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Veröffentlicht am 15.01.2020

Was macht ein erfülltes Leben aus?

Die Geschichte der getrennten Wege
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Elena und Lila entwickeln sich in diesem dritten Band der Neapel-Saga völlig unterschiedlich. Während Lila sich aus ihrer Ehe mit Stefano befreit, heiratet Elena. Nicht wirklich aus Liebe, doch Pietro, ...

Elena und Lila entwickeln sich in diesem dritten Band der Neapel-Saga völlig unterschiedlich. Während Lila sich aus ihrer Ehe mit Stefano befreit, heiratet Elena. Nicht wirklich aus Liebe, doch Pietro, ihr Ehemann, stammt aus angesehenem Hause und Elena gefällt es, sich des vermeintlichen Makels ihrer Herkunft zu entledigen und in der Schicht von Universitätsprofessoren und Intellektuellen zu verkehren. Bald nach der Hochzeit wird sie schwanger. Ihr zweites Buch ist kein Erfolg, der Verlag will es nicht drucken. So konzentriert sich Elena auf ihre Rolle als Mutter, ist damit jedoch intellektuell nicht ausgelastet. Sie fragt sich, wozu sie eigentlich studiert hat.
Lila, die als junges Mädchen geniale Ideen und sprühende Kreativität hatte, ist ganz unten angekommen. Sie schuftet in einer Wurstfabrik, in der es gang und gäbe ist, sowohl vom Chef als auch von den männlichen Kollegen begrapscht zu werden. Nicht, dass sie sich das gefallen ließe, so viel Stolz hat sie noch. Auf einer politischen Versammlung schildert Lila die Zustände in der Fabrik, die schlechten Arbeitsbedingungen und die Behandlung der Frauen. Dies führt dazu, dass vor der Fabrik demonstriert wird und es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Faschisten und Kommunisten kommt. Der Chef vermutet, dass Lila die Probleme angezettelt hat und stellt sie zur Rede, woraufhin Lila kündigt.
Es passiert sehr viel in diesem dritten Band und der Leser bekommt einen guten Einblick in die politischen Verhältnisse in Italien und Europa der 1970er Jahre, der Zeit des Terrorismus, Baader Meinhof in Deutschland, die Roten Brigaden in Italien. Doch auch auf persönlicher Ebene stehen große Veränderungen für die Protagonistinnen an. Elena trifft ihre erste große Liebe Nino Sarratone wieder und beschließt, ihren Mann zu verlassen, Lila arbeitet für die früher so verhassten Solaras und macht Karriere. Am Ende dieses dritten Bandes ist alles offen, wie es für die beiden weitergeht.
Ich habe auch diesen Band als Hörbuch gehört und bin begeistert, wie ausdrucksstark Eva Mattes die Geschichte liest. Wie schon bei den Vorgängerbänden bin ich der Meinung, dass mir das Buch zum Lesen zu viele Längen gehabt hätte, aber als Hörbuch war es in Ordnung. Allerdings muss ich sagen, dass mir sowohl Elena als auch Lila zunehmend unsympathisch sind. Trotzdem werde ich mir auch den vierten Band anhören, da es mich interessiert, wie es im Leben der beiden Frauen weitergeht.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Aufstieg und Fall

Die Geschichte eines neuen Namens
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Elena und Lila sind zu Beginn dieses zweiten Bandes der Neapel-Sage beide 16 Jahre alt. Sie wählen sehr unterschiedliche Leben: Lila wird von dem charmanten Stefano umgarnt und beschließt, ihn zu heiraten, ...

