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Veröffentlicht am 06.09.2020

Toller Roman über Emanzipation und Selbstbestimmung

Gipskind
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Wenn man sich auf Sprache und Stil von Gabriele Kögl einlässt, taucht man ein in eine großartige Geschichte über die Emanzipation einer jungen Frau, die sich aus ländlicher Armut und elterlichem Desinteresse ...

Wenn man sich auf Sprache und Stil von Gabriele Kögl einlässt, taucht man ein in eine großartige Geschichte über die Emanzipation einer jungen Frau, die sich aus ländlicher Armut und elterlichem Desinteresse mit eigenem Willen und Beharrlichkeit ein eigenes, selbstbestimmtest Leben erkämpft. Von den Eltern weitestgehend sich selbst überlassen und von der geliebten Oma verwöhnt, lernt die Protagonistin alle Chancen zu nutzen, um sich Freiräume zu erschaffen und sich von dem von den Eltern erhofften Weg immer weiter zu entfernen.
Das Gipsbett des Kindes mit den schiefen Beinen ist eine Metapher für das Korsett des dörflichen Lebens, aus dem "die Kleine" sich langsam aber zielstrebig herausschält. Den Namen des Mädchens erfährt man erst in der zweiten Hälfte des Buches, als aus dem eher lästigen Problemkind eine Gymnasiastin wird, die jetzt ganz sicher den vorgezeichnete Weg verlassen wird. Ab diesem Zeitpunkt kommt auch der Freund als Hauptperson hinzu, der in ganz anderer Umgebung aufgewachsen ist und auf seine Weise mit den wünschen seiner Eltern umzugehen lernen muss.
Die Geschichte spielt in Österreich, doch auch wenn einige Begriffe aus dem Österreichischen dem Leser aus Deutschland fremd sind, hätte diese Geschichte sich so auch in den ebenso katholisch und traditionell geprägten Bauernschaften Deutschlands ereignen können, denn das Traditionelle wurde in den 60er Jahren auch hier - wenn überhaupt - erst zaghaft hinterfragt.
Ein lesenswerter Roman von Gabriele Kögl, deren Namen ich mir merken werde.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Islands rauer Norden

Kalmann
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In Raufarhövn, einem ehemals geschäftigen, mittlerweile aber vom Niedergang der Fischerei betroffenen Hafenort in Islands schroffen und ungemütlichem Norden spielt die Geschichte, die Joachim B. Schmidt ...

In Raufarhövn, einem ehemals geschäftigen, mittlerweile aber vom Niedergang der Fischerei betroffenen Hafenort in Islands schroffen und ungemütlichem Norden spielt die Geschichte, die Joachim B. Schmidt aus der Sicht von Kalmann erzählt.
Zu Beginn weiß man nicht so recht, wo die Erzählung hinführt, Kalmann erzählt die Geschichte auf seine ganz eigene Art und die folgt nicht immer einer Logik, ist mal lang und ausufernd, mal kurz und abgehackt, dann endet ein Gedankengang abrupt, denn Kalmann tickt im Kopf nicht wie andere Menschen, Zyniker bezeichnen ihn auch als Dorftrottel. Doch auch wenn er in der Schule nicht mithalten konnte und seine Gedankengänge manchmal ins Stolpern zu geraten scheinen, kommt er in der kargen Natur des eisigen Nordens und auf dem Meer sehr gut zurecht, er ist Jäger und Haifischfänger und der selbsternannte Sheriff von Raufarhövn, ausgestattet mit Cowboyhut, Sheriffsstern und einer echten Mauserpistole passt er auf Raufarhövn und seine Einwohner auf.
Langsam entfaltet sich die Geschichte, die damit beginnt, dass Kalmann auf der Jagd eine große Blutlache findet und im Dorf ein Einwohner vermisst wird. Und am Ende kommt alles anders als man denkt.

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