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Veröffentlicht am 09.11.2025

Von Achtsamkeit und einem Neubeginn

Lasst mich einfach hier sitzen und Yakisoba essen
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„Lasst mich einfach hier sitzen und Yakisoba essen“ ist ein stilles, beinahe unscheinbares Buch, und doch beschäftigt es mich noch im Nachhinein. Kikuko Tsumura erzählt mit Humor und einer schlichten Klarheit ...

„Lasst mich einfach hier sitzen und Yakisoba essen“ ist ein stilles, beinahe unscheinbares Buch, und doch beschäftigt es mich noch im Nachhinein. Kikuko Tsumura erzählt mit Humor und einer schlichten Klarheit von einer jungen Frau, die nach einem Burnout versucht, ihren Platz im Leben und im Job wiederzufinden. Sie nimmt verschiedene Jobs abseits des Sichtbaren an – vermeintlich einfache Arbeiten ohne Verantwortung, die jedoch immer mehr über sie selbst offenbaren.

Was das Buch so besonders macht, ist seine ruhige, fast nüchterne Erzählweise. Tsumura schreibt ohne Dramatik, aber mit einer feinen Wahrnehmung für Zwischentöne. Sie zeigt, wie viel Bedeutung in scheinbar kleinen Momenten steckt: ein Gespräch, ein Blick, eine Pause im Alltag. Dieses Buch lädt dazu ein, langsamer zu werden, auf sich selbst zu blicken, zu hinterfragen und freundlich sowie empathisch mit sich selbst zu sein. Zwischen neuen Begegnungen und ungewöhnlichen Jobs entsteht so eine Geschichte über Selbstfürsorge, Achtsamkeit und das behutsame Wiederfinden der eigenen Stimme und Bedürfnisse. Es geht darum, wie man lernt, Grenzen zu setzen, ohne sich zu ver- oder auszuschließen. Tsumura beschreibt, dass Heilung nicht unbedingt in den großen Dingen liegt, sondern in den Momenten, in denen wir für uns selbst da sind.

Ein unaufgeregtes und sehr kluges Buch über Arbeit, Erschöpfung und Selbstfindung. Es zeigt, dass der Anfang von etwas Neuem manchmal nicht im Besonderen, sondern im ganz Alltäglichen liegt. Für mich ist es eines meiner Lieblingsbücher in diesem Jahr.

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Veröffentlicht am 16.10.2025

Werwölfe, Romantasy, Intrigen und eine vielschichtige Handlung

Bitten
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Bitten ist der Beginn einer düsteren, atmosphärisch dichten Romantasy-Reihe, die mit Magie, Geheimnissen und einer ordentlichen Portion Gefühl überzeugt.

Im Mittelpunkt steht die siebzehnjährige Vanessa ...

Bitten ist der Beginn einer düsteren, atmosphärisch dichten Romantasy-Reihe, die mit Magie, Geheimnissen und einer ordentlichen Portion Gefühl überzeugt.

Im Mittelpunkt steht die siebzehnjährige Vanessa Hart, deren Leben nach einer Partynacht völlig aus der Bahn gerät. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Celeste wird sie von einem Wolfsrudel überfallen. Celeste überlebt den Angriff nicht und Vanessa wird gebissen. Um die Existenz der Werwölfe geheim zu halten, bringt man sie an den Hof der Wölfe, wo sie lernen soll, mit ihrem neuen Leben umzugehen. Doch als „Gebissene“ ist sie eine Außenseiterin und muss sich ihren Platz erst verdienen. Zwischen Unterricht an der Academy, politischen Machtspielen, beginnt sie, selbst nach Celestes Mörder zu suchen.

Jordan Stephanie Grey schafft es, eine düstere, intensive Stimmung aufzubauen. Der Schreibstil ist bildhaft und lebendig, ohne zu überladen zu wirken. Besonders gefällt, wie das Erzähltempo wechselt. Actionreiche Szenen werden durch ruhigere Momente ausgeglichen, in denen man Vanessa und ihre Entwicklung besser kennenlernt und mehr über die verschiedenen anderen Figuren erfährt.
Vanessa ist eine starke, aber auch verletzliche Hauptfigur. Ihre Wut, Trauer und ihr Wunsch nach Rache wirken ehrlich und nachvollziehbar. Auch die Nebenfiguren sind interessant gestaltet, allen voran Sinclair, der geheimnisvolle Prinz und sein Cousin Callix, mit dem sich ein spannendes Liebesdreieck andeutet.