Elena und Lila sind zu Beginn dieses zweiten Bandes der Neapel-Sage beide 16 Jahre alt. Sie wählen sehr unterschiedliche Leben: Lila wird von dem charmanten Stefano umgarnt und beschließt, ihn zu heiraten, während Elena das Abitur macht und später sogar als Erste ihrer Familie studiert.
Lila, die zunächst in ihrer Rolle als „Jacky Kennedy des Rione“ aufblüht, muss jedoch bald nach der Hochzeit erkennen, dass Stefano eine äußerst brutale Seite hat, was auch der Umwelt nicht verborgen bleibt. Die blauen Flecken und sonstigen Blessuren, die sie erleidet, werden aber anscheinend im Neapel der 1960er Jahre als etwas Normales erachtet. Als Lila nicht schwanger wird, fährt sie auf Rat ihres Arztes in Begleitung von Elena über den Sommer nach Ischia. Elenas Hintergedanke war, dort Nina Sarratone zu treffen, in den sie hoffnungslos verliebt ist. Doch leider hat Nino mehr für die attraktive Lila übrig...
Nach dem Sommer ist alles anders und die beiden Freundinnen sehen sich nicht mehr oft. Als Elena dann ein Stipendium für ein Studium in Pisa erhält, verlieren sie sich zunächst vollkommen aus den Augen.
Gegen Ende des Buchs sehen sie sich wieder. Lila hat sich inzwischen von Stefano getrennt und eine schlecht bezahlte harte Arbeit in einer Wurstfabrik angenommen. Dahingegen steht Elena kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Romans und ist mit einem Sohn aus berühmten Haus verlobt. Es bleibt spannend, wie es mit den beiden Freundinnen weitergeht.
Wie schon den ersten Band habe ich mir auch dieses Buch als Hörbuch, ganz hervorragend gelesen von Eva Mattes, angehört. Die Geschichte hat mir besser gefallen als Band 1, auch wenn ich glaube, als Buch hätte es mir möglicherweise zu viele Längen gehabt.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Blasse Charaktere

Die Angehörigen
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Der vor kurzem verwitwete Gene soll eine Trauerrede für seine Frau Maida schreiben und tut sich äußerst schwer damit. Er stellt sich viele Fragen. Wer war Maida eigentlich, war sie glücklich mit ihm und ...

Der vor kurzem verwitwete Gene soll eine Trauerrede für seine Frau Maida schreiben und tut sich äußerst schwer damit. Er stellt sich viele Fragen. Wer war Maida eigentlich, war sie glücklich mit ihm und ihrem Leben? In puzzlehaften Rückblicken versucht er, sich und dem Leser Maida vor Augen zu führen, doch es gelingt ihm nicht. Doch nicht nur Maida bleibt blass, auch Gene selbst und die Tochter Dary, die für die Beerdigung mit ihrer Tochter an die Seite des Vaters eilt, bleiben fremd.
Der Klappentext verspricht „Dieser klug durchdachte Familiendrama ist ein Juwel.“ Leider empfand ich das Buch weder als klug durchdacht noch als Juwel. Gene philosophiert so ausschweifend, dass ich mich am Ende eines Absatzes oft fragte, was habe ich eben eigentlich gelesen? Die Aussage eines Freundes, er habe eine „tiefe Freundschaft“ für Maida empfunden, verleitet Gene dazu zu glauben, dieser Freund habe eine intime Beziehung zu seiner verstorbenen Frau gehabt und sei womöglich der Vater von Dary. Obwohl ihn dieser Gedanke quält, hat er offensichtlich masochistische Züge, denn er erfährt eine seltsame Genugtuung bei diesem Gedanken.
Es werden Personen in die Geschichte eingefügt, die keinerlei Bedeutung für die Handlung haben. So erscheint eines Tages eine Frau an der Tür von Genes Feriencottage, deren exzentrische Kleidung detailliert beschrieben ist, deren Sinn für die Geschichte sich mir allerdings nicht erschlossen hat, wie so vieles an diesem Roman, von dem ich mir deutlich mehr versprochen hatte.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Seltsame Mischung aus Krimi, Horror und Fantasy

Der unsichtbare Freund
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Der siebenjährige Christopher und seine Mutter fliehen in einer Nacht- und Nebelaktion vor dem gewalttätigen Freund der Mutter und landen in einem anderen Bundesstaat und einem Kaff, in dem sie niemanden ...

