eine Ärztin kennen, die sie ermutigt sich in Amerika um ein Medizinstudium zu bemühen. Das ist zu Samanthas Zeit ein Unding, Frauen dürfen noch kaum studieren und schon gar nicht Medizin an einer Männeruniversität. Doch Samantha ist eine Kämpfernatur und überwindet alle Steine, die ihr in den Weg gelegt werden. Sie findet Förderer und findet die große Liebe, doch immer wieder wird sie von harten Schicksalsschlägen getroffen. Kann sie ihr Glück dennoch machen?

Barbara Wood erzählt die fiktive Geschichte einer starken Frau vor historischen Hintergründen der Entwicklungen in der Medizin und dem Kampf der Frauen, studieren zu dürfen. In fesselnder Weise beschreibt sie den Werdegang der faszinierenden Hauptfigur, Samantha Hargrave, die unter denkbar ungünstigen Voraussetzungen ins Leben startet, aber dann nach und nach eine eindrucksvolle Entwicklung macht und harte Kämpfe ausficht, um zu erreichen, was sie möchte. Der Erzählstil ist flüssig und mitreißend, ich habe den Roman bereits mehrfach gelesen und lange war er mein Lieblingsbuch. Man kann als Leser gut mit Samantha mitleiden und -fiebern und ich empfinde einfach nur Bewunderung für sie, auch wenn sie manchmal fast etwas übermenschlich wirkt. Eine wahrhaft sympathische Person ist sie nicht, jedoch hat sie mich beeindruckt und inspiriert, vielleicht auch mit zu meiner Berufswahl beigetragen.

Auf jeden Fall kann ich "Sturmjahre" aus vollem Herzen empfehlen für alle, die gerne Bücher über starke Frauen vor interessantem zeitgeschichtlichen Hintergrund lesen- und Liebesgeschichten mögen...

Veröffentlicht am 21.11.2017

Der erste Satz ein Versprechen...

Das Schloss in den Wolken
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"Hätte es an jenem Morgen im Mai nicht geregnet, hätte Valancy Stirlings Leben einen völlig anderen Verlauf genommen". Dieser Satz war das einzige, was ich von dem Buch wusste, als ich es kaufte. Es war ...

"Hätte es an jenem Morgen im Mai nicht geregnet, hätte Valancy Stirlings Leben einen völlig anderen Verlauf genommen". Dieser Satz war das einzige, was ich von dem Buch wusste, als ich es kaufte. Es war eine Aktion der Buchhandlung, in der verschieden Romane blickdicht verpackt waren und nur der erste Satz der Geschichte auf den Einband geschrieben war. Die Aktion fand ich toll und machte mir selbst ein Überraschungsgeschenk. Unter einer Auswahl von circa 20 Büchern wählte ich dieses. Und als ich es zuhause auspackte, machte ich innerlich einen Freudentanz, als ich den Namen der Autorin las: Lucy Maud Montgomery. Als Jugendliche- und ich gestehe: bis heute- habe ich ihre Romanreihen über Anne auf Green Gables und Emily geliebt und wieder und wieder gelesen, war fasziniert von ihren Geschichten aus einer anderen Zeit, gespickt von magischen Momenten und liebevoll dargestellten Charakteren mit Ecken und Kanten, die mit Problemen des Alltags und ihrer Zeit kämpfen und dabei erfrischend lebensnah sind. Deshalb war ich jetzt sehr gespannt auf den "Erwachsenenroman" der Autorin.
"Das Schloss in den Wolken" ist die Geschichte von Valancy Stirling, die in den 1920er Jahren auf der kanadichen Prince Edwards Island bei ihrer Familie lebt, die ihr das Leben richtiggehend schwer macht und ihr ihren Status als "alte Jungfer" (mit Ende 20!!!) vorwirft. Durch ein Schnippchen des Schicksals, bricht Valancy mit den Konventionen und löst sich von ihrer Familie, um sich selbst und ihr Glück und damit auch ihr reales blaues Schloss zu finden, dass es bisher nur in ihrer Phantasie gab.
Sprache und Moral in dem Buch sind dem "Geburtsdatum" entsprechend etwas veraltet, aber das nimmt einem keinesfalls das Lesevergnügen, im Gegenteil, Lucy Maud Montgomery entführt uns in ein unberührt, idyllisches Kanada, das zu seiner Heldin passt, und einen verzaubert. Valancys Familie gleicht einem schrecklichen, starren Korsett, das einem fast körperliche Beschwerden bereitet und es ist eine Wohltat, Valancys Entwicklung zu verfolgen und zu sehen, wie sie sich aus ihrem Kokon befreit und zu einem wunderschönen Schmetterling wird.
Die Freude, die ich beim Auspacken des Überraschungsbuches empfand, hat bis zum Ende angehalten. 363 Seiten Lesefreude pur bekommen von mir eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.11.2017

Spannende Unterhaltung aus einer anderen Zeit

Das Haus an der Düne
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Hercule Poirot ist mit seinem Freund Hastings im Urlaub am Meer. Mit der Erholung ist es vorbei, als eine Kugel an Ihnen vorbeizischt und sie die junge Nick kennenlernen. Auf diese wurden bereits drei ...

Hercule Poirot ist mit seinem Freund Hastings im Urlaub am Meer. Mit der Erholung ist es vorbei, als eine Kugel an Ihnen vorbeizischt und sie die junge Nick kennenlernen. Auf diese wurden bereits drei Mordanschläge verübt. Poirot macht es sich zur Aufgabe, sie vor dem Mörder zu bewahren. Aber er ist nicht schell genug. Beim vierten Versuch stirbt Nicks Cousine Maggie. Und nun gilt es nicht nur, Nick vor dem Mörder zu bewahren, sondern auch aufzuklären, wer Maggie erschossen hat. Poirot lässt sich lange an der Nase herumführen, bevor er in gewohnter Brillanz den Fall löst...

