Absolut unerwartet, überraschend gut
Back To UsAls sie Kinder waren, hat Fleur und Aaron eine tiefe Freundschaft verbunden. Doch dann ist Aarons Familie weggezogen, und die beiden haben sich aus den Augen verloren. Jetzt, sechzehn Jahre später, stehen ...
Als sie Kinder waren, hat Fleur und Aaron eine tiefe Freundschaft verbunden. Doch dann ist Aarons Familie weggezogen, und die beiden haben sich aus den Augen verloren. Jetzt, sechzehn Jahre später, stehen sie auf einmal wieder voreinander. Während Fleurs Gefühle förmlich übersprudeln, kann Aaron sich an nichts erinnern. Hin- und hergerissen versucht Fleur, Aaron wieder näherzukommen. Doch sie muss sich entscheiden, welche Person sie sein will: die Fleur aus ihrer Kindheit oder das komplette Gegenteil?
„Back To Us“ ist ein New Adult-Roman von Morgane Moncomble, die ihre Leidenschaft für K-Dramen zum Ausdruck bringt. K-Dramen sind Fernseh- oder Webserien aus Südkorea, in denen tragische Liebespaare zueinander finden und in denen das Happy End vorprogrammiert ist. Sowohl die Autorin als auch ihre Hauptfigur sind große Fans dieser Kultur. Vor diesem Buch hatte ich davon noch nie etwas gehört, aber ich wollte mich darauf ein- und überraschen lassen.
Fleur ist von einem aufgeschlossenen kleinen Mädchen zu einer sehr schüchternen und verängstigten Frau herangewachsen. Sie zweifelt viel an sich selbst und glaubt, dass die Welt einfach böse ist. Andererseits ist sie aber auch sehr einfühlsam und empathisch. Als sie ihren ehemaligen besten Freund wiedertrifft, ändert sich für sie alles. Ich mochte Fleur sehr gern, und es hat mir Spaß gemacht, sie auf ihrem Weg zu begleiten.
Was ich ein wenig seltsam fand, war die Tatsache, dass Fleur sich auf einmal um 180° wendet. Am Anfang ist sie schüchtern und hat schon fast panische Angst vor Menschen, aber plötzlich ist sie offen, fährt ohne Probleme zur GamesCom und ins Disneyland. Diese extrovertiertere Fleur hat mir viel besser gefallen, gar keine Frage, aber hinsichtlich des Charakterdesigns hat es nicht ganz gepasst bzw. hat mir ein Übergang gefehlt.
Aaron kommt zuerst wie ein eiskalter Nerd herüber, der kein Interesse an seinen Mitmenschen hat. Aber tief in seinem Inneren ist er verletzlich und sensibel. Durch seinen Gedächtnisverlust hat er Panikattacken und muss mit vielen Dingen fertig werden. Doch durch sein Wiedersehen mit Fleur, fängt er an alles aufzuarbeiten, sich zu öffnen und seine Umwelt wahrzunehmen. Diese Entwicklung fand ich wirklich sehr schön geschrieben, von seinen anfänglichen Zweifeln bis hin zu dem Punkt, an dem er sich seine Gefühle eingesteht.
Mit fast jedem neuen Kapitel wechseln wir die Perspektive. Wir sehen abwechselnd aus Fleurs und Aarons Augen und bekommen so die Möglichkeit, uns in beide Hauptfiguren hineinzuversetzen. Dadurch ist die erste Liebesszene von Fleur und Aaron sehr innovativ geschrieben. Während der Szene wechseln wir schnell zwischen den beiden Charakteren hin und her. Das habe ich so noch nicht gelesen und fand es wirklich clever.
Natürlich gibt es auch einige Nebenfiguren in der Geschichte. Zum einen wären da Fleurs Mitbewohnerinnen, Dana und Eleanor, von denen ich mir viel mehr gewünscht hätte. Sie kommen immer mal mit ihren Problemen vor, aber insgesamt finde ich, dass sie zu kurz kommen. Fleurs und Aarons Arbeitskollegen spielen ebenfalls eine Rolle. Emma und Nicolas stechen unter ihnen hervor. Emma war zu Anfang etwas unnahbar, taut aber gegen Ende auf. Nicolas mochte ich anfangs überhaupt nicht. Doch nachdem er sein kleines Geheimnis offenbarte, habe ich ihn mit anderen Augen gesehen und sogar begonnen, ihn zu mögen.
Der dramatische Konflikt hat mir auch gut gefallen. Es war sehr krass, was Aaron als Kind zugestoßen ist, und ich muss sagen, dass die Autorin das wirklich gut verpackt hat. Die ganze Zeit wird durch dieses Geheimnis eine gewisse Spannung aufgebaut, weil man als Leser unbedingt wissen möchte, was passiert ist. Das sorgt – zusammen mit vielen anderen Details – dafür, dass man einfach weiterlesen möchte.
Morgane Moncomble verarbeitet unzählige Gefühle in ihrem Buch. Es fließen literweise Tränen, was mir irgendwann ein wenig übertrieben vorkam. Natürlich müssen die Figuren Jahre an Erinnerungen verarbeiten, und ich möchte niemals durchmachen, was die beiden durchgemacht haben. Trotzdem wurde mir das Salzwasser irgendwann zu viel.
Das Ende fand ich sehr gut gemacht. Wir springen ein Jahr in die Zukunft und sehen, was aus Fleur und Aaron geworden ist und wie sie sich weiterentwickelt haben. Somit hat die Geschichte einen runden Abschluss. Allerdings hätte ich mir irgendwie einen spektakuläreren Brief von Aaron gewünscht, aber das ist jammern auf hohem Niveau.
Insgesamt ist es Morgane Moncomble tatsächlich gelungen, mich zu überraschen. Anfangs war ich eher skeptisch, was die Story anging, weil ich befürchtete, dass alles sehr schnulzig werden würde. Es sind tatsächlich viele Gefühle in der Geschichte verarbeitet, aber dabei habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das Buch so gut gefällt, aber das hat es tatsächlich getan.