Der siebenjährige Christopher und seine Mutter fliehen in einer Nacht- und Nebelaktion vor dem gewalttätigen Freund der Mutter und landen in einem anderen Bundesstaat und einem Kaff, in dem sie niemanden kennen. Zunächst ist das Leben hart für beide. Sie leben in einem Motel und Christopher wird in der Schule gemobbt, aber die Mutter findet immerhin Arbeit in einem Altenheim. Eines Tages folgt Christopher einem Wolkengesicht in den Wald und bleibt für 6 Tage verschwunden. Als er wieder auftaucht, kann er sich an nichts erinnern, doch die Dinge wenden sich für ihn zum Besseren. Seine schulischen Leistungen verbessern sich von heute auf morgen, die Klassenkameraden hören auf, ihn zu mobben. Auch die finanzielle Situation von Christopher und seiner Mom entspannt sich. Bis zu diesem Punkt ist das Hörbuch richtig gut und spannend und ich konnte mich gut in die Personen hineinversetzen.
Dann beginnen seltsame Dinge zu geschehen. Christopher kann plötzlich Gedanken lesen und hat ständig Kopfweh. Er hat den Drang, im Wald ein Baumhaus zu bauen und verschwindet Nacht für Nacht im Wald, um weiterzubauen. Zunächst hat er noch die Hilfe seiner Freunde, doch dann ist er auf sich gestellt. Auch die Freunde entwickeln seltsame Symptome wie Juckreiz und Fieber. Bald ist klar, dass der Wald damit zu tun hat. Dann eskaliert die Situation, die Menschen sind äußerst aggressiv und voller Hass, jeder beschimpft jeden, alle sind krank. Über Christophers Erlebnisse will ich nicht zuviel erzählen, nur, dass die Geschichte hier kippt und von einem Krimi zu einer Horror-/ Fantasystory wird. Es fließen Ströme von Blut, es wird gefoltert und gequält. Ich habe mich mit wachsendem Widerwillen bis zum Ende von CD 2 durchgekämpft, dann musste ich mir eingestehen, dass ich der Story einfach überhaupt nichts mehr abgewinnen konnte und das Hören für mich reine Zeitverschwendung war. So habe ich mich entschieden, das Hörbuch abzubrechen. Folglich bezieht sich diese Rezension nur auf die ersten 2 CDs. Ich hätte es einfach nicht geschafft, noch sieben Stunden dieser für mich absolut sinnfreien Geschichte zu lauschen, die mich kolossal frustriert und aggressiv gemacht hat. Trotzdem vergebe ich aufgrund des spannenden Anfangs 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Die Gnade der Spätgeborenen

1793
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Als dieses Buch neu herauskam, dachte ich eigentlich, weshalb sollte ich mir so etwas antun? Eine brutal verstümmelte Leiche in einer stinkenden Kloake? Ich habe es jetzt aber doch gelesen und fand die ...

Als dieses Buch neu herauskam, dachte ich eigentlich, weshalb sollte ich mir so etwas antun? Eine brutal verstümmelte Leiche in einer stinkenden Kloake? Ich habe es jetzt aber doch gelesen und fand die Lektüre spannend, aber zutiefst verstörend. Die Welt, die in diesem Roman geschildert wird, ist ein echter Albtraum. Schon allein die Anfangsszene, als dieser menschliche Torso aus den stinkenden Fäkalien gefischt wird, ist ekelerregend, und eigentlich geht es das ganze Buch über so weiter. Menschliche Abgründe tun sich auf in einer Welt, in der jeder jeden zu quälen und zu betrügen scheint. Fast alle sind korrupt, die einzig positiven Personen sind die Ermittler Winge und Cardell sowie die unschuldig inhaftierte Stina, wobei auch diese drei moralisch zweifelhaft agieren. „1793“ lässt mich ein wenig ratlos zurück, was ich da gelesen habe. Ein Schwelgen in Gewalt und Brutalität? Ein Sittenbild der damaligen Zeit? Zumindest bin ich froh über die Gnade der Spätgeborenen, denn in dieser Zeit zu leben, stelle ich mir entsetzlich vor. Was ich für die Phantasie des Autors gehalten habe, stellte sich teilweise beim Lesen des Nachworts als historisch belegte Begebenheiten heraus, was das Ganze noch viel verstörender macht.

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