Ich habe das Buch bereits zum zweiten Mal gelesen (in einer anderen Übersetzung jedoch) und dennoch konnte ich den Fall nicht ohne Poirot lösen. Agatha Christie hat sich mal wieder einen verworrenen Mordfall für ihren Meisterdetektiv ausgedacht und dennoch macht die Auflösung am Schluss Sinn. In brillanter Manier erschafft die Queen of Crime stimmige Figuren, die unsere Nachbarn sein könnten, und konstruiert um sie herum ein Mordkomplott, das seines Gleichen sucht. Dabei schafft sie Spannung ohne übertriebene Brutalität. Obwohl die Geschichten aus einer mittlerweile doch recht lang vergangenen Zeit stammen, lesen sie sich nachvollziehbar, wenn auch die Technik, die den Ermittlungsbehörden zur Verfügung steht antiquiert wirkt. Und die Sprache ist toll, ruft längst vergessene Ausdrücke in Erinnerung.

Das Buch "Das Haus an der Düne" wird nicht mein Lieblingskrimi von Agatha Christie, aber ich kann es absolut weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 14.11.2017

Ein süffig-schmackhaftes Vergnügen -ohne Kater und Hüftspeck

Ein Weinberg zum Verlieben
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Rose verliert alles an einem Tag : ihren Job, ihren Freund und ihr Zuhause. Um sie aus ihrem Trauerkloßzustand raus zu holen, schickt sie ihr Bruder Henry auf ein Weingut in Australien. Dort tritt Rose ...

Rose verliert alles an einem Tag : ihren Job, ihren Freund und ihr Zuhause. Um sie aus ihrem Trauerkloßzustand raus zu holen, schickt sie ihr Bruder Henry auf ein Weingut in Australien. Dort tritt Rose eine Stelle als Haushälterin im Shingley Valley irgendwo im Nirgendwo an. Sie freundet sich mit dem Kindermädchen an und schließt die Kinder des Hauses ins Herzen.Und auch der ruppige Gutsbesitzer legt allmählich seine raue Schale ab. Nur dann taucht dessen Frau wieder auf...

Ich habe das Buch geschenkt bekommen. Ob ich es selbst gekauft hätte, weiß ich nicht. Der Titel ist ziemlich platt, das Cover hingegen hätte mich sicher angesprochen. Ich hab lange gezögert, anzufangen, da ich es für eine recht vorhersehbare Geschichte gehalten habe. War es letztendlich auch, aber dennoch recht erbaulich und mitreißend. Ich hab das Buch an 2 Abenden gelesen, konnte es kaum weglegen. Es tauchten immer wieder überraschende Hindernisse auf, die sich dann aber erstaunlich einfach wieder lösen, ein Roman ist halt nicht das echte Leben. Der zentrale Konflikt der Hauptfigur Rose löst sich schließlich quasi in Luft auf, aber ja, es ist Fiktion.
Die Figuren sind gut charakterisiert, man kann mit ihnen,vor allem aber mit Rose, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt ist, gut mitleiden und -hoffen,auch wenn sie an manchen Stellen sehr stereotyp bleiben.

Alles in allem ist "Ein Weinberg zum Verlieben" eine unterhaltsame Liebesgeschichte ohne viel Tiefgang, die sich gut zum Zwischendurchlesen eignet.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Während Poirot schläft...

Tod in den Wolken
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... wird an Bord des Flugzeugs Prometheus auf dem Flug von Paris nach London eine Frau ermordet. Und Hercule Poirot bekommt nichts mit, weil er unter Luftkrankheit leidet. Kurzfristig wird er sogar für ...

... wird an Bord des Flugzeugs Prometheus auf dem Flug von Paris nach London eine Frau ermordet. Und Hercule Poirot bekommt nichts mit, weil er unter Luftkrankheit leidet. Kurzfristig wird er sogar für den Mörder gehalten! Da bleibt ihm natürlich nichts anderes übrig als den wahren Mörder zu finden. Keiner an Bord will die Tote gekannt haben, keiner versteht, wie man unbemerkt in einem Flugzeug einen Giftpfeil via Blasrohr schießen kann. Und niemand hat es gesehen. Zusammen mit seinem alten Bekannten Inspektor Japp und dessen französischem Kollegen ermittelt Poirot international...

In typischer Agatha Christie -Manier wird hier sehr detailliert von den Ereignissen und den Umständen der Personen berichtet und als Leser verliert man leicht den Überblick über die vielen Kleinigkeiten, die am Ende entscheidend sind, so dass man schließlich nur bewundernd in Poirots Eigenlob einstimmen kann.

Die Autorin setzt auf Raffinesse statt blutrünstige Effekte, so dass der Krimi spannend, jedoch ohne Angst vor Albträumen zu lesen ist und durchaus unterhält. Sehr interessant finde ich auch den Einblick in die Gesellschaft zu Agatha Christies Zeit mit einer teilweise befremdlichen Langsamkeit und dann doch wieder erstaunlichen Möglichkeiten. Auffallend fand ich hier die Bedeutung des Rauchens und der Tabakwaren. ..

Alles in allem ist Tod über den Wolken ein unterhaltsamer, aushaltbarer Krimi,den es sich zu lesen lohnt.