Die Geschichte bleibt über lange Strecken interessant und bietet eine gute Mischung aus Emotionen und Erzählung. Hier und da schleichen sich ein paar bekannte Klischees ein und manchmal wirkt das Drama im Verhältnis zur Härte der Welt etwas überzogen. Trotz einiger Schwächen ist Bitten ein guter Start in eine Reihe, die Lust auf eine Fortsetzung macht.

Auch optisch ist das Buch ein echter Hingucker: Das wunderschöne Cover, der lilafarbene Farbschnitt und die vielen kleinen Details im Buchinneren runden das Gesamtbild ab.

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Veröffentlicht am 09.09.2025

Mut, Risiko und Verantwortung: Wenn eine besondere Gabe zur Gefahr wird

Whisperling - Die Geister-Detektivin
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Inhalt
Die Geschichte von Peggy Devona spielt im England des Jahres 1897 und erzählt von einem jungen Mädchen mit der Gabe eines Whisperlings – jemand, der mit Verstorbenen kommunizieren kann, die sich ...

Inhalt
Die Geschichte von Peggy Devona spielt im England des Jahres 1897 und erzählt von einem jungen Mädchen mit der Gabe eines Whisperlings – jemand, der mit Verstorbenen kommunizieren kann, die sich noch nicht von unserer Welt verabschiedet haben. Als ihre beste Freundin Sally fälschlicherweise des Mordes beschuldigt wird, nutzt Peggy diese Fähigkeit, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Dabei setzt sie ihre eigene Sicherheit aufs Spiel, in einer Gesellschaft, in der Andersartigkeit als Bedrohung wahrgenommen wird. Im Verlauf der Handlung trifft sie auf eine neue Welt und gewinnt wertvolle Verbündete.

Cover
Das Cover des Buches gefällt mir gut, wobei ich mir eine stärkere Verbindung zum Inhalt gewünscht hätte. Die englische Ausgabe transportiert die Atmosphäre des Buches meiner Meinung nach noch etwas besser.

Mein Eindruck
Wer beim Cover an eine kindliche Geistergeschichte denkt, wird überrascht sein. Das Buch behandelt tiefgehende Themen wie Tod, Verlust, Diskriminierung und das Leben im viktorianischen England auf eine Weise, die sowohl ältere Kinder als auch Jugendliche und Erwachsene anspricht. Die Altersempfehlung ab 10 Jahren erschien mir stellenweise etwas niedrig, da die düsteren und schonungslosen Beschreibungen mancher Situationen sehr intensiv sind. Themen wie Hexenverfolgung, die Rolle der Kirche und die Stellung der Frau werden klar und eindringlich dargestellt und hinterlassen beim Lesen oft einen nachdenklichen Eindruck.

Die Handlung ist spannend und mitreißend. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und konnte mich gut in die Figuren hineinversetzen. Peggy selbst ist eine sympathische Protagonistin, deren Fähigkeiten neugierig machen. Allerdings empfand ich den Titel „Die Geister-Detektivin“ als leicht irreführend, da Peggy nur begrenzt detektivisch arbeitet. Auch die Geisterkommunikation war für mich leider etwas zu wenig vorhanden dennoch wird das Potential ihrer Fähigkeiten am Ende deutlich. Einige Handlungsstränge waren vorhersehbar, das hat meiner Leseerfahrung jedoch keinen Abbruch getan. Das Ende ist ereignisreich, wirkt an manchen Stellen aber etwas überstürzt und an einigen Stellen zu schnell aufgelöst.

Mein Fazit
"Whisperling – Die Geister-Detektivin" ist ein atmosphärisch sehr gutes und emotional berührendes Buch. Die Beschreibungen sind anschaulich und erzeugen sofort Bilder im Kopf, der Schreibstil ist klar und flüssig. Die Charaktere sind gut dargestellt, allerdings fehlte mir hier manchmal einfach etwas Tiefe. Ich konnte mir jede Figur sofort vorstellen. Das Buch verzichtet auf unnötige Nebenschauplätze und vermittelt sowohl Spannung als auch Emotionen. Ich hätte mir einen stärkeren Gruselfaktor gewünscht, bin aber sehr gespannt, wie Peggy ihre Fähigkeiten weiterentwickeln wird. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen dieser Geschichte und würde auch die Nachfolger dieses Buches lesen.

Vielen Dank dafür